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Review Mandibles

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Toro émotion!
von D.S.

Quentin Dupieux is back! Wer seine Filme, seinen Stil schätzt, wird auch diesen Fliegen-Überflieger ins Herz schließen. Wer dagegen mit dem bisherigen Output von Mr. Oizo nicht allzu viel anfangen konnte, wird auch hier höchstens großzügig die Stirn runzeln.

Dabei ist MANDIBLES insgesamt näher an Beiträgen wie DEERSKIN oder auch WRONG angesiedelt als am ganz großen Wahnsinn à la REALITÉ; sprich, es gibt eine kohärente Handlung, die chronologisch erzählt wird und einem den Kopf nicht komplett verdreht. Diese Handlung ist allerdings durchsetzt vom Markenzeichen-Stilmittel des Vielschaffenden, der mit INCROYABLE MAIS VRAI ganz aktuell schon an seinem nächsten Werk arbeitet: Dupieux baut kontinuierlich vollkommen bizarre Ideen, Geschehnisse, Personen oder Objekte in ganz alltägliche Situationen ein und sorgt durch diese Kombination beim Zuschauer für größtmögliche Irritation.

Die fassungslose Verblüffung des Publikums wird dabei in aller Regel noch dadurch verstärkt, dass sämtliche Filmfiguren die Absurdität der jeweiligen Situation augenscheinlich als „ganz normal“ wahrnehmen; sich so benehmen, als gäbe es gerade gar nichts Ungewöhnliches zu bemerken – man erinnere sich etwa an die heftigen Regenfälle im Büro in WRONG. Dieses Muster variiert Dupieux in MANDIBLES ein wenig (wie in Ansätzen auch schon in DEERSKIN): Manche Figuren reagieren hier auf Abseitiges durchaus mal perplex; zum Beispiel unsere Protagonisten auf eine junge Frau, die ausschließlich brüllend kommunizieren kann. Wobei genau dieselben Gestalten zuvor eine 1-Meter große Fliege als Quasi-Selbstverständlichkeit hingenommen und in Nullkommanichts in ihre Lebensplanung eingebaut haben…

Womit wir bei der Handlung des Films wären bzw. bei dem, was man bei Dupieux eben unter Handlung verstehen kann: Zwei heruntergekommene Vollnichtschecker nehmen einen Auftrag als Kuriere an und entdecken im Kofferraum eines Mercedes’, den sie zu Joberfüllungszwecken gestohlen haben, ein Rieseninsekt. Dieses taufen sie liebevoll „Dominique“ und träumen von einer großen kriminellen Zukunft. Vor der steht allerdings erst mal die Bewältigung des Alltags. Wenn es einen solchen mit Dominique im Schlepptau denn überhaupt geben kann...

Das war’s auch schon, und mehr braucht es nicht. Jedenfalls nicht, wenn es einem Film eben ohnehin nur um möglichst viele möglichst bizarre Momente geht. Die gibt es hier zuhauf, und nicht zuletzt der Superfliege wegen wirken viele davon diesmal ganz besonders charmant.

Zwar würde man sich an ein paar Stellen vom Drehbuch fast noch etwas mehr WTF??-Attitüde wünschen, entsprechend könnte auch das Gesamttempo gerne ein wenig höher sein, aber so herrlich hirnfiebrig befreit wie bei MANDIBLES wird man beim diesjährigen FFF trotzdem bei keinem anderen Beitrag jemals lachen. Dada light mit Superfly – sehr gute 7 Punkte von mir.

PS: MANDIBLES feierte erst am Vortag der FFF-Vorführungen in Frankfurt und Berlin seine Weltpremiere in Venedig. Hier ist unser Lieblingsfestival also tatsächlich mal "state of the art".

war im Harmonie, Frankfurt

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Mandibles
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 7/10 37
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 07:12

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