Reviewer
D.S. * 6.0
Kein Damien
Ich weiß nicht genau, warum ich mir "Joshua" überhaupt angesehen habe. Ich hasse Kinder. Je kleiner, desto schlimmer. Und es war mir vorher bekannt, dass es hier um Kinder gehen würde - jedenfalls um eines. Vermutlich hatte ich, nach der Beschreibung im Programmheft, so was wie einen neuen Damien erwartet. Allerdings kriegen wir hier nur Damiens zunächst unscheinbaren Halbbruder geboten - zusammen mit einem zweiten Kind, das ich nun wirklich gar nicht auf der Rechnung hatte. Die erste Hälfte des Films wird nämlich nachdrücklich vor allem von einer menschlichen Daseinsform in Beschlag genommen: Joshuas neugeborener Schwester Lilly.
Babies sind nun das Extrem kleiner Kinder. Sie sind am Heulen, Meckern, Schreien... und kein Mensch weiß, was er dagegen tun soll. So auch hier. Ganz ehrlich, nach 45 Minuten Rumgeheule, dazu noch gelegentlichem Baustellenlärm, Eltern-Streitereien und generellen Familienkomplikationen war ich kurz davor, das Handtuch zu werfen. Meine Nerven waren mehr als genug belastet worden.
Andererseits... ist "Joshua" vermutlich ein verdammt cleverer Film. Denn genau darum geht es hier zunächst: die Nerven von Mama (vor allem) und Papa (weniger) werden zerrüttet, die Anspannung wächst, ein ganz normales Ertragen eines ganz normalen Alltags scheint irgendwann schon aufgrund der extremen Lärmbelastung einfach nicht mehr möglich. Und wer hat Schuld? Joshua, der kleine Drecksack. Phänomenal gespielt, sehr bald absolut unerträglich; ein gerade mal neun Jahre altes, manipulatives, hyperintelligentes, hinterhältiges, eiskalt berechnendes und zutiefst bösartiges Arschloch.
Joshua ist nicht froh darüber, daß sich nach der Geburt seiner kleinen Schwester die Konzentration seiner Eltern fast nur noch auf das Baby fokussiert. Kein ungewöhnliches Phänomen, aber mit ungewöhnlichen Konsequenzen: Joshua fühlt sich nicht einfach nur ungeliebt und leidet, Joshua rächt sich an allen und an jedem für nicht ausreichend gewährte Aufmerksamkeit. Oder wofür auch immer, warum auch immer - das wird leider bis zuletzt nicht ansatzweise befriedigend geklärt. Jedenfalls scheint er eines Tages zu beschließen, zu gut für seine Familie zu sein. Und treibt sie Schritt für Schritt, Eskalation für Eskalation in den Wahnsinn und das Verderben...
Der Film ist in sich absolut stimmig. Wenn man die doch ziemlich bizarr anmutende Prämisse akzeptiert, daß ein Neunjähriger intelligenter ist als alle ihn Umgebenden und er von einem Tag auf den anderen einen abgrundtiefen Haß auf ALLE entwickelt, kann man hier in Sachen Logik nichts bemängeln. Im Gegenteil, nicht nur Joshua, sondern auch der Film ist heimtückischer, als man es sich zunächst vorstellen kann.
Dabei sollte man nun nicht gerade viel Blut erwarten - eine Glasscherbe in einem Fuß ist das höchste der Gefühle. Sowieso sieht man nur sehr wenig: Joshua spielt nicht nur mit dem Gehirn und der Wahrnehmung seiner Familie, sondern auch mit dem/der der Zuschauer. Der Junge hat durchaus eine bösartige Aura - auch, wenn ihr Entstehen nie erklärt wird und die gesamte Story trotz aller Stimmigkeit bis ins Groteske überzeichnet scheint.
Dennoch wird aus ihm niemals ein Damien werden. Was hier vor sich geht, ist und bleibt sehr "normal" - was aber in gewisser Hinsicht schon wieder sehr viel bedrohlicher wirkt. Der Darsteller ist jedenfalls außerordentlich talentiert und strahlt eine unnahbare Gnadenlosigkeit aus. In einem Maße, die man in diesem Alter auch erst mal bewerkstelligen muß und die man sich zu Beginn des Films nicht mal ansatzweise vorstellen kann.
