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Review The Zodiac

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Motivation ungeklärt
von D.S.

Wieder mal ein Film über einen realen Serienmörder - dazu noch einen der interessantesten: die Identität des Killers, der sich selbst den Namen "Zodiac" gab und, so eine Deutungsweise, eine Schwäche für astronomische Erscheinungen und astrologische Korrelationen hatte, ist bis heute nicht geklärt; ebensowenig wie seine tatsächlichen Motive oder auch die genaue Zahl seiner Opfer (er selbst behauptete, 37 Morde begangen zu haben, gesichert ihm zugeschrieben werden jedoch nur 5). Außergewöhnlich auch die offensichtliche Geltungssucht des Killers, die ihn immer wieder veranlaßte, öffentlich mit den Medien und den Ermittlungsbehörden zu kommunizieren sowie rätselhafte Spiele mit ihnen zu spielen (unter anderem ließ er, unter Androhung eines sonst folgenden Blutbades, von drei Tageszeitungen sein "Geständnis" in Form eines Codes abdrucken, der kaum zu knacken war).

All dies zusammengenommen bietet ausreichend Stoff für einen fesselnden Thriller. Möchte man meinen. Vielleicht bietet uns die anstehende Verfilmung des Themas durch David Fincher ja Entsprechendes - "The Zodiac" aber leider nicht. Natürlich, angesichts der geringen Zahl gesicherter Daten und Fakten - die der Film übrigens erstaunlich akkurat wiedergibt - bedürfte es vielleicht eines zumindest phasenweise relativ freien und fiktiven Umgangs mit der realen Geschichte, um wirkliche Spannung aufkommen zu lassen. Um ein gesteigertes Interesse an der Person des Mörders und seiner Motivation beim Publikum entstehen zu lassen. Um einen beispielsweise gebannt auf seine nächsten Züge und die Reaktion der Polizei warten zu lassen. "The Zodiac" bewirkt nichts dergleichen, trotz ab und an schön düsterer Atmosphäre und eines guten Soundtracks wird nie das Gefühl von Bedrohung oder echte Neugier diesbezüglich erzeugt; das Handeln des Killers läßt einen weitgehend kalt.

Allerdings verfolgt der Film offensichtlich auch einen ganz anderen Ansatz. Er will sich auf eine "menschliche" Ebene begeben, indem er darauf fokussiert, welchen Einfluß die brutalen und dramatischen Geschehnisse auf die Gesellschaft der USA in den späten 1960er und 70er Jahren hatten. Im Mittelpunkt steht dabei die Figur des leitenden Ermittlers, dessen Persönlichkeit und Leben zunehmend von der Beschäftigung mit den Morden und dem Mörder dominiert wird, worüber er sich seiner Familie mehr und mehr entfremdet. Dies ist ein legitimer Ansatz und erinnert stark an die Vorgehensweise von "Summer of Sam". Wo jener aber seine Geschichte auch dort, wo sie nur mittelbar mit dem Serienkiller zusammenhing, auf wirklich fesselnde Weise erzählte und ein Interesse auch am weitergehenden Schicksal seiner Protagonisten erzeugte, bleibt "The Zodiac" leidenschaftslos und distanziert. Zudem verfügt er über die deutlich schlechtere Figurenzeichnung und schlechtere Darsteller; insbesondere die Hauptfigur ist nicht besonders überzeugend gespielt und wirkt eher unsympathisch.

Seine Familie hingegen spielt nur in wenigen Sequenzen die Rolle, die ihr bei einer solchen Erzählweise angemessen wäre. Zumeist wirken sowohl die Frau als auch der Sohn der Hauptfigur fast wie bloße Statisten. Und in den seltenen Fällen, wo sie dann doch mal auf interessante Weise in die Geschichte eingebunden werden (etwa wenn die nahezu fanatische Faszination des Sohns für den "Zodiac"-Fall thematisiert wird), verliert die Erzählung merkwürdig den Faden. Jene Handlungsstränge scheinen nicht sehr zielgerichtet (so erfährt die Hauptfigur nicht einmal etwas von dieser Faszination ihres Sohnes); sie versanden einfach irgendwann irgendwo - genau wie auch der Film selbst.

Was bleibt, ist ein in der Theorie nicht uninteressanter Film, in dem aber einerseits ein ganzes Stück zu wenig passiert (nicht nur auf der Handlungs-, sondern auch auf der psychologischen Ebene), der andererseits auch in seiner Rahmenhandlung nicht genau zu wissen scheint, wo er eigentlich hin will. Zudem ist er zu langsam und zu spannungsarm inszeniert. Und dabei auch visuell (mit Ausnahme einer aufregenden, aber leider nur sehr kurzen Sequenz, in welcher die wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse der späten 1960er Jahre in rauschhaftem Tempo über die Leinwand flimmern) viel zu gewöhnlich, um in irgendeiner Form erinnernswert zu sein.

Warten wir also, genau wie (laut eigener Aussage) der Killer selbst, weiterhin auf einen Film, der mit dem Phänomen "Zodiac" auf angemessene Weise umgeht. Für diesen Versuch gibt es nur 4,5 Punkte.

war im Metropolis, Frankfurt

12 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Zodiac
  • f3a.net: 4.8/10 12
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 19:12

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