s After Life (1998) Review - Fantasy FilmFest Mobil
Menü

Reviews After Life

Finden

Reviewer

Alan Smithee * 9.0

Eines der Highlights dieses Festivals. Eine sehr ruhige Fantasy-Erzaehlung,
ohne Schmalz und special effects, dafuer aber mit interessanten Leuten
bevoelkert.

war im Metropol, Stuttgart

Alan Smithee

Tolle Idee für einen Film. Dokumentarisch aufgezogen, wann wird förmlich
gezwungen, sich mit den Menschen im Film zu beschäftigen. Es dauert auch ncht
lange, bis man selbst anfängt, über sein bisher schoenstes Erlebnis
nachzudenken.
Der Film unterscheidet sich sehr vom übrigen Programm. After Live sollte
schon letztes Jahr auf dem Festival laufen, wurde aber vom Verleih nicht
freigegeben (da er in deren Augen nicht zu einem Fantasy Filmfest passt).
Inzwischen ist der Verleih wohl pleite, daher kamen/kommen wir in den Genuß.
Einzige Schwachstelle: ein bißchen zu lang

glotzte im Cinemaxx, Hamburg

D.S. S * 7.0

Dieser Review enthält SPOILER!
Hm, etwas sehr eigenes ist der Film auf jeden Fall. Seeeehr langsam. Man muß unbedingt in der
richtigen Stimmung, entspannt und aufnahmefähig sein, um damit etwas anfangen zu können.
Die Ausgangsidee ist natürlich genial: wir sind Zeuge einer ganz normalen Woche in einer
ganz normalen Behörde, die mit ganz normalen Menschen zu tun hat.
Was allerdings ihr Job ist, ist sehr abseitig und führt zu vielen Momenten, die man
als Zuschauer einfach nur bizarr erlebt: jedem einzelnen beizubringen, daß er gerade gestorben
ist und jetzt drei Tage Zeit hat, sich eine einzige schöne Erinnerung aus dem ganzen Leben herauszupicken, die dann für immer bei ihm bleiben wird - während alles andere "gelöscht" wird.
Als Entscheidungshilfe können auch Videotapes herbeigeschafft werden, die einem sein ganzes Leben
noch mal vor Augen führen - ein Opa kriegt so 71 Tapes vorgelegt, eines für jedes Lebensjahr. Er tut sich trotzdem reichlich schwer ;-)
Nach Ablauf der Frist wird die eine Szene, an die man sich erinnern möchte, so gut es geht nachgestellt und gefilmt; dann sieht man
sie sich in einem Kino an, und das war’s dann.
Eigentlich zerfällt der Film in zwei Hälften. Die erste besteht vor allem aus Interviews der "eingelieferten" Toten und kommt fast
wie ein Dokumentarfilm rüber. Die Leute sitzen vor der Kamera und erzählen aus ihrem Leben, wobei einige hart damit zu kämpfen haben,
daß es offenbar gar nichts gibt, was es wert wäre, erinnert zu werden. Die Mehrheit wählt schließlich Erinnerungen aus der Kindergarten-Zeit.
Dann aber geht es daran, die Erinnerungen zu verfilmen - wobei diese überirdische Behörde mit Materialmangel und allgemein ganz ganz schlechten Bedingungen zu kämpfen hat.
Und dann geht es vor allem darum, daß einer der Beamten in einem Toten den zweiten Ehemann der Frau erkennt, die er früher selbst
einmal geliebt hat, bevor er gestorben ist. Er selbst konnte sich niemals für eine Erinnerung entscheiden - darum muß er jetzt in der Behörde arbeiten. Nun aber sieht bzw. erfährt er, daß diese Frau mit ihm so glücklich war wie niemals sonst, was ihn zur
philosophischen Erkenntnis des Films schlechthin führt: wenn man selbst keinen tollen Moment hatte - vielleicht war man Teil eines
tollen Moments einer anderen Person. Und das ist an sich wertvoll genug.
Tja, man sieht also, ein sehr sehr nachdenklicher bis vergeistigter Film; teils schwermütig, teils nur bizarr oder grotesk.
Ohne alle Effekte, "handgemacht", in weiten Teilen wie eine Dokumentation.
Aber nicht immer einfach anzusehen, vielleicht einfach etwas zu lang. Und aus der grandiosen Grundidee
hätte man vielleicht noch etwas mehr herauskitzeln können. Aber schon etwas besonderes - und wert, gesehen zu werden, wenn man Zeit und Nerven dafür hat.
70%

war im Royal Palast, Berlin

Alan Smithee

Nach dem Tod müssen die Verstorbenen, junge wie alte Menschen, in einem
schlichten Verwaltungsgebäude antreten. Sie werden dazu aufgefordert, den
schönsten Tag ihres Lebens zu bestimmen, denn nur diese eine Erinnerung wird
sie in die Ewigkeit begleiten. Doch sich für einen Moment zu entscheiden,
ist gar nicht so einfach.
Der Film ist sehr ruhig inszeniert, mancher wird ihn langweilig finden. Man
muss sich darauf einlassen, dann bekommt man eine poetische
Fantasygeschichte erzählt, die so ganz anders ist, als die üblichen
Geschichten über Tod und Himmel. Der Film schafft es, den Zuschauer
nachdenklich zu machen, welchen Moment seines Lebens er als schönsten gern
für immer in Erinnerung behalten möchte.

staunte im Metropol, Stuttgart

Alan Smithee * 8.0

Wandafuru raifu (Afterlife)

Japan 1998

Regie: Hirukazu Kore-Eda

Es ist immer wieder eine Freude, sich einen japanischen Film aus den 90er Jahren anzuschauen. Egal, welches Genre, welches Sujet, welcher Style. In den allermeisten Fällen ist der japanische Output orginell, mutig, sorgfältig produziert und äußerst kreativ.

