Reviewer
D.S. * 6.5
Neue Härte
„Ihr solltet die Darsteller nicht unbedingt als Schauspieler, sondern besser als Sportler betrachten“, stimmte uns der freundliche Rosebud-Vertreter auf das Screening von FARANG ein. Aus gutem Grund: Ich habe schon Toastbrot mit mehr Ausdruckskraft gesehen, als sie die wilde Klopper-Bagage hier auf die Leinwand bringt. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, schließlich geht es in diesem Fall nicht um nuancierte Darbietungen, hintergründige Mimik oder authentische Verkörperungen vielschichtiger Figuren – hier geht es nur um eines: Brutalste Action ohne Gnade und, spätestens ab der Mitte des Films, weitgehend ohne Atempause.
Es ist mittlerweile eine ganze Weile her, aber mit seinem „New Wave of French Terror“-Beitrag FRONTIÈRE(S) hatte Xavier Gens ein sehr extremes Spielfilmdebüt hingelegt, mit seinem (aus der deutschen Fassung herausgeschnittenen) ABCs OF DEATH-Segment „X is for XXL“ 2012 sogar ein Schmerz-Niveau erklommen, das bis heute selten erreicht wurde. Danach kam dann leider nicht mehr allzu viel Nennenswertes, seine letzten beiden FFF-Filme THE CRUCIFIXION und COLD SKIN etwa konnten nicht nur handlungsseitig nicht überzeugen, sondern auch in Sachen Härte nicht. Offenbar hat er sich nun entschlossen, sich auf seine Stärken zu besinnen: FARANG ist inhaltlich der Aufguss vom Aufguss vom Aufguss – aber als derartige Gewaltbombe umgesetzt, dass man förmlich anerkennend nicken und konstatieren muss, dass im 2023er-Festivalprogramm in dieser Hinsicht kein anderer Beitrag in seine Nähe kommt. (Gut, GOD IS A BULLET hat auch ein paar derbe Szenen, aber mit dem hier Gebotenen kann er eindeutig nicht mithalten.)
„Farang“ ist im Thailändischen die gängige Bezeichnung für (westliche) Ausländer, häufig wird sie mit einer negativen Konnotation verwendet. Hier kommt der Begriff genau einmal zum Einsatz, sagt dann aber auch schon alles, was man über den Status von Sam (Ex-MMA-Kämpfer Nassim Lyes) in der Fremde wissen muss. Er ist bestenfalls geduldeter Gast, und das auch nur, wenn er nach den Regeln der lokalen Entscheider spielt – also zum Beispiel bereit ist, bei gezinkten Boxkämpfen auf Wunsch frühzeitig zu Boden zu gehen. Als die Interessen einiger Einheimischer allerdings mit seinen aufeinanderprallen, muss er schnell feststellen, dass er allein auf weiter Flur ist. Und sich, natürlich, als Ein-Mann-Kampfmaschine darum kümmern, dass der Gerechtigkeit Genüge getan und ***SPOILER***sein Stiefkind aus den Klauen menschlicher Teufel befreit wird.
Kleinkrimineller will das Verbrechen hinter sich lassen, startet ein völlig neues Leben, hat große, saubere Pläne für die Zukunft, wird am Ende doch von seiner Vergangenheit eingeholt – und muss ***SPOILER***seine Tochter retten: Man nehme einen der generischsten Gangsterfilm-Plots aller Zeiten und kreuze ihn mit Liam Neeson im High-Octane-Overdrive, fertig ist FARANG. Was Originalität oder auch Intelligenz betrifft, kann man das Ding einfach komplett vergessen. Was allerdings massive Schäden durch Schrotflinten, Messer, Macheten und, jawohl, zersplittert aus offenen Brüchen herausragende Knochen betrifft, nicht.
Gens inszeniert hier adrenalingeladen ein Übermaß an saftigen, matschigen Tötungen, die oft auf interessante Weise in die Kampfchoreografie eingebunden werden. Die Kämpfe selbst stehen dabei überraschenderweise geradezu ein wenig im Hintergrund, entscheidender sind eindeutig die Kills. Das von mir fast befürchtete Martial-Arts-Fest ist der Film jedenfalls definitiv nicht.
Wer Lust auf zwar maximal stumpfe, dabei aber auch maximal brutale Action-Unterhaltung hat, wird von FARANG nicht enttäuscht. Im Gegenteil. 6,5 Punkte von mir.
