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Review Yellow Sea

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Dreckig und deprimierend
von D.S.

In YELLOW SEA gibt es keine Helden. Nur Opfer. Und einen Oberbösewicht - der in mancher Hinsicht die größte Schwäche des Films darstellt. Denn alles, was ihn ansonsten so schmerzhaft realistisch wirken lässt, verblasst nahezu angesichts der Comichaftigkeit, mit der jener gezeichnet wird: grundböse, quasi unverwundbar, ein Teufel in Menschengestalt. Andererseits sorgt seine Figur für ein hohes Maß an körperlicher Aktivität in der zweiten Hälfte des Films, für massive Ausbrüche von Gewalt und Action, an denen es über einige Strecken von YELLOW SEA vorher ziemlich gemangelt hatte. Verzichten möchte man also nicht auf ihn, er sorgt für mehr Unterhaltung, wenn auch gleichzeitig etwas weniger nachhaltige Wirkung.

Zum Inhalt der Handlung wurde in den bisherigen Reviews schon genug geschrieben. Für mich gibt es eigentlich nur noch anzumerken, dass man dem Film seine Laufzeit von 157 Minuten nicht anmerkt: Mit Ausnahme der etwas langatmigen Exposition, die allerdings wiederum besonders trist, realistisch und dadurch bedrückend wirkt, vergeht die Zeit hier wie im Flug. Man wird als Zuschauer permanent bei der Stange gehalten, ohne dass irgendwelche inszenatorischen oder gar technischen Spielereien eingesetzt werden würden. Knochentrocken und knochenhart schreitet die Story stringent voran, ein einziger Nebenhandlungsstrang - die Suche des Protagonisten nach seiner Ehefrau - wird schlüssig in die Haupthandlung eingebunden und verstärkt sogar noch das von ihr vermittelte, YELLOW SEA prägende Gefühl zunehmender Ausweglosigkeit und dräuender Konflikt-Eskalation.

Unsere Hauptfigur kann einem einfach nur leidtun: Sie wird von jedem Menschen immer und immer wieder nur verarscht, verraten, verkauft, tiefer und tiefer in die Scheiße hineingeritten. Verzweifelt versucht sie, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um endlich (wieder) ein normales, ruhiges Leben führen zu können. Aber es geht einfach nicht fair zu. Keine Hoffnung, keine Chance.

Das vermittelt YELLOW SEA kraftvoll, in eine interessante und spätestens in der zweiten Filmhälfte auch sehr actiongeladene Story. Filmisch dreckig, inhaltlich deprimierend - zwar kein Highlight des koreanischen Genrekinos, aber ein allemal guter, intensiver Film. 7 Punkte von mir.

war im Metropolis 8, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Yellow Sea
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.3/10 44
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 14:16

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