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Review Housebound

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Kylie und der Alptraum-Teddy
von D.S.

Wenn das FFF 2014 das Festival der Geisterhausfilme ist, dann ist HOUSEBOUND sowohl sein Höhepunkt als auch sein idealer Konter: Nirgendwo finden sich dieses Jahr mehr Genre-Klischees an einem Ort versammelt, nirgendwo werden sie bewusster für einen komischen Effekt eingesetzt. Wenn der Film auch einerseits über eine gewisse Zeit durchaus als typisches Haunted-House-Movie funktioniert und zumindest gelegentlich effektive Jump-Scares beschert, ist seine Seele andererseits doch klar eine andere: Hier geht es um Gute-Laune-Unterhaltung für ein Publikum mit dem etwas spezielleren Geschmack; Popcorn-Kino für Genrefans, das bekannte Muster süffisant lächelnd vorführt – ihre Wirksamkeit jedoch gleichzeitig nicht verleugnet. Das nicht den Fehler begeht, eine blanke Persiflage sein zu wollen. Sondern seinen Vorbildern eine liebevolle Hommage erweist, sich von ihnen zu einer eigenständigen Story inspirieren lässt, ihre Mittel zum routinierten Spannungsaufbau benutzt und diesen dann immer wieder humorvoll bricht. Das also gleichermaßen gruselt wie mit dem Auge zwinkert, oft in ein und derselben Sequenz. Mithin eine vergleichsweise intelligente, wenn auch jede Subtilität immer wieder mit heftigen Over-the-Top-Sequenzen verneinende bunte Mischung aus Geisterhorror und Komödie, die insgesamt sehr gut unterhält – und den Film zu einem echten Publikumsliebling macht.

Mit elektronischer Fußfessel unter Hausarrest an ein und denselben Ort gebunden sein – das hat in der jüngeren FFF-Vergangenheit schon DISTURBIA als Ausgangspunkt seiner Handlung genutzt. Während dieser sich aber als suspensevolle Jugend-Version von REAR WINDOW entpuppte, ist die Hauptfigur von HOUSEBOUND niemand, der sich zu geduldigen, detaillierten Betrachtungen hinreißen lassen würde: Kylie hat ihr Zuhause schon immer gehasst; jetzt als junge Erwachsene zurück in den Klauen ihrer treudoof sorgenden und gleichermaßen besitzergreifenden Mutter fühlt sie sich in dem alten Gemäuer erst recht nicht wohl. Zumal deren Spuk-Storys plötzlich erstaunlich realistisch erscheinen: unerklärliche Geräusche, schattenhafte Bewegungen, krallenbewehrte Hände, die ihre Gelenke umfassen – wider Willen muss unsere junge Wilde ihren Zynismus aufgeben und akzeptieren, dass in ihrem Für-9-Monate-wieder-Heim Dinge vor sich gehen, die sich durch trotzig-trockenen Sarkasmus nicht aus der Welt erklären lassen.

Während Kylie also gegen ihre Frustration, ihren eigenen Unglauben, ihre Neugierde und die manchmal irritierende Skepsis ihrer eigentlich ja sehr Geister-affinen Umgebung kämpft, nehmen die scheinbar übernatürlichen Phänomene immer konkretere Manifestationen an. Was steckt dahinter? Wie es sich für einen derartigen Film gehört, hütet das Haus ein düsteres Geheimnis, dem Kylie bald auf die Schliche kommt. Was aber wirklich hinter den seltsamen Geschehnissen steckt, offenbart sich erst im Finale von HOUSEBOUND – das für meinen Geschmack leider nicht ganz so super gelungen ist, hier wird es etwas unübersichtlich und man bekommt das Gefühl, in Sachen Wendungen und genereller Eskalation wurde es ein wenig zu gut gemeint. Aus der zwar schön bescheuert an den Haaren herbeigezogenen, im Kern aber letztlich doch recht simplen Story wird hier mehr gemacht, als vorhanden ist; das wirkt dann am Ende fast ein bisschen wie zu viel heiße Luft.

Das ändert jedoch nichts daran, dass HOUSEBOUND insgesamt ausnehmend sympathisch daherkommt. Viel Liebe zum Detail und überraschende kleine Einfälle, wunderbar schräg und lebendig gezeichnete Figuren, gute Darsteller, in der Mehrzahl sitzende Witze, die den Grusel kontrastieren und für befreiendes Gelächter sorgen: Kein Wunder, dass der Film beim Festivalpublikum so gut ankommt.

Zwar leichte, überhaupt nicht nachhaltige Kost für Fans, aber erfrischend erzählt – und durch eine explizite Verbeugung vor dem Frühwerk Peter Jacksons sowie einen sensationell drollig-finsteren besessenen Teddybären noch mal extra punktend: gute 7 Punkte von mir für diese lässige, überraschend souveräne neuseeländische Grusel-Comedy.

war im Cinestar, Frankfurt

65 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Housebound
  • Score [BETA]: 72
  • f3a.net: 6.6/10 65
  • IMDb: 7.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 06:57

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