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Review Hide and Seek

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Weirdo Alert!!
von D.S.

Wow. Jennifer Tilly! Mein Gott, diese Frau schafft es hier wirklich, einem Angst zu machen. Eine der creepiesten Performances ever - meiner Meinung nach eben doch sogar beeindruckender, zumindest fühlbar krankhafter als Kathy Bates in MISERY, der ja ständig und überall als Vergleich zu HIDE AND SEEK ins Spiel gebracht wird. Liegt auch nahe, klar, schließlich ist die Ausgangssituation in teilen dieselbe: jemand wird fernab der Außenwelt von Irren gefangenhalten, die vorgeben, nur das Beste für ihn erreichen zu wollen. In Wirklichkeit aber natürlich ganz klare Eigeninteressen haben und dem Opfer bei Nicht-Kooperation deutlich zeigen, wie scheißegal es ihnen eigentlich ist. Und auch hier beschränkt sich der Film weitgehend auf eine Räumlichkeit und sehr wenige Charaktere, ähnelt teilweise also fasst schon einem Kammerspiel.

Der Unterschied? Zum einen ist HIDE AND SEEK deutlich weniger ambitioniert. Eine kleine Geschichte, ohne atemberaubende Twists. Dafür mit einer wirklich makabren Grundidee: eine junge Frau wird gekidnappt, der Außenwelt wird glaubhaft ihr Tod vorgespielt, keiner vermißt sie. Und so ist dient sie für neun quälend lange Monate einem extrem sicken Pärchen, das aufgrund einer schiefgegangen Abtreibung nicht mehr in der Lage ist, selbst Kinder zu zeugen, als Gebärmaschine. Nicht eine Sekunde wird sie im Zweifel darüber gelassen, was wohl nach der Geburt des Kindes mit ihr geschehen wird. Und bei jedem noch so kleinen Aufbegehren gegen den Wahnsinn und die permanente Mißhandlung durch die beiden muß sie erleben, daß alle bisherigen Qualen noch rein GAR nichts waren; daß ihr Leben einfach NICHTS mehr wert ist. Und HIDE AND SEEK ist eine Geschichte mit stellenweise extrem heftiger Gewalt, die sowohl wegen ihrer Unvermitteltheit als auch angesichts der hochkarätigen Schauspieler überrascht: Vincent Gallo (grandios irr!), Daryl Hannah (!!genau die!!) und eben Jennifer Tilly.

Und Jennifer Tilly ist es nun zum anderen, die HIDE AND SEEK wirklich sehenswert macht und von MISERY deutlich unterscheidet. Denn ihre Art Wahnsinn scheint zwar auf den ersten Blick nicht so monströs wie die von Kathy Bates vermittelte. Aber dafür glaubhafter - und somit auch beängstigender. Man nimmt ihr diese völlig psychotische Farmerfrau, die mit dem süßesten Lächeln schräge Kinderlieder singt, um von einer Sekunde auf die andere in Gewaltexzesse zu verfallen, ohne jedes Zögern ab. Allein ihre Präsenz verleiht der ganzen Situation etwas unheimliches, beklemmendes, gewalttätiges. Und auf den (mindestens) zweiten Blick dann - ist dieser Wahn dann wohl doch unübertrefflich. Und unübertrefflich gut in Szene gesetzt.

Gegen Ende flacht das ganze zwar etwas ab; und gerade da, wo die meiste Spannung vorhanden sein sollte, wird es arg billig. Aber das tut dem Gefühl keinen Abbruch, hier eine wirklich außergewöhnliche Performance erlebt zu haben. Auch wenn es in der Tat ein paar eher unwahrscheinliche Verhaltensweisen, um nicht zu sagen Logikböcke, zu vermelden gibt: ein kleiner, gemeiner, sehenswerter Film.

war im Turm-Palast, Frankfurt

12 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Hide and Seek
  • f3a.net: 4.8/10 12
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 20:09

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