Reviewer
D.S. * 8.5
Mind-blowing
Was ist Zeit? Wie formt sie unser Erleben – und unsere Möglichkeiten? Entscheidest du wirklich frei, oder prägt dich deine Vergangenheit unausweichlich hinein in bestimmte Verhaltens- und Entwicklungsmuster? Solchen und anderen ähnlich großen Fragen widmet sich Christopher MacBrides zweiter Langfilm FLASHBACK – allerdings nicht etwa in Form einer schwergängigen philosophischen Abhandlung, sondern vielmehr in einem visuell teils atemberaubenden, oft wahnwitzig schnell geschnittenen Film, der als Sci-Fi-Mystery-Thriller extreme Sogkraft entwickelt, es den Zuschauern jedoch nicht leicht macht.
Im alleinigen Mittelpunkt der Handlung steht dabei der junge Fred (mit einer gewaltigen Bandbreite an Emotionen herausragend gespielt von Dylan O'Brien, LOVE AND MONSTERS), ein Durchschnittstyp in einem Durchschnittsleben, ausgestattet mit einem trockenen neuen Job als Datenanalyst und einer farblosen Freundin (Hannah Gross, MINDHUNTER). Als seine Mutter (Liisa Repo-Martell, KING LEAR) nach einem Unfall mit Hirnschäden und komplettem Gedächtnisverlust ins Krankenhaus eingeliefert wird, triggert das bei ihm eine Reihe von Erinnerungen an glückliche Zeiten mit ihr – und vor allem auch an Momente seiner Jugend, die er vollständig verdrängt hatte.
Diese werden uns teils als klassische Rückblenden präsentiert, teils brechen sie in Form von wahren Bildkaskaden über uns und ihn herein. Fragmente der Vergangenheit, deren Protagonisten unheimlicherweise zu versuchen scheinen, mit ihm Kontakt aufzunehmen und ihm eine Botschaft zu vermitteln. Ein entstelltes Wesen, eine Nahtoderfahrung, eine Crack-Höhle … und immer wieder das Gesicht einer aparten jungen Frau. Mit viel Mühe setzt Fred einige dieser Fragmente zu einem Bild zusammen, das ihm 15 Jahre zurückliegende Experimente mit einer Droge namens „Mercury“ gemeinsam mit drei Schulfreunden zeigt – darunter die von ihm verehrte, begehrte Cindy (Maika Monroe, IT FOLLOWS), die im Zuge dessen, unmittelbar vor ihrem Highschool-Abschluss, offenbar spurlos verschwunden ist. Fred macht sich auf den gefährlichen Weg, mehr über ihren Verbleib herauszufinden. Und darüber, was damals eigentlich mit ihm passiert ist.
Aber sind es tatsächlich Erinnerungen? Oder vielleicht Halluzinationen? Oder die titelgebenden Flashbacks? Diese Frage kann und soll hier nicht beantwortet werden – denn es wäre eine Schande, zu spoilern und den Zuschauern damit einen Teil der wunderbaren, verstörenden Entdeckungsreise vorwegzunehmen, welche das erstmalige Sichten des Films darstellt. Zu seinem Inhalt soll hier deshalb auch nichts weiter verraten werden – außer, dass FLASHBACK Story-Motive von unterschiedlichsten Filmen aufgreift, die sich mit den Grenzbereichen unseres Realitätsempfindens beschäftigen, von MATRIX über BUTTERFLY EFFECT bis hin zu SLAUGHTERHOUSE-FIVE. Visuell dagegen weckt er mit seinen Schnittexzessen und – Epilepsiegefährdeten ernsthaft nicht zu empfehlenden – Strobo-Stakkatos manchmal glatt Erinnerungen an die fordernden Farb- und Lichtgewitter eines Gaspar Noé, in atmosphärischer Hinsicht stellenweise auch an Werke von David Lynch. Es empfiehlt sich dringend, ihn auf der großen Leinwand zu genießen.
FLASHBACK ist unglaublich trippy und hat gleichzeitig das Potential, beim einen oder anderen Betrachter existenzielle Krisen auszulösen. Oder zumindest ein Nachdenken über existenzielle Fragen des menschlichen Daseins. Dabei fordert er dem Publikum vollste Aufmerksamkeit ab: Seine vollkommen non-lineare, teils parallele Erzählstruktur macht es äußerst diffizil, der Geschichte zu folgen. Fast jede einzelne Einstellung hat eine Signifikanz, die sich erst später (oder früher?) erschließt. Und dass es in Freds Job um das Erkennen von Mustern und die Vorhersage von Verhaltensweisen geht; dass der Erinnerungsverlust seiner Mutter seine erschütternde Reise anstößt? Es gibt hier auch inhaltlich keine Zufälle.