Ich tue mich sehr schwer, diesen Film zu bewerten. Er ist gut erzählt und steigert sich vor allem im letzten Drittel in eine Spirale der Bösartigkeit, die doch reichlich bedrückend ist. Andererseits ist er extrem nervig und für Menschen mit Kleinkind-Phobie sowieso kaum auszuhalten. Junge Eltern werden hier vermutlich den Horrorfilm ihres Lebens serviert bekommen: geht es dem Baby gut? Zeigen wir dem älteren Kind auch noch genug Liebe? Sind wir eine gute Familie? Für Singles furchtbar und über weite Strecken auch extrem uninteressant. Spannend wird es für die erst im letzten Drittel - wobei man nicht verleugnen kann, daß die vorher aufgebauten Personenzeichnungen hier adäquate Wirkung zeigen.
Wer schreiende Babies, Brustmilch-pumpende Mütter und musizierende Kinder aber gut aushalten kann, sollte sich "Joshua" unbedingt ansehen. Irgendwie ist das hier schon ein verdammt cleveres Ding. Gemein. Konsequent. Und familiär gnadenlos. Fände ich Babies weniger unerträglich, würde ich wohl ein paar Punkte mehr vergeben, so nur 6. Aber bei entsprechender Neigung bzw. Familienplanung...?! Nur das Gesinge am Ende hätte nicht sein müssen.
Babies sind nun das Extrem kleiner Kinder. Sie sind am Heulen, Meckern, Schreien... und kein Mensch weiß, was er dagegen tun soll. So auch hier. Ganz ehrlich, nach 45 Minuten Rumgeheule, dazu noch gelegentlichem Baustellenlärm, Eltern-Streitereien und generellen Familienkomplikationen war ich kurz davor, das Handtuch zu werfen. Meine Nerven waren mehr als genug belastet worden.
Andererseits... ist "Joshua" vermutlich ein verdammt cleverer Film. Denn genau darum geht es hier zunächst: die Nerven von Mama (vor allem) und Papa (weniger) werden zerrüttet, die Anspannung wächst, ein ganz normales Ertragen eines ganz normalen Alltags scheint irgendwann schon aufgrund der extremen Lärmbelastung einfach nicht mehr möglich. Und wer hat Schuld? Joshua, der kleine Drecksack. Phänomenal gespielt, sehr bald absolut unerträglich; ein gerade mal neun Jahre altes, manipulatives, hyperintelligentes, hinterhältiges, eiskalt berechnendes und zutiefst bösartiges Arschloch.
Joshua ist nicht froh darüber, daß sich nach der Geburt seiner kleinen Schwester die Konzentration seiner Eltern fast nur noch auf das Baby fokussiert. Kein ungewöhnliches Phänomen, aber mit ungewöhnlichen Konsequenzen: Joshua fühlt sich nicht einfach nur ungeliebt und leidet, Joshua rächt sich an allen und an jedem für nicht ausreichend gewährte Aufmerksamkeit. Oder wofür auch immer, warum auch immer - das wird leider bis zuletzt nicht ansatzweise befriedigend geklärt. Jedenfalls scheint er eines Tages zu beschließen, zu gut für seine Familie zu sein. Und treibt sie Schritt für Schritt, Eskalation für Eskalation in den Wahnsinn und das Verderben...
Der Film ist in sich absolut stimmig. Wenn man die doch ziemlich bizarr anmutende Prämisse akzeptiert, daß ein Neunjähriger intelligenter ist als alle ihn Umgebenden und er von einem Tag auf den anderen einen abgrundtiefen Haß auf ALLE entwickelt, kann man hier in Sachen Logik nichts bemängeln. Im Gegenteil, nicht nur Joshua, sondern auch der Film ist heimtückischer, als man es sich zunächst vorstellen kann.
Dabei sollte man nun nicht gerade viel Blut erwarten - eine Glasscherbe in einem Fuß ist das höchste der Gefühle. Sowieso sieht man nur sehr wenig: Joshua spielt nicht nur mit dem Gehirn und der Wahrnehmung seiner Familie, sondern auch mit dem/der der Zuschauer. Der Junge hat durchaus eine bösartige Aura - auch, wenn ihr Entstehen nie erklärt wird und die gesamte Story trotz aller Stimmigkeit bis ins Groteske überzeichnet scheint.
Dennoch wird aus ihm niemals ein Damien werden. Was hier vor sich geht, ist und bleibt sehr "normal" - was aber in gewisser Hinsicht schon wieder sehr viel bedrohlicher wirkt. Der Darsteller ist jedenfalls außerordentlich talentiert und strahlt eine unnahbare Gnadenlosigkeit aus. In einem Maße, die man in diesem Alter auch erst mal bewerkstelligen muß und die man sich zu Beginn des Films nicht mal ansatzweise vorstellen kann.
