Reviewer
meiklsan * 6.0
Ungewöhnliches Hobby
Grief tourist:
"One who travels with the intent to visit scenes of a tragedy or disaster."
Über diesen Film gibt es eigentlich nicht viel zu berichten, denn es passiert nur sehr wenig.
Aber das Thema erscheint interessant, und bevor ich diesen Film sah, war mir dieser „Grief Tourism", den es scheinbar wirklich gibt, noch nicht bekannt.
Manche werden den Film wohl als Schlaftablette bezeichnen, aber der Inhalt und die Wirkung der Arznei haben es durchwegs in sich!
Wir haben es hier mit einem schwermütigen, atmosphärischen, ruhigen und gemächlichen reinrassigen Drama zu tun, das uns stimmungsmäßig versucht, immer tiefer in die Story hinein- und gefühlsmäßig runterzuziehen.
Grief Tourist, Opfer, Tragödie oder dramatische Vergangenheitsbewältigung?
Unser lonesome Protagonist lebt sein schlichtes einsames eintöniges Alltagsleben als Security Guard, hat sich über die Jahre hinweg diverse Marotten angewöhnt, die wir von dem Stereotyp eines Einzelgängers erwarten, und geht im Urlaub seinem ungewöhnlichen Hobby als „Grief Tourist" nach.
Er quartiert sich in ein schäbiges Motel ein, von wo aus er die Locations of tragedy and disaster besucht. Neben allerlei zwielichtiger Begegnungen und Überraschungen ist besonders das Aufeinandertreffen unseres Protagonisten mit der ziemlich in die Jahre gekommenen Melanie Griffith als Servicekraft besonders bemerkenswert.
Trotz der Jahre hat Melanie nämlich nichts von ihrem reizvoll verführerischen Charme vergangener Jahre verloren, und beide Schauspieler liefern hier ein zutiefst deprimierendes schmerzerfülltes Duett der Sonderklasse ab.
Den gesamten Film hindurch wird der geneigte Zuschauer übrigens von einem hypnotisierenden Off-Sprecher begleitet, der uns mit seiner sonoren Stimme zusätzlich zu der schleichenden Story langsam, aber kontinuierlich immer tiefer in das Geschehen hineinsäuselt.
Suri Krishnamma zeichnet hier eine dramatische, fast kammerspielartige gefühlvolle Charakterstudie über die Abgründe einer scheinbar verlorenen Seele und läßt uns trotz des offensichtlich unscheinbaren Eindrucks manchmal mit einem staunenden Entsetzen zurück.
Definitiv einen Blick wert.
Nahezu gewaltfrei und actionlos.
Ruhig, gemächlich und laaaangsaaam.
Deshalb für den späten Festivalabend nicht empfehlenswert, schnarch!
"One who travels with the intent to visit scenes of a tragedy or disaster."
Über diesen Film gibt es eigentlich nicht viel zu berichten, denn es passiert nur sehr wenig.
Aber das Thema erscheint interessant, und bevor ich diesen Film sah, war mir dieser „Grief Tourism", den es scheinbar wirklich gibt, noch nicht bekannt.
Manche werden den Film wohl als Schlaftablette bezeichnen, aber der Inhalt und die Wirkung der Arznei haben es durchwegs in sich!
Wir haben es hier mit einem schwermütigen, atmosphärischen, ruhigen und gemächlichen reinrassigen Drama zu tun, das uns stimmungsmäßig versucht, immer tiefer in die Story hinein- und gefühlsmäßig runterzuziehen.
Grief Tourist, Opfer, Tragödie oder dramatische Vergangenheitsbewältigung?
Unser lonesome Protagonist lebt sein schlichtes einsames eintöniges Alltagsleben als Security Guard, hat sich über die Jahre hinweg diverse Marotten angewöhnt, die wir von dem Stereotyp eines Einzelgängers erwarten, und geht im Urlaub seinem ungewöhnlichen Hobby als „Grief Tourist" nach.
Er quartiert sich in ein schäbiges Motel ein, von wo aus er die Locations of tragedy and disaster besucht. Neben allerlei zwielichtiger Begegnungen und Überraschungen ist besonders das Aufeinandertreffen unseres Protagonisten mit der ziemlich in die Jahre gekommenen Melanie Griffith als Servicekraft besonders bemerkenswert.
