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Review Hunter Hunter

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Hunters will be hunted
von D.S.

Don’t watch the Trailer! Eine Empfehlung, die hier noch höhere Relevanz hat als in den meisten anderen Fällen, denn der beim FFF leider mehrfach vorab gezeigte Werbe-Clip nimmt einen Großteil der potentiellen Überraschungen des Films bereits vorweg. Und das ist wirklich schade, denn ab einem gewissen Punkt ändert HUNTER HUNTER tatsächlich fast komplett sein Genre. Was bestimmt für Eindruck sorgen kann – wenn man es nicht, dank Trailer, schon vorher weiß.

Der Film selbst geriert sich zunächst als souverän inszenierter „Outback“-/Survival-Thriller: Ein Ehepaar lebt mit seiner 13-jährigen Tochter als Jäger in den Tiefen der kanadischen Wälder; der Dialog lässt annehmen, dass sie sich schon lange von der Zivilisation zurückgezogen haben. Geld für Lebensnotwendigkeiten wird durch den Verkauf von Fellen erlegter Tiere erzielt, als Nahrung dient in erster Linie das Fleisch derselben.

Happy Aussteiger-Lifestyle also? Nicht ganz, denn die Preise für Felle fallen, während die Kosten für alles andere steigen. Und zumindest Ehefrau Anne fragt sich immer öfter, ob man der gemeinsamen Tochter nicht doch die Chance auf etwas mehr als nur „handfeste“ Bildung eröffnen sollte. Davon will ihr Mann, der fröhlich simple Naturbursche Joseph, jedoch gar nichts hören. Schließlich hat er selbst die Schule abgebrochen und ist trotzdem zum alpha-mäßigsten Alpha im Wald geworden, der keine Angst vor gar nichts hat – schon gar nicht vor einem echt fiesen Wolf, der sich seit Neuestem wieder in der Nähe der Einsiedler-Hütte sehen lässt …

Mein Hauptproblem mit HUNTER HUNTER ist, dass ich keinerlei Mitgefühl mit den Protagonisten empfinden kann. Sie wissen um die Risiken ihrer Situation, sie kennen nicht nur die sie umgebenden Gefahren, sondern auch mögliche Auswege, aber trotzdem machen sie einfach weiter das, was sie in Lebensgefahr bringt. Hinzu kommt, dass ich persönlich Jäger grundsätzlich für maximal unsympathische Zeitgenossen halte: Wehrlose Tiere mit Waffengewalt zu erlegen, spricht nicht für ausgeprägte moralische Größe. Das kann natürlich jede/r anders sehen, ich selbst habe unserer „Helden“-Familie aber im Filmverlauf öfter den Tod als das Überleben gewünscht.

Wem das nicht so geht, der kann sich zumindest an einem gelungenen Spannungsaufbau erfreuen, der vor allem durch einen Score erreicht wird, der gekonnt eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Konterkariert wird er allerdings mitunter durch Schwächen im Pacing: Gleich an mehreren Stellen wünscht man sich, statt ausufernder Dialoge/Streitigkeiten würde es mehr zur Sache gehen. Auch ein, zwei Nebenhandlungsstränge rund um die lokale Polizeibehörde hätten zumindest eine Straffung verdient gehabt.

Tatsächlich hält sich der Film, von der Atmosphäre abgesehen, sehr lange zurück, was echtes Genrefutter betrifft. Jenes kommt eigentlich erst mit dem großen Plottwist ins Spiel, der hier nicht verraten werden soll, aber nicht vor dem letzten Drittel oder sogar Viertel von HUNTER HUNTER an Bedeutung gewinnt. Dieser, bzw. seine Konsequenzen, macht dann jedoch fast alles wieder gut: Das Finale des Films verfügt über eine derartige Intensität, dass einem fast Hören und Sehen vergeht. Ich fühlte mich an Werke der Marke FRONTIER(S) erinnert und schlussendlich fast gezwungen, den Film als Ganzes zu feiern – auch seines Umgangs mit dem Soundtrack in den letzten Sekunden wegen.

Allein deshalb unmittelbar eigentlich 8 Punkte. Etwas später, rationaler betrachtet, aus oben genannten Gründen insgesamt aber doch nur 6,5 von 10. Bislang aber jedenfalls das einsame FFF2021-Highlight in Sachen Brutalität.

war im Harmonie, Frankfurt

34 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Hunter Hunter
  • Score [BETA]: 72
  • f3a.net: 6.9/10 34
  • IMDb: 6.4/10
  • Rotten Tomatoes: 94%
  • Metacritic: 61/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 23:04

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