Reviewer
Lovecraft * 2.5
What the f*cking f*ck?
Bei inspirationsloser Malerin löst ein 24/7-Drogenrausch eine extreme Blutlust aus.
Die Protagonistin ist in jeder Faser restlos unsympathisch, ein Drehbuch eigentlich nicht vorhanden und wenn man sämtliche Flüche aus dem Script streichen würde, würden die Texte auf eine Briefmarke passen. Dazu permanente Stroboskop-Effekte und lärmender Heavy-Metal. Und Splatter als purer Selbstzweck. Toll.
Immerhin eröffnet sich die Möglichkeit eines lustigen Trinkspiels für Wagemutige: Bei jedem "Fuck" oder "Fucking" auf der Tonspur: Hoch die Tassen! Wer dann nicht nach spätestens 40 Minuten tot ist, hat geschummelt.
Die Protagonistin ist in jeder Faser restlos unsympathisch, ein Drehbuch eigentlich nicht vorhanden und wenn man sämtliche Flüche aus dem Script streichen würde, würden die Texte auf eine Briefmarke passen. Dazu permanente Stroboskop-Effekte und lärmender Heavy-Metal. Und Splatter als purer Selbstzweck. Toll.
Immerhin eröffnet sich die Möglichkeit eines lustigen Trinkspiels für Wagemutige: Bei jedem "Fuck" oder "Fucking" auf der Tonspur: Hoch die Tassen! Wer dann nicht nach spätestens 40 Minuten tot ist, hat geschummelt.
war im Cinestar, Berlin
Dr_Schaedel S * 5.5
Dieser Review enthält SPOILER!The Joy of Painting
Nix „happy little clouds“ – BLISS steigert sich von einem zunächst etwas naiv und klischeehaft anmutenden Künstler- und Drogendrama zum beinharten Splatterhorror, wobei nicht immer ganz klar ist, wo die Grenze zwischen Realität und Drogenhalluzination zu ziehen ist.
Tatsache ist, dass die Künstlerin Dezzy (Dora Madison, sogar blutverschmiert sehr appetitlich anzusehen, leider nicht wirklich die ideale Besetzung für die Rolle) in ihrem Atelierloft eine Schaffenskrise hat und sich eine Droge namens „Bliss“ (= Seligkeit) aufschwatzen lässt, die sie nicht nur im Delirium wie wild an ihrem Meisterwerk arbeiten lässt, sondern sie auch in einen wahren Blutrausch versetzt, wann immer sich die Gelegenheit bietet. So wird das anfangs noch gänzlich abstrakte, zarte Gemälde im Laufe des Films praktisch ein visueller Zähler des Bodycounts des Films.
Ein furchtbarer, neosurrealistischer Kitsch übrigens, dieses Bild. Es könnte auch ein CD-Cover der Thrash-Metal-Band KREATOR sein. Und das ist leider symptomatisch für den Film. Er möchte gerne Pop sein. Oder vielmehr Punk oder Metal. Und greift dabei bis zur Fremdscham in die Klischeekiste: von erotischen Männerfantasien bis zum keineswegs kohärenten Künstlerbild, in dem die Künstlerin abwechselnd mondäne Businessfrau und dann wieder abgefucktes Metalchick ist. Der Macher des Film Joe Begos (Buch und Regie) scheint sich selbst nicht einig gewesen zu sein, wie er seine Hauptfigur anlegen soll. Gestern Nacht noch mittellos, dafür Schnaps und Drogen in der Birne, am nächsten Tag schon wieder fit und ausgeschlafen im Cabrio auf den Straßen der Innenstadt unterwegs.
Das ist das Problem: BLISS will viel und verzettelt sich dabei mehr als einmal total. Dabei bleibt leider auch der interessanteste Aspekt auf der Strecke: die religiöse Komponente. Dass die Künstlerin nämlich einem modernen Faust gleich ihre Seele an die Droge verkauft. Künstlerischer Erfolg vs. Verlust der Unschuld. Das ist doch ein Stoff (haha!) für Klassiker.
