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Review Grave Encounters

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Halbgare Geister-Sause.
von D.S.

THE BLAIR WITCH PROJECT feiert mit PARANORMAL ACTIVITY und THE LAST EXORCISM eine feuchtfröhliche Party, wird ungewollt schwanger und bekommt ein Kind. Das wird auf den Namen GRAVE ENCOUNTERS getauft und stellt sich leider schnell als etwas minderbemittelt heraus. In den USA spricht man aber politisch korrekt nicht so gerne von „minderbemittelt", darum bezeichnet den kleinen Bastard jeder als „special", und so will ich es dann hier auch halten:

GRAVE ENCOUNTERS ist special, weil er die inzwischen altbekannte und leider auch schon recht verbrauchte Idee der Pseudo-Doku mit Geistern weder in einem Wald noch in einer Wohnung, sondern in einer verlassenen und heruntergekommenen Ex-Nervenheilanstalt inszeniert.

Er ist special, weil er sein gesamtes Gruselpotential in Jump-Scares erschöpft.

Er ist special, weil er denkt, die seit 500 Jahren immer gleichen Klischee-Verhaltensweisen seiner Figuren seien irgend etwas anderes als unglaubwürdig.

Und er ist special, weil seine Macher sich „The Vicious Brothers" nennen. Kommt schon, das allein ist ja wohl was wert!

Nun soll aber nicht der Eindruck entstehen, GRAVE ENCOUNTERS sei nur eine mangelhafte, langweilige Kopie. Tatsächlich ist er recht unterhaltsam - und in einigen Aspekten nicht „special", sondern wirklich etwas Besonderes:

Er zeigt uns die Geister im finsteren Gemäuer, ihr Tun und dessen Konsequenzen sehr deutlich und ausführlich. Und er beschränkt sich auch nicht nur auf die Konfrontation unserer Protagonisten mit ihnen - oder doch nur ihrem Wahn? Nein, er spinnt die Story ein beachtliches Stück weiter; das Filmteam, das vor Ort Material für die sechste Episode seiner erfolgreichen TV-Show über außerweltliche Phänomene sammeln will, hat mit viel weiterreichenden Problemen zu kämpfen... in der Tat sprengt GRAVE ENCOUNTERS den Handlungsrahmen seiner „Eltern" deutlich und entwickelt darüber eine prinzipiell viel finsterere, bedrohlichere Welt - deren Abbild übrigens vorwiegend im grünen Night-Vision-Look gezeigt wird, der an [rec] erinnert.

Leider aber ist die Umsetzung trotz guter Storyideen zu unspektakulär, zu bekannt, gegen Ende auch eindeutig zu langatmig. Zudem werden uns die Protagonisten zunächst als ziemlich alberne Vollpfosten präsentiert, was zwar für sympathische Selbstironie der Macher spricht - es aber erheblich erschwert, sich später um sie zu sorgen oder auch nur ihre Todesangst ernst zu nehmen.
So bleibt GRAVE ENCOUNTERS schließlich ein zwar theoretisch interessanter, praktisch jedoch unzureichender Versuch, die Ideen seiner Vorläufer auf ein neues Level zu bringen. Die Beschränktheit eines BLAIR WITCH und die Inkonsequenz eines LAST EXORCISM werden zwar umgangen - die Wirkung eines PARANORMAL ACTIVITY aber niemals erreicht.

guckte im Metropolis 8, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Grave Encounters
  • Score [BETA]: 55
  • f3a.net: 5/10 44
  • IMDb: 5.9/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 16:28

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