s The Innocents (2021) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Innocents

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Reviewer

Herr_Kees * 7.5

Bis einer blutet

Die Kinder einer Wohnsiedlung stellen fest, dass sie gemeinsam besondere Kräfte entwickeln. Als sich insbesondere die telekinetischen Fähigkeiten bei einem von ihnen immer stärker ausprägen, wird aus dem Spiel bald blutiger Ernst.

Auch wenn die Story klingt wie eine Kleinkindvariante von CHRONICLE, ist THE INNOCENTS weder auf Superkräfte noch auf Horror aus und er ist auch kein Film über böse Kinder. Es ist vielmehr ein Film darüber, was es heißt, Kind zu sein. Und dazu gehört beispielsweise, einen Regenwurm zu zertreten oder der autistischen Schwester Glasscherben in die Schuhe zu stecken. Einfach so, um zu sehen, was passiert.

Die fehlende moralische Wertung, die kindliche Neugierde und auch die damit einhergehende Grausamkeit sowie die Sehnsucht, dazuzugehören und das Gefühl der Einsamkeit – all das wird hier großartig eingefangen und wiedergegeben, die Kinderdarsteller sind durch die Bank fantastisch, die Inszenierung äußerst sensibel und die Effekte ebenso dezent wie wirkungsvoll. Ein starker, emotional aufwühlender Film.

war im Gloria, Stuttgart

D.S. * 8.0

Kinder sind Teufel …

… Engel aber auch. Das diesjährige Festival-Centerpiece zeigt sie uns in beiden Varianten, wobei durchaus auch mal ein und dieselbe Figur sowohl die eine wie auch die andere Rolle einnehmen kann.

Damit wirkt THE INNOCENTS schon im Kern realistischer und damit glaubwürdiger als die meisten (nicht nur Genre-) Filme mit kindlichen Protagonisten. Diese gefühlte Authentizität zieht sich aber ebenso durch selbst die kleinsten Details der Handlung, und sei es nur, dass nebenbei etwas Schorf aufgekratzt und dann zwischen die Lippen gesteckt wird: Diese Kinder erscheinen als echte Kinder, denen man beim echten Umgang miteinander und mit den Eltern über die Schulter schaut. Was neben dem von einem Kindsvater geschriebenen, brillanten Drehbuch auch daran liegt, dass sämtliche Kinderfiguren sensationell gecastet und gespielt sind.

Die Handlung folgt dabei vier Kindern, die in einer norwegischen Hochhaussiedlung wohnen und auf unterschiedliche Weise „beschädigt“ sind. Im Mittelpunkt steht zunächst die kleine Ida, die als süßes kleines Blondchen noch am „normalsten“/privilegiertesten von ihnen wirkt, doch damit zu kämpfen hat, dass die Aufmerksamkeit ihrer Eltern meist ihrer autistischen Schwester Anna gilt, für die sie im stressigen Alltag auch noch Verantwortung übernehmen und die sie am neuen Wohnort auf dem Spielplatz betreuen soll, weil Vater und Mutter dafür keine Zeit haben. Ida freundet sich mit Ben an, einem Jungen mit Migrationshintergrund, der von seiner alleinerziehenden Mutter vernachlässigt wird und herbe gewalttätige Neigungen hat. Sie fühlt sich aber auch selbst mehrfach zu solchen hingezogen und malträtiert ihre Schwester auf heimtückische Weise. Jene hat wohl das schlimmste Schicksal zu tragen und im Alter von 3 oder 4 Jahren das Sprechen sowie den Zugriff auf die Realität verlernt. Doch auf dem Spielplatz trifft sie Aisha, ein sehr liebenswertes Mädchen mit einer schweren Pigmentstörung (?) – und diese geht mit ihr eine intensive mentale Verbindung ein, kann mit ihr kommunizieren und darüber Anna sogar nach und nach ein Stück weit aus ihrer psychologischen Isolation herausholen.

