Reviewer
Leimbacher-Mario * 7.0
Wolf im Menschspelz
„Hunter Hunter“ ist ein packender, unterschwellig enorm anspannender und aufregender Thriller über eine dreiköpfige Familie, die einsam, abgehärtet und von der Gesellschaft losgelöst im Wald lebt und wohnt. Als der Ehemann eines Tages mit der pubertären Tochter zum Jagen aufbricht, kommt dieser nicht mehr zurück und die beiden Frauen sind auf sich alleine gestellt - und ein Wolf ist vielleicht schon näher an ihrer Waldhütte als sie befürchten...
Langsam aber sicher, daumenklemmengleich, untermalt von einem stoisch-brummenden Score geht „Hunter Hunter“ unaufhaltsam ins (menschliche) Dickicht. Zwischen aufweichenden Geschlechterrollen und falschen Entscheidungen, zwischen Jäger und Beute, zwischen Abgrund und Überleben. Der Pass über den Verlust der Menschlichkeit ist schmal. „Hunter Hunter“ hat intensives Schauspiel, eines der härtesten (und überraschendsten!) Finales der letzten Jahre und geht stellenweise einfach unter die Haut. Unangenehm und oft unausstehlich, sicher auch nicht immer mit dem intelligentesten Figurenverhalten - aber dennoch ziemlich gnadenlos und teilweise sogar schlicht alptraumhaft. ***SPOILER***Und dabei hatte ich einen simplen Werwolfreißer erwartet - was er aber in jederlei Hinsicht NICHT ist...
Fazit: Survival-Horror mit mehr Höhen (und Härten!) als Tiefen (und Trägheit). „Hunter Hunter“ ist ein Wald-und-Schießen-Thriller zwischen „The Grey“, „Backcountry“ und „A Quiet Place“. Ein Ausflug ins Grün der fieseren Sorte.
Langsam aber sicher, daumenklemmengleich, untermalt von einem stoisch-brummenden Score geht „Hunter Hunter“ unaufhaltsam ins (menschliche) Dickicht. Zwischen aufweichenden Geschlechterrollen und falschen Entscheidungen, zwischen Jäger und Beute, zwischen Abgrund und Überleben. Der Pass über den Verlust der Menschlichkeit ist schmal. „Hunter Hunter“ hat intensives Schauspiel, eines der härtesten (und überraschendsten!) Finales der letzten Jahre und geht stellenweise einfach unter die Haut. Unangenehm und oft unausstehlich, sicher auch nicht immer mit dem intelligentesten Figurenverhalten - aber dennoch ziemlich gnadenlos und teilweise sogar schlicht alptraumhaft. ***SPOILER***Und dabei hatte ich einen simplen Werwolfreißer erwartet - was er aber in jederlei Hinsicht NICHT ist...
Fazit: Survival-Horror mit mehr Höhen (und Härten!) als Tiefen (und Trägheit). „Hunter Hunter“ ist ein Wald-und-Schießen-Thriller zwischen „The Grey“, „Backcountry“ und „A Quiet Place“. Ein Ausflug ins Grün der fieseren Sorte.
meiklsan * 7.0
Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
IFC Midnight präsentiert Hunter Hunter.
Irgendwo im tiefsten Wald, einsam und verlassen, treffen wir auf eine kleine Aussteiger- und Selbstversorger-Familie: Mann, Frau, Kind und Schäferhund. Das Leben der Familie besteht zu 100 % aus Natur, Wald, Jagd, der Lehre von der Jagd und der Essenszubereitung, also der Traum vom Leben in und mit der Natur, weitab von jeglicher Zivilisation.
Doch wer hätte es gedacht, eines Tages tauchen im Wald bedrohliche Zeichen eines ungebetenen "Gastes" auf und aus dem idyllisch friedlichen Waldalltag wird schlagartig ein brutaler Überlebenskampf für Mutter und Tochter, denn zu allem Übel bleibt der geliebte Ehemann im Wald verschwunden.