Am Ende lässt einen FLASHBACK zudem mit zahllosen Leerstellen und offenen Fragen zurück, mit denen man sich selbst auseinandersetzen muss. Auch deshalb ist er definitiv kein Film für jede und jeden, definitiv keine leichte Unterhaltung. Für alle Fans von „Thinking Man‘s Sci-Fi“ aber einer der aufregendsten FFF-Beiträge seit Jahren. Der beweist, dass man auch ohne gewaltiges Budget und Hollywood-Spezialeffekte eine mitreißende, mitunter überwältigende Filmerfahrung erschaffen kann.
Im alleinigen Mittelpunkt der Handlung steht dabei der junge Fred (mit einer gewaltigen Bandbreite an Emotionen herausragend gespielt von Dylan O'Brien, LOVE AND MONSTERS), ein Durchschnittstyp in einem Durchschnittsleben, ausgestattet mit einem trockenen neuen Job als Datenanalyst und einer farblosen Freundin (Hannah Gross, MINDHUNTER). Als seine Mutter (Liisa Repo-Martell, KING LEAR) nach einem Unfall mit Hirnschäden und komplettem Gedächtnisverlust ins Krankenhaus eingeliefert wird, triggert das bei ihm eine Reihe von Erinnerungen an glückliche Zeiten mit ihr – und vor allem auch an Momente seiner Jugend, die er vollständig verdrängt hatte.
Diese werden uns teils als klassische Rückblenden präsentiert, teils brechen sie in Form von wahren Bildkaskaden über uns und ihn herein. Fragmente der Vergangenheit, deren Protagonisten unheimlicherweise zu versuchen scheinen, mit ihm Kontakt aufzunehmen und ihm eine Botschaft zu vermitteln. Ein entstelltes Wesen, eine Nahtoderfahrung, eine Crack-Höhle … und immer wieder das Gesicht einer aparten jungen Frau. Mit viel Mühe setzt Fred einige dieser Fragmente zu einem Bild zusammen, das ihm 15 Jahre zurückliegende Experimente mit einer Droge namens „Mercury“ gemeinsam mit drei Schulfreunden zeigt – darunter die von ihm verehrte, begehrte Cindy (Maika Monroe, IT FOLLOWS), die im Zuge dessen, unmittelbar vor ihrem Highschool-Abschluss, offenbar spurlos verschwunden ist. Fred macht sich auf den gefährlichen Weg, mehr über ihren Verbleib herauszufinden. Und darüber, was damals eigentlich mit ihm passiert ist.
Aber sind es tatsächlich Erinnerungen? Oder vielleicht Halluzinationen? Oder die titelgebenden Flashbacks? Diese Frage kann und soll hier nicht beantwortet werden – denn es wäre eine Schande, zu spoilern und den Zuschauern damit einen Teil der wunderbaren, verstörenden Entdeckungsreise vorwegzunehmen, welche das erstmalige Sichten des Films darstellt. Zu seinem Inhalt soll hier deshalb auch nichts weiter verraten werden – außer, dass FLASHBACK Story-Motive von unterschiedlichsten Filmen aufgreift, die sich mit den Grenzbereichen unseres Realitätsempfindens beschäftigen, von MATRIX über BUTTERFLY EFFECT bis hin zu SLAUGHTERHOUSE-FIVE. Visuell dagegen weckt er mit seinen Schnittexzessen und – Epilepsiegefährdeten ernsthaft nicht zu empfehlenden – Strobo-Stakkatos manchmal glatt Erinnerungen an die fordernden Farb- und Lichtgewitter eines Gaspar Noé, in atmosphärischer Hinsicht stellenweise auch an Werke von David Lynch. Es empfiehlt sich dringend, ihn auf der großen Leinwand zu genießen.
FLASHBACK ist unglaublich trippy und hat gleichzeitig das Potential, beim einen oder anderen Betrachter existenzielle Krisen auszulösen. Oder zumindest ein Nachdenken über existenzielle Fragen des menschlichen Daseins. Dabei fordert er dem Publikum vollste Aufmerksamkeit ab: Seine vollkommen non-lineare, teils parallele Erzählstruktur macht es äußerst diffizil, der Geschichte zu folgen. Fast jede einzelne Einstellung hat eine Signifikanz, die sich erst später (oder früher?) erschließt. Und dass es in Freds Job um das Erkennen von Mustern und die Vorhersage von Verhaltensweisen geht; dass der Erinnerungsverlust seiner Mutter seine erschütternde Reise anstößt? Es gibt hier auch inhaltlich keine Zufälle.
