Reviewer
Leimbacher-Mario * 7.5
Ist er’s oder ist er’s nicht? Das ist hier die Frage...
Kurz vor "Dawn of the Dead" schuf der Horrormeister George A. Romero dieses Vampirdrama - und spätestens jetzt nach seinem Tod gilt es eben diesen "Martin" abzustauben, endlich zu entdecken und mit einer ersten Blu-ray-Veröffentlichung zu würdigen. Also ran da, Labels!
"Martin" ist das Gegenteil deines üblichen Vampirgruslers, er ist kaum zu vergleichen mit Dracula & Co. Viel näher steht er dem Serienkiller-Genre, allerdings mit traurigem, ernstem Überton. Hier war Romero auf seines Schaffens Höhepunkt und das merkt man vor allem konzeptionell bzw. von seinen Ideen, Aussagen und Deutungen, die noch lange im Kopf schwirren und gedeihen. Näher bei "Dexter" oder "Henry - Portrait eines Serienmörders", inspirierte er trotz Genremix und Nischendasein ein paar Nosferatu-Filme wie den neuen "The Transfiguration", das Meisterwerk "So finster die Nacht" oder den lächerlichen "Vampire’s Kiss". Eine kultige Fangemeinschaft ist ihm schon längst zuteil.
"Martin" heißt nicht umsonst wie sein Protagonist, der den Film trägt, prägt, spiegelt und wendet. John Amplas ist eine wahre, schüchterne Entdeckung als moderner Vielleicht-Vampir, der einfach mit sich selbst, seinen psychischen Besonderheiten und der verrückten Außenwelt nicht zurechtkommt. Warum Amplas danach als Schauspieler unterging, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Der Soundtrack bietet etliche Stilrichtungen und ist eine ähnliche Wundertüte wie der Film selbst. Von Jazz über Oper bis zu Country mag & muss sich "Martin" nicht recht entscheiden. Ebensowenig wie die meisten (Neben-)Darsteller, bei denen man manchmal nicht weiß, ob sie nicht besser können oder wollen. Etwas zu dilettantisch und trashig für ein so ernstes Thema vielleicht. Immer wieder durchzogen von gothischen Schwarz-Weiß-Rückblenden oder Fantasievorstellungen des Protagonisten, wie auch immer man sie für sich einordnet, entfaltet sich schnell eine sonderbare und ambivalente Atmosphäre, in der man Martin gleichzeitig fürchtet wie bemitleidet.
Sowohl zu unserer eigenen dunklen, oft verdrängten Seite wie zur tödlichen Abneigung der Gesellschaft gegenüber seltsamen Individuen setzt Romeros Vampirkiller starke Zeichen und lässt uns alle selbst Stellung beziehen. Tonal ungleichmäßig und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, während vorher oft genug Leerlauf herrschte, doch insgesamt regt der Film enorm zum Nachdenken an und zeigt einen "Vampir" so arm, melancholisch und realistisch, wie nie mehr davor oder danach. Mutig, fortschrittlich, auf ganzer Linie eigen.
Fazit: verkannter Romero, unterschätzter Vampirfilm, besondere Charakterstudie - "Martin" hat eine Sonderstellung in seinem Subgenre und ist eine surreale, intime Dekonstruktion des Mythos Vampir. Für geduldige Feinschmecker des roten Lebenssaftes ein geheimer Tipp. Zu unrecht im Schatten der Kaufhaus-Untoten!
"Martin" ist das Gegenteil deines üblichen Vampirgruslers, er ist kaum zu vergleichen mit Dracula & Co. Viel näher steht er dem Serienkiller-Genre, allerdings mit traurigem, ernstem Überton. Hier war Romero auf seines Schaffens Höhepunkt und das merkt man vor allem konzeptionell bzw. von seinen Ideen, Aussagen und Deutungen, die noch lange im Kopf schwirren und gedeihen. Näher bei "Dexter" oder "Henry - Portrait eines Serienmörders", inspirierte er trotz Genremix und Nischendasein ein paar Nosferatu-Filme wie den neuen "The Transfiguration", das Meisterwerk "So finster die Nacht" oder den lächerlichen "Vampire’s Kiss". Eine kultige Fangemeinschaft ist ihm schon längst zuteil.
"Martin" heißt nicht umsonst wie sein Protagonist, der den Film trägt, prägt, spiegelt und wendet. John Amplas ist eine wahre, schüchterne Entdeckung als moderner Vielleicht-Vampir, der einfach mit sich selbst, seinen psychischen Besonderheiten und der verrückten Außenwelt nicht zurechtkommt. Warum Amplas danach als Schauspieler unterging, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Der Soundtrack bietet etliche Stilrichtungen und ist eine ähnliche Wundertüte wie der Film selbst. Von Jazz über Oper bis zu Country mag & muss sich "Martin" nicht recht entscheiden. Ebensowenig wie die meisten (Neben-)Darsteller, bei denen man manchmal nicht weiß, ob sie nicht besser können oder wollen. Etwas zu dilettantisch und trashig für ein so ernstes Thema vielleicht. Immer wieder durchzogen von gothischen Schwarz-Weiß-Rückblenden oder Fantasievorstellungen des Protagonisten, wie auch immer man sie für sich einordnet, entfaltet sich schnell eine sonderbare und ambivalente Atmosphäre, in der man Martin gleichzeitig fürchtet wie bemitleidet.
Sowohl zu unserer eigenen dunklen, oft verdrängten Seite wie zur tödlichen Abneigung der Gesellschaft gegenüber seltsamen Individuen setzt Romeros Vampirkiller starke Zeichen und lässt uns alle selbst Stellung beziehen. Tonal ungleichmäßig und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, während vorher oft genug Leerlauf herrschte, doch insgesamt regt der Film enorm zum Nachdenken an und zeigt einen "Vampir" so arm, melancholisch und realistisch, wie nie mehr davor oder danach. Mutig, fortschrittlich, auf ganzer Linie eigen.
Fazit: verkannter Romero, unterschätzter Vampirfilm, besondere Charakterstudie - "Martin" hat eine Sonderstellung in seinem Subgenre und ist eine surreale, intime Dekonstruktion des Mythos Vampir. Für geduldige Feinschmecker des roten Lebenssaftes ein geheimer Tipp. Zu unrecht im Schatten der Kaufhaus-Untoten!
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