Der Film geizt nicht mit Überraschungen und bleibt trotz dem begrenzten Waldsetting und Cast immer sehenswert, denn er spielt gekonnt mit der ungestillten Neugier des Zuschauers. Diese wird mit kleinen bekannten und geliebten Horrorthriller Elementen häppchenweise angefüttert aber niemals überfrachtet. Weniger ist hier mehr. Ein schönes Wechselspiel zwischen emotionaler Traurigkeit, Hoffnung, Verlust und schmerzvollsten Slashermomenten. Der wohl dosierte, abwechslungsreiche, wabernd schwebende und soft hämmernde Soundtrack trägt sein Übriges dazu bei, um jegliche Szenerie und alle Spannungsmomente ganz hervorragend zu untermalen. Flinte in Anschlag und rein ins Kino.
Durchhalten wird mit einigen der schönsten und blutigsten Aufnahmen nach High Tension und Frontiers belohnt und dürfte später wohl damit so manches Mediabook Cover zieren!
Lockere 7 von 10 Punkten.
Ein möglicher Walkie-Talkie Extrapunkt wird leider durch eine mangelhafte CGI Szene egalisiert.
Irgendwo im tiefsten Wald, einsam und verlassen, treffen wir auf eine kleine Aussteiger- und Selbstversorger-Familie: Mann, Frau, Kind und Schäferhund. Das Leben der Familie besteht zu 100 % aus Natur, Wald, Jagd, der Lehre von der Jagd und der Essenszubereitung, also der Traum vom Leben in und mit der Natur, weitab von jeglicher Zivilisation.
Doch wer hätte es gedacht, eines Tages tauchen im Wald bedrohliche Zeichen eines ungebetenen "Gastes" auf und aus dem idyllisch friedlichen Waldalltag wird schlagartig ein brutaler Überlebenskampf für Mutter und Tochter, denn zu allem Übel bleibt der geliebte Ehemann im Wald verschwunden.
Der Film geizt nicht mit Überraschungen und bleibt trotz dem begrenzten Waldsetting und Cast immer sehenswert, denn er spielt gekonnt mit der ungestillten Neugier des Zuschauers. Diese wird mit kleinen bekannten und geliebten Horrorthriller Elementen häppchenweise angefüttert aber niemals überfrachtet. Weniger ist hier mehr. Ein schönes Wechselspiel zwischen emotionaler Traurigkeit, Hoffnung, Verlust und schmerzvollsten Slashermomenten. Der wohl dosierte, abwechslungsreiche, wabernd schwebende und soft hämmernde Soundtrack trägt sein Übriges dazu bei, um jegliche Szenerie und alle Spannungsmomente ganz hervorragend zu untermalen. Flinte in Anschlag und rein ins Kino.
Durchhalten wird mit einigen der schönsten und blutigsten Aufnahmen nach High Tension und Frontiers belohnt und dürfte später wohl damit so manches Mediabook Cover zieren!
Lockere 7 von 10 Punkten.
Ein möglicher Walkie-Talkie Extrapunkt wird leider durch eine mangelhafte CGI Szene egalisiert.
Alexander * 7.5
Der Mensch, nicht das Tier, ist des Menschen schlimmster Feind
Eine Familie irgendwo in den Backwoods, ein Leben gerade so außerhalb der Reichweite der sog. „Zivilisation“, auf sich gestellt, tief im Wald. Das Leben karg aber anscheinend friedlich. Aus Überzeugung lebt hier die Familie am Rande der verpesteten Stadt, friedlich und von der Jagd und dem Fallenstellen lebend und isoliert vom Gestank der restlichen Menschheit. Es könnte so wunderbar sein.
Doch ein „böser Wolf“ zieht neuerdings offensichtlich seine Kreise und die vermeintlich gefährdende Schlinge immer enger um die eigene Behausung, sodass der Patriarch auszieht, das Tier zu jagen…
So beginnt ein bemerkenswerter Beitrag des diesjährigen Fantasy Filmfests, der den Zuschauer vor allem durch seine für lange Zeit vollkommen im unklaren Nebel der Andeutungen schwebende Bedrohung in seinen Bann zieht.
