s Deep in the Wood (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Deep in the Wood

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Reviewer

Michaela * 6.5

Krampus

Ein Thriller, dieses Mal aus Italien, haben wir nicht so oft.

Dass in vielen Dörfern der Alpenregion der Nikolaustag oder auch das Winterende mit furchterregenden Figuren feuchtfröhlich gefeiert wird, bietet ja allein schon Thema für Horrorstoffe. Ich möchte ja bei so einem Treiben nicht dabei sein, denn erstens können einem viele dieser Masken ja wirklich Angst einjagen, und zweitens fallen ja bei vielen die Hemmungen, wenn sie unkenntlich verkleidet und stark alkoholisiert sind. Wie gesagt, die Realität kann da schon ganz schön rau sein. Und dass bei so einem Treiben dann auch mal ein Kind verlorengeht, durchaus nachvollziehbar.

Oh, das ist schon der Anfang der Geschichte. Der kleine Tommi ist mit seinem Vater bei einem dieser Krampusfeste, bekommt Angst und möchte nach Hause. Der Papa ist aber leider angetrunken und möchte weiterfeiern. Der Kleine macht sich auf den Weg in die dunkle Nacht. Und wir wissen ja, dass das FFF nicht zimperlich ist, wenn es um das Schicksal kleiner oder auch größerer Kinder geht, er verschwindet spurlos. Fünf Jahre später wird er wiedergefunden, der Vater freut sich und kümmert sich liebevoll um ihn, die Mutter und der Großvater sind sehr skeptisch, ebenso wie einige im Dorf. Ist es wirklich der kleine Tommi oder gar eine Ausgeburt der Hölle ?

Es ist ein kleiner Film mit überzeugenden Darstellern, der zeigt, wie zermürbend ein solches Schicksal sein kann. Vielleicht eher nachvollziehbar, wenn man selber Kinder hat.

Im Abspann werden dann noch Zahlen genannt, wie viele Kinder tagtäglich auf der Welt verschwinden. Die Zahl kam mir ziemlich hoch vor und auch undifferenziert. Denn es wurde leider nicht gesagt, wie viele Kinder tatsächlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden, oder ob diese Zahl auch die Kinder beinhaltet, die nur für ein paar Stunden oder Tage verschwunden sind. Gibt ja Kinder/Jugendliche, die mal abhauen, aber dann sehr schnell wiedergefunden werden, ohne dass was passiert ist. Zum Glück.

glotzte im Cinemaxx, München

Janina Himmen * 6.0

Dieses Jahr laufen beim Fantasy Filmfest zwei Filme, die ich wegen ihrer Titel ständig miteinander verwechsle. Bis heute Mittag dachte ich noch, ich würde gleich in "Into the Forest" gehen, obwohl es doch eigentlich "Deep in the Wood" war. Dauerkarte sei Dank sehe ich mir aber einfach beide an, also muss ich mir nicht zu viele Gedanken machen.

Mit was haben wir es hier also zu tun? Mit einem italienischen Mysterythriller über einen kleinen Jungen, der während des Krampus-Festes spurlos im Wald verschwindet. Die Eltern suchen verzweifelt nach ihm und der Vater wird sogar des Mordes verdächtigt. Fünf Jahre später wird auf einmal ein Junge aufgegriffen, der laut DNA-Test der verschollene Sohn ist. Aber seltsam, dass der Hund ihn anbellt und die Mutter nicht das Gefühl hat, ihr Kind wiederzuerkennen... Als er dann auch noch ein ungewöhnlich boshaftes Verhalten an den Tag legt, beginnen Zweifel daran aufzukeimen, ob er überhaupt ein Mensch ist. Die Legende besagt nämlich, dass sich am Krampus-Tag auch der Teufel persönlich unter uns mischt.

Ich fand über weite Strecken ziemlich spannend, wie der Film mit der Frage spielt, wer oder was der Junge nun eigentlich ist. Zugegeben, die Charaktere sind leider wieder einmal alle unsympathisch. Der Vater säuft, ***SPOILER***die Mutter hurt herum, alle lügen... das Bed of the Dead hätte in diesem Dorf eine Menge Spaß! Aber richtig gestört hat mich eigentlich nur das Ende.

***SPOILER***Erst wird das Kind als potentielle Ausgeburt der Hölle vorgestellt, die Hunde abschlachtet und die eigene Mutter auf hinterlistigste Weise zu töten versucht, und am Ende war es "doch nur ein Kind"? Und es bekommt ein Happy End, bei dem ich anscheinend noch so etwas wie Sympathie für es empfinden soll? Das fand ich extrem verstörend. Vielleicht war dieser Bruch Absicht, aber für mich hat er nicht funktioniert, weil ich schon vorher unverständlich fand, wie locker sein Verhalten von den meisten Personen weggesteckt wurde. Denn egal, ob Satan oder Mensch, er ist ein völlig verkommenes, emotional kaputtes Arschloch! Statt mit Papa in eine glückliche Zukunft zu cruisen hätte das Blag hinter verschlossene Türen gehört.
Jap, ich mag Hunde.

