Reviewer
D.S. * 7.0
Zurück zu kalter Form
Nach einem tragischen Zwischenfall hat Kriminalpolizist und -psychologe Takakura den Job an den Nagel gehängt und arbeitet jetzt als Kriminologie-Dozent an der Uni. Das Geschehen hat tiefe Spuren bei ihm hinterlassen, er sehnt sich nur noch nach ruhigem Familienleben und zieht als Zeichen eines Neuanfangs mit seiner Frau in eine andere, scheinbar idyllische Wohngegend. Die Nachbarn dort verhalten sich allerdings merkwürdig reserviert, einer sogar regelrecht seltsam: Zunächst aggressiv auf jeden Kontaktversuch reagierend, wirkt sein Verhalten bald nahezu schizophren – denn es changiert verstörend zwischen größtmöglicher Freundlichkeit bis stalkingartiger Aufdringlichkeit und offener Feindseligkeit. Vollkommen unvorhersehbar, und damit durchaus beängstigend. Und dann wird Takakura auch noch von seiner beruflichen Vergangenheit eingeholt. Ein ungeklärter, hochgradig obskurer Mordfall weckt sein Interesse, ein Exkollege bittet ihn um Hilfe, und dann steckt er auch schon buchstäblich viel tiefer drin in der Sache, als er es sich hätte träumen lassen... es sei denn, in einem Albtraum.
CREEPY markiert Kiyoshi Kurosawas Rückkehr in das „Herz der Dunkelheit“, zurück zu dem Genre, das ihn einem westlichen Massenpublikum bekannt gemacht hat und in dem er ein paar auch heute noch finster beeindruckende Einträge hinterlassen hat. In seiner Stimmung und seinem Effekt auf das Publikum wirkt der Film fast wie eine Fortsetzung, zumindest aber wie ein Bruder im Geiste von CURE, mit dem Kurosawa 1997 den düsteren Polizeithriller mit dem paranormalen Schocker vermengt und unter anderem auch das Fantasy FilmFest (1998) heimgesucht hatte.
Über dem Geschehen liegt eine beunruhigende Ausweglosigkeit: Selbst, wenn es für den Zuschauer bald mehr oder minder klar ist, wer hier was für ein Spiel spielt – und ab einem gewissen Punkt auch für die Protagonisten –, kann dessen Fortgang doch ganz offensichtlich nicht aufgehalten werden. Wenn die großen Überraschungen im Handlungsverlauf also auch fehlen mögen, nimmt CREEPY einen doch unglaublich gefangen. Denn es ist fast schon schockierend mitanzusehen, mit welcher Eiseskälte und Selbstverständlichkeit der geheimnisvolle Täter hier vorgeht; wie er alles Wissen und alle Vorsichtsmaßnahmen seiner Opfer im Handumdrehen ad acta befördert; wie er das Rationale geradezu achselzuckend hinter sich lässt und Protagonisten wie Publikum ganz nach Belieben auf eine unheimlich surreale Ebene befördert, die typisch für Kurosawas frühere Filme ist.
CREEPY lässt sich Zeit, dieses spannende, ungemütlich faszinierende Szenario auszubreiten. Auf seine trügerische Ruhe, seine Langsamkeit muss man sich einlassen können, ebenso auf die „Unwahrscheinlichkeit“ und rational eben nur bedingt erklärbaren bzw. wenig „glaubwürdigen“ Hintergründe der zunächst so alltäglich wirkenden Story. Dafür wird man allerdings mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe sowie mit echter Beklemmung belohnt. Mit nichts aus westlicher Produktion vergleichbar, unterkühlt, beeindruckend. Und damit empfehlenswert: 7 Punkte von mir.
CREEPY markiert Kiyoshi Kurosawas Rückkehr in das „Herz der Dunkelheit“, zurück zu dem Genre, das ihn einem westlichen Massenpublikum bekannt gemacht hat und in dem er ein paar auch heute noch finster beeindruckende Einträge hinterlassen hat. In seiner Stimmung und seinem Effekt auf das Publikum wirkt der Film fast wie eine Fortsetzung, zumindest aber wie ein Bruder im Geiste von CURE, mit dem Kurosawa 1997 den düsteren Polizeithriller mit dem paranormalen Schocker vermengt und unter anderem auch das Fantasy FilmFest (1998) heimgesucht hatte.