Trotz der Jahre hat Melanie nämlich nichts von ihrem reizvoll verführerischen Charme vergangener Jahre verloren, und beide Schauspieler liefern hier ein zutiefst deprimierendes schmerzerfülltes Duett der Sonderklasse ab.
Den gesamten Film hindurch wird der geneigte Zuschauer übrigens von einem hypnotisierenden Off-Sprecher begleitet, der uns mit seiner sonoren Stimme zusätzlich zu der schleichenden Story langsam, aber kontinuierlich immer tiefer in das Geschehen hineinsäuselt.
Suri Krishnamma zeichnet hier eine dramatische, fast kammerspielartige gefühlvolle Charakterstudie über die Abgründe einer scheinbar verlorenen Seele und läßt uns trotz des offensichtlich unscheinbaren Eindrucks manchmal mit einem staunenden Entsetzen zurück.
Definitiv einen Blick wert.
Nahezu gewaltfrei und actionlos.
Ruhig, gemächlich und laaaangsaaam.
Deshalb für den späten Festivalabend nicht empfehlenswert, schnarch!
Michaela * 7.0
Serienkiller, Melanie Griffith und Suzanne
Ein Portier/Nachtwächter, der lieber für sich ist, hat ein spezielles Hobby: er besucht die Schauplätze von Unglücksfällen, von Morden eines Serienkillers. Auch dieses Mal macht er sich wieder auf den Weg, um die Tatorte des Serienkillerls Carl Marznap zu besichtigen. Er begegnet einer Kellnerin, die sich ihm annähert (wunderbar gespielt von Melanie Griffith, warum kriegt die nicht mehr Rollen?), seiner Zimmernachbarin Iris und einem Gesprächspartner zu den Morden von Carl Marznap. Der Film an sich ist sehr langsam, aber trotzdem stimmungsvoll. Man muß sich schon auf das Geschehen einlassen. Ganz vereinzelt kommt es zu Gewaltausbrüchen - an diesen Stellen bin ich dann auch ziemlich erschrocken.
Ganz gefangen genommen hat mich der Film aber dann, als Leonard Cohens Lied Suzanne ertönte.
Mir gefiel the Dark Tourist aufgrund der Musik und seiner Stimmung, auch die Handlung ist ganz interessant.
Die Stimmung zu diesem Film wurde mir allerdings von einer Dame verdorben, die ständig mit irgendwelchen Tüten raschelte - und das bei einem sehr leisen Film, der auch noch teilweise schwer verständlich war (manchmal wünscht man sich auch für englische Filme Untertitel).
Ganz gefangen genommen hat mich der Film aber dann, als Leonard Cohens Lied Suzanne ertönte.
Mir gefiel the Dark Tourist aufgrund der Musik und seiner Stimmung, auch die Handlung ist ganz interessant.
Die Stimmung zu diesem Film wurde mir allerdings von einer Dame verdorben, die ständig mit irgendwelchen Tüten raschelte - und das bei einem sehr leisen Film, der auch noch teilweise schwer verständlich war (manchmal wünscht man sich auch für englische Filme Untertitel).
war im Cinema, München
D.S. * 6.5
Opfer und Täter und wie man dazu wird
Unter seiner Oberfläche beschäftigt sich GRIEF bzw. DARK TOURIST mit einem sehr finsteren Thema, nämlich der Frage, was Menschen zu Serienmördern werden lässt. Und er findet einige noch viel finsterere Antworten auf diese Frage, die einem lange zu denken geben.
Die Inhaltsangabe klingt ja schlicht recht skurril; doch bald stellt sich heraus, dass hinter dem Drang der Hauptfigur Jim, berüchtigte Mordschauplätze zu besuchen, weit mehr steckt als bloß ein ausgeprägter Hang zu makabrem Voyeurismus und Sensationsgeilheit. Nur allzu viele Menschen wollen die Leichen frischer Unfallopfer am liebsten noch zucken sehen - Jim wird von anderem angezogen. Schmerzhafterem. Und so weicht diese scheinbare Skurrilität des Set-ups mehr und mehr einem Gefühl von tiefstem Nihilismus, das sich durch die Handlung zieht und in einem konsequenten Finale mündet. Die Atmosphäre ist entsprechend: bedrückend, düster, freudlos. Auf dem Ferientrip von Jim durch Kalifornien werden wir in einen Strudel der Negativität hineingezogen, aus dem es kein Entkommen gibt - und der uns nicht nur zu Zeugen (weniger) extremer Gewaltausbrüche macht, sondern uns auch zeigt, dass nichts so sehr verletzen kann wie eine Beleidigung im richtigen Moment.
