s Observance (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Observance

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Reviewer

Janina Himmen * 5.5

Rätselhaft

Bevor es gar keine Review zu diesem Film gibt, versuche ich mich jetzt daran. Aber ich habe ein bisschen Angst. Denn OBSERVANCE ist ein echter WTF-Kandidat, der mich nach dem Abspann erst einmal ratlos zurück ließ. Was genau ist da gerade passiert? Ich kam mir blöd vor, nestelte an meinem Stimmzettel herum und versuchte, das Gesehene einzuordnen. Anderen Zuschauern ging es den Geräuschen nach zu urteilen, die sie ausstießen, ähnlich. War das jetzt genial oder totale Grütze? Eher Grütze, oder...?

Genial an OBSERVANCE ist in jedem Fall die Atmosphäre, die aufgebaut wird. Da gibt es weder was die Bilder noch was den Sound angeht etwas zu bemängeln. Düster und verstörend, alles wirkt sehr stimmig. Und ich war bis zuletzt gespannt, was als nächstes passiert.

Die Handlung hingegen ist schwer zu erfassen. Es gibt surreal anmutende Rückblenden oder Traumsequenzen, aber auch die Realität enthält Elemente, die eigentlich nicht real sein können. Sind sie nur Einbildung des durch den Unfall seines Sohnes traumatisierten Protagonisten? Und wenn nicht, was geht dann vor sich?

Es macht Spaß, nach dem Film darüber nachzudenken, wie sich die Puzzleteile zusammensetzen lassen. Und inzwischen habe ich ein Bild vor mir, das Sinn ergibt. ***SPOILER***Zuerst war ich mit einer Zeitschleife auf einer falschen Fährte, aber es ist wohl eher so, dass es einfach um ein Ritual geht. Da hat der Knobelthread hier im Forum sehr geholfen :). Diese Erklärung deckt die meisten mysteriösen Elemente ab. Die Eltern haben in der Vergangenheit bereits eine Freundin ihres Sohnes beseitigt, die ihnen nicht genehm war, und wiederholen das nun. Dafür verfluchen sie den Beobachter, um ihn zum Mörder zu machen. Die vielen Parallelen zum ersten Mord deuten darauf hin, dass selbst seine "Erinnerungen" manipuliert werden. War er wirklich fischen? Gibt es den toten Sohn überhaupt?

Ob diese Erklärung stimmt, weiß ich natürlich nicht, sie ist für mich aber die naheliegendste. Offene Fragen bleiben trotzdem. OBSERVANCE ist anscheinend kein Film für Leute, die alle Rätsel knacken wollen. Für mich bleibt er deshalb eine Spur zu unