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Review House

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Dicke japanische Drogen-Dörten
von D.S.

Vorab: die Aufführung von "House" stieß in Frankfurt auf massive Probleme, deshalb ist mein Review nur sehr bedingt als "objektiv" zu genießen. Irgendwie ließ sich einfach nicht das passende Objektiv auftreiben, mit dem der Film im geplanten Format hätte gezeigt werden können. Und so durften wir nicht nur 30-40 Minuten warten, bis die Vorstellung überhaupt begann - wir mußten sie dann auch noch in Cinemascope ertragen, was zur Folge hatte, daß alle Figuren wie gedrungene zwergwüchsige Wrestler wirkten. Eindeutig eine Schande, wo es sich doch eigentlich um ranke, leckere japanische Schulmädchen handelte...

"House" war dann aber auch der einzige Film, der dank seines schieren Wahnsinns diese Störungen locker ausgleichen konnte. Kurz gesagt handelt es sich hier um einen der bizarrsten Einträge in die Filmgeschichte, und jeder, der auch nur ein bißchen was für Absurditäten übrig haben sollte, darf sich dieses Machwerk keinesfalls entgehen lassen. Allerdings werden die Erwartungen hier von den Verantwortlichen gern mal wieder ein wenig in die falsche Richtung gelenkt. So wurde die den technischen Problemen geschuldete Wiederholungsvorstellung des Films in Frankfurt mit den Worten beworben, es handele sich hier um einen der wildesten Sexploitation-Slasher der 70er Jahre.... ah, ja.

Sex kommt in "House" praktisch GAR nicht vor. Es sei denn, man will zwei, drei kurz mal aufblitzende nackte Brüste und die erfolglose Suche der Hauptfigur nach einer Badepartnerin gleich als solchen bezeichnen. Und unter einem Slasher versteht man wohl gemeinhin auch etwas anderes als das durch blickende grüne Sterne auf den Augen einer Katze eingeleitete Durchdrehen von Haushaltsgegenständen...

Aber eine solche Klassifizierung wird dem wilden Rausch, den der Film tatsächlich darstellt, ohnehin nicht ansatzweise gerecht. Bei Lichte betrachtet, fehlen hier einfach die Vergleichsmöglichkeiten, jedenfalls habe ICH so etwas seltsames wohl noch nie gesehen. "House" kommt wie eine Mischung aus "Yellow Submarine", stellenweise fast Fulci-artiger Atmosphäre, einem Anti-Drogen-Propagandafilm aus den 50ern und einem ganz ganz schlechten LSD-Trip daher. Hier gibt es gemalte Hintergründe, die den Protagonisten zwischendurch plötzlich auch als solche bewußt zu sein scheinen; von Kindern gekrakelte Zeichentrickwelten, durch die reale Menschen fahren; billigste Filter-Effekte, die wie aus dem Videogrundkurs im Kindergarten wirken; bizarre Szenen über Eimer, die an Hintern kleben; zu 100% sinnfreie Storysprünge; im Nichts verlaufende Nebenhandlungen und vor allen Dingen von den Figuren mitgesungene und -getanzte Hippiesongs, vermischt mit absurd-pseudo-blutigen Sequenzen und einer Gruselstory, die sich anfühlt wie eine Lagerfeuergeschichte aus dem hinterwäldlerischten Irrenhaus.

Ganz ehrlich, man fragt sich permanent, welche Drogen die hierfür Verantwortlichen wohl gefressen haben, und man spürt, daß man die selbst besser vermeiden sollte. Das alles hier ist so bizarr und bescheuert, daß man eigentlich annehmen mag, man wäre in einem pseudo-cleveren, postmodernen Genrefilm gelandet, der alles Irre der filmischen Vergangenheit mal so richtig aufs Korn nehmen möchte - aber nein, das ist "House", und hier fehlen einem streckenweise echt die Worte.

Schön, man liegt also regelmäßig vor Lachen auf dem Boden und wünscht sich zwischendurch immer mal wieder, man wäre blind - das ist doch wohl die Höchstnote? Nein, leider ganz und gar nicht, denn dafür weist der Film leider viel zu viele Längen auf. Das erste Drittel ist furios und vollgepackt mit Wahnwitzigkeiten, gegen die sich Frank Zappa nicht mal mehr auf die Straße getraut hätte. Das letzte Drittel zieht die Actionkurve deutlich an, hier passiert dann mal einiges und es geschehen einige "Morde" (leicht seltsamer Ausdruck, in diesem Zusammenhang), man ist jedenfalls wieder voll dabei. Dazwischen aber geht soooo wenig, daß man sich dann doch glatt deutlich langweilt - an die Grundabsurdität hat man sich inzwischen gewöhnt, superseltsame Einfälle bleiben eine ganze Weile lang Mangelware.

Darum, und wegen der auf Dauer nur sehr begrenzten Genießbarkeit (öfter als ein Mal kann man sich "House" absolut nicht antun), und auch ein bißchen wegen der verspäteten, verfetteten, gestörten Vorführung: doch nur 6 Punkte. Aber wer etwas sehen will, das er noch nie zuvor gesehen hat: reingehen!

glotzte im Metropolis 8, Frankfurt

21 Bewertungen auf f3a.net

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House
  • f3a.net: 6.7/10 21
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 12:15

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