Man hätte so viel auf dieser Ebene machen können. Die Namen der Drogen „Diablo“ und „Bliss“ sind sicher vielsagend. Die Sucht gleicht einer dämonischen Besessenheit, aus der harmlosen Malerin wird eine mordende Bestie, die sich in ihren lichten Momenten vor sich selbst ängstigt.
Und die titelgebende Seligkeit – naja, sie wird irgendwann auch noch visualisiert, aber so richtig eingebettet wirkt auch das nicht, eher nachgeschoben.
Dieser Film ist selbst wie ein unfertiges Gemälde, eher eine ästhetische Fingerübung, weitgehend zweckfrei. Wie die Pinselstriche auf der Leinwand setzt er Szene an Szene und Bild an Bild. Wirklich erzählen tut er nichts, jedenfalls nichts Weltbewegendes. Geste siegt über Inhalt.
Es ist eine laute, ungestüme Studie, mit Suchbewegungen im popkulturellen Formenkosmos und in dem des Horror- und Underground-Films. Das kann gefallen, muss aber nicht, und vor allem nicht über die (gnädigen) 80 Minuten hinweg. Tat es aber in manchen Momenten zu dieser späten Stunde in einer Vollmondnacht zugegebenermaßen, auch wegen des tollen Soundtracks von Electric Wizard & Co.
Regisseur Begos (Jahrgang 1987) hat da sicher ein recht spätpubertäres Werk abgeliefert, das bei aller Rohheit aber über weite Strecken technisch durchaus gekonnt die Sinne auf Trab zu halten weiß. Der Production Value ist beim trashigen Vorspann noch nicht abzusehen, zeigt sich aber in der Requisite und den durchaus nicht schlecht gemachten Splatterszenen. Fazit: Tolle Bilder und Stimmungen, aber insgesamt unglaubwürdig und auch nicht sehr originell. Weckt Erinnerungen an Gaspar Noés CLIMAX von letztem Jahr, kann mit diesem aber nicht mithalten.
Fazit: Für mich persönlich kein schlechter, weil stilechter Auftakt des FFF 2019, aber einmal reicht.
Tatsache ist, dass die Künstlerin Dezzy (Dora Madison, sogar blutverschmiert sehr appetitlich anzusehen, leider nicht wirklich die ideale Besetzung für die Rolle) in ihrem Atelierloft eine Schaffenskrise hat und sich eine Droge namens „Bliss“ (= Seligkeit) aufschwatzen lässt, die sie nicht nur im Delirium wie wild an ihrem Meisterwerk arbeiten lässt, sondern sie auch in einen wahren Blutrausch versetzt, wann immer sich die Gelegenheit bietet. So wird das anfangs noch gänzlich abstrakte, zarte Gemälde im Laufe des Films praktisch ein visueller Zähler des Bodycounts des Films.
Ein furchtbarer, neosurrealistischer Kitsch übrigens, dieses Bild. Es könnte auch ein CD-Cover der Thrash-Metal-Band KREATOR sein. Und das ist leider symptomatisch für den Film. Er möchte gerne Pop sein. Oder vielmehr Punk oder Metal. Und greift dabei bis zur Fremdscham in die Klischeekiste: von erotischen Männerfantasien bis zum keineswegs kohärenten Künstlerbild, in dem die Künstlerin abwechselnd mondäne Businessfrau und dann wieder abgefucktes Metalchick ist. Der Macher des Film Joe Begos (Buch und Regie) scheint sich selbst nicht einig gewesen zu sein, wie er seine Hauptfigur anlegen soll. Gestern Nacht noch mittellos, dafür Schnaps und Drogen in der Birne, am nächsten Tag schon wieder fit und ausgeschlafen im Cabrio auf den Straßen der Innenstadt unterwegs.
Das ist das Problem: BLISS will viel und verzettelt sich dabei mehr als einmal total. Dabei bleibt leider auch der interessanteste Aspekt auf der Strecke: die religiöse Komponente. Dass die Künstlerin nämlich einem modernen Faust gleich ihre Seele an die Droge verkauft. Künstlerischer Erfolg vs. Verlust der Unschuld. Das ist doch ein Stoff (haha!) für Klassiker.