Der „erfahrene“ Zuschauer vermutet natürlich sofort die ein oder andere Bedrohung und nimmt die Witterung der Gefahr sicherlich so rasch auf, wie der seine Bahnen laufende Wolf in den Tiefen des Waldes…
„Hunter Hunter“ beeindruckt dann gleich mehrfach. Zum einen durch seine geniale, sich fast schmerzhaft langsam aufbauende Spannung, die eine nicht wirklich wahrzunehmende Bedrohung in prickelnder Kälte dem sensiblen Zuschauer eiskalt auf die Gänsehaut nagelt, zum anderen durch das großartige Spiel der wenigen Darsteller, deren Verletzlichkeit inmitten der Wildnis einen weiteren Marker im Feld einer immer omnipräsenten Angst setzt.
Mit einfachen Mitteln wird hier eine ganz wunderbare Atmosphäre des Horrors aufgebaut, und der weitere Verlauf der tragischen Geschichte in sich langsam ausweitenden Bahnen zu einem wirklich üblen Drama verdichtet.
Dabei gipfelt der eigentlich mehr als ruhig inszenierte Film in einem so grotesk brutal überzeichneten Finale, dass es dem Horrorfan ein befriedigendes Fest sein mag, so mancher unbedarfte Zuschauer aber in die Popcorntüte kotzen könnte. Sehr genial gemacht, und bei all seiner verletzenden Tragik irgendwie auch konsequent und auf bizarre Art und Weise auch befriedigend.
Doch ein „böser Wolf“ zieht neuerdings offensichtlich seine Kreise und die vermeintlich gefährdende Schlinge immer enger um die eigene Behausung, sodass der Patriarch auszieht, das Tier zu jagen…
So beginnt ein bemerkenswerter Beitrag des diesjährigen Fantasy Filmfests, der den Zuschauer vor allem durch seine für lange Zeit vollkommen im unklaren Nebel der Andeutungen schwebende Bedrohung in seinen Bann zieht.
Der „erfahrene“ Zuschauer vermutet natürlich sofort die ein oder andere Bedrohung und nimmt die Witterung der Gefahr sicherlich so rasch auf, wie der seine Bahnen laufende Wolf in den Tiefen des Waldes…
„Hunter Hunter“ beeindruckt dann gleich mehrfach. Zum einen durch seine geniale, sich fast schmerzhaft langsam aufbauende Spannung, die eine nicht wirklich wahrzunehmende Bedrohung in prickelnder Kälte dem sensiblen Zuschauer eiskalt auf die Gänsehaut nagelt, zum anderen durch das großartige Spiel der wenigen Darsteller, deren Verletzlichkeit inmitten der Wildnis einen weiteren Marker im Feld einer immer omnipräsenten Angst setzt.
Mit einfachen Mitteln wird hier eine ganz wunderbare Atmosphäre des Horrors aufgebaut, und der weitere Verlauf der tragischen Geschichte in sich langsam ausweitenden Bahnen zu einem wirklich üblen Drama verdichtet.
Dabei gipfelt der eigentlich mehr als ruhig inszenierte Film in einem so grotesk brutal überzeichneten Finale, dass es dem Horrorfan ein befriedigendes Fest sein mag, so mancher unbedarfte Zuschauer aber in die Popcorntüte kotzen könnte. Sehr genial gemacht, und bei all seiner verletzenden Tragik irgendwie auch konsequent und auf bizarre Art und Weise auch befriedigend.
Herr_Kees * 7.5
Pelzkäppchen und der böse Wolf
Eine Trapperfamilie, die außerhalb der Gesellschaft im Wald lebt, hat Probleme mit einem Wolf, der ihnen das Essen aus den Fallen frisst. Auf der Jagd nach dem Tier macht der Vater eine schreckliche Entdeckung...
Was ein recht vorhersehbarer Survival-Horror der Marke „Mensch gegen Tier“ hätte werden können, schlägt überraschenderweise eine völlig andere Richtung ein. Hier ist lange Zeit alles offen, die Motivation und das Schicksal der Charaktere, ja selbst das Genre.
