Reviewer
Alan Smithee * 6.5
Olé
Olé
Wo liegt die Grenze zwischen dem alltäglichen Wahnsinn und dem Wahnsinn im Alltag? Und ist es möglich, die Grenze zu überschreiten und wieder zurückzukehren?
Miguel Alcantud parafiert in olofaktischen Bildern beklemmende Fragen, wie sie sich jeder von uns im urbanen Weltendorf stellen kann. Das die Spanier Filme machen können ist bekannt. Dennoch überrascht immer wieder insbesondere die Wahl der Sujets der "nueves Animales" von der iberischen Halbinsel, die eigentlich Altbekanntes stets neu entdecken. Schade eigentlich, dass die Spanier im Fußball weniger virtuos weiter auf ihren großen Erfolg warten müssen. Sicherlich könnte man da auch aus dem Katz-und-Maus-Spiel der aus dem Ensemble herausragenden beiden Hauptdarsteller einiges abschauen. Stetig, aber unaufhaltsam strebt der Film vom Anfang bis zum Ende ohne Zäsur gleich seinen Figuren dem unausweglichen Ende entgegen.
Alles in Allem fast schon eine erwachsene Arbeit des Nachwuchsregisseurs, der vielleicht sogar noch ein wenig Reife gut getan hätte.
Allerdings 1 ganzer Punkt Abzug für die infame Reverenz an die Tabakmafia.
Wo liegt die Grenze zwischen dem alltäglichen Wahnsinn und dem Wahnsinn im Alltag? Und ist es möglich, die Grenze zu überschreiten und wieder zurückzukehren?
Miguel Alcantud parafiert in olofaktischen Bildern beklemmende Fragen, wie sie sich jeder von uns im urbanen Weltendorf stellen kann. Das die Spanier Filme machen können ist bekannt. Dennoch überrascht immer wieder insbesondere die Wahl der Sujets der "nueves Animales" von der iberischen Halbinsel, die eigentlich Altbekanntes stets neu entdecken. Schade eigentlich, dass die Spanier im Fußball weniger virtuos weiter auf ihren großen Erfolg warten müssen. Sicherlich könnte man da auch aus dem Katz-und-Maus-Spiel der aus dem Ensemble herausragenden beiden Hauptdarsteller einiges abschauen. Stetig, aber unaufhaltsam strebt der Film vom Anfang bis zum Ende ohne Zäsur gleich seinen Figuren dem unausweglichen Ende entgegen.
Alles in Allem fast schon eine erwachsene Arbeit des Nachwuchsregisseurs, der vielleicht sogar noch ein wenig Reife gut getan hätte.
Allerdings 1 ganzer Punkt Abzug für die infame Reverenz an die Tabakmafia.
war im Metropol, Stuttgart
Alan Smithee * 1.5
Erotik auf den FanFiFest
D.S. * 2.5
Schlaf-Impuls
Nur kurz vorab: der Schreiber des vorigen Reviews zu "Impulse" MUSS in einem anderen Film gewesen sein, ernsthaft. Schwülstige Erotik?? Der Film hat ganze zwei kurze Sexszenen. Und "die Brüste der Hauptdarstellerin" sieht man auch nur ein, zwei mal. Da war der Wunsch wohl Vater des Gedankens...?! Vielleicht aber hätte Erotik dem Film sogar etwas gegeben. Schlechter zumindest hätte sie ihn kaum machen können.