Man hätte so viel auf dieser Ebene machen können. Die Namen der Drogen „Diablo“ und „Bliss“ sind sicher vielsagend. Die Sucht gleicht einer dämonischen Besessenheit, aus der harmlosen Malerin wird eine mordende Bestie, die sich in ihren lichten Momenten vor sich selbst ängstigt.
Und die titelgebende Seligkeit – naja, sie wird irgendwann auch noch visualisiert, aber so richtig eingebettet wirkt auch das nicht, eher nachgeschoben.
Dieser Film ist selbst wie ein unfertiges Gemälde, eher eine ästhetische Fingerübung, weitgehend zweckfrei. Wie die Pinselstriche auf der Leinwand setzt er Szene an Szene und Bild an Bild. Wirklich erzählen tut er nichts, jedenfalls nichts Weltbewegendes. Geste siegt über Inhalt.
Es ist eine laute, ungestüme Studie, mit Suchbewegungen im popkulturellen Formenkosmos und in dem des Horror- und Underground-Films. Das kann gefallen, muss aber nicht, und vor allem nicht über die (gnädigen) 80 Minuten hinweg. Tat es aber in manchen Momenten zu dieser späten Stunde in einer Vollmondnacht zugegebenermaßen, auch wegen des tollen Soundtracks von Electric Wizard & Co.
Regisseur Begos (Jahrgang 1987) hat da sicher ein recht spätpubertäres Werk abgeliefert, das bei aller Rohheit aber über weite Strecken technisch durchaus gekonnt die Sinne auf Trab zu halten weiß. Der Production Value ist beim trashigen Vorspann noch nicht abzusehen, zeigt sich aber in der Requisite und den durchaus nicht schlecht gemachten Splatterszenen. Fazit: Tolle Bilder und Stimmungen, aber insgesamt unglaubwürdig und auch nicht sehr originell. Weckt Erinnerungen an Gaspar Noés CLIMAX von letztem Jahr, kann mit diesem aber nicht mithalten.
Fazit: Für mich persönlich kein schlechter, weil stilechter Auftakt des FFF 2019, aber einmal reicht.
war im Cinema, München
Leimbacher-Mario * 9.0
Todeswalzer
Man, was hat sich Joe Begos gemacht,
denn ein wenig hatte ich seine unreifen, fan-ähnlichen Regievorgänger schon verlacht.
Doch mit „Bliss“ macht er Ernst und liefert aber mal so richtig ab,
das hier ist weit mehr als nur Retro-Hommage und nun brachial auf Zack.
Die stylishste Anti-Drogenkampagne aller Zeiten,
hier schafft er sein eigenes, alptraumhaftes Monster, ganz ohne nur zu biten.
Ein Sog aus Drogen, Kraftausdrücken, Blut und der Nacht,
es ist mehr als beeindruckend, was hier wird für ein teuflischer Rausch entfacht.
Sexy und anziehend, eine Königin des Bisses,
dazu brauchte man vor allem als „Heldin“ eine recht mutige Misses.
Es wird geflucht, gezogen, gefickt und geraucht,
nach dieser Nacht ist man trotz knackiger Laufzeit definitiv geschlaucht.
Über eine Künstlerin, gesprungen, gezogen in Abgrund und Hölle,
bedient sich diese wilde Collage von den (auch zitierten) „Lost Boys“ bis „Mandy“ in Völle.
Doch wie gesagt, für mich ist das weit mehr als nur hohler Bilderreigen und Experiment,
es hätte auch Wirkung und Power, selbst wenn man Idole und Vorbilder kaum kennt.
Hier vor war für Begos wohl alles Warm-up und Übung,
nun wirkt’s für mich final, angekommen, ausgeflippt, gewagt und nicht nur wie eine glückliche Fügung.
Nach einem doch recht leer-dilettantischen „The Minds Eye“ hatte ich das nicht mehr erwartet,
genauso wenig wie dieses Blutbad, das am Ende noch startet, massiv ausartet.
