Reviewer
D.S. * 7.0
Von Terror und wie man ihn produziert
„Cleanskins", so nannte man die vier britischen Islamisten, die am 7.7.2005 Selbstmordattentate auf den Londoner Nahverkehr verübten und dabei 52 Menschen umbrachten. Unbeschriebene Blätter, bislang ohne relevante Verurteilungen, darum unter dem Radar der Geheimdienste und Sicherheitsbehörden: Die perfekte Waffe, um eine völlig unvorbereitete Gesellschaft aus dem Inneren heraus bis ins Mark zu treffen.
Um ebensolche heimischen, in ihrer „Normalität" und Unscheinbarkeit perfekt getarnten Terroristen geht es in Hadi Hajaigs Film CLEANSKIN, dessen Handlung im London der Gegenwart angesiedelt ist. Im Zentrum des Geschehens steht der ca. 30-jährige Ash; einstmals ein typischer studentischer Hipster, alkoholtrinkend, smart und liberal, heute ein fanatisierter Muslim mit äußerster Gewaltbereitschaft und dem Ziel, eine explosive „Botschaft" an unsere Gesellschaft zu senden. Nachdem seine Terrorzelle sich Zugriff auf eine große Menge Sprengstoff verschafft hat, gerät er in den Fokus von Secret-Service-Agent Ewan (gespielt von Sean Bean). Dieser erhält den Auftrag, Ash und seine Mitstreiter im Rahmen einer verdeckten Operation auszuschalten - und widmet sich diesem Job mit Hingabe, nicht zuletzt aus sehr persönlichen Gründen. Ganz nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn". Und nicht gefeit vor der Blindheit für die Hintergründe und Konsequenzen des Handelns, die mit alttestamentarischer Rachsucht nun einmal einhergeht. Weshalb es lange dauert, bis er die wahren Dimensionen seines Auftrags erkennt und in der Lage ist, Fragen nach Schuld und Schuldigen zu stellen...
CLEANSKIN erfindet das Rad des Polit-Thrillers zwar weiß Gott nicht neu. Aber er weiß, was er tut, ist spannend und temporeich inszeniert und hält den Betrachter durch regelmäßige Action-Höhepunkte und Story-Wendungen zuverlässig bei der Stange. Was ihn allerdings wirklich bemerkens- und empfehlenswert macht ist sein Bemühen um realistische Charaktere, und das heißt: Der Versuch, uns einen Einblick in ihre Motive und Motivationen zu verschaffen; letztendlich sogar, ein Verstehen ihres Handelns zu ermöglichen.
Aus westlicher Sicht ist es dabei natürlich besonders interessant, wie aus einem optimal sozialisierten und integrierten jungen Londoner jemand werden konnte, der von abgrundtiefem Hass auf den „dekadenten Liberalismus" erfüllt ist. Diese Frage versucht der Film durch viele Rückblenden in Ashs Vergangenheit und (nicht immer subtile) Kommentare im Rahmen seiner Story-Konstruktion zu beantworten. Dabei lässt sich eine gewisse Parteilichkeit nicht leugnen; Sean Beans Figur und ihre Hintergründe werden stellenweise zu sehr vernachlässigt; am Ende verhebt sich CLEANSKIN dann mit seinem Erklärungsansatz auch ein Stück weit und wandelt auf gefährlich dünnem „Typisch Hollywood"-Eis. Dennoch besitzt er deutlich mehr Tiefe als vergleichbare Filme - insbesondere solche, die tatsächlich aus Hollywood kommen -, fühlt sich wesentlich echter an und unterhält darum nicht nur sehr gut, sondern schafft es, einen zum Nachdenken über Täter und Opfer, Moralismus und Moral zu bringen. Nebenbei ist er auch noch exzellent gespielt, von allen Beteiligten.
Action, Thrill und Hirn: Eine sehr gelungene Kombination, in diesem Fall zumindest. 7 Punkte von mir.
