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Review Dead Creatures

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In der Ruhe liegt nicht immer die Kraft
von D.S.

DEAD CREATURES ist in allererster Linie ein Sozialdrama, ein sehr ernster Film über das Ausgestoßen-Sein, Abhängigkeiten, Angst. Dabei wählt er jedoch einen extrem unkonventionellen Ansatz - denn seine Protagonisten sind Zombies. Um unseren Erfahrungshorizont noch weiter zu brechen: keine stumpfen, blau angelaufenen, brutalen Monsterwesen - sondern (zumindest auf den ersten Blick) Menschen wie du und ich. Unauffällig, normal aussehend und sich auch so verhaltend. Mit dem Unterschied, daß sie von Zeit zu Zeit ihren Hunger auf Menschenfleisch stillen müssen; ausziehen, um sich Opfer zu suchen, die sie blutig ermorden und dann noch blutiger zerstückeln und auffressen.

Das klingt nach einem interessanten Konzept - und in der Tat irritiert das Geschehen auf der Leinwand zunächst ziemlich stark. Mit den ganz gewöhnlichen englischen Unterklasse-Mädels in ihren schäbigen Wohnungen, die sich über Sex und Fernsehen unterhalten, mag man es solch derbe Gore-Exzesse, wie sie uns der Film anfangs präsentiert, einfach nicht in Verbindung bringen. Und wenn sich in ihre Unterhaltungen Themen wie Mord, den zunehmenden körperlichen Verfall, das Leben als Zombies mischen, wirkt das regelrecht verstörend.

Das Hauptproblem des Films ist es aber, daß auch diese obskure Grundkonstellation, wie jede andere, sich nach einer gewissen Zeit abnutzt. Nach spätestens einer halben Stunde hat man sich an diesen Gedanken gewöhnt - spätestens hier müßte sich dann also irgendeine Form von Handlung entfalten, um das Interesse des Zuschauers aufrechtzuerhalten. Doch leider gibt es nur eine minimale Story zu erzählen, und auch diese entwickelt sich nur äußerst schleppend, kommt eigentlich erst im letzten Filmdrittel überhaupt ein wenig zum tragen: ein Mann macht Jagd auf die Zombies, weil er von ihnen Informationen über ein verschwundenes Mädchen erhalten - und sie aus dem Weg räumen möchte. Da die Zombies aber, wie gesagt, zumindest am Anfang ihrer Zombiekarriere aussehen wie normale Menschen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als wahllos irgendwelche Leute aus der Gegend, in der das Mädchen verschwunden ist, zu kidnappen und zu foltern - und schließlich zu töten. Daß er dabei mehr als einen Unschuldigen erwischt, versteht sich von selbst... Wer ist dieser Mann? Wer ist das Mädchen? Wird er einen unserer Protagonisten erwischen?

Zum größten Teil aber funktioniert DEAD CREATURES nicht storybasiert. Wir werden unmittelbar ins Geschehen hineingeworfen, verfolgen den Alltag einer Gruppe weiblicher Zombies (und es dauert eine Weile, bis wir begreifen, daß sie Zombies sind). Ja, und dann... verfolgen wir ihren Alltag weiter. Und weiter. Und wenn man sich an die Grundidee gewöhnt und die blutigen Szenen zu Beginn des Films verdaut hat, dann... wird das ganze leider doch relativ langweilig. Denn es passiert einfach zu wenig. Der Film wirkt über weite Strecken fast dokumentarisch, distanziert, grau und schmutzig wie die Londoner Slums, in denen er spielt. Das erschwert es aber sehr, Interesse oder gar Sympathie für seine Figuren zu entwickeln.

So betrachten wir von außen einen sehr ruhigen, sehr unfreundlichen, sehr langatmig inszenierten Ausschnitt aus dem Leben einer Gruppe extrem Andersartiger. Sicherlich ein interessanter Story-Ansatz, und ein nachdenklich stimmender Film. Aber um wirklich zu gefallen, bräuchte der Film etwas mehr - entweder mehr Handlung, oder aber eine "filmischere" Erzählweise. Für mich leider nur 4,5 Punkte, da ich mich letztlich überhaupt nicht berührt gefühlt habe.

guckte im Cinemaxx, Berlin

8 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Dead Creatures
  • f3a.net: 5.8/10 8
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 05:17

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