Am Ende lässt einen FLASHBACK zudem mit zahllosen Leerstellen und offenen Fragen zurück, mit denen man sich selbst auseinandersetzen muss. Auch deshalb ist er definitiv kein Film für jede und jeden, definitiv keine leichte Unterhaltung. Für alle Fans von „Thinking Man‘s Sci-Fi“ aber einer der aufregendsten FFF-Beiträge seit Jahren. Der beweist, dass man auch ohne gewaltiges Budget und Hollywood-Spezialeffekte eine mitreißende, mitunter überwältigende Filmerfahrung erschaffen kann.
Alexander * 8.0
Immer wenn er Pillen nahm ...
Eigentlich gibt es der sehr guten ersten Review hier kaum etwas hinzuzufügen. Selten hat mich ein Film emotional so mitgenommen, was insbesondere auf das letzte Drittel dieser recht vertrackten und anspruchsvoll erzählten Geschichte zutrifft. Der Hinweis, das einen dieser Film in eine existenzielle Krise stürzen könnte, wie von meinem Vorredner gesagt, sollte ernst genommen werden. Aber auch auf psychisch stabil aufgestellte Zuschauer dürfte „Flashback“ lange nachwirken.
Der Titel dieses vielschichtig interpretierbaren, geradezu philosophischen Meisterwerks ist hier Programm, und als Mystery-Freund kommt man wirklich voll auf seine Kosten. Nicht immer ist klar, ob es sich bei den optisch faszinierend in Szene gesetzten Bildern um Rückblenden, alternative Welten, Zeitsprünge oder einfach nur derbe Drogentrips handeln soll.
Das kostet Kraft und ist definitiv nichts für den Mainstreamkonsumenten. Man fühlt sich mitunter an Filme wie „Butterfly Effect“, „The Endless“, "The Congress" oder die Serie „Dark“ erinnert, aber der Vergleich hinkt, denn „Flashback“ klaut keine Ideen, zitiert auch nicht wirklich, sondern baut seinen ganz eigenen Kosmos auf, in dem man sich wirklich auf einem recht hochgesteckten, intellektuellen Niveau verlieren kann. Das Ende hat mich dann richtig fertig und auch sehr traurig gemacht. Ein absolutes, sehr zu empfehlendes Highlight.
Der Titel dieses vielschichtig interpretierbaren, geradezu philosophischen Meisterwerks ist hier Programm, und als Mystery-Freund kommt man wirklich voll auf seine Kosten. Nicht immer ist klar, ob es sich bei den optisch faszinierend in Szene gesetzten Bildern um Rückblenden, alternative Welten, Zeitsprünge oder einfach nur derbe Drogentrips handeln soll.
Das kostet Kraft und ist definitiv nichts für den Mainstreamkonsumenten. Man fühlt sich mitunter an Filme wie „Butterfly Effect“, „The Endless“, "The Congress" oder die Serie „Dark“ erinnert, aber der Vergleich hinkt, denn „Flashback“ klaut keine Ideen, zitiert auch nicht wirklich, sondern baut seinen ganz eigenen Kosmos auf, in dem man sich wirklich auf einem recht hochgesteckten, intellektuellen Niveau verlieren kann. Das Ende hat mich dann richtig fertig und auch sehr traurig gemacht. Ein absolutes, sehr zu empfehlendes Highlight.
Leimbacher-Mario * 7.5
Donnie Drugs'ko
„Flashback“ aka „The Education of Fredrick Fitzell“ könnte man zu kurz gedacht als kreative Anti-Drogen-Werbung betiteln und handelt von einem jungen Mann, dessen Jugend, Gegenwart und allgemein Zeitebenen unangenehm verschwimmen - was mit einer mysteriösen Droge aus seiner endenden Highschoolzeit und dem Verschwinden einer attraktiven Freundin von damals Zusammenhängen könnte…
Was für ein Trip. Time redefined. Lehre. Leere. Angst und Verständnis. Münder und Mütter. Heftige Schnitte, tiefe Psychologie. Horror und Emotionen. Hülle und Fülle. Menschelnd und mächtig. Collage und Chaos. „Butterfly Effect“, „Arrival“, „Inception“, „Nobody“ und „Limitless“ lassen grüßen. Träume und Traumata. Wege, Sackgassen, Alternativen. Bund und Abstoßung. Missinterpretation und Eigenständigkeit. Entscheidungen und Glück. Erleuchtung und Dunkelheit. Licht und alles vermischt. Variablen und eingreifende Lebensformen. Romantik und Verklärung. Begreifen und reifen. Der Labyrinthrenner. Verlieren und akzeptieren. (Über)Ambitioniert und wenig kaschiert. Sagen und hinterfragen. Tagträumen und leugnen. Mut zur Lücke. Entdecken und anecken. Ein starkes Stück.