In einer langen Parallelmontage sehen wir Ausschnitte aus dem Leben eines sehr normal (und leicht schleimig) wirkenden Grundschullehrers und einer permanent sehr traurig dreinblickenden Musikerin. Die Bilder wirken recht zusammenhanglos, zeigen nichts besonderes - aber am Ende der Montage, als die Wege der beiden Figuren sich endlich kreuzen, sind schon zwei Menschen, scheinbar nebenbei, ums Leben gekommen. Zwei zentrale Merkmale dieses Films werden bereits durch die Eröffnungssequenz deutlich gemacht. Zum einen passiert hier ALLES sehr unspektakulär und undramatisch (auch, wenn es gerade um einen Mord geht), eben "nebenbei". Zum anderen ist der Film sehr sehr langsam und läßt sich mit ALLEM viel Zeit. Was sich in der Eröffnung schon dadurch andeutet, daß die Parallelmontage keine Montage im eigentlichen Sinne ist: es gibt (fast) keine Schnitte; stattdessen wechseln wir von einer Person zur anderen, von einem Handlungsort zum nächsten, von einem Zeitpunkt zum folgenden (der sich nicht unbedingt chronologisch an den vorhergehenden anschließen muß - die gesamte Montage umfaßt eine nicht näher definierte Zeitspanne, mindestens aber drei Tage) durch LANGE Kameraschwenks. Die auch im weiteren Verlauf des Films exzessiv zum Einsatz kommen.
Als die beiden Protagonisten endlich aufeinandertreffen, beobachtet sie (als Einzige, in einer überfüllten U-Bahn-Station?!), wie er einen Mann vor die U-Bahn stößt und fröhlich lächelnd fortschlendert. Sie folgt ihm und wirft ihm ihr Handy ins Taxi. Kurz darauf ruft sie ihn an und sagt, daß sie alles mit ihrer DV-Kamera aufgezeichnet hat, und er ihr einen Gefallen tun müßte, damit sie ihn nicht verrät. Sie sagt ihm aber nicht, worum es geht, sondern beendet das Telefonat abrupt.
Die meiste Zeit verbringt der Film im folgenden damit, uns zu zeigen, wie sich die beiden Figuren langsam einander annähern. Auf nicht gerade unkomplizierte Weise, schließlich sind die beiden auch sehr merkwürdige Charaktere. Zum übergeordneten Thema wird aber letztlich bald die Frage, wer von beiden eigentlich den größeren Hau weg hat. Er, der immer wieder, vom "Impuls" getrieben, Leute ermordet. Oder aber sie: der Gefallen, den sie von ihm verlangt, und die Gründe, die sie dafür hat, erscheinen kaum weniger sick.
Eigentlich also eine interessante Ausgangsidee. Zwei sehr unterschiedlich gestörte Persönlichkeiten, die in ihrem bemüht "normalen" Leben aufeinanderstoßen, und sich immer stärker aneinandergekettet sehen. Leider macht eine gute Idee einen Film noch nicht gut. Und auch eine hervorragende Hauptdarstellerin reicht dafür noch nicht. Denn beides kann nicht ankommen gegen eine Inszenierung, die so dermaßen unterkühlt, schwerfällig und selbstgefällig ist, daß der Film eigentlich von Anfang an nicht von der Stelle kommt. Wir betrachten das Agieren der Figuren und die Dinge, die passieren, von ganz weit weg. Und es ist völlig egal, was als nächstes geschieht, weil sich an Stimmung oder Tempo sowieso nichts ändert. Dazu paßte wunderbar, daß in Frankfurt die Filmrolle riß, und wir ca. 2 Minuten lang eine schwarze Leinwand betrachten durften. Was nicht weniger aufregend war als das bis dato Gesehene.
Mit diesem Film wollte uns offensichtlich jemand zeigen, was er draufhat. Mit einer Inszenierung, die den Alltag abzufilmen behauptet, in dem schreckliche Dinge ganz nebenbei geschehen. Schicksale entschieden werden, ohne daß die Welt davon weiter Notiz nimmt. Mit Kameraarbeit und Schnitt, die bewußt jede Dramatik vermeiden. Das ganze scheitert leider kläglich, weil die Geschichte, die uns dabei erzählt wird, einfach zu schwach ist. Was das Problem der weiblichen Hauptfigur ist, wissen wir schon von Anfang an. Und wie der Film ausgehen wird, auch. Und da wir durch die Regie so distanziert zu den Figuren bleiben müssen, interessiert uns auch ihr (absichtlich unspektakulär gezeigter) Alltag nicht. Aber wir müssen ihn ertragen. Unterrichtsstunde um Unterrichtsstunde, Bandprobe um Bandprobe. Ja, genau: es gibt in IMPULSE sehr viele Live-Musik-Sequenzen. Die ohne Bedeutung für den Fortlauf der Handlung sind. Aber eine eklige Mundharmonika beinhalten...