Durch geschicktes Auslassen wesentlicher Details schürt der Film Spannung und baut eine extrem bedrohliche und unangenehme Atmosphäre auf, die sich schließlich in einem harten, drastischen Finale entlädt. Schade nur um den einen schlechten Effekt, das hätte man eleganter lösen können. Trotzdem: Ein echter Geheimtipp.
Was ein recht vorhersehbarer Survival-Horror der Marke „Mensch gegen Tier“ hätte werden können, schlägt überraschenderweise eine völlig andere Richtung ein. Hier ist lange Zeit alles offen, die Motivation und das Schicksal der Charaktere, ja selbst das Genre.
Durch geschicktes Auslassen wesentlicher Details schürt der Film Spannung und baut eine extrem bedrohliche und unangenehme Atmosphäre auf, die sich schließlich in einem harten, drastischen Finale entlädt. Schade nur um den einen schlechten Effekt, das hätte man eleganter lösen können. Trotzdem: Ein echter Geheimtipp.
goutierte im Gloria, Stuttgart
Giallorossa S * 6.0
Dieser Review enthält SPOILER!Hier stimmt die Verpackung nicht
Grundsätzlich fängt der Film erst mal richtig atmosphärisch an: Die kleine Familie (Vater, Mutter, Tochter Renee) wird gezeigt, wie sie sich in der Wildnis der kanadischen Wälder zurechtfindet. Bald entdecken sie Kotspuren, die sie zunächst für Fuchskot halten, später dann aber als Wolfsexkremente identifizieren. Daddy versucht daraufhin auf eigene Faust, nachts die Wölfe aufzuspüren. Bald entdeckt er nahe einem verlassenen Auto eine Gruppe von Toten (eine Frau ist an einen Baum gefesselt). So ab hier denkt man, nachdem auch ein großer CGI-Wolf Mutter und Tochter am Fluss aufsucht, dass es sich hier um einen Werwolf handelt. Der Trailer versucht einen auch auf diese Fährte zu setzen. Aber weit gefehlt, es handelt sich um einen Serienkiller, der bald darauf die Familie heimsucht, nachdem er sich verletzt das Vertrauen von Mummy und Renee erschlichen hat. Nachdem die Mutter den toten Ehemann im Wald entdeckt, nimmt sie blutige Rache... Leider ist die Geheimniskrämerei der beiden Hauptpersonen Mum and Dad ziemlich störend, ebenfalls der Twist mit dem Serienmörder ist schon nach den Vorereignissen weit hergeholt. Daher eher enttäuschend nach gutem Start!
war im Cinecitta', Nürnberg
D.S. * 6.5
Hunters will be hunted
Don’t watch the Trailer! Eine Empfehlung, die hier noch höhere Relevanz hat als in den meisten anderen Fällen, denn der beim FFF leider mehrfach vorab gezeigte Werbe-Clip nimmt einen Großteil der potentiellen Überraschungen des Films bereits vorweg. Und das ist wirklich schade, denn ab einem gewissen Punkt ändert HUNTER HUNTER tatsächlich fast komplett sein Genre. Was bestimmt für Eindruck sorgen kann – wenn man es nicht, dank Trailer, schon vorher weiß.
Der Film selbst geriert sich zunächst als souverän inszenierter „Outback“-/Survival-Thriller: Ein Ehepaar lebt mit seiner 13-jährigen Tochter als Jäger in den Tiefen der kanadischen Wälder; der Dialog lässt annehmen, dass sie sich schon lange von der Zivilisation zurückgezogen haben. Geld für Lebensnotwendigkeiten wird durch den Verkauf von Fellen erlegter Tiere erzielt, als Nahrung dient in erster Linie das Fleisch derselben.
