Reviewer
Leimbacher-Mario * 8.0
Aggressiver Autopilot
Der neue Sci-Fi-Thriller von Cronenberg Jr. erzählt von einer Technik, mit der speziell ausgebildete (?) Menschen in die Gehirne von anderen, meist wichtigen Personen geschleust werden, so deren Körper und Geist übernehmen und in deren Gestalt, unentdeckt und hinterhältig, z. B. Morde begehen oder Informationen beschaffen können...
„Possessor“ ist brandheißer Cybershit und (nach dem vor Jahren schon klasse „Antiviral“) eine weitere eindrucksvolle Visitenkarte für den jungen Brandon Cronenberg. Das Ding ist hypnotisch-stylisch ohne Ende, seine Gewaltausbrüche sind wirklich wunderschön kompromisslos, sozial, technisch und philosophisch gibt es hier zehn Hände voll zu bereden und zu überdenken. Ein klasse Gedankenspiel zwischen Realität, Wahn, Alptraum und Spiel. Mit bitterernsten Konsequenzen und ohne doppelten Fangboden. „Possessor“ hat das Zeug zum Kulthit und würde mit Sicherheit gerade (wenn das C-Wort nicht wär) weltweit auf allen möglichen Genrefestivals laufen und Wellen schlagen. Intensiv, eindringlich, hart, erbarmungslos und nachdenklich stimmend. Und Sean Bean muss mal wieder gehörig und visuell enorm heftig einiges einstecken. Durch die Charakterwechsel irgendwo zwischen „Altered States“ und „Altered Carbon“, die flüssigen Linien und Grenzen, die sehr minimalistischen Charakterisierungen ist einem zwar nicht immer klar, auf wessen Seite man stehen soll, vorgekaut oder zu deutlich gemacht, wird einem hier nichts - doch das macht den Film, der definitiv lange bei einem bleibt, in der Rückschau vielleicht sogar noch interessanter.
Fazit: „Black Mirror“ trifft „eXistenZ“ - der kleine Cronenberg ist weiterhin auf dem Weg bzw. mit dem Potenzial gesegnet, ein genauso Großer zu werden, wie sein Vater. „Possessor“ ist ein intensiver, harter und bis ins Mark verunsichernder Trip ins Unterbewusstsein - selbst wenn die Charakterzeichnungen und die Empathie etwas auf der Strecke bleiben und man nicht immer weiß, wer hier gerade am Drücker ist oder zu wem man halten soll...
„Possessor“ ist brandheißer Cybershit und (nach dem vor Jahren schon klasse „Antiviral“) eine weitere eindrucksvolle Visitenkarte für den jungen Brandon Cronenberg. Das Ding ist hypnotisch-stylisch ohne Ende, seine Gewaltausbrüche sind wirklich wunderschön kompromisslos, sozial, technisch und philosophisch gibt es hier zehn Hände voll zu bereden und zu überdenken. Ein klasse Gedankenspiel zwischen Realität, Wahn, Alptraum und Spiel. Mit bitterernsten Konsequenzen und ohne doppelten Fangboden. „Possessor“ hat das Zeug zum Kulthit und würde mit Sicherheit gerade (wenn das C-Wort nicht wär) weltweit auf allen möglichen Genrefestivals laufen und Wellen schlagen. Intensiv, eindringlich, hart, erbarmungslos und nachdenklich stimmend. Und Sean Bean muss mal wieder gehörig und visuell enorm heftig einiges einstecken. Durch die Charakterwechsel irgendwo zwischen „Altered States“ und „Altered Carbon“, die flüssigen Linien und Grenzen, die sehr minimalistischen Charakterisierungen ist einem zwar nicht immer klar, auf wessen Seite man stehen soll, vorgekaut oder zu deutlich gemacht, wird einem hier nichts - doch das macht den Film, der definitiv lange bei einem bleibt, in der Rückschau vielleicht sogar noch interessanter.