Über dem Geschehen liegt eine beunruhigende Ausweglosigkeit: Selbst, wenn es für den Zuschauer bald mehr oder minder klar ist, wer hier was für ein Spiel spielt – und ab einem gewissen Punkt auch für die Protagonisten –, kann dessen Fortgang doch ganz offensichtlich nicht aufgehalten werden. Wenn die großen Überraschungen im Handlungsverlauf also auch fehlen mögen, nimmt CREEPY einen doch unglaublich gefangen. Denn es ist fast schon schockierend mitanzusehen, mit welcher Eiseskälte und Selbstverständlichkeit der geheimnisvolle Täter hier vorgeht; wie er alles Wissen und alle Vorsichtsmaßnahmen seiner Opfer im Handumdrehen ad acta befördert; wie er das Rationale geradezu achselzuckend hinter sich lässt und Protagonisten wie Publikum ganz nach Belieben auf eine unheimlich surreale Ebene befördert, die typisch für Kurosawas frühere Filme ist.
CREEPY lässt sich Zeit, dieses spannende, ungemütlich faszinierende Szenario auszubreiten. Auf seine trügerische Ruhe, seine Langsamkeit muss man sich einlassen können, ebenso auf die „Unwahrscheinlichkeit“ und rational eben nur bedingt erklärbaren bzw. wenig „glaubwürdigen“ Hintergründe der zunächst so alltäglich wirkenden Story. Dafür wird man allerdings mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe sowie mit echter Beklemmung belohnt. Mit nichts aus westlicher Produktion vergleichbar, unterkühlt, beeindruckend. Und damit empfehlenswert: 7 Punkte von mir.
Leimbacher-Mario * 6.5
Unheimlich unwahrscheinlich oder unwahrscheinlich unheimlich?
Der zuletzt vor mehr als 10 Jahren mit dem wundervollen "Pulse" im Horrorfach abliefernde Regisseur Kurosawa kommt nun mit dem Serienkiller-Horror "Creepy" zurück - und verzaubert, verängstigt & verärgert mich gleichermaßen. Leider überwiegt der Ärger um die vertanen Chancen, denn die Story um einen zur Ruhe gesetzten Detective & seinen mysteriösen Nachbarn hätte locker eine 8/10 werden können, wenn nicht noch mehr. Er war in den ersten 2/3 wirklich auf dem besten Weg, mir das Fürchten zu lehren & erinnerte mich in seinen besten Zeiten sogar etwas an "Psycho" von der Stimmung & der Konstellation - ein größeres Lob kann es, glaube ich, kaum geben. Umso unfassbarer, dass er dann ziemlich genau mit dem optischen Preisgeben des Hauptgeheimnisses, was eh schon ein ganzes Stück zu früh geschieht, komplett den gruseligen & vor allem sinnvollen Faden verliert. Schwer darüber ohne Spoiler zu sprechen & vielleicht habe ich auch etwas verpasst, nicht verstanden oder deute das Finale komplett falsch/zu realistisch... doch für mich waren da so viele dumme Entscheidungen von Charakteren, Logiklöcher & schlicht unglaubliche Fantasien, dass mir die mehr als guten Ansätze ziemlich versaut wurden.
Vielleicht (oder sogar sehr wahrscheinlich) ist das so in Ansätzen gewollt vom begabten Regisseur, doch mir gingen damit Glaubhaftigkeit, Spannung & Mystery verloren. Einst starke Charaktere machen 180-Grad-Drehungen, die Polizei verhält sich idiotisch & das behutsam aufgebaute Konstrukt zerfällt. Die Darsteller sind alle über jeden Zweifel erhaben, vor allem der Nachbar ist witzig, angsteinflößend, unberechenbar & macht dem Titel des Films alle Ehre. Aber ich komme einfach nicht über das Ende bzw. die Tricks des Killers hinweg... lächerlich, & das kann eigentlich nur als Metapher auf die Zerbrechlichkeit einer scheinbar so festen Mittelstandsfamilie gedeutet werden. Technisch gibt es nur Bestwertungen & die zuerst verständlich aufgebauten & verbundenen Storystränge sind eine Zeit lang meisterhaft. Dazu eine der im Gedächtnis bleibendsten & gruseligsten "Einpack-Methoden" der Killergeschichte - da wären wir wieder bei wahrhaftig creepy. Ich werde ihn mir definitiv in die Sammlung holen & nochmal auf Details & vielleicht Verpasstes achten - vielleicht lindert sich dann ja der Ärger. Noch überwiegt dieser.