Ich tue mich sehr schwer, diesen Film zu bewerten. Er ist gut erzählt und steigert sich vor allem im letzten Drittel in eine Spirale der Bösartigkeit, die doch reichlich bedrückend ist. Andererseits ist er extrem nervig und für Menschen mit Kleinkind-Phobie sowieso kaum auszuhalten. Junge Eltern werden hier vermutlich den Horrorfilm ihres Lebens serviert bekommen: geht es dem Baby gut? Zeigen wir dem älteren Kind auch noch genug Liebe? Sind wir eine gute Familie? Für Singles furchtbar und über weite Strecken auch extrem uninteressant. Spannend wird es für die erst im letzten Drittel - wobei man nicht verleugnen kann, daß die vorher aufgebauten Personenzeichnungen hier adäquate Wirkung zeigen.
Wer schreiende Babies, Brustmilch-pumpende Mütter und musizierende Kinder aber gut aushalten kann, sollte sich "Joshua" unbedingt ansehen. Irgendwie ist das hier schon ein verdammt cleveres Ding. Gemein. Konsequent. Und familiär gnadenlos. Fände ich Babies weniger unerträglich, würde ich wohl ein paar Punkte mehr vergeben, so nur 6. Aber bei entsprechender Neigung bzw. Familienplanung...?! Nur das Gesinge am Ende hätte nicht sein müssen.
guckte im Metropolis 6, Frankfurt
QuintenQuist S * 8.5
Dieser Review enthält SPOILER!Kein angenehmer Film
Wieso macht er das?
Ist das jetzt ein Horrorfilm, der uns nur ein gruseliges Kind präsentiert oder behandelt der Film hier auch die Frage ab, inwieweit Erziehung immer ein Glücksspiel ist, bedeutet, dass jede Geste Folgen haben kann, die man erst viel später sieht und nicht erkennt, was dann natürlich nicht so aussehen muss wie bei Joshua.
Joshua bekommt eine Schwester und der Film strukturiert sich am Alter des Neulings, was nahelegt, dass Joshua sich zurückgesetzt fühlt, so dass er sich rächen will, aber wenn der Film Videoaufnahmen zeigt mit der depressiven Mutter, weinend, Joshua auf dem Arm, ahnen wir, dass Joshua nicht eben das Gefühl vermittelt bekommen hat, willkommen zu sein, was die Geburt der Schwester vielleicht als auslösenden Punkt, aber nicht als zentrales Motiv für sein Tun etabliert.
Diesmal scheint aber alles okay zu sein, das Neugeborene ist lieb und ruhig, bis es eines Nachts anfängt zu schreien und gefühlt einen Teil des Films nicht mehr damit aufhört.
Von diesem Punkt an steigert sich langsam der Druck, Mum spielt Hide and Seek mit Joshua und findet nicht nur ihn nicht, sondern plötzlich ist auch die Tochter verschwunden, so dass sie auf einer ständig Lärm aussendenden Baustelle die Etage über ihr sucht und dort letztlich von ihrem Mann ziemlich aufgelöst gefunden wird.
Joshua ist unten am Kinderbett, das Kleine ist auch da, und fragt Mum: Hast Du mich überhaupt gesucht?
"Joshua" ist kein angenehmer Film, er dreht sich um ein Kind, das offensichtlich nicht in der Lage ist, Sympathie oder Mitleid zu empfinden, so dass man ihn erlebt, wie er die Trauer des Vaters um den durch unbekannte Ursache verletzten Hund Wort für Wort nachahmt, als könnte er nur abgucken und schlussendlich wirkt das alles wie eine Versuchsanleitung.
Der Kinderpsychologin malt er ein Bild, welches gradezu perfekt auf Missbrauch hindeutet und ist der zweifel erst gesät...
Am Ende sind die Eltern weg, wo, weiß man nicht genau, die Umzugsleute finden einen Hamster, tot und den Bauch zugenäht, Zeichnungen in Rot mit großen Messern, nicht ganz, was die Psychologin da zu sehen bekommen hat.
"Joshua" ist weit spannender als die meisten Horrorfilme, weil wir einer Bewegung hilflos zusehen, mit dem Kopf schütteln, wenn der Vater auf Josh`s seltsame Worte nicht entsprechend alarmiert reagiert (denn, wenn so ein Kind sagt: "Du musst mich nicht lieben, Dad" sollte einem das schon zu denken geben) und am Ende dieser freundlich lächelnden Fratze die Pest an den Hals wünschen.