So auch hier:
Afterlife ist ein wunderschönes, poetisches, einfühlsames, herb-realistisches Märchen. Eine Gruppe von Menschen jeglichen Alters wird in einem alten, heruntergekommenen Haus versammelt. Ein Trupp von "Angestellten" interviewt diese Menschen über ihr Leben.

Erst nach einiger Zeit versteht man: Diese Menschen sind alle frisch Verstorbene, die in einem "Vorzimmer" zum Himmel (oder was auch immer, über das DANACH wird nur vage gesprochen) eine Woche Zeit haben, die wichtigste Erinnerung ihres Lebens zu nennen. Mit der - und auch nur dieser einen - Erinnerung werden sie dann in den Himmel o.ä. entlassen. Alles andere wird gelöscht.

Die Filmhandlung bewegt sich in dieser einen Woche, bei den gerade eingetroffenen frisch Verstorbenen. Anfangs konzentriert sich der Film darauf, lediglich die Interviews abzufilmen, mit deren Hilfe die "Angestellten" diese eine wichtige Erinnerung herauszubekommen wollen um diese dann im hauseigenen Studio zu verfilmen und den "Todeskandidaten" mit dem Film ins Jenseits zu entlassen.

Zugegeben: Es ist bestimmt nicht jedermanns Sache, einen 118 Minuten-Film zu betrachten, der zu einem Großteil aus sinnierenden, in Erinnerungen schwelgenden, unsicheren, dummen, überheblichen, verschlossenen, albernen (u.v.a.m.) Menschen in Großaufnahme besteht. Kore-Eda (gleichzeitig auch Verfasser des Buches) versucht hier geradezu Archetypen darzustellen: Der jugendliche Rebell, der Pragmatiker ,der alles emotionale verdrängt hat, die alte Jungfer, die sich selber belügt und Liebhaber erfindet, das uralte Mütterchen, das mit der Natur verschmilzt etc.pp. Trotzdem: die Einfühlsamkeit des Films, die hervorragenderen Darsteller und die sich Zeit lassende Regie vermeiden jedes Klischee und machen gerade diese Archetypen zu plastischen Charakteren, die man schon fast persönlich zu kennen glaubt.

Aber der größte Reiz des Films ist wohl folgender:
Mit wem ich auch sprach, jeder hat sich beim ersten Sehen des Filmes Gedanken darüber gemacht, welches seine Erinnerung wäre, mit der er ins Jenseits gehen würde. Geradezu zwangsläufig beschäftigt man sich mit der Frage und läßt unterbewußt sein ganzes Leben vor sich ablaufen, was den Schicksalen auf der Leinwand noch das eigene hinzufügt und den Film äußerst intim werden läßt.

Von der Cinematographie her ist der Film back to the roots. Kein Effektfeuerwerk (wie es ja das Fantasy-Sujet durchaus zugelassen hätte) sondern ruhige, langsame in erdigem braun gehaltene, leicht körnige Bilder, die die Bedächtigkeit und Würde untermalen, die der Situation angemessen ist. Manchmal wähnt man sich schon in einem Dokumentarfilm. Unterstrichen wird dies dadurch, daß auch kaum Score verwendet wird, um die Handlung zu stützen. Man könnte schon fast von einem Dogma-film auf Zelluloid und ohne Wackelkamera sprechen.

Gegen Ende verläßt der Film den dokumentarischen Charakter und entwickelt plötzlich richtig narrative Formen. Es entsteht eine angedeutete Spielhandlung um Liebe und Eifersucht, Sehnsucht und Stolz. Angenehmerweise wird aber auch hier nicht dick aufgetragen, sondern eher zurückhaltend beobachtet.

Mit Afterlife haben die Japaner wieder einmal bewiesen, daß sie derzeit mit den Franzosen zusammen die weltweit führende Filmnation sind, was Qualität, Quantität und Vielfalt angeht.

Wer sich also einen Kinobesuch ohne 36 Explosionen, Sex, Klischees und Ballereien vorstellen kann, wer mal Lust verspürt sich in einen Film fallenzulassen und auch in Kauf nimmt, daß es anstrengend sein kann, ins Kino zu gehen, wird ein nachhaltiges Erlebnis vor sich haben.

Nebenbei: Ich habe meine Erinnerung mittlerweile gefunden (glaube ich zumindest)!

Mirco Hölling (07.09.2000)

war im Cinemaxx, Hamburg

FFFler * 8.0

Wundervoll

Was für eine schöne Geschichte! Der Film spielt an einem Ort an dem die Leute nach ihrem Tod kommen und an dem sie sich einen Moment aus ihrem Leben raussuchen, den sie dann als einzigen ewig in Erinnerung behalten werden. Diese poesievolle Geschichte wird sehr schön ruhig und einfühlsam erzählt, ebenso wissen die Darsteller zu gefallen. An manchen Stellen hätte man den Film zwar etwas kürzen können, aber auch so ist den Machern ein schöner kleiner Film gelungen.

9 Bewertungen auf f3a.net

Zurück

Bewertungen

After Life
  • f3a.net: 7.2/10 9
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 14:38

Archiv Suche


oder ?
crazy