Erstveröffentlichung

staunte im Cinestar, Frankfurt

Leimbacher-Mario * 6.5

Nomen est nicht immer Omen

Jedes Jahr verschwinden Millionen Kinder weltweit - "Deep In The Wood" beschäftigt sich mit einem italienischen Fall. Doch hier taucht der am berühmten Krampus-Tag verschwundene Junge nach 4 quälend langen Jahren wieder auf - was nicht heißt, dass bei seiner angeschlagenen Familie nun wieder alles heiter Sonnenschein ist. Ganz im Gegenteil: durch Vorwürfe über die Jahre zerrüttet & sich nicht mal sicher, ob der Junge wirklich ihr Tommi oder gar El Diablo persönlich ist, entfaltet sich ein Krimi mit übernatürlichen Andeutungen. Und der Titel passt: denn die vielen Geheimnisse der psychisch labilen Charaktere können durchaus als waldiges Dickicht beschrieben werden.

Die größte Stärke des Films ist ganz klar seine realistische Krimi-Atmosphäre & seine Konzentration auf die dramatischen Situationen & das Gefühlschaos der Figuren/Familie, des Dorfes. Jeder hat sein Geheimnis, keiner scheint wirklich sauber, im Endeffekt vielleicht am ehesten die, bei denen man es am wenigsten erwartete. Dass der Film sich viel bei Damien leiht, kann man durchgehen lassen, vor allem, weil er dann schnell wieder eine Kehrtwende Richtung dramatischem Krimi macht. ***SPOILER***Eher Italia-Tatort als "Omen". Kann man begrüßen, kann ebenso drüber enttäuscht sein, wenn man die teuflische Schiene lieber gefahren wäre. Ich persönlich habe dämonische Kinder in Filmen schon oft genug gesehen & begrüße die realistische, wenn auch etwas versponnene Crime-Story eher. Der Mix passt hier eigentlich ganz gut.

Die Darsteller sind klasse & das italienische Wald- & Bergpanorama der Dolomiten ist ebenfalls atmosphärisch. Vom Krampus-Fest zu Beginn hätte ich gerne noch mehr gesehen. Solche hübschen Settings & Momente heben ihn über europäisches TV-Niveau, selbst wenn einem die Story stark bekannt vorkommt. Der Film ist grau & das Gegenteil von Bella Vita, zeigt eine ziemlich brachliegende Gesellschaft, in der ein Kinderleben weniger gilt denn je. Wer Filme wie "Die Behandlung" oder die nordischen Thriller ala "Girl With The Dragon Tattoo" mag, wird auch diesen italienischen Tiefflieger schätzen. Er kommt jedoch eher durch das Hinterstübchen & ist kein Film, der sich aufdrängt. Mehr Geheimtipp & Special Interest geht dieses Jahr auf dem Fantasy Filmfest wohl kaum. "In Fondo Al Bosco" kriegt einen eiskalten Daumen hoch, selbst wenn er am Ende einen Haken zu viel im blutigen Schnee schlägt.

Fazit: guter italienischer Krimi mit starker Charakterzeichnung & dichter Atmosphäre, der sich gegen Ende in seinen Twists etwas überschlägt & insgesamt zahm, etwas unspektakulär daherkommt. Trotzdem besser als 90% der Tatorte & Co.

war im Residenz, Köln

D.S. * 6.0

Tiefschlag

Eingebettet in dichte, finstere Wälder bieten die kargen Bergdörfer Südtirols und des Trentino einiges fürs Auge. Fürs seelische Wohlbefinden können sie aber alles andere als förderlich sein, denn nur allzu oft ist die dortige Bevölkerung geprägt von tiefsitzender Abneigung gegen alles "Fremde" und von einer erstaunlichen Rauheit, die auch als Kälte und Hartherzigkeit wahrgenommen werden kann.

In einem solchen Klima wächst der kleine Tommi im Fassatal auf, und ein glücklicher Junge scheint er nicht zu sein – genauer erfahren werden wir das allerdings nicht, denn schon in den ersten Minuten des Films verschwindet er spurlos; von seinem alkoholisierten Vater bei einem Krampusfest fortgescheucht und alleine, verängstigt auf dem Heimweg durch die dunkle Nacht.