Happy Aussteiger-Lifestyle also? Nicht ganz, denn die Preise für Felle fallen, während die Kosten für alles andere steigen. Und zumindest Ehefrau Anne fragt sich immer öfter, ob man der gemeinsamen Tochter nicht doch die Chance auf etwas mehr als nur „handfeste“ Bildung eröffnen sollte. Davon will ihr Mann, der fröhlich simple Naturbursche Joseph, jedoch gar nichts hören. Schließlich hat er selbst die Schule abgebrochen und ist trotzdem zum alpha-mäßigsten Alpha im Wald geworden, der keine Angst vor gar nichts hat – schon gar nicht vor einem echt fiesen Wolf, der sich seit Neuestem wieder in der Nähe der Einsiedler-Hütte sehen lässt …
Mein Hauptproblem mit HUNTER HUNTER ist, dass ich keinerlei Mitgefühl mit den Protagonisten empfinden kann. Sie wissen um die Risiken ihrer Situation, sie kennen nicht nur die sie umgebenden Gefahren, sondern auch mögliche Auswege, aber trotzdem machen sie einfach weiter das, was sie in Lebensgefahr bringt. Hinzu kommt, dass ich persönlich Jäger grundsätzlich für maximal unsympathische Zeitgenossen halte: Wehrlose Tiere mit Waffengewalt zu erlegen, spricht nicht für ausgeprägte moralische Größe. Das kann natürlich jede/r anders sehen, ich selbst habe unserer „Helden“-Familie aber im Filmverlauf öfter den Tod als das Überleben gewünscht.
Wem das nicht so geht, der kann sich zumindest an einem gelungenen Spannungsaufbau erfreuen, der vor allem durch einen Score erreicht wird, der gekonnt eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Konterkariert wird er allerdings mitunter durch Schwächen im Pacing: Gleich an mehreren Stellen wünscht man sich, statt ausufernder Dialoge/Streitigkeiten würde es mehr zur Sache gehen. Auch ein, zwei Nebenhandlungsstränge rund um die lokale Polizeibehörde hätten zumindest eine Straffung verdient gehabt.
Tatsächlich hält sich der Film, von der Atmosphäre abgesehen, sehr lange zurück, was echtes Genrefutter betrifft. Jenes kommt eigentlich erst mit dem großen Plottwist ins Spiel, der hier nicht verraten werden soll, aber nicht vor dem letzten Drittel oder sogar Viertel von HUNTER HUNTER an Bedeutung gewinnt. Dieser, bzw. seine Konsequenzen, macht dann jedoch fast alles wieder gut: Das Finale des Films verfügt über eine derartige Intensität, dass einem fast Hören und Sehen vergeht. Ich fühlte mich an Werke der Marke FRONTIER(S) erinnert und schlussendlich fast gezwungen, den Film als Ganzes zu feiern – auch seines Umgangs mit dem Soundtrack in den letzten Sekunden wegen.
Allein deshalb unmittelbar eigentlich 8 Punkte. Etwas später, rationaler betrachtet, aus oben genannten Gründen insgesamt aber doch nur 6,5 von 10. Bislang aber jedenfalls das einsame FFF2021-Highlight in Sachen Brutalität.
Der Film selbst geriert sich zunächst als souverän inszenierter „Outback“-/Survival-Thriller: Ein Ehepaar lebt mit seiner 13-jährigen Tochter als Jäger in den Tiefen der kanadischen Wälder; der Dialog lässt annehmen, dass sie sich schon lange von der Zivilisation zurückgezogen haben. Geld für Lebensnotwendigkeiten wird durch den Verkauf von Fellen erlegter Tiere erzielt, als Nahrung dient in erster Linie das Fleisch derselben.