Ich war gefangen in einer Welt aus Sünden und Wut,
doch genoss ich jede Sekunde dieser blubbernden Glut.
In L.A. fahren die Vampirellas noch Cabrio und kriegen nicht genug,
ohne große Story aber mit Spaß am Exzess dampft man hier im eigenen Sud.
Ihr merkt’s, in diesen Geisterstunden-Wahnsinn habe ich mich etwas verliebt,
weil er sich auch für nichts und niemanden verstellt und verbiegt.
Der Score rockt hart und stylisch ist das Ding bis unter die Decke,
ein wachmachendes Erlebnis, nach dem ich meine Faust gleichsam Richtung Himmel und Hölle recke.
Fazit: Rau, roh, rot, rebellisch, rough, richtungsweisend, rigoros, radikal, rauschig, rattig, rotzig, reif - „Bliss“ kann man nur als einen kommenden Vampir-Kult-Klassiker bezeichnen. Ein unvergleichlicher Trip, den man nur lieben oder hassen kann. Genau so muss Mitternachtskino!!! Geiler geiler Scheiß!
denn ein wenig hatte ich seine unreifen, fan-ähnlichen Regievorgänger schon verlacht.
Doch mit „Bliss“ macht er Ernst und liefert aber mal so richtig ab,
das hier ist weit mehr als nur Retro-Hommage und nun brachial auf Zack.
Die stylishste Anti-Drogenkampagne aller Zeiten,
hier schafft er sein eigenes, alptraumhaftes Monster, ganz ohne nur zu biten.
Ein Sog aus Drogen, Kraftausdrücken, Blut und der Nacht,
es ist mehr als beeindruckend, was hier wird für ein teuflischer Rausch entfacht.
Sexy und anziehend, eine Königin des Bisses,
dazu brauchte man vor allem als „Heldin“ eine recht mutige Misses.
Es wird geflucht, gezogen, gefickt und geraucht,
nach dieser Nacht ist man trotz knackiger Laufzeit definitiv geschlaucht.
Über eine Künstlerin, gesprungen, gezogen in Abgrund und Hölle,
bedient sich diese wilde Collage von den (auch zitierten) „Lost Boys“ bis „Mandy“ in Völle.
Doch wie gesagt, für mich ist das weit mehr als nur hohler Bilderreigen und Experiment,
es hätte auch Wirkung und Power, selbst wenn man Idole und Vorbilder kaum kennt.
Hier vor war für Begos wohl alles Warm-up und Übung,
nun wirkt’s für mich final, angekommen, ausgeflippt, gewagt und nicht nur wie eine glückliche Fügung.
Nach einem doch recht leer-dilettantischen „The Minds Eye“ hatte ich das nicht mehr erwartet,
genauso wenig wie dieses Blutbad, das am Ende noch startet, massiv ausartet.
Ich war gefangen in einer Welt aus Sünden und Wut,
doch genoss ich jede Sekunde dieser blubbernden Glut.
In L.A. fahren die Vampirellas noch Cabrio und kriegen nicht genug,
ohne große Story aber mit Spaß am Exzess dampft man hier im eigenen Sud.
Ihr merkt’s, in diesen Geisterstunden-Wahnsinn habe ich mich etwas verliebt,
weil er sich auch für nichts und niemanden verstellt und verbiegt.
Der Score rockt hart und stylisch ist das Ding bis unter die Decke,
ein wachmachendes Erlebnis, nach dem ich meine Faust gleichsam Richtung Himmel und Hölle recke.
Fazit: Rau, roh, rot, rebellisch, rough, richtungsweisend, rigoros, radikal, rauschig, rattig, rotzig, reif - „Bliss“ kann man nur als einen kommenden Vampir-Kult-Klassiker bezeichnen. Ein unvergleichlicher Trip, den man nur lieben oder hassen kann. Genau so muss Mitternachtskino!!! Geiler geiler Scheiß!
goutierte im Residenz, Köln
30 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Bliss
- Score [BETA]: 77
- f3a.net: 6.3/10 30
- IMDb: 6.7/10
- Rotten Tomatoes: 100%