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Review Nina

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Lückenlos geht anders
von Horowitz

Mit dem Kinobesuch von Nina trug ich wage Hoffnungen in mir einen ähnlich tiefgründigen Streifen der Marke The Machinist vorgesetzt zu bekommen. Die Abhandlung des Charakters ist durchaus vergleichbar, in beiden Filmen spielen Realitätsfremde, durch ihr Umfeld genervte Personen die Hauptrolle, in dessen Seelenleben wir nun Stück für Stück eintauchen dürfen. Heutzutage könnte so etwas auch als Telenovela in Kinoform beschrieben werden - hübsch verpackt verkauft sich eben alles etwas besser.
Handwerklich gesehen ist Heitor Dhalia’s Debüt ordentlich umgesetzt, rangiert aber sehr weit hinter der Klasse von Filmen wie The Machinist. Ganz besonders kann ich mich dem Eindruck nicht verwehren, dass grundlegende Informationen, die zum Verständnis des Hauptcharakters nötig gewesen wären, einfach weggelassen wurden, oder in Symboliken dargestellt, die ich nicht zu deuten weiß.
Um Ninas Rolle nachvollziehen und sich vor allem hineinversetzen zu können, wäre es dringend notwendig gewesen, mehr über die Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit zu erfahren, das Gleiche gilt für ihre familiären Verhältnisse.
Nina agiert zudem in vielen Szenen nicht so, wie es der logischen Schlussfolgerung entsprechen würde. Zu viele Möglichkeiten die sich darbieten um aus dem Teufelskreis auszubrechen, werden ungenutzt ignoriert. Ebenso wie sämtliche Erläuterungen ausgelassen werden, die ein Verständnis dafür aufkeimen lassen könnten, wie es zu Ninas Anti-Haltung kommen konnte. So das man sich unweigerlich die Frage stellt, ob man selbst nicht schon schlimmeres durchgemacht hat und letztlich auch nicht daran kaputt gegangen ist.
Überdenkt man die Situation von Nina, wird klar, dass es zwei Merkmale sind, die einen selbst in dieser Situation immer wieder Kraft spenden würden.
Zum Einen sind es selbst definierte Ziele, die man ständig vor Augen hat und für die es sich lohnt jede Anstrengung auf sich zu nehmen. Von diesen erfährt man selbstverständlich ebenso nichts, vielleicht weil Nina keine Ziele mit sich trägt? Möglich ist alles, aber wahrschenlich ist es nicht, denn ich selbst habe niemals einen Menschen getroffen, der nicht von irgendwas träumt.
Zum Anderen fehlen Personen, wirklich gute Freunde, Familienmitglieder die sich ihrer annehmen könnten, als Vorbild dienen und Ninas Schicksal nicht egal ist. So lange man aber auch über diese Personen nichts erfährt, auch nicht wo sie verblieben sind, ist alles nur frei interpretierbar, nichts erzeugt einen Aha-Effekt und schon gar nicht ist es irgendwie möglich sich in Ninas Charakter hinein zu versetzen - zumindest ist es mir nicht gelungen.

Davon abgesehen bietet der Film triste, teilweise skurrille Bilder, die manch mal ein wenig Französisch wirken, häufig aber weit aus dem Osten zu kommen scheinen. Zumindest ich hätte auf einen Russischen oder Polnischen Film getippt, auf Brasilien wäre ich nie gekommen, aber was weiß ich schon über dieses Land - nichts.

Kann man sich ansehen, wenn solche Filme reizvoll erscheinen, muss man aber nicht unbedingt. Eine Wertung fällt mir daher schwer und deshalb bleibt sie mal außen vor.

war im Metropolis, Frankfurt

13 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Nina
  • f3a.net: 5.5/10 13
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 07:12

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