Fazit: „Black Mirror“ trifft „eXistenZ“ - der kleine Cronenberg ist weiterhin auf dem Weg bzw. mit dem Potenzial gesegnet, ein genauso Großer zu werden, wie sein Vater. „Possessor“ ist ein intensiver, harter und bis ins Mark verunsichernder Trip ins Unterbewusstsein - selbst wenn die Charakterzeichnungen und die Empathie etwas auf der Strecke bleiben und man nicht immer weiß, wer hier gerade am Drücker ist oder zu wem man halten soll...
Alexander * 9.0
Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?
Soviel ist bereits klar: Cronenberg jr. folgt den Fußstapfen des inspirierenden Regie-Vaters so ambitioniert und talentiert, das es eine wahre Freude für den Cineasten ist. Nach bereits wenigen Minuten denkt man sich: „Wie cool, das sieht ja aus wie ein Film von David Cronenberg“. Daddy C. dürfte stolz sein.
Nun gibt es ja bereits Filme zur Genüge, in deren Handlungsmittelpunkt die Besitzergreifung des menschlichen Geist und Körpers durch irgendwelche Kräfte steht. Das Thema des „bodysnatching“ ist eigentlich ausgelutscht wie ein alter Drops. Und auch Papa Cronenberg hat in seinem Kultfilm „Scanners“ bereits vor langer Zeit sehr eindringlich das gewaltsame Eindringen in den Geist anderer Menschen thematisiert.
„Possessor“ ist jedoch absolut kein langweiliger Neuaufguss der „Körperfresser“, sondern ein verstörender, hammerharter Cyber-Psycho-Hardcore Shit, wie man ihn schon lange nicht mehr sehen durfte, sofern man denn überhaupt schon mal sowas gesehen hat. Extrem heftig, sowohl was die psychologische Seite angeht, als auch die Kanister von Blut verspritzenden, und auf die ultrabrutale Seite zugespitzten, harten Splatterszenen betreffend. Dies ist kein Feelgood Movie.
Hier wird in alle Richtungen brutal schonungslos um sich gestochen und gemetzelt, werden nach „Cronenberg“ Art, in verstörenden Bildern Gesichter verzerrt, und mit der Kamera auf alles immer schön draufgehalten. Stellenweise kommt das Ding in seiner erbarmungslos verstörenden Art sogar an die bizarren Werke eines Brian Yuzna heran, ein Fest für Kenner des Genres und für mich ein „Instant Cult Classic“, über den noch viel gesprochen werden dürfte.
Ein echter Pluspunkt von „Possessor“ ist außerdem, das er die Intelligenz seiner Zuschauer nicht unterschätzt und sich die für Genrefilme oft so typische und generische Einleitung komplett spart, mit denen viele Filme mitunter schon ihr gesamtes erstes Drittel füllen. Alleine dafür das Cronenberg uns direkt in die Handlung „hineinschmeißt“ und uns nicht mit überflüssigen Vorgeschichten langweilt, gibt es von mir einen Bonus bei der Bewertung. Man könnte auch sagen: Der Film kommt in jeder Beziehung ziemlich schnell auf den Punkt, haut den Nagel rein, belässt es beim Elevator Pitch statt die Handlung kaputtzureden.
Dabei sind es am Ende aber gar nicht die blutverschmierten Szenen, die nachhaltig verstören, sondern vielmehr die innovative Art und Weise wie Brandon Cronenberg uns hier im Laufe der sich dramatisch zuspitzenden Geschichte die Verschmelzung von Körper und Geist, bzw. die durch diese Tortur zwangsläufig zu erwartende Überforderung von sowohl Master als auch Slave, in sehr eindringlichen Bildern darbietet. Empathische Menschen seien gewarnt, stellenweise könnte man das Bedürfnis haben sich zu übergeben und auch Alpträume dürften garantiert sein. Das Wort „Mindfuck“ bekommt in „Possessor“ jedenfalls eine völlig neue Bedeutung zugeteilt.