Fazit: Toll verschachtelter, sich manchmal etwas philosophisch und stilistisch überschlagender Genremix. Aber definitiv mehr als interessant und fesselnd. Hat Kultfilmzeug.
Was für ein Trip. Time redefined. Lehre. Leere. Angst und Verständnis. Münder und Mütter. Heftige Schnitte, tiefe Psychologie. Horror und Emotionen. Hülle und Fülle. Menschelnd und mächtig. Collage und Chaos. „Butterfly Effect“, „Arrival“, „Inception“, „Nobody“ und „Limitless“ lassen grüßen. Träume und Traumata. Wege, Sackgassen, Alternativen. Bund und Abstoßung. Missinterpretation und Eigenständigkeit. Entscheidungen und Glück. Erleuchtung und Dunkelheit. Licht und alles vermischt. Variablen und eingreifende Lebensformen. Romantik und Verklärung. Begreifen und reifen. Der Labyrinthrenner. Verlieren und akzeptieren. (Über)Ambitioniert und wenig kaschiert. Sagen und hinterfragen. Tagträumen und leugnen. Mut zur Lücke. Entdecken und anecken. Ein starkes Stück.
Fazit: Toll verschachtelter, sich manchmal etwas philosophisch und stilistisch überschlagender Genremix. Aber definitiv mehr als interessant und fesselnd. Hat Kultfilmzeug.
Herr_Kees * 6.5
The Power of Now
Es gibt ein paar gängige Konzepte, mit denen bequeme Filmemacher ihren Werken gerne einen „überraschenden Twist“ aufsetzen: 1) Es war alles nur ein Traum/Drogenrausch. 2) Es war alles nur Einbildung (z. B. Schizophrenie). Und: 3) In Wirklichkeit sind alle schon tot.
THE EDUCATION OF FREDRICK FITZELL, wie der Film ursprünglich etwas angemessener, wenn auch deutlich weniger reißerisch und schlechter vermarktbar heißt, bedient sich glücklicherweise eines anderen Ansatzes, auch wenn es lange Zeit so scheint, als würde er auf eine der oben genannten Wendungen hinauslaufen. Hier lassen sich vielmehr Geistesverwandtschaften zu DONNIE DARKO oder THE BUTTERFLY EFFECT feststellen.
Bis etwa zu seiner Mitte lässt uns der Mysterythriller im Unklaren, um was es seiner Hauptfigur eigentlich geht, welche Rolle die geheimnisvolle Cindy in seiner Vergangenheit spielte und welche Bedeutung dabei der Droge „Mercury“ zukam. Die Auflösung kommt dann tatsächlich einer „Education“ oder sogar einem quantenphysikalischen Lifecoaching gleich. Ohne zu spoilen: Dass im Krankenzimmer von Fredricks Mutter ein Kubismusklassiker von Picasso hängt, ist kein Zufall.
Wenn das theoretische Konzept auch noch in eine spannendere oder spektakulärer inszenierte Geschichte verpackt wäre, FLASHBACK hätte das Zeug zum modernen Genreklassiker. So bleibt es leider nur bei einer interessanten Lehrstunde. Beziehungsweise anderthalb.
THE EDUCATION OF FREDRICK FITZELL, wie der Film ursprünglich etwas angemessener, wenn auch deutlich weniger reißerisch und schlechter vermarktbar heißt, bedient sich glücklicherweise eines anderen Ansatzes, auch wenn es lange Zeit so scheint, als würde er auf eine der oben genannten Wendungen hinauslaufen. Hier lassen sich vielmehr Geistesverwandtschaften zu DONNIE DARKO oder THE BUTTERFLY EFFECT feststellen.
Bis etwa zu seiner Mitte lässt uns der Mysterythriller im Unklaren, um was es seiner Hauptfigur eigentlich geht, welche Rolle die geheimnisvolle Cindy in seiner Vergangenheit spielte und welche Bedeutung dabei der Droge „Mercury“ zukam. Die Auflösung kommt dann tatsächlich einer „Education“ oder sogar einem quantenphysikalischen Lifecoaching gleich. Ohne zu spoilen: Dass im Krankenzimmer von Fredricks Mutter ein Kubismusklassiker von Picasso hängt, ist kein Zufall.
Wenn das theoretische Konzept auch noch in eine spannendere oder spektakulärer inszenierte Geschichte verpackt wäre, FLASHBACK hätte das Zeug zum modernen Genreklassiker. So bleibt es leider nur bei einer interessanten Lehrstunde. Beziehungsweise anderthalb.
glotzte im Gloria, Stuttgart
24 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Flashback
- Score [BETA]: 59
- f3a.net: 7.3/10 24
- IMDb: 5.5/10
- Rotten Tomatoes: 57%
- Metacritic: 49/100