Ein Film ohne inszenatorische Spannung braucht eine erzählte Geschichte, die spannend oder schockierend ist. Aber bei IMPULSE ist sie das bei WEITEM nicht genug. Weder sie, noch die Handlungen und Hintergründe der Figuren. Es geschieht nichts, und nichts kann uns in den Film hineinziehen. Und so bleibt nichts als Langeweile. Extreme Langeweile. Mit einem ganz schwachen Ende.
Ein halber Bonuspunkt für den Versuch, Logik-Böcke zu vermeiden. Zum Beispiel vergißt die weibliche Hauptfigur, als sie dem Killer ihr Handy zuwirft, NICHT, daß ihre Freunde vielleicht auch weiterhin versuchen könnten, sie auf dem Handy anzurufen. Und genau in dem Moment, als man sich als Zuschauer dann doch langsam mal fragt, wie sie - als unbedeutende Musikerin - sich denn all den Technik-Schnickschnack usw. leisten kann, den sie braucht, um mit ihm so intensiv in Kontakt zu bleiben, liefert der Film eine (wenn auch schwache) Antwort.
Trotzdem: wirklich interessant dürfte IMPULSE letztlich nur für Leute sein, die ihr Leben lang darauf gewartet haben, endlich ein quietschendes, zweiminütiges Heavy-Metal-Gitarrensolo zu hören, das von einer Geige gespielt wird. Für den Normalbesucher ist diese Szene zwar unerträglich - aber immer noch faszinierender als der Rest des Films.
You’ve been warned.
In einer langen Parallelmontage sehen wir Ausschnitte aus dem Leben eines sehr normal (und leicht schleimig) wirkenden Grundschullehrers und einer permanent sehr traurig dreinblickenden Musikerin. Die Bilder wirken recht zusammenhanglos, zeigen nichts besonderes - aber am Ende der Montage, als die Wege der beiden Figuren sich endlich kreuzen, sind schon zwei Menschen, scheinbar nebenbei, ums Leben gekommen. Zwei zentrale Merkmale dieses Films werden bereits durch die Eröffnungssequenz deutlich gemacht. Zum einen passiert hier ALLES sehr unspektakulär und undramatisch (auch, wenn es gerade um einen Mord geht), eben "nebenbei". Zum anderen ist der Film sehr sehr langsam und läßt sich mit ALLEM viel Zeit. Was sich in der Eröffnung schon dadurch andeutet, daß die Parallelmontage keine Montage im eigentlichen Sinne ist: es gibt (fast) keine Schnitte; stattdessen wechseln wir von einer Person zur anderen, von einem Handlungsort zum nächsten, von einem Zeitpunkt zum folgenden (der sich nicht unbedingt chronologisch an den vorhergehenden anschließen muß - die gesamte Montage umfaßt eine nicht näher definierte Zeitspanne, mindestens aber drei Tage) durch LANGE Kameraschwenks. Die auch im weiteren Verlauf des Films exzessiv zum Einsatz kommen.
Als die beiden Protagonisten endlich aufeinandertreffen, beobachtet sie (als Einzige, in einer überfüllten U-Bahn-Station?!), wie er einen Mann vor die U-Bahn stößt und fröhlich lächelnd fortschlendert. Sie folgt ihm und wirft ihm ihr Handy ins Taxi. Kurz darauf ruft sie ihn an und sagt, daß sie alles mit ihrer DV-Kamera aufgezeichnet hat, und er ihr einen Gefallen tun müßte, damit sie ihn nicht verrät. Sie sagt ihm aber nicht, worum es geht, sondern beendet das Telefonat abrupt.
Die meiste Zeit verbringt der Film im folgenden damit, uns zu zeigen, wie sich die beiden Figuren langsam einander annähern. Auf nicht gerade unkomplizierte Weise, schließlich sind die beiden auch sehr merkwürdige Charaktere. Zum übergeordneten Thema wird aber letztlich bald die Frage, wer von beiden eigentlich den größeren Hau weg hat. Er, der immer wieder, vom "Impuls" getrieben, Leute ermordet. Oder aber sie: der Gefallen, den sie von ihm verlangt, und die Gründe, die sie dafür hat, erscheinen kaum weniger sick.