Um ebensolche heimischen, in ihrer „Normalität" und Unscheinbarkeit perfekt getarnten Terroristen geht es in Hadi Hajaigs Film CLEANSKIN, dessen Handlung im London der Gegenwart angesiedelt ist. Im Zentrum des Geschehens steht der ca. 30-jährige Ash; einstmals ein typischer studentischer Hipster, alkoholtrinkend, smart und liberal, heute ein fanatisierter Muslim mit äußerster Gewaltbereitschaft und dem Ziel, eine explosive „Botschaft" an unsere Gesellschaft zu senden. Nachdem seine Terrorzelle sich Zugriff auf eine große Menge Sprengstoff verschafft hat, gerät er in den Fokus von Secret-Service-Agent Ewan (gespielt von Sean Bean). Dieser erhält den Auftrag, Ash und seine Mitstreiter im Rahmen einer verdeckten Operation auszuschalten - und widmet sich diesem Job mit Hingabe, nicht zuletzt aus sehr persönlichen Gründen. Ganz nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn". Und nicht gefeit vor der Blindheit für die Hintergründe und Konsequenzen des Handelns, die mit alttestamentarischer Rachsucht nun einmal einhergeht. Weshalb es lange dauert, bis er die wahren Dimensionen seines Auftrags erkennt und in der Lage ist, Fragen nach Schuld und Schuldigen zu stellen...
CLEANSKIN erfindet das Rad des Polit-Thrillers zwar weiß Gott nicht neu. Aber er weiß, was er tut, ist spannend und temporeich inszeniert und hält den Betrachter durch regelmäßige Action-Höhepunkte und Story-Wendungen zuverlässig bei der Stange. Was ihn allerdings wirklich bemerkens- und empfehlenswert macht ist sein Bemühen um realistische Charaktere, und das heißt: Der Versuch, uns einen Einblick in ihre Motive und Motivationen zu verschaffen; letztendlich sogar, ein Verstehen ihres Handelns zu ermöglichen.
Aus westlicher Sicht ist es dabei natürlich besonders interessant, wie aus einem optimal sozialisierten und integrierten jungen Londoner jemand werden konnte, der von abgrundtiefem Hass auf den „dekadenten Liberalismus" erfüllt ist. Diese Frage versucht der Film durch viele Rückblenden in Ashs Vergangenheit und (nicht immer subtile) Kommentare im Rahmen seiner Story-Konstruktion zu beantworten. Dabei lässt sich eine gewisse Parteilichkeit nicht leugnen; Sean Beans Figur und ihre Hintergründe werden stellenweise zu sehr vernachlässigt; am Ende verhebt sich CLEANSKIN dann mit seinem Erklärungsansatz auch ein Stück weit und wandelt auf gefährlich dünnem „Typisch Hollywood"-Eis. Dennoch besitzt er deutlich mehr Tiefe als vergleichbare Filme - insbesondere solche, die tatsächlich aus Hollywood kommen -, fühlt sich wesentlich echter an und unterhält darum nicht nur sehr gut, sondern schafft es, einen zum Nachdenken über Täter und Opfer, Moralismus und Moral zu bringen. Nebenbei ist er auch noch exzellent gespielt, von allen Beteiligten.
Action, Thrill und Hirn: Eine sehr gelungene Kombination, in diesem Fall zumindest. 7 Punkte von mir.
Herr_Kees * 7.5
Gewalt ist auch keine Lösung
Gut inszenierter und gespielter Terrorismusthriller, der seine Spannung auch aus den Charakteren und deren Motivation zieht - kurzweilige Unterhaltung, Standardverschwörung inklusive.
war im Metropol 2, Stuttgart
Lovecraft * 6.5
For England, James!
Bombenterror in London durch islamistische Extremisten, dem nach kürzester Laufzeit bereits die Hauptdarstellerin von "Cockneys vs Zombies" zum Opfer fällt. 007 scheint mal wieder in der Weltgeschichte unterwegs zu sein, daher wird von den Altstars Charlotte Rampling und James Fox stattdessen Sean Bean in die Spur geschickt, immerhin der 006 aus "Goldeneye".