Happy Aussteiger-Lifestyle also? Nicht ganz, denn die Preise für Felle fallen, während die Kosten für alles andere steigen. Und zumindest Ehefrau Anne fragt sich immer öfter, ob man der gemeinsamen Tochter nicht doch die Chance auf etwas mehr als nur „handfeste“ Bildung eröffnen sollte. Davon will ihr Mann, der fröhlich simple Naturbursche Joseph, jedoch gar nichts hören. Schließlich hat er selbst die Schule abgebrochen und ist trotzdem zum alpha-mäßigsten Alpha im Wald geworden, der keine Angst vor gar nichts hat – schon gar nicht vor einem echt fiesen Wolf, der sich seit Neuestem wieder in der Nähe der Einsiedler-Hütte sehen lässt …
Mein Hauptproblem mit HUNTER HUNTER ist, dass ich keinerlei Mitgefühl mit den Protagonisten empfinden kann. Sie wissen um die Risiken ihrer Situation, sie kennen nicht nur die sie umgebenden Gefahren, sondern auch mögliche Auswege, aber trotzdem machen sie einfach weiter das, was sie in Lebensgefahr bringt. Hinzu kommt, dass ich persönlich Jäger grundsätzlich für maximal unsympathische Zeitgenossen halte: Wehrlose Tiere mit Waffengewalt zu erlegen, spricht nicht für ausgeprägte moralische Größe. Das kann natürlich jede/r anders sehen, ich selbst habe unserer „Helden“-Familie aber im Filmverlauf öfter den Tod als das Überleben gewünscht.
Wem das nicht so geht, der kann sich zumindest an einem gelungenen Spannungsaufbau erfreuen, der vor allem durch einen Score erreicht wird, der gekonnt eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Konterkariert wird er allerdings mitunter durch Schwächen im Pacing: Gleich an mehreren Stellen wünscht man sich, statt ausufernder Dialoge/Streitigkeiten würde es mehr zur Sache gehen. Auch ein, zwei Nebenhandlungsstränge rund um die lokale Polizeibehörde hätten zumindest eine Straffung verdient gehabt.
Tatsächlich hält sich der Film, von der Atmosphäre abgesehen, sehr lange zurück, was echtes Genrefutter betrifft. Jenes kommt eigentlich erst mit dem großen Plottwist ins Spiel, der hier nicht verraten werden soll, aber nicht vor dem letzten Drittel oder sogar Viertel von HUNTER HUNTER an Bedeutung gewinnt. Dieser, bzw. seine Konsequenzen, macht dann jedoch fast alles wieder gut: Das Finale des Films verfügt über eine derartige Intensität, dass einem fast Hören und Sehen vergeht. Ich fühlte mich an Werke der Marke FRONTIER(S) erinnert und schlussendlich fast gezwungen, den Film als Ganzes zu feiern – auch seines Umgangs mit dem Soundtrack in den letzten Sekunden wegen.
Allein deshalb unmittelbar eigentlich 8 Punkte. Etwas später, rationaler betrachtet, aus oben genannten Gründen insgesamt aber doch nur 6,5 von 10. Bislang aber jedenfalls das einsame FFF2021-Highlight in Sachen Brutalität.
war im Harmonie, Frankfurt
splattercheffe * 9.0
Homo Homini Lupus
Eine autark und abgeschieden im Wald lebende Familie. Ein auf der Suche nach einem gefährlichen Wolf vermisster Vater, dazu plötzlich ein Schwerverletzter vorm Anwesen. Dazu die explizite Warnung im Programmheft für empfindsame Gemüter. Wonach klingt das?
Klar, ein Backwood-Slasher, ultrabrutal, derb, deftig-blutig - und schon ungefähr hundertmal gesehen.
HUNTER HUNTER ist weit davon entfernt. Der Film schleicht sich ganz langsam an und legt eine ganze Weile den Fokus auf die schwierige Frage, ob man in den heutigen Zeiten noch derart zu leben, besser: zu überleben vermag. Maßgeblich durch die Verfassung der (toll gespielten) Mutter, die mit zunehmender Verzweiflung versucht, den Herausforderungen zu begegnen; und grade dadurch das, soviel sei verraten, jetzt schon legendäre Finish so konsequent wirken lässt.
Die einzeln durchaus subtil eingeflochtenen Deutungsebenen, die auf ein bestimmtes Genre abzielen würden, erhöhen den cineastischen Reiz, laufen jedoch in gewisser Weise ins Leere, da die oben genannte zentrale Frage HUNTER letztlich für mich zu einem Öko-Thriller macht: Großartig aufgebaut und gespielt, muss man ihn zu den interessantesten Genre-Beiträgen der letzten Jahre zählen - und zu einem Pflichtbesuch für alle jenen, die das freie, autarke Leben in und mit der Natur gerne über die Maßen romantisieren.