Es ist mittlerweile eine ganze Weile her, aber mit seinem „New Wave of French Terror“-Beitrag FRONTIÈRE(S) hatte Xavier Gens ein sehr extremes Spielfilmdebüt hingelegt, mit seinem (aus der deutschen Fassung herausgeschnittenen) ABCs OF DEATH-Segment „X is for XXL“ 2012 sogar ein Schmerz-Niveau erklommen, das bis heute selten erreicht wurde. Danach kam dann leider nicht mehr allzu viel Nennenswertes, seine letzten beiden FFF-Filme THE CRUCIFIXION und COLD SKIN etwa konnten nicht nur handlungsseitig nicht überzeugen, sondern auch in Sachen Härte nicht. Offenbar hat er sich nun entschlossen, sich auf seine Stärken zu besinnen: FARANG ist inhaltlich der Aufguss vom Aufguss vom Aufguss – aber als derartige Gewaltbombe umgesetzt, dass man förmlich anerkennend nicken und konstatieren muss, dass im 2023er-Festivalprogramm in dieser Hinsicht kein anderer Beitrag in seine Nähe kommt. (Gut, GOD IS A BULLET hat auch ein paar derbe Szenen, aber mit dem hier Gebotenen kann er eindeutig nicht mithalten.)
„Farang“ ist im Thailändischen die gängige Bezeichnung für (westliche) Ausländer, häufig wird sie mit einer negativen Konnotation verwendet. Hier kommt der Begriff genau einmal zum Einsatz, sagt dann aber auch schon alles, was man über den Status von Sam (Ex-MMA-Kämpfer Nassim Lyes) in der Fremde wissen muss. Er ist bestenfalls geduldeter Gast, und das auch nur, wenn er nach den Regeln der lokalen Entscheider spielt – also zum Beispiel bereit ist, bei gezinkten Boxkämpfen auf Wunsch frühzeitig zu Boden zu gehen. Als die Interessen einiger Einheimischer allerdings mit seinen aufeinanderprallen, muss er schnell feststellen, dass er allein auf weiter Flur ist. Und sich, natürlich, als Ein-Mann-Kampfmaschine darum kümmern, dass der Gerechtigkeit Genüge getan und ***SPOILER***sein Stiefkind aus den Klauen menschlicher Teufel befreit wird.
Kleinkrimineller will das Verbrechen hinter sich lassen, startet ein völlig neues Leben, hat große, saubere Pläne für die Zukunft, wird am Ende doch von seiner Vergangenheit eingeholt – und muss ***SPOILER***seine Tochter retten: Man nehme einen der generischsten Gangsterfilm-Plots aller Zeiten und kreuze ihn mit Liam Neeson im High-Octane-Overdrive, fertig ist FARANG. Was Originalität oder auch Intelligenz betrifft, kann man das Ding einfach komplett vergessen. Was allerdings massive Schäden durch Schrotflinten, Messer, Macheten und, jawohl, zersplittert aus offenen Brüchen herausragende Knochen betrifft, nicht.
Gens inszeniert hier adrenalingeladen ein Übermaß an saftigen, matschigen Tötungen, die oft auf interessante Weise in die Kampfchoreografie eingebunden werden. Die Kämpfe selbst stehen dabei überraschenderweise geradezu ein wenig im Hintergrund, entscheidender sind eindeutig die Kills. Das von mir fast befürchtete Martial-Arts-Fest ist der Film jedenfalls definitiv nicht.
Wer Lust auf zwar maximal stumpfe, dabei aber auch maximal brutale Action-Unterhaltung hat, wird von FARANG nicht enttäuscht. Im Gegenteil. 6,5 Punkte von mir.
verweste im Harmonie, Frankfurt
Herr_Kees * 5.5
Knochenbrecher im Wilden Osten
Aus der Reihe „Projekte, die sogar Liam Neeson abgelehnt hat“ kommt hier der nächste TAKEN-Klon, diesmal mit Schauplatz Thailand.
Die erste Hälfte des Films hätte man gut in Form von Texttafeln voranstellen oder vor dem Film einfach nochmal den Trailer zeigen können: Kickboxer-Knasti, Probleme mit Ex-Gang, neues Leben im Ausland, Probleme mit dortiger Gang, entführte Ziehtochter, blutiger Rachefeldzug.
Letzterer hat es dann zum Glück in sich, so dass zumindest die zweite Hälfte des Films einige sehenswerte und zum Teil wirklich ultrabrutale Fightszenen zu bieten hat, besonders die Sequenz in einem Aufzug ist extrem rasant und so over the top inszeniert, dass kurz mal Erinnerungen an THE RAID 2 oder THE NIGHT COMES FOR US aufblitzen.
Ob es sich dafür lohnt, einen ganzen Film anzuschauen, den man gefühlt schon Dutzende Male gesehen hat, muss jeder selbst für sich entscheiden.
Die erste Hälfte des Films hätte man gut in Form von Texttafeln voranstellen oder vor dem Film einfach nochmal den Trailer zeigen können: Kickboxer-Knasti, Probleme mit Ex-Gang, neues Leben im Ausland, Probleme mit dortiger Gang, entführte Ziehtochter, blutiger Rachefeldzug.