Nun gibt es ja bereits Filme zur Genüge, in deren Handlungsmittelpunkt die Besitzergreifung des menschlichen Geist und Körpers durch irgendwelche Kräfte steht. Das Thema des „bodysnatching“ ist eigentlich ausgelutscht wie ein alter Drops. Und auch Papa Cronenberg hat in seinem Kultfilm „Scanners“ bereits vor langer Zeit sehr eindringlich das gewaltsame Eindringen in den Geist anderer Menschen thematisiert.
„Possessor“ ist jedoch absolut kein langweiliger Neuaufguss der „Körperfresser“, sondern ein verstörender, hammerharter Cyber-Psycho-Hardcore Shit, wie man ihn schon lange nicht mehr sehen durfte, sofern man denn überhaupt schon mal sowas gesehen hat. Extrem heftig, sowohl was die psychologische Seite angeht, als auch die Kanister von Blut verspritzenden, und auf die ultrabrutale Seite zugespitzten, harten Splatterszenen betreffend. Dies ist kein Feelgood Movie.
Hier wird in alle Richtungen brutal schonungslos um sich gestochen und gemetzelt, werden nach „Cronenberg“ Art, in verstörenden Bildern Gesichter verzerrt, und mit der Kamera auf alles immer schön draufgehalten. Stellenweise kommt das Ding in seiner erbarmungslos verstörenden Art sogar an die bizarren Werke eines Brian Yuzna heran, ein Fest für Kenner des Genres und für mich ein „Instant Cult Classic“, über den noch viel gesprochen werden dürfte.
Ein echter Pluspunkt von „Possessor“ ist außerdem, das er die Intelligenz seiner Zuschauer nicht unterschätzt und sich die für Genrefilme oft so typische und generische Einleitung komplett spart, mit denen viele Filme mitunter schon ihr gesamtes erstes Drittel füllen. Alleine dafür das Cronenberg uns direkt in die Handlung „hineinschmeißt“ und uns nicht mit überflüssigen Vorgeschichten langweilt, gibt es von mir einen Bonus bei der Bewertung. Man könnte auch sagen: Der Film kommt in jeder Beziehung ziemlich schnell auf den Punkt, haut den Nagel rein, belässt es beim Elevator Pitch statt die Handlung kaputtzureden.
Dabei sind es am Ende aber gar nicht die blutverschmierten Szenen, die nachhaltig verstören, sondern vielmehr die innovative Art und Weise wie Brandon Cronenberg uns hier im Laufe der sich dramatisch zuspitzenden Geschichte die Verschmelzung von Körper und Geist, bzw. die durch diese Tortur zwangsläufig zu erwartende Überforderung von sowohl Master als auch Slave, in sehr eindringlichen Bildern darbietet. Empathische Menschen seien gewarnt, stellenweise könnte man das Bedürfnis haben sich zu übergeben und auch Alpträume dürften garantiert sein. Das Wort „Mindfuck“ bekommt in „Possessor“ jedenfalls eine völlig neue Bedeutung zugeteilt.
D.S. * 7.5
Every Picture tells a Story
Brandon Cronenbergs zweiter Langfilm ist an der Oberfläche ein gewaltiges Style-Spektakel. Rigide Bildarchitektur, ausdrucksstarke Farbgebung, tief in den Erlebnisraum der Protagonisten vordringende Tongestaltung und Kameraführung erzeugen einen mitunter hypnotisierenden Sog, in den der Zuschauer nur allzu leicht geraten und dabei den sicheren Boden der „Realität“ der Erzählung unter den Füßen verlieren kann.