Eigentlich also eine interessante Ausgangsidee. Zwei sehr unterschiedlich gestörte Persönlichkeiten, die in ihrem bemüht "normalen" Leben aufeinanderstoßen, und sich immer stärker aneinandergekettet sehen. Leider macht eine gute Idee einen Film noch nicht gut. Und auch eine hervorragende Hauptdarstellerin reicht dafür noch nicht. Denn beides kann nicht ankommen gegen eine Inszenierung, die so dermaßen unterkühlt, schwerfällig und selbstgefällig ist, daß der Film eigentlich von Anfang an nicht von der Stelle kommt. Wir betrachten das Agieren der Figuren und die Dinge, die passieren, von ganz weit weg. Und es ist völlig egal, was als nächstes geschieht, weil sich an Stimmung oder Tempo sowieso nichts ändert. Dazu paßte wunderbar, daß in Frankfurt die Filmrolle riß, und wir ca. 2 Minuten lang eine schwarze Leinwand betrachten durften. Was nicht weniger aufregend war als das bis dato Gesehene.
Mit diesem Film wollte uns offensichtlich jemand zeigen, was er draufhat. Mit einer Inszenierung, die den Alltag abzufilmen behauptet, in dem schreckliche Dinge ganz nebenbei geschehen. Schicksale entschieden werden, ohne daß die Welt davon weiter Notiz nimmt. Mit Kameraarbeit und Schnitt, die bewußt jede Dramatik vermeiden. Das ganze scheitert leider kläglich, weil die Geschichte, die uns dabei erzählt wird, einfach zu schwach ist. Was das Problem der weiblichen Hauptfigur ist, wissen wir schon von Anfang an. Und wie der Film ausgehen wird, auch. Und da wir durch die Regie so distanziert zu den Figuren bleiben müssen, interessiert uns auch ihr (absichtlich unspektakulär gezeigter) Alltag nicht. Aber wir müssen ihn ertragen. Unterrichtsstunde um Unterrichtsstunde, Bandprobe um Bandprobe. Ja, genau: es gibt in IMPULSE sehr viele Live-Musik-Sequenzen. Die ohne Bedeutung für den Fortlauf der Handlung sind. Aber eine eklige Mundharmonika beinhalten...
Ein Film ohne inszenatorische Spannung braucht eine erzählte Geschichte, die spannend oder schockierend ist. Aber bei IMPULSE ist sie das bei WEITEM nicht genug. Weder sie, noch die Handlungen und Hintergründe der Figuren. Es geschieht nichts, und nichts kann uns in den Film hineinziehen. Und so bleibt nichts als Langeweile. Extreme Langeweile. Mit einem ganz schwachen Ende.
Ein halber Bonuspunkt für den Versuch, Logik-Böcke zu vermeiden. Zum Beispiel vergißt die weibliche Hauptfigur, als sie dem Killer ihr Handy zuwirft, NICHT, daß ihre Freunde vielleicht auch weiterhin versuchen könnten, sie auf dem Handy anzurufen. Und genau in dem Moment, als man sich als Zuschauer dann doch langsam mal fragt, wie sie - als unbedeutende Musikerin - sich denn all den Technik-Schnickschnack usw. leisten kann, den sie braucht, um mit ihm so intensiv in Kontakt zu bleiben, liefert der Film eine (wenn auch schwache) Antwort.
Trotzdem: wirklich interessant dürfte IMPULSE letztlich nur für Leute sein, die ihr Leben lang darauf gewartet haben, endlich ein quietschendes, zweiminütiges Heavy-Metal-Gitarrensolo zu hören, das von einer Geige gespielt wird. Für den Normalbesucher ist diese Szene zwar unerträglich - aber immer noch faszinierender als der Rest des Films.
You’ve been warned.
war im Turm-Palast, Frankfurt
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