Letzterer hat es dann zum Glück in sich, so dass zumindest die zweite Hälfte des Films einige sehenswerte und zum Teil wirklich ultrabrutale Fightszenen zu bieten hat, besonders die Sequenz in einem Aufzug ist extrem rasant und so over the top inszeniert, dass kurz mal Erinnerungen an THE RAID 2 oder THE NIGHT COMES FOR US aufblitzen.
Ob es sich dafür lohnt, einen ganzen Film anzuschauen, den man gefühlt schon Dutzende Male gesehen hat, muss jeder selbst für sich entscheiden.
war im EM, Stuttgart
Leimbacher-Mario * 6.5
French Warrior: The Payback
Xavier Gens kann intensive Gewalt. Und das kommt diesem tropischen Klopper sehr zugute. „Farang“ (grob übersetzt eine beleidigende Bezeichnung für uns Westler/Weiße/„Langnasen“) lässt einen ehemaligen Kriminellen und Kickboxer aus Frankreich nach Thailand fliehen, nachdem er in Notwehr einen alten Gangsterkollegen umbringt. Doch auch nach fünf Jahren und auf bestem Weg in ein neues Leben mit Frau und Kind lassen Gewalt und Vergangenheit nicht los - was ihn auf einen äußerst blutigen Pfad der Rache bringt…
Streets of Rage
Xavier Gens ist kein Mann der Umwege, Intelligenz und Metaphern. Egal ob in Sachen Horror oder Action. „Farang“ ist sein neuestes Beispiel dafür. Ohne Kompromisse in die Fresse. Knochen werden brechen. Und mit diesen gebrochenen Knochen werden dann weitere Bad Guys umgebracht. Und mit diesen Bösewichten werden dann weitere Bösewichte erschlagen. Und so weiter und so Mord. Ihr kennt das Konzept. „Farang“ ist wirklich eine Schlachtplatte. Nur in seinen erstaunlich wenigen Spitzen. Aber die haben es in sich. Früher wäre da Van Damme am Start gewesen. Früher wäre das direkt indiziert worden. Heute ist das eine positiv dumme Auflockerung und Geradeziehung im Sumpf der doppelten Böden, Überlänge und unnötigen Nebengeschichten. Wer also diesen alten Videothekenzeiten hinterhertrauert und sich einfach mal von einem gory Revenger berieseln lassen will, der wird hier gut bedient. Bangkok war selten grauer. Die Kamera ist immer genau auf der richtigen Balance zwischen enorm mitgehend und nie zu hektisch. Klischees waren allen Beteiligten selten egaler. Und auf Humor, Augenzwinkern und Metaebene wird verzichtet.
Leichen pflastern seinen Weg
Fazit: Stumpf, blutig, simpel - „Farang“ ist ein straighter Racheactioner mit recht wenigen, dafür dann aber sehr harten und starken Kampfszenen. Recht beliebig und gemächlich lange Zeit. Da braucht man etwas Sitzfleisch. Das dann aber durch effiziente, kinetisch inszenierte und fast splattrige Kloppe schön gelockert wird.
Streets of Rage
Xavier Gens ist kein Mann der Umwege, Intelligenz und Metaphern. Egal ob in Sachen Horror oder Action. „Farang“ ist sein neuestes Beispiel dafür. Ohne Kompromisse in die Fresse. Knochen werden brechen. Und mit diesen gebrochenen Knochen werden dann weitere Bad Guys umgebracht. Und mit diesen Bösewichten werden dann weitere Bösewichte erschlagen. Und so weiter und so Mord. Ihr kennt das Konzept. „Farang“ ist wirklich eine Schlachtplatte. Nur in seinen erstaunlich wenigen Spitzen. Aber die haben es in sich. Früher wäre da Van Damme am Start gewesen. Früher wäre das direkt indiziert worden. Heute ist das eine positiv dumme Auflockerung und Geradeziehung im Sumpf der doppelten Böden, Überlänge und unnötigen Nebengeschichten. Wer also diesen alten Videothekenzeiten hinterhertrauert und sich einfach mal von einem gory Revenger berieseln lassen will, der wird hier gut bedient. Bangkok war selten grauer. Die Kamera ist immer genau auf der richtigen Balance zwischen enorm mitgehend und nie zu hektisch. Klischees waren allen Beteiligten selten egaler. Und auf Humor, Augenzwinkern und Metaebene wird verzichtet.
Leichen pflastern seinen Weg
Fazit: Stumpf, blutig, simpel - „Farang“ ist ein straighter Racheactioner mit recht wenigen, dafür dann aber sehr harten und starken Kampfszenen. Recht beliebig und gemächlich lange Zeit. Da braucht man etwas Sitzfleisch. Das dann aber durch effiziente, kinetisch inszenierte und fast splattrige Kloppe schön gelockert wird.
goutierte im Residenz, Köln
33 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Farang
- Score [BETA]: 70
- f3a.net: 7.4/10 33
- IMDb: 6.6/10