Das wirkt doppelt raffiniert - denn in ebendieser Erzählung geht es um das sinistre Tun von Geheimagenten, die vorübergehend das Bewusstsein unschuldiger Opfer übernehmen, um sie für die Ermordung ausgewählter Zielpersonen zu benutzen: als perfekte menschliche Drohnen, wenn man so will. Tasya Vos (Andrea Riseborough, MANDY) ist die vielleicht routinierteste Agentin im Kader der finsteren Organisation im Hintergrund, über deren Ursprünge und Ziele man wenig erfährt. Aber die jahrelange psychisch invasive Arbeit zollt langsam ihren Tribut - Tasyas eigene geistige Gesundheit wirkt immer stärker belastet, die Grenze zwischen Täter- und Opferbewusstsein scheint Risse zu bekommen, ihre „Realität“ gerät ins Wanken. Was die Inszenierung auf ihrer audiovisuellen Ebene, wie erwähnt, eindrücklich erfahrbar werden lässt. Die bemerkenswerte stilistische Schau von POSSESSOR hat also einen sehr konkreten narrativen Sinn; eine bloße Verliebtheit in filmische Mätzchen kann man Brandon Cronenberg sicher nicht vorwerfen - im Gegenteil schon eher eine mitunter vielleicht etwas zu plumpe Symbolik. (Das gilt übrigens erst recht, wenn man die Deutung des Geschehens noch ein wenig weiter treiben will, POSSESSOR nicht als bloße Metapher auf das Kontroll- bzw. Dominanzstreben kaputter Persönlichkeiten lesen will, sondern als Geschichte über das Geschichtenerzählen, als Film übers Filmemachen... aber diese Diskussion überlasse ich anderen).
Was bei der meisterlichen Inszenierung eventuell ein wenig zu kurz gerät, ist die Handlung selbst. Ohne zu spoilern, beschränkt sich deren tatsächlicher Gehalt - nach der Einleitung - im Wesentlichen auf zwei unterschiedliche Set-ups. Diese erreichen durchaus eine hohe, zwischendurch sogar schmerzhafte Intensität. Erzählerisch ist Brandon Cronenberg jedoch deutlich näher an den Brainfuck-Erlebnis-Events eines David Lynch als an den klassischen Spannungsbögen der meisten Filme seines Vaters.
Interessanterweise erinnert mich POSSESSOR insgesamt trotzdem am meisten noch an EXISTENZ - vor allem, da die transportierte Atmosphäre ähnlich ist. Aber auch im Handlungsrahmen gibt es Gemeinsamkeiten, wobei der Body-Horror-Aspekt im eigentlichen Sinne hier vernachlässigt werden kann. Brandon Cronenbergs etwas verunglückter Erstling ANTIVIRAL ist jedenfalls kein wirklicher Referenzpunkt, speziell stilistisch ist der Regisseur seitdem deutlich gereift. Zum Vergleich bietet sich eher sein letzter Kurzfilm an, der gefeierte PLEASE SPEAK CONTINUOUSLY AND DESCRIBE YOUR EXPERIENCES AS THEY COME TO YOU, in dem ebenfalls verschiedene Realitätsebenen miteinander verschwimmen und bei dem man sich als Zuschauer genauso bis zuletzt nicht sicher sein kann, aus welcher Perspektive man das Geschehen eigentlich betrachtet - eine „Wahrnehmungsunsicherheit“, ein surrealistischer Eindruck, der durch auffällige, kunstvolle Bildkomposition und Farbgebung geschickt unterstützt wird.
Wie in POSSESSOR, bei dem sich der Umgang mit audiovisuellen Zeichen analog zum Fortgang der Story, zur geistigen „Klarheit“ der Hauptfigur im Filmverlauf ändert. Man achte auf den Einsatz von Primärfarben (in uni) und Weiß; viel mehr sogar noch auf die zunächst von klaren geometrischen Formen geprägten Einstellungen, die später buchstäblich zerfließen.