Tatsächlich entwickeln die vier Kinder untereinander alle eine – unterschiedlich stark ausgeprägte – Bindung sowie eine gegenseitige Verstärkerwirkung hinsichtlich der telepathischen und telekinetischen Fähigkeiten, die sie zu entwickeln scheinen. Was zunächst Stoff für spannende Experimente und spaßige Spiele bietet, entwickelt sich jedoch bald in eine finstere Richtung. Denn Kinder können eben nur allzu oft auch amoralische, grausame Teufel sein. Und sind zu massiver Gewalt fähig …

THE INNOCENTS holt den Zuschauer von Anfang an ab und zieht ihn mitten ins vielschichtige Geschehen hinein. Die erschreckend eskalierende Handlung ist extrem spannend inszeniert, die Darsteller sind, wie erwähnt, außerordentlich talentiert und dadurch glaubwürdig – man sorgt sich wirklich um ihr Wohlbefinden und ihr Schicksal. Durch dieses Involvement gewinnt der Film eine enorme emotionale Kraft. Er berührt, fesselt und schockiert an einigen Stellen nachhaltig; zudem thematisiert er ein so komplexes und unbequemes Thema wie Autismus auf smarte Weise und bindet es wie nebenbei tief in die Handlung ein.

Für mich bislang der Höhepunkt des Festivals. Ungeheuer mitnehmend, ungeheuer brutal, ungeheuer sehenswert. Gute 8 von 10 Punkten.

guckte im Harmonie, Frankfurt

Leimbacher-Mario * 7.5

New Norwegian Mutants

Zwischen Sandkasten, Spielkameraden und Superkräften befinden sich die Kinder aus dem norwegischen „The Innocents“. In etwa „Chronicle“ für Grundschüler. Nur noch europäischer, einfühlsamer, emotionaler als nahezu alles Vergleichbare. Introvertiert und talentiert. Kastenbauten voller Magie und Menschlichkeit. Einwanderung des Besonderen.

„The Innocents“ ist kindlicher, in sich gekehrter Light-Horror der intimsten und rührendsten und (trotz klarem Fantasy-Aspekt) nachvollziehbarsten Sorte. Mit satten zwei Stunden vielleicht die eine oder andere Szene zu lang, zu redundant. Darüber hinaus muss man nicht nur als Katzenvater früh im Film heftig schlucken und ertragen, um die Protagonisten nicht komplett fallen zu lassen und zu verfluchen. Doch übersteht man das, erwartet einen kreativstes Euro-Genrekino mit nordischem Tiefkühlschranktouch und doch ungeheurer Wärme. Es geht um Mitgefühl und Akzeptanz. Es geht um das Erkennen (und Bekämpfen) von Gut und Böse. Es geht um verborgene Kräfte und die Einnordung des moralischen Kompass'. Es geht um Solidarität, geheime Kinderwelten und natürlich das (Er)Wachsen. Mit die besten Jungdarsteller, die ich je gesehen habe. Ein Understatementansatz, gegen den selbst Shyamalans „Unbreakable“ überladen wirkt. Ein kleines Schätzchen. Schmerzhaft und schön.

Fazit: Sehr einfühlsames, außergewöhnliches und in vielerlei Hinsicht begabtes Jugenddrama. Klasse und völlig zurecht Center Piece des diesjährigen Fantasy Filmfests. Ein aufwühlender Film über womöglich angehende „Helden“ und definitiv angehende Menschen, von dem DC und Marvel nur träumen können. Mit natürlichen Kinderdarstellern der Extraklasse.

verweste im Residenz, Köln

landscape * 9.0

Schöner Fantasy Film

Die Location mit der Hochhaussiedlung im Wald ist alleine schon ziemlich surreal. Vielleicht spielt der große Teil unter der Woche, und erst am Wochenende versammeln sich die Familien am See?
Meistens sieht man nur die drei Hauptdarsteller.
Die Welt der Kinder ist völlig von der Welt der Erwachsenen abgesondert, sie versuchen gar nicht erst, sie den anderen zu beschreiben oder zu erklären.
Aisha, Anna und Ben verbindet eine Art medialer Kraft - die Ben nur destruktiv einsetzen kann, wie sich immer mehr zeigt, und die ihn auch immer mehr isoliert.
Mir hat gut gefallen, wie die Spannung immer mehr aufgebaut wird. Das ist auch gut auf der Tonebene gelöst, die gut mit den sehr interessanten Spezialeffekten zusammenarbeitet.
***SPOILER***Wir sehen nicht mehr, was Anna zeichnen wird - ein überraschendes offenes Ende.

saß im Savoy, Hamburg

31 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Innocents
  • Score [BETA]: 76
  • f3a.net: 7.7/10 31
  • IMDb: 7.5/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 19:36

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