Klar, ein Backwood-Slasher, ultrabrutal, derb, deftig-blutig - und schon ungefähr hundertmal gesehen.
HUNTER HUNTER ist weit davon entfernt. Der Film schleicht sich ganz langsam an und legt eine ganze Weile den Fokus auf die schwierige Frage, ob man in den heutigen Zeiten noch derart zu leben, besser: zu überleben vermag. Maßgeblich durch die Verfassung der (toll gespielten) Mutter, die mit zunehmender Verzweiflung versucht, den Herausforderungen zu begegnen; und grade dadurch das, soviel sei verraten, jetzt schon legendäre Finish so konsequent wirken lässt.
Die einzeln durchaus subtil eingeflochtenen Deutungsebenen, die auf ein bestimmtes Genre abzielen würden, erhöhen den cineastischen Reiz, laufen jedoch in gewisser Weise ins Leere, da die oben genannte zentrale Frage HUNTER letztlich für mich zu einem Öko-Thriller macht: Großartig aufgebaut und gespielt, muss man ihn zu den interessantesten Genre-Beiträgen der letzten Jahre zählen - und zu einem Pflichtbesuch für alle jenen, die das freie, autarke Leben in und mit der Natur gerne über die Maßen romantisieren.
war im Rio Filmpalast, München
EleNoir * 8.0
Wohin wollte der Film ...
... ich wusste es nicht! Ich wusste es wirklich nicht, ich hatte auch keinen Trailer angesehen, das einzige war, dass der "Schluss" wohl bemerkenswert sein sollte!
Da ich ungeimpft war, konnte ich ihn leider nicht sehen, war aber mein Wunschfilm … und ich habe mir das MB sogar "blind" gekauft und wurde nicht enttäuscht!
Gehöre ich zu den Leuten, die bei Sixth Sense schon am Anfang "wussten", wohin der Hase läuft, stand ich HIER total auf dem Schlauch! (Im Nachhinein zwar fast lachhaft, war aber so! Und hat mich richtig "gefreut"!) Ich bin Admin in einer 38 000 Leute Gruppe und musste oft lesen, der Film sei langweilig, unlogisch ... och, bitte!
Der Film spielt nicht in Deutschland! Autark zu leben, mit allen Vor- und Nachteilen gibt es in Amerika, Canada usw. zuhauf! Dass nicht alles "the yellow of the egg" ist, wird ja auch gezeigt!
ICH persönlich war so von den Charakteren usw. gefesselt, dass ich hier echt nicht auf die Handlung kam! Und der Schluss … nun ja … der ist ja echt ’ne Hausnummer für sich! ;) ...
Da ich ungeimpft war, konnte ich ihn leider nicht sehen, war aber mein Wunschfilm … und ich habe mir das MB sogar "blind" gekauft und wurde nicht enttäuscht!
Gehöre ich zu den Leuten, die bei Sixth Sense schon am Anfang "wussten", wohin der Hase läuft, stand ich HIER total auf dem Schlauch! (Im Nachhinein zwar fast lachhaft, war aber so! Und hat mich richtig "gefreut"!) Ich bin Admin in einer 38 000 Leute Gruppe und musste oft lesen, der Film sei langweilig, unlogisch ... och, bitte!
Der Film spielt nicht in Deutschland! Autark zu leben, mit allen Vor- und Nachteilen gibt es in Amerika, Canada usw. zuhauf! Dass nicht alles "the yellow of the egg" ist, wird ja auch gezeigt!
ICH persönlich war so von den Charakteren usw. gefesselt, dass ich hier echt nicht auf die Handlung kam! Und der Schluss … nun ja … der ist ja echt ’ne Hausnummer für sich! ;) ...
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Bewertungen
Hunter Hunter
- Score [BETA]: 72
- f3a.net: 6.9/10 35
- IMDb: 6.4/10
- Rotten Tomatoes: 94%
- Metacritic: 61/100