Narrationsunterstützende Bildgestaltung wie aus dem Filmschul-Lehrbuch, die man aber lange nicht mehr so effektiv erlebt hat. POSSESSOR entführt in eine zutiefst verstörende Zukunftsperspektive, ist atmosphärisch dicht und äußerst beklemmend. Ein harter, kunstvoller Trip von Film, der stilistisch zum Stärksten gehört, das vom FFF seit Jahren gezeigt wurde. Gute 7,5 Punkte, klar in den Top 5 des 2020er-Programms.
Das wirkt doppelt raffiniert - denn in ebendieser Erzählung geht es um das sinistre Tun von Geheimagenten, die vorübergehend das Bewusstsein unschuldiger Opfer übernehmen, um sie für die Ermordung ausgewählter Zielpersonen zu benutzen: als perfekte menschliche Drohnen, wenn man so will. Tasya Vos (Andrea Riseborough, MANDY) ist die vielleicht routinierteste Agentin im Kader der finsteren Organisation im Hintergrund, über deren Ursprünge und Ziele man wenig erfährt. Aber die jahrelange psychisch invasive Arbeit zollt langsam ihren Tribut - Tasyas eigene geistige Gesundheit wirkt immer stärker belastet, die Grenze zwischen Täter- und Opferbewusstsein scheint Risse zu bekommen, ihre „Realität“ gerät ins Wanken. Was die Inszenierung auf ihrer audiovisuellen Ebene, wie erwähnt, eindrücklich erfahrbar werden lässt. Die bemerkenswerte stilistische Schau von POSSESSOR hat also einen sehr konkreten narrativen Sinn; eine bloße Verliebtheit in filmische Mätzchen kann man Brandon Cronenberg sicher nicht vorwerfen - im Gegenteil schon eher eine mitunter vielleicht etwas zu plumpe Symbolik. (Das gilt übrigens erst recht, wenn man die Deutung des Geschehens noch ein wenig weiter treiben will, POSSESSOR nicht als bloße Metapher auf das Kontroll- bzw. Dominanzstreben kaputter Persönlichkeiten lesen will, sondern als Geschichte über das Geschichtenerzählen, als Film übers Filmemachen... aber diese Diskussion überlasse ich anderen).
Was bei der meisterlichen Inszenierung eventuell ein wenig zu kurz gerät, ist die Handlung selbst. Ohne zu spoilern, beschränkt sich deren tatsächlicher Gehalt - nach der Einleitung - im Wesentlichen auf zwei unterschiedliche Set-ups. Diese erreichen durchaus eine hohe, zwischendurch sogar schmerzhafte Intensität. Erzählerisch ist Brandon Cronenberg jedoch deutlich näher an den Brainfuck-Erlebnis-Events eines David Lynch als an den klassischen Spannungsbögen der meisten Filme seines Vaters.
Interessanterweise erinnert mich POSSESSOR insgesamt trotzdem am meisten noch an EXISTENZ - vor allem, da die transportierte Atmosphäre ähnlich ist. Aber auch im Handlungsrahmen gibt es Gemeinsamkeiten, wobei der Body-Horror-Aspekt im eigentlichen Sinne hier vernachlässigt werden kann. Brandon Cronenbergs etwas verunglückter Erstling ANTIVIRAL ist jedenfalls kein wirklicher Referenzpunkt, speziell stilistisch ist der Regisseur seitdem deutlich gereift. Zum Vergleich bietet sich eher sein letzter Kurzfilm an, der gefeierte PLEASE SPEAK CONTINUOUSLY AND DESCRIBE YOUR EXPERIENCES AS THEY COME TO YOU, in dem ebenfalls verschiedene Realitätsebenen miteinander verschwimmen und bei dem man sich als Zuschauer genauso bis zuletzt nicht sicher sein kann, aus welcher Perspektive man das Geschehen eigentlich betrachtet - eine „Wahrnehmungsunsicherheit“, ein surrealistischer Eindruck, der durch auffällige, kunstvolle Bildkomposition und Farbgebung geschickt unterstützt wird.