Man braucht allerdings Geduld, um in der düsteren Welt des TOURISTs wirklich anzukommen. Geduld, die unter Umständen bis über den Film hinausreichen muss: Beim Sehen und unmittelbar danach fühlte ich mich zum Teil arg gelangweilt, denn das Geschehen zieht sich hier schon enorm. Es dauert bis ins letzte Filmdrittel, bis tatsächlich „Greifbares" passiert. Der Strudel zieht einen jedoch auch im Nachhinein immer tiefer - die Nachwirkung des Films ist nicht zu unterschätzen. Die Endsequenzen und seine Aussagen sind derart bitter, dass man erst mit einigem Abstand realisiert, was man da eigentlich gerade serviert bekommen hat.
DARK TOURIST ist mit Sicherheit einer der ernsthaftesten, forderndsten Filme des FFF 2013. Sehr langsam im Tempo, sehr dialoglastig und inhaltlich sehr deprimierend, hat er neben einem hervorragenden Hauptdarsteller (und einer nicht minder überzeugenden Melanie Griffith) vor allem eine radikale Sichtweise auf die Welt und ihre Bewohner sowie einen konsequent finsterer werdenden Tonfall zu bieten, der ihn auch ohne Gore-Exzesse zu einem ziemlich brutalen Erlebnis werden lässt. Unter Vorbehalt deshalb durchaus zu empfehlen.
Die Inhaltsangabe klingt ja schlicht recht skurril; doch bald stellt sich heraus, dass hinter dem Drang der Hauptfigur Jim, berüchtigte Mordschauplätze zu besuchen, weit mehr steckt als bloß ein ausgeprägter Hang zu makabrem Voyeurismus und Sensationsgeilheit. Nur allzu viele Menschen wollen die Leichen frischer Unfallopfer am liebsten noch zucken sehen - Jim wird von anderem angezogen. Schmerzhafterem. Und so weicht diese scheinbare Skurrilität des Set-ups mehr und mehr einem Gefühl von tiefstem Nihilismus, das sich durch die Handlung zieht und in einem konsequenten Finale mündet. Die Atmosphäre ist entsprechend: bedrückend, düster, freudlos. Auf dem Ferientrip von Jim durch Kalifornien werden wir in einen Strudel der Negativität hineingezogen, aus dem es kein Entkommen gibt - und der uns nicht nur zu Zeugen (weniger) extremer Gewaltausbrüche macht, sondern uns auch zeigt, dass nichts so sehr verletzen kann wie eine Beleidigung im richtigen Moment.
Man braucht allerdings Geduld, um in der düsteren Welt des TOURISTs wirklich anzukommen. Geduld, die unter Umständen bis über den Film hinausreichen muss: Beim Sehen und unmittelbar danach fühlte ich mich zum Teil arg gelangweilt, denn das Geschehen zieht sich hier schon enorm. Es dauert bis ins letzte Filmdrittel, bis tatsächlich „Greifbares" passiert. Der Strudel zieht einen jedoch auch im Nachhinein immer tiefer - die Nachwirkung des Films ist nicht zu unterschätzen. Die Endsequenzen und seine Aussagen sind derart bitter, dass man erst mit einigem Abstand realisiert, was man da eigentlich gerade serviert bekommen hat.
DARK TOURIST ist mit Sicherheit einer der ernsthaftesten, forderndsten Filme des FFF 2013. Sehr langsam im Tempo, sehr dialoglastig und inhaltlich sehr deprimierend, hat er neben einem hervorragenden Hauptdarsteller (und einer nicht minder überzeugenden Melanie Griffith) vor allem eine radikale Sichtweise auf die Welt und ihre Bewohner sowie einen konsequent finsterer werdenden Tonfall zu bieten, der ihn auch ohne Gore-Exzesse zu einem ziemlich brutalen Erlebnis werden lässt. Unter Vorbehalt deshalb durchaus zu empfehlen.
war im Metropolis 9, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 3.5
Spirale des Bösen
„Misery Porn“ - Der Film?! Bevor Tom Six bald den „Onania Club“ eröffnet, gab ich „Dark Tourist“ eine Chance, der sich mit einem ähnlichen Ansatz beschäftigt. Wir folgen einem ziemlich nihilistischen und düsteren Security Guy, der enormes Interesse an Mördern und Tragödien hat. Er weiß, wann und wie Elvis starb, kennt alle Geheimnisse legendärer Killer und fährt gerne mal zu Tatorten und Geburtsstätten „des Bösen“. Doch nun gerät ein Trip in die düstereren Ecken von Louisiana und seiner eigenen Seele außer Kontrolle...
