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Review Cell

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You’ll never walk alone
von D.S.

Als Jugendlicher war ich großer Stephen-King-Fan und habe alle seine Bücher gelesen. "Cell" (zu Deutsch "Puls") erschien weit nach meiner Zeit, aber in der Verfilmung des von King selbst mitverfassten Drehbuchs lassen sich die typischen Muster vieler seiner Storys erkennen. Höchst problematisch ist hier nur, wie sie vermittelt werden: mit miserabelstem Pacing, das anstelle einer Spannungskurve ein dramaturgisches Zick-Zack verursacht und den Zuschauer nur in wenigen Momenten gefesselt hält.

Die Eröffnung auf einem Flughafen, bei der bizarrerweise Lloyd Kaufman kurz durchs Bild hüpft, ist noch einigermaßen tight inszeniert und macht keinen schlechteren Job als ein beliebiger Zombieapokalypsen-Film. In der Folge aber rast CELL zunächst mal in einem Irrsinnstempo durch eine sich in Buchform vermutlich langsam entfaltende Story und knallt uns innerhalb weniger Minuten alle drei zentralen Figuren (John Cusack als Clay Riddell, Zeichner einer kitschigen Graphic Novel, Samuel L. Jackson als Tom, U-Bahn-Schaffner und Isabelle Fuhrman – die "Esther" aus ORPHAN – als Alice, Clays Nachbarin und sonst irgendwie nix) samt ihrer Mission (Frau und Kind von Clay retten, King-typisch weiter durchs Land reisen, natürlich Richtung Maine) vor den Latz. Binnen kürzester Zeit sind die drei aus irgendwelchen Gründen nahezu perfekt im Bilde über Ausmaß und Konsequenzen der Katastrophe, wissen in Sachen Dos and Don’ts bestens Bescheid. Alles, was sie nicht wissen, erfahren sie von den nächstbesten Leuten, denen sie über den Weg laufen. Die sogar schon Strategien für Gegenmaßnahmen entwickelt haben.

Durch diese inhaltliche Extrem-Raffung wirken viele Entscheidungen und Handlungen der Filmfiguren für den Zuschauer gänzlich unmotiviert – und die Figuren selbst dadurch noch trashiger, unechter als bei King ohnehin oft üblich. Hier gibt es kein Build-up und keinen Unterbau, hier gibt es gehetztes Immer-Weitermachen ohne Drama und Antrieb. Ungefähr in der Mitte des Films kippt das dann ins Gegenteil um: Unsere Helden treffen andere, schon wieder äußerst viel wissende Protagonisten, und mit denen unterhalten sie sich dann erst mal in aller Ruhe. Minutenlang. Während im Hintergrund – haha, wie witzig – „Ring my Bell“ von Anita Ward läuft, werden uns hier vermutlich 200 Romanseiten Inhaltsfragmente nonstop vermittelt. Und das durch Dialoge, die so lebensecht wirken wie, nun ja, laut vorgetragene Sätze aus einem Stephen-King-Roman. Viel über den zentralen Gegenspieler der Story erfahren wir aber auch hier nicht. Dessen Figur wird komplett verschenkt.

Hinzu kommt über den gesamten Film eine geradezu unterirdische Kameraarbeit, die in viel zu nah und hektisch gefilmten Kampfszenen gipfelt: ein untrügliches Zeichen von geringem Budget, da hiermit das Fehlen sauberer Effekte und/oder Choreographien überdeckt werden soll. Budgetmangel, der sich auch in der ausnehmend billigen CGI sowie dem grundsätzlichen, an Video-Ästhetik grenzenden Look des Films äußert.

Ursprünglich sollte Eli Roth CELL verfilmen. Viel schlechter hätte der das auch nicht hinbekommen, zumindest wäre der Unterhaltungsfaktor wohl etwas höher geworden. So jedoch bekommen wir erst zu viel Hektik, dann zu viel Leerlauf geboten; eine alberne Story, die mit viel Pathos von gelangweilten Darstellern hüftsteif vorgetanzt wird; und unübersichtliche, mies umgesetzte Action: Abgesehen vom intensiven, im letzten Drittel sogar an den richtigen Stellen treibenden Score gibt es hier wenig zu loben.

Da ich John Cusack mag und zwischenzeitlich doch ein wenig Spannung in der Luft liegt, zudem das Finale (abgesehen von seinem grauenvollen Look) recht interessant ausgefallen ist, gerade noch 4 Punkte.

staunte im Cinestar, Frankfurt

45 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Cell
  • Score [BETA]: 43
  • f3a.net: 4.8/10 45
  • IMDb: 4.4/10
  • Rotten Tomatoes: 0%
  • Metacritic: 37/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 03:42

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