Wie in POSSESSOR, bei dem sich der Umgang mit audiovisuellen Zeichen analog zum Fortgang der Story, zur geistigen „Klarheit“ der Hauptfigur im Filmverlauf ändert. Man achte auf den Einsatz von Primärfarben (in uni) und Weiß; viel mehr sogar noch auf die zunächst von klaren geometrischen Formen geprägten Einstellungen, die später buchstäblich zerfließen.
Narrationsunterstützende Bildgestaltung wie aus dem Filmschul-Lehrbuch, die man aber lange nicht mehr so effektiv erlebt hat. POSSESSOR entführt in eine zutiefst verstörende Zukunftsperspektive, ist atmosphärisch dicht und äußerst beklemmend. Ein harter, kunstvoller Trip von Film, der stilistisch zum Stärksten gehört, das vom FFF seit Jahren gezeigt wurde. Gute 7,5 Punkte, klar in den Top 5 des 2020er-Programms.
glotzte im Harmonie, Frankfurt
Zurbaron * 6.0
Wenn Possessor so gut inszeniert gewesen wäre, wie der schriftliche Ausdruck von D.S. Review, wäre er locker in der 8 bis 10 Punkte Wertung gelandet. Leider hat nicht Christopher Nolan diesen Film gedreht, sondern ein Regisseur der es nicht geschafft hat die zwei Teile der Geschichte zu einem funktionierendem Ganzen zusammenzufügen. ***SPOILER***Die zwei Teile sind zum einen die Geschichte um eine Auftragsmörderin, die einen Menschen gedanklich steuert, der dann den Mord ausführt anstatt selbst vor Ort sein zu müssen; zum anderen die Frage nach dem Welche meiner Gedanken sind meine eigenen und welche von den kontrollierten Menschen. Letzteres erinnert an den moralischen Konflikt von Undercover Polizisten, ersteres ein wenig an Inception oder Paprika. Also gute Voraussetzungen für einen hervorragenden Filmcocktail.
Hier eine Checkliste warum es leider nicht zu einem tollen Filmgenuß gereicht hat:
vielschichtige Charaktere: Fehlanzeige
sympathische Charaktere: Fehlanzeige
Filmmusik: unpassend und teilweise nervig
interessante Wendungen: Fehlanzeige
tolle Bildsprache: Fehlanzeige
Fazit: Eine geniale Grundidee schlecht erzählt.
Hier eine Checkliste warum es leider nicht zu einem tollen Filmgenuß gereicht hat:
vielschichtige Charaktere: Fehlanzeige
sympathische Charaktere: Fehlanzeige
Filmmusik: unpassend und teilweise nervig
interessante Wendungen: Fehlanzeige
tolle Bildsprache: Fehlanzeige
Fazit: Eine geniale Grundidee schlecht erzählt.
Dr_Schaedel * 5.0
Kalt-blutig
Ich muss gestehen: Irgendwann, sogar ziemlich bald, bin ich ausgestiegen, weil ich nichts mehr verstanden habe. Das lag möglicherweise zum einen am viel zu leisen Ton (sehr schöne Idee, den Film Open Air auf der hübschen Dachterrasse des Cinecittá zu zeigen, aber Nebengeräusche der wieder zum Leben erwachten Innenstadt Nürnbergs an diesem ersten vollwertigen Kneipenabend seit 6 Monaten, sowie fehlende Begrenzung des Raums machten dem Vorführer und damit dem Publikum das Leben schwer), zum Teil auch am Genuschel der von mir ansonsten sehr geschätzten Jennifer Jason Leigh, die vermutlich alles ausführlich in der Exposition erklärt hat, aber eben unverständlich, und sicher letztlich auch am Film – einer Art Sex & Violence-Variante des frühen Cyber-SF-Streifens PROJEKT BRAINSTORM aus dem Jahr 1983 – selbst.