Voice Over - Der Film?!
Natürlich wäre „Dark Tourist“ gerne eine Art „Monster“, „First Reformed“ oder „Taxi Driver“, von Serienkillern, deren Groupies und der dunklen, amerikanischen Seele. Nur leider wird er weder seinem vielschichtigen Thema noch seinen Vorbildern wirklich gerecht. Es ist klasse Michael Cudlitz endlich mal in einer Hauptrolle zu sehen, er spielt intensiv, mutig und hievt den Film weit höher, als dieser eigentlich spielt. Außerdem sind einige Bilder ganz hübsch in ihrer morbiden, schattigen Art und solche Taten, Menschen, fiesen Ecken unserer Seelen, unserer Gesellschaft, unserer Welt sind natürlich immer einen Abstecher wert, sorgen bei Horrorgernguckern und Fans von abseitigem Kino natürlich für grundsätzliches Interesse. Aber umso ärgerlicher und frustrierender ist es, dass „Dark Tourist“ diese Hülle, diese Ansätze nie aufbricht, unterwandert oder etwas aus ihnen macht. Er wabert vor sich her wie eine Zusammenfassung, wie eine Skizze, wie eine Kopie, wie eine übrig gebliebene Schlangenhaut. Aber Gedärme, Herz, Seele, Knochen und auch Eier fehlen. Die meiste Zeit sorgt er für Leerlauf, Langeweile und Achselzucken. Trotz der ewig-attraktiven Melanie Griffith. Auch viel zu knapp, kurz, flüchtig, um wirklich zu fesseln oder zuzupacken.
Fazit: Ziemlich öde, deprimierende und düstere Charakterstudie, die leider eher langweilt, kaltlässt als schockiert oder Gemüter erhitzt. Interessant wie auf dem Klo zu sterben. Michael Cudlitz ist stark - der Rest ist grauer Magerquark. Schwitzig, schwül, schwammig.
Voice Over - Der Film?!
Natürlich wäre „Dark Tourist“ gerne eine Art „Monster“, „First Reformed“ oder „Taxi Driver“, von Serienkillern, deren Groupies und der dunklen, amerikanischen Seele. Nur leider wird er weder seinem vielschichtigen Thema noch seinen Vorbildern wirklich gerecht. Es ist klasse Michael Cudlitz endlich mal in einer Hauptrolle zu sehen, er spielt intensiv, mutig und hievt den Film weit höher, als dieser eigentlich spielt. Außerdem sind einige Bilder ganz hübsch in ihrer morbiden, schattigen Art und solche Taten, Menschen, fiesen Ecken unserer Seelen, unserer Gesellschaft, unserer Welt sind natürlich immer einen Abstecher wert, sorgen bei Horrorgernguckern und Fans von abseitigem Kino natürlich für grundsätzliches Interesse. Aber umso ärgerlicher und frustrierender ist es, dass „Dark Tourist“ diese Hülle, diese Ansätze nie aufbricht, unterwandert oder etwas aus ihnen macht. Er wabert vor sich her wie eine Zusammenfassung, wie eine Skizze, wie eine Kopie, wie eine übrig gebliebene Schlangenhaut. Aber Gedärme, Herz, Seele, Knochen und auch Eier fehlen. Die meiste Zeit sorgt er für Leerlauf, Langeweile und Achselzucken. Trotz der ewig-attraktiven Melanie Griffith. Auch viel zu knapp, kurz, flüchtig, um wirklich zu fesseln oder zuzupacken.
Fazit: Ziemlich öde, deprimierende und düstere Charakterstudie, die leider eher langweilt, kaltlässt als schockiert oder Gemüter erhitzt. Interessant wie auf dem Klo zu sterben. Michael Cudlitz ist stark - der Rest ist grauer Magerquark. Schwitzig, schwül, schwammig.
26 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
Dark Tourist
- Score [BETA]: 61
- f3a.net: 4.9/10 26
- IMDb: 7.3/10