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Review Archive

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How To Build Your Girlfriend
von Leimbacher-Mario

„Archive“ wird viele an Dinger wie „I Am Mother“, „Chappie“ oder auch die recht frische Serie „Upload“ auf Amazon erinnern, ist im Endeffekt aber besser als alle genannten Werke und ihre Ansätze, hat mich vor allem emotional enorm mitgenommen, angesprochen und durcheinandergewirbelt. Im Fazit nenne ich aber sicher noch ein paar Schwergewichte, mit denen diese Sci-Fi-Achterbahn noch besser vergleichbar ist. „Archive“ erzählt aus der nahen Zukunft von einem Programmierer, der die Liebe seines Lebens bei einem Autounfall verliert – und der nun, idyllisch abgeschieden und mit einem groben Auftrag einer mysteriösen Firma als mehr oder weniger Tarnung vorgeschoben, dank unfassbarer Technik und seinem einzigartigen Talent, drei Roboter baut, die sowohl in Aussehen als auch Gedächtnis/Gehirn seiner verlorenen Frau mehr und mehr ähneln...

„Archive“ hat einen ganz feinen, pulsierenden Score, das Artdesign ist stylisch und realistisch zugleich, Theo James liefert eine der besten Performances seiner Karriere (okay, das ist nicht super schwer) und die Wendungen, Überraschungen und „Wows“ hätten bei mir kaum besser sitzen können. Und das, obwohl sie die ganze Zeit auf der Hand liegen und ich sogar mal daran dachte – und dennoch haben sie mich ziemlich fast alle kalt erwischt. Das nenne ich mal Erfolg. Inklusive Replayvalue. Doch seine größten Stärken entfaltet „Archive“ meiner Meinung nicht mit audiovisuellen und erzählerischen Handkanten- und Tiefschlägen, Streicheleinheiten und Teppichwegziehern, sondern mit seinen ethischen Fragen sowie mit dem Geschick, wie er seine Roboter skizziert und den Zuschauer mit ihnen sympathisieren lässt. Themen wie Tod, Glaube, Technik, Seele und Trauer sind heavy, hier aber nie zu gezwungen, deprimierend oder aufs Auge gedrückt, sondern immer sinnvoll und individuell eingebracht. Aber was „Archive“ mit mir bzw. seinen drei Roboter-„Ladies“ gemacht hat, war für mich wohl die allergrößte, positive Überraschung, in einem ohnehin schon wendungsreichen Werk. Die drei „Jules“'s, von klobig, treu und kindisch über clever, eifersüchtig und jugendlich bis ausgebildet, gerissen und nahezu perfekt, haben alle drei in mir eine Menge ausgelöst. Verwunderung, Mitleid, Zorn, Trauer, Erregung, Wut, Sympathie, Verständnis. Und das immer wieder und wieder. Jede auf ihre eigene Art. Und das ist eine riesige Leistung, das hat wohl seit „Nummer 5“ kein Film bei mir geschafft (was immerhin schon wahrscheinlich über 20 Jahre her ist), das spielt dem Film samt all seinen Karten auf der Hand in eben genau diese... Wahnsinn! „Archive“ ist mit „Possessor“ zusammen auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest ein edler Sci-Fi-1-2-Punch, der unterschiedlicher kaum sein könnte, den man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Fazit: Der Geist in der Hülle... „Archive“ ist einer der besten, packendsten und emotionalsten Sci-Fi-Thinker der letzten Jahre, eine gelungene, nein eher großartige Symbiose aus „Moon“, „Ex Machina“ und „Blade Runner“. Kopfkino, Style, Herz. Wie eine gehobene, lange „Black Mirror“-Folge. Überraschend. Abendfüllend. Persönlich. Menschlich.

30 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

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  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 6.5/10 30
  • IMDb: 6.3/10
  • Rotten Tomatoes: 71%
  • Metacritic: 67/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 07:24

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