Wer gibt diese akribisch vorbereiteten Morde in Auftrag? Wer finanziert dieses drecksteure Lounge-artige High-End-Labor? Ja, wer ist eigentlich der Nutznießer all dieser Gewalt? Und warum nutzt man die neue Technologie zu nichts Sinnvollerem? Das sind die Fragen, mit denen mich der Film zurückließ. Und mit so mancher Weiteren.
Zur Story kann ich hier also wenig sagen. Funktioniert sie? Keine Ahnung. Ich wusste ja teilweise nicht einmal mehr, wer wer ist, in diesem Rein-Raus-Spiel der Identitäten. Auch die anderen Reviews schweigen sich hierüber aus. Gebt es zu, Euch ging es genauso wie mir. ;-D
Bleiben: Schöne, teils atemberaubende, kühle Bilder, grandioses Setdesign, professionelle Gore-Effekte von teils schmerzhaftem Realismus, die aber zum Teil überzogen und in diesem Cyber-Thriller unangebracht wirken, und jede Menge VFX-Stakkato im Wechsel mit ziemlichen Längen.
Der Cronenbergsche Apfel landet hier verblüffend nah beim Stamm. Dass auf dem abendlichen Empfang nicht noch Jeremy Irons in der Rolle eines Dr. Mantle aus DEAD RINGERS herumsteht, grenzt an ein Wunder.
Muss man da noch erwähnen, dass es der Gewinner nicht allzu viele gibt? Nach dem Wahnsinn regiert der schale Nachgeschmack. Leider auch beim Rezensenten, der hier das Gefühl hat, dass man auf dem Weg zu Genre-Meisterwerk doch ein wenig falsch abgebogen ist. Schade. Vielleicht bringt eine zweite Sichtung dann doch noch etwas Licht ins Dunkel und damit ein wenig Befriedigung.
Ach ja, noch was zur Rolle von Sean Bean, die im Vorfeld viel Anlass zur Spekulation gab: ***SPOILER***Tja, wieder kein Oscar. ;-)
Fazit: Wo Cronenberg (jr.) draufsteht, ist auch Cronenberg (sen.) drin: In POSSESSOR treffen wir in der nächsten Generation auf eiskalte Akteure in ebensolchen Interieurs, den menschlichen Körper in allerlei Zuständen, obszön viel Blut und viel Pessimismus, der aber in erlesenen Bildern in Szene gesetzt ist. Sicher hat auch dieser Film seinen Platz im Genre schon jetzt sicher. Mir persönlich war's zu unrund, daher die etwas knauserige Bewertung.
Wer gibt diese akribisch vorbereiteten Morde in Auftrag? Wer finanziert dieses drecksteure Lounge-artige High-End-Labor? Ja, wer ist eigentlich der Nutznießer all dieser Gewalt? Und warum nutzt man die neue Technologie zu nichts Sinnvollerem? Das sind die Fragen, mit denen mich der Film zurückließ. Und mit so mancher Weiteren.
Zur Story kann ich hier also wenig sagen. Funktioniert sie? Keine Ahnung. Ich wusste ja teilweise nicht einmal mehr, wer wer ist, in diesem Rein-Raus-Spiel der Identitäten. Auch die anderen Reviews schweigen sich hierüber aus. Gebt es zu, Euch ging es genauso wie mir. ;-D
Bleiben: Schöne, teils atemberaubende, kühle Bilder, grandioses Setdesign, professionelle Gore-Effekte von teils schmerzhaftem Realismus, die aber zum Teil überzogen und in diesem Cyber-Thriller unangebracht wirken, und jede Menge VFX-Stakkato im Wechsel mit ziemlichen Längen.
Der Cronenbergsche Apfel landet hier verblüffend nah beim Stamm. Dass auf dem abendlichen Empfang nicht noch Jeremy Irons in der Rolle eines Dr. Mantle aus DEAD RINGERS herumsteht, grenzt an ein Wunder.