In einem rasanten Zusammenschnitt aus Nachrichtenmeldungen vermittelt uns DEEP IN THE WOOD den unmittelbaren Fortgang der Geschehnisse: Der Junge bleibt verschwunden, die Dorfgemeinschaft verdächtigt den – böse, böse – zugezogenen Vater, der wird verhaftet, aber aus Mangel an Beweisen wieder laufengelassen... und fünf Jahre später ist man immer noch nicht weiter. Da entdecken Bauarbeiter in einem verlassenen Zigeunerlager in der nächstgelegenen Großstadt einen Jungen ohne Papiere, ohne Erinnerung. Der vom ermittelnden Kommissar Hannes in Auftrag gegebene DNA-Test ist eindeutig: Es handelt sich um Tommi. Bei seinen Eltern herrscht zunächst natürlich – bewegend gespielte – Ergriffenheit und schiere Freude vor, bald jedoch mehren sich die Zeichen, dass irgendetwas hier nicht ganz in Ordnung sein kann. Der Junge reagiert abweisend bis aggressiv auf die ihm entgegengebrachte Zuneigung, der Familienhund seinerseits offen feindselig auf den Heimkehrer. Und tatsächlich entpuppt sich der Junge bald als Bedrohung: für den Dorffrieden, dessen trügerische Fassade tiefe Risse offenbart...

DEEP IN THE WOOD wurde von Sky fürs italienische Fernsehen produziert und ist im Kern mehr bitteres Familiendrama als alles andere. Abgesehen von den beeindrucken Bergpanoramen erreicht er aber auch in seiner Inszenierung eine gewisse Wucht und lässt ob der düsteren Hintergründe, die hier aufgedeckt werden, mitunter schwer schlucken - die Vernachlässigung von Kindern und was sie mit ihnen anrichten kann, wird einem eindringlich vor Augen geführt und lässt mitleiden.

Atmosphärisch ist das Ganze entsprechend bedrückend gehalten, wozu insbesondere auch der Horrorfilm-Score beiträgt. Storyseitig warten zudem einige Überraschungen aufs Publikum.

Mehr als 6 Punkte gibt es von mir dennoch nicht, da in der Auflösung und ihren Konsequenzen zu viel Potential verschenkt wird und dem Jungen selbst in der zweiten Filmhälfte bizarrerweise nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet wird. Hier steht dann das Verhältnis der Eltern zueinander für meinen Geschmack zu sehr im Vordergrund. Trotzdem: sehenswert.

war im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 6.0

Den Wald vor lauter Bäumen

Wer bei diesem italienischen Familien-Thrillerdrama denkt, nach ein paar Minuten schon zu wissen, wo es langgeht, der ist auf dem Holzweg. Denn DEEP IN THE WOOD(S) sieht lange Zeit nach einem klassischen Genrefilm aus, ist rückwirkend betrachtet jedoch raffinierter und komplexer. Das macht den Film zwar nicht zum Meisterwerk à la THE USUAL SUSPECTS, hebt ihn aber deutlich über das Niveau vieler anderer "Teufelskinder"-Streifen.

war im Metropol, Stuttgart

ArthurA * 6.5

Überraschend, aber zu unsympathisch

Deep in the Wood ist ein Film, der sehr stark davon profitiert, wenn man ihn ohne jegliches Vorwissen sieht, denn hier ist wirklich nichts so, wie es scheint. Sogar dieser Satz verrät vielleicht schon zu viel, denn der Film spielt von seinen ersten Szenen an mit den Erwartungen der Zuschauer, scheint ihnen zu entsprechen und in die gewohnten Muster zu verfallen, bevor er einem wieder den Teppich unter den Füßen wegzieht - und das gleich mehrfach. Handelt es sich beim seltsamen Kind um den Teufel höchstpersönlich oder spielt der Verstand der Mutter und des Großvaters ihnen einen Streich? Im Kontrast zu The Ones Below, der seine große Wendung wie ein Leuchtturm weit im Voraus ankündigt, überrascht Deep in the Wood die Zuschauer bis zum Ende. Wer jedoch gerne etwas mehr Ambiguität mag, wird hiervon enttäuscht sein. ***SPOILER***Auch wenn die Twists gelungen und zahlreich sind, löst der Film alle Mysterien am Ende kompakt und glasklar auf. Auf erzählerischer Ebene kann Regisseur Stefano Lodovichi überzeugen; dass Deep in the Wood dennoch kein stimmigeres Werk ist, dafür sorgen die durchweg unsympathischen Charaktere, deren Verwicklungen untereinander fast schon Seifenoper-Niveau erreichen, sowie das Gefühl fehlender Konsequenz am Filmschluss.

Erstveröffentlichung

guckte im Residenz, Köln

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Deep in the Wood
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 6.6/10 38
  • IMDb: 6.3/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 19:11

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