Regisseur Hadi Hajaig, der 2005 auf dem FFF mit "Puritan" noch langweilte, hat hier einen packenden, teilweise vielleicht etwas zu umständlich erzählten Actionthriller abgeliefert. Eine Prise Verschwörungsstory darf heutzutage offenbar auch nicht fehlen. Dabei werden eigentlich sämtliche Charaktere relativ unsympathisch dargestellt. Sean Beans Charakter handelt mit der Subtilität und Präzision einer Abrißbirne. Und selbst wenn hier Vorgehen und Motive der Terroristen näher gezeigt werden, macht es sie auch nicht sympathischer: Die Bandbreite schwankt zwischen eiskalten Psychopathen, schleimigen Strippenziehern und verblendeten Naivlingen. Daß zahlreiche der dargestellten Aktivitäten der Islamisten originalgetreu an unsere wackeren "Four Lions" erinnern, ist auch nicht gerade, hust, spannungsfördernd. Trotzdem verbleiben letztlich knappe zwei durchweg technisch hochwertige, gut gespielte, unterhaltsame, gelegentlich auch zum Nachdenken anregende Stunden.
Regisseur Hadi Hajaig, der 2005 auf dem FFF mit "Puritan" noch langweilte, hat hier einen packenden, teilweise vielleicht etwas zu umständlich erzählten Actionthriller abgeliefert. Eine Prise Verschwörungsstory darf heutzutage offenbar auch nicht fehlen. Dabei werden eigentlich sämtliche Charaktere relativ unsympathisch dargestellt. Sean Beans Charakter handelt mit der Subtilität und Präzision einer Abrißbirne. Und selbst wenn hier Vorgehen und Motive der Terroristen näher gezeigt werden, macht es sie auch nicht sympathischer: Die Bandbreite schwankt zwischen eiskalten Psychopathen, schleimigen Strippenziehern und verblendeten Naivlingen. Daß zahlreiche der dargestellten Aktivitäten der Islamisten originalgetreu an unsere wackeren "Four Lions" erinnern, ist auch nicht gerade, hust, spannungsfördernd. Trotzdem verbleiben letztlich knappe zwei durchweg technisch hochwertige, gut gespielte, unterhaltsame, gelegentlich auch zum Nachdenken anregende Stunden.
war im Cinemaxx 7, Berlin
Francis * 6.0
Anstrengend ist das Erste, was mir zu diesem Film einfällt. Undurchsichtig das Zweite.
Ein Geheimagent verhindert mit allen Mitteln und äußerst idealistisch Terrorangriffe. Doch er hat es nicht nur mit professionellen Terroristen zu tun, sondern auch mit undurchsichtigen Kollegen.
Während des Films musste ich ständig die Handlung Revue passieren lassen um jeden Handlungsstrang einzuordnen ... nach dem Film blieb wenig in bleibender Erinnerung. Was schade ist, angesichts des aktuellen Themas.
PS: Der deutsche Zusatztitel "Bis zum Anschlag" ist ja mal selten dämlich gewählt.
Ein Geheimagent verhindert mit allen Mitteln und äußerst idealistisch Terrorangriffe. Doch er hat es nicht nur mit professionellen Terroristen zu tun, sondern auch mit undurchsichtigen Kollegen.
Während des Films musste ich ständig die Handlung Revue passieren lassen um jeden Handlungsstrang einzuordnen ... nach dem Film blieb wenig in bleibender Erinnerung. Was schade ist, angesichts des aktuellen Themas.
PS: Der deutsche Zusatztitel "Bis zum Anschlag" ist ja mal selten dämlich gewählt.
staunte im Cinemaxx 7, Berlin
38 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Cleanskin
- Score [BETA]: 56
- f3a.net: 6.1/10 38
- IMDb: 6.3/10
- Rotten Tomatoes: 43%