Fazit: selten hat ein Film im letzen Drittel so sehr sein Potenzial in der Luft zerfetzt - schade, so nur noch ein ordentlicher Serienkiller-Horror, kein Meisterwerk.
Vielleicht (oder sogar sehr wahrscheinlich) ist das so in Ansätzen gewollt vom begabten Regisseur, doch mir gingen damit Glaubhaftigkeit, Spannung & Mystery verloren. Einst starke Charaktere machen 180-Grad-Drehungen, die Polizei verhält sich idiotisch & das behutsam aufgebaute Konstrukt zerfällt. Die Darsteller sind alle über jeden Zweifel erhaben, vor allem der Nachbar ist witzig, angsteinflößend, unberechenbar & macht dem Titel des Films alle Ehre. Aber ich komme einfach nicht über das Ende bzw. die Tricks des Killers hinweg... lächerlich, & das kann eigentlich nur als Metapher auf die Zerbrechlichkeit einer scheinbar so festen Mittelstandsfamilie gedeutet werden. Technisch gibt es nur Bestwertungen & die zuerst verständlich aufgebauten & verbundenen Storystränge sind eine Zeit lang meisterhaft. Dazu eine der im Gedächtnis bleibendsten & gruseligsten "Einpack-Methoden" der Killergeschichte - da wären wir wieder bei wahrhaftig creepy. Ich werde ihn mir definitiv in die Sammlung holen & nochmal auf Details & vielleicht Verpasstes achten - vielleicht lindert sich dann ja der Ärger. Noch überwiegt dieser.
Fazit: selten hat ein Film im letzen Drittel so sehr sein Potenzial in der Luft zerfetzt - schade, so nur noch ein ordentlicher Serienkiller-Horror, kein Meisterwerk.
staunte im Residenz, Köln
Herr_Kees * 6.0
Sleepy
Eins vorweg: Dieses ruhige, dialoglastige, untertitelte, überlange Psychodrama in den Slot um 23.30 Uhr zu setzen, ist wohl das größte Verbrechen des Festivals. Dass der Film eher enttäuschte, lag jedoch an etwas anderem.
CREEPY hat ein großes Problem – oder besser gesagt, hatte ich ein großes Problem mit dem Film: Der Kern der Handlung basiert nämlich auf einem gigantischen Zufall, dem zeitgleichen Zusammentreffen zweier Situationen, die durch nichts erklärbar sind und die Glaubwürdigkeit dieses ansonsten sehr real aufgebauten Films komplett in Frage stellen. Vielleicht lässt sich dieser Punkt ja auch als Schicksal, unglückliche Fügung, Alptraumlogik o. ä. interpretieren, für mich war es schlichtweg Faulheit bei Konzept und Skript.
Verzeihbar wäre dies vielleicht, wenn der Film ansonsten außergewöhnlich spannend, düster oder interessant geraten wäre, es ist jedoch einfach nur ein guter, stimmungsvoller Thriller, dem 20 Minuten Kürzung nicht geschadet hätten. Und eine Sichtung zu einer früheren Uhrzeit.
CREEPY hat ein großes Problem – oder besser gesagt, hatte ich ein großes Problem mit dem Film: Der Kern der Handlung basiert nämlich auf einem gigantischen Zufall, dem zeitgleichen Zusammentreffen zweier Situationen, die durch nichts erklärbar sind und die Glaubwürdigkeit dieses ansonsten sehr real aufgebauten Films komplett in Frage stellen. Vielleicht lässt sich dieser Punkt ja auch als Schicksal, unglückliche Fügung, Alptraumlogik o. ä. interpretieren, für mich war es schlichtweg Faulheit bei Konzept und Skript.
Verzeihbar wäre dies vielleicht, wenn der Film ansonsten außergewöhnlich spannend, düster oder interessant geraten wäre, es ist jedoch einfach nur ein guter, stimmungsvoller Thriller, dem 20 Minuten Kürzung nicht geschadet hätten. Und eine Sichtung zu einer früheren Uhrzeit.
guckte im Metropol, Stuttgart
36 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Creepy
- Score [BETA]: 65
- f3a.net: 6.5/10 36
- IMDb: 6.5/10