Kinder können manipulativ sein und wenn jener Teil wegfällt, jenes emotionale Moment, das Sympathie, Mitleid etc. bedeutet, ist es ein Spiel ohne wirkliche Grenzen, wie es in anderer Form vergangenes Jahr in "Them" zu beschauen war.
Fazit: Ein böser unangenehmer Film.
Ist das jetzt ein Horrorfilm, der uns nur ein gruseliges Kind präsentiert oder behandelt der Film hier auch die Frage ab, inwieweit Erziehung immer ein Glücksspiel ist, bedeutet, dass jede Geste Folgen haben kann, die man erst viel später sieht und nicht erkennt, was dann natürlich nicht so aussehen muss wie bei Joshua.
Joshua bekommt eine Schwester und der Film strukturiert sich am Alter des Neulings, was nahelegt, dass Joshua sich zurückgesetzt fühlt, so dass er sich rächen will, aber wenn der Film Videoaufnahmen zeigt mit der depressiven Mutter, weinend, Joshua auf dem Arm, ahnen wir, dass Joshua nicht eben das Gefühl vermittelt bekommen hat, willkommen zu sein, was die Geburt der Schwester vielleicht als auslösenden Punkt, aber nicht als zentrales Motiv für sein Tun etabliert.
Diesmal scheint aber alles okay zu sein, das Neugeborene ist lieb und ruhig, bis es eines Nachts anfängt zu schreien und gefühlt einen Teil des Films nicht mehr damit aufhört.
Von diesem Punkt an steigert sich langsam der Druck, Mum spielt Hide and Seek mit Joshua und findet nicht nur ihn nicht, sondern plötzlich ist auch die Tochter verschwunden, so dass sie auf einer ständig Lärm aussendenden Baustelle die Etage über ihr sucht und dort letztlich von ihrem Mann ziemlich aufgelöst gefunden wird.
Joshua ist unten am Kinderbett, das Kleine ist auch da, und fragt Mum: Hast Du mich überhaupt gesucht?
"Joshua" ist kein angenehmer Film, er dreht sich um ein Kind, das offensichtlich nicht in der Lage ist, Sympathie oder Mitleid zu empfinden, so dass man ihn erlebt, wie er die Trauer des Vaters um den durch unbekannte Ursache verletzten Hund Wort für Wort nachahmt, als könnte er nur abgucken und schlussendlich wirkt das alles wie eine Versuchsanleitung.
Der Kinderpsychologin malt er ein Bild, welches gradezu perfekt auf Missbrauch hindeutet und ist der zweifel erst gesät...
Am Ende sind die Eltern weg, wo, weiß man nicht genau, die Umzugsleute finden einen Hamster, tot und den Bauch zugenäht, Zeichnungen in Rot mit großen Messern, nicht ganz, was die Psychologin da zu sehen bekommen hat.
"Joshua" ist weit spannender als die meisten Horrorfilme, weil wir einer Bewegung hilflos zusehen, mit dem Kopf schütteln, wenn der Vater auf Josh`s seltsame Worte nicht entsprechend alarmiert reagiert (denn, wenn so ein Kind sagt: "Du musst mich nicht lieben, Dad" sollte einem das schon zu denken geben) und am Ende dieser freundlich lächelnden Fratze die Pest an den Hals wünschen.
Kinder können manipulativ sein und wenn jener Teil wegfällt, jenes emotionale Moment, das Sympathie, Mitleid etc. bedeutet, ist es ein Spiel ohne wirkliche Grenzen, wie es in anderer Form vergangenes Jahr in "Them" zu beschauen war.
Fazit: Ein böser unangenehmer Film.
glotzte im Cinemaxx 3, Hamburg
FFFler * 6.5
Viel zu lange
Wäre der Film trotz seiner kurzen Laufzeit nicht so unendlich langatmig, hätte hier was richtig gutes heraus kommen können. Die Geschichte überzeugt, erinnert teilweise ein wenig an The Good Son und ist dabei noch so herrlich böse. Doch wie gesagt, er zieht sich manchmal endlos in die Länge, was ihn doch einige Punkte bei mir kostete, denn von der Geschichte und in Sachen Darstellerleistungen war der Film durchaus ansprechend.
saß im Metropolis 6, Frankfurt
21 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
Joshua
- Score [BETA]: 55
- f3a.net: 5.5/10 21