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Review Creepy

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Zurück zu kalter Form
von D.S.

Nach einem tragischen Zwischenfall hat Kriminalpolizist und -psychologe Takakura den Job an den Nagel gehängt und arbeitet jetzt als Kriminologie-Dozent an der Uni. Das Geschehen hat tiefe Spuren bei ihm hinterlassen, er sehnt sich nur noch nach ruhigem Familienleben und zieht als Zeichen eines Neuanfangs mit seiner Frau in eine andere, scheinbar idyllische Wohngegend. Die Nachbarn dort verhalten sich allerdings merkwürdig reserviert, einer sogar regelrecht seltsam: Zunächst aggressiv auf jeden Kontaktversuch reagierend, wirkt sein Verhalten bald nahezu schizophren – denn es changiert verstörend zwischen größtmöglicher Freundlichkeit bis stalkingartiger Aufdringlichkeit und offener Feindseligkeit. Vollkommen unvorhersehbar, und damit durchaus beängstigend. Und dann wird Takakura auch noch von seiner beruflichen Vergangenheit eingeholt. Ein ungeklärter, hochgradig obskurer Mordfall weckt sein Interesse, ein Exkollege bittet ihn um Hilfe, und dann steckt er auch schon buchstäblich viel tiefer drin in der Sache, als er es sich hätte träumen lassen... es sei denn, in einem Albtraum.

CREEPY markiert Kiyoshi Kurosawas Rückkehr in das „Herz der Dunkelheit“, zurück zu dem Genre, das ihn einem westlichen Massenpublikum bekannt gemacht hat und in dem er ein paar auch heute noch finster beeindruckende Einträge hinterlassen hat. In seiner Stimmung und seinem Effekt auf das Publikum wirkt der Film fast wie eine Fortsetzung, zumindest aber wie ein Bruder im Geiste von CURE, mit dem Kurosawa 1997 den düsteren Polizeithriller mit dem paranormalen Schocker vermengt und unter anderem auch das Fantasy FilmFest (1998) heimgesucht hatte.

Über dem Geschehen liegt eine beunruhigende Ausweglosigkeit: Selbst, wenn es für den Zuschauer bald mehr oder minder klar ist, wer hier was für ein Spiel spielt – und ab einem gewissen Punkt auch für die Protagonisten –, kann dessen Fortgang doch ganz offensichtlich nicht aufgehalten werden. Wenn die großen Überraschungen im Handlungsverlauf also auch fehlen mögen, nimmt CREEPY einen doch unglaublich gefangen. Denn es ist fast schon schockierend mitanzusehen, mit welcher Eiseskälte und Selbstverständlichkeit der geheimnisvolle Täter hier vorgeht; wie er alles Wissen und alle Vorsichtsmaßnahmen seiner Opfer im Handumdrehen ad acta befördert; wie er das Rationale geradezu achselzuckend hinter sich lässt und Protagonisten wie Publikum ganz nach Belieben auf eine unheimlich surreale Ebene befördert, die typisch für Kurosawas frühere Filme ist.

CREEPY lässt sich Zeit, dieses spannende, ungemütlich faszinierende Szenario auszubreiten. Auf seine trügerische Ruhe, seine Langsamkeit muss man sich einlassen können, ebenso auf die „Unwahrscheinlichkeit“ und rational eben nur bedingt erklärbaren bzw. wenig „glaubwürdigen“ Hintergründe der zunächst so alltäglich wirkenden Story. Dafür wird man allerdings mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe sowie mit echter Beklemmung belohnt. Mit nichts aus westlicher Produktion vergleichbar, unterkühlt, beeindruckend. Und damit empfehlenswert: 7 Punkte von mir.

36 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Creepy
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 6.5/10 36
  • IMDb: 6.5/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 10:45

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