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Review The Babadook

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See what is underneath
von D.S.

Erst unglaublich anstrengend, dann unglaublich creepy, zusammengenommen unglaublich vielschichtig und intelligent: THE BABADOOK hat wesentlich mehr zu bieten, als man zunächst vielleicht glauben würde.

Als wir Amelia und ihren sechs Jahre alten Sohn Sam kennenlernen, steht ganz schnell ein Wunsch unübersehbar im Raum: Der Babadook, der Boogeyman oder meinetwegen auch der Weiße Hai möge schleunigst vorbeikommen und uns dieses unerträgliche Balg vom Leib schaffen. Blutig und brutal, bitte! Denn Sam raubt garantiert jedem den letzten Nerv. Ist aufmerksamkeitssüchtig, egozentrisch, quengelt, schreit, ist vogelwild. Wie der Zuschauer, wie Sams Klassen- und Spielkameraden, wie deren Eltern, so ist auch Amelia heillos überfordert von dem kleinen Adrenalinüberflieger. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen; eine gute, liebevolle, fürsorgliche Mutter zu sein – aber sie kann einfach nicht mehr, das ist offensichtlich. In diesem Zustand ist sie leichte Beute für den Babadook. Der nicht etwa mit einem lauten Knall als klar definierte Bedrohung in ihr Leben platzt. Sondern sich leise, langsam, fast unmerklich Denken und Fühlen verfinsternd manifestiert. Mit Konsequenzen, die allerdings an Radikalität nichts zu wünschen übrig lassen...

An seiner Oberfläche ist THE BABADOOK ein typischer Vertreter des Poltergeist-/Paranormale-Entitäten-Genres – und bedient dessen Muster und Klischees routiniert. Seien es die Unheilsboten (hier in Form eines sensationell verstörend illustrierten Kinderbuches, das ich übrigens bitte unbedingt in die Finger kriegen muss!), die unerklärlichen Geräusche in der Nacht, die düsteren Schatten im Haus, die sich von selbst bewegenden Gegenstände; sei es das fehlende Verständnis der Außenwelt, die wachsende Panik, die absolute Hilflosigkeit gegenüber dem Grauen, das Nacht für Nacht realer wird. Die Wirksamkeit eines Films mit diesen Prämissen und Devices steht und fällt mit dem Geist-Wesen selbst: Es muss so bedrohlich sein, dass es nicht nur zu ein paar Jump-Scares taugt, sondern allein durch seine nicht einmal genau festzumachende Präsenz für handfeste Angstattacken sorgt.

Und verdammt, ist der Babadook bedrohlich. Auf den ersten, verhuschten Blick mag er vielleicht „nur" wie eine sinistere Kreuzung aus Johnny Depps Willy Wonka und Freddy Krueger wirken. Aber hast du ihn einmal gesehen, wirst du ihn nicht mehr los. Er ist der lebendig gewordene Nachtschatten, er ist die schiere Schwärze, die sich über dein Dasein legt, er ist in jeder Fuge und Ritze deines Hauses, deiner Haut, deiner Seele.

THE BABADOOK ist ein hervorragend gemachter Vertreter seines Genres, der wohl bei jedem Zuschauer mit auch nur der geringsten Empfänglichkeit für solche Stoffe – oder auch bei jedem, der sich nur einmal nachts in der dunklen Wohnung über irgendetwas erschreckt hat – für ausgeprägte Gänsehaut sorgen dürfte. Gleichzeitig ist er aber noch viel mehr als das: Sein unübersehbarer, wenn auch auf unterschiedliche Weise interpretierbarer Subtext macht ihn zudem zu einer Parabel auf unseren üblichen Umgang mit universellen menschlichen Ängsten, unsere Strategien zur Bewältigung von Traumata und Konflikten, welche die wahren Probleme nicht selten nur noch verschärfen. Zudem funktioniert er natürlich auch als überspitzte, schmerzhaft intensive Betrachtung der Herausforderungen des Großziehens von Kindern, gerade als alleinerziehendes Elternteil.

Gleich auf mehreren, ausnehmend intelligent miteinander verknüpften Ebenen weiß THE BABADOOK also zu beeindrucken; am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben aber wohl doch die Titelfigur und ihr Tun. Und alleine schon deren böse gruselnder Effekt macht den Film eigentlich zum Pflichtprogramm für jeden Leser dieser Zeilen. Dicke 7,5 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

79 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Babadook
  • Score [BETA]: 83
  • f3a.net: 7/10 79
  • IMDb: 7.2/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
  • Metacritic: 88/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 22:45

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