Muss man da noch erwähnen, dass es der Gewinner nicht allzu viele gibt? Nach dem Wahnsinn regiert der schale Nachgeschmack. Leider auch beim Rezensenten, der hier das Gefühl hat, dass man auf dem Weg zu Genre-Meisterwerk doch ein wenig falsch abgebogen ist. Schade. Vielleicht bringt eine zweite Sichtung dann doch noch etwas Licht ins Dunkel und damit ein wenig Befriedigung.
Ach ja, noch was zur Rolle von Sean Bean, die im Vorfeld viel Anlass zur Spekulation gab: ***SPOILER***Tja, wieder kein Oscar. ;-)
Fazit: Wo Cronenberg (jr.) draufsteht, ist auch Cronenberg (sen.) drin: In POSSESSOR treffen wir in der nächsten Generation auf eiskalte Akteure in ebensolchen Interieurs, den menschlichen Körper in allerlei Zuständen, obszön viel Blut und viel Pessimismus, der aber in erlesenen Bildern in Szene gesetzt ist. Sicher hat auch dieser Film seinen Platz im Genre schon jetzt sicher. Mir persönlich war's zu unrund, daher die etwas knauserige Bewertung.
saß im Cinecitta', Nürnberg
Herr_Kees * 6.5
Switcheroo!
Tasya Vos ist eine gefragte Auftragskillerin. Allerdings mordet sie nicht selbst, sondern bedient sich dazu anderer Körper mit Hilfe einer komplizierten „Possessor“-Technologie, mit der Attentate und andere komplexe Operationen durchgeführt werden.
Das klingt ein wenig nach INCEPTION und exiStenZ, aber Brandon Cronenberg ist an flashy SciFi-Entertainment, Heist-Movies oder Gehirnpuzzles nicht besonders interessiert. Sein Film ist dazu viel zu sperrig inszeniert und unmotiviert brutal. Dabei findet Cronenberg faszinierende Bilder für den Übergang zwischen den Körpern und die Machtkämpfe auf Bewusstseinsebene. Schade nur, dass der Regisseur sich mit seinem offensichtlichen künstlerisch-provokanten Anspruch selbst dabei im Weg ist, einen wirklich packenden Thriller aus der hervorragenden Idee zu machen, anstatt nur ein Nischenprodukt für die Arthousecrowd mit starkem Magen.
Fast interessanter und unheimlicher als die Possessortechnologie ist übrigens die Arbeit der Data Mining Company im Film: Diese nutzt offenbar private Webcams, um die Einrichtung von Wohnungen zu erfassen. Ob das noch "Fiction" ist?
Das klingt ein wenig nach INCEPTION und exiStenZ, aber Brandon Cronenberg ist an flashy SciFi-Entertainment, Heist-Movies oder Gehirnpuzzles nicht besonders interessiert. Sein Film ist dazu viel zu sperrig inszeniert und unmotiviert brutal. Dabei findet Cronenberg faszinierende Bilder für den Übergang zwischen den Körpern und die Machtkämpfe auf Bewusstseinsebene. Schade nur, dass der Regisseur sich mit seinem offensichtlichen künstlerisch-provokanten Anspruch selbst dabei im Weg ist, einen wirklich packenden Thriller aus der hervorragenden Idee zu machen, anstatt nur ein Nischenprodukt für die Arthousecrowd mit starkem Magen.
Fast interessanter und unheimlicher als die Possessortechnologie ist übrigens die Arbeit der Data Mining Company im Film: Diese nutzt offenbar private Webcams, um die Einrichtung von Wohnungen zu erfassen. Ob das noch "Fiction" ist?
goutierte im Metropol, Stuttgart
39 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Possessor
- Score [BETA]: 73
- f3a.net: 6.8/10 39
- IMDb: 6.3/10
- Rotten Tomatoes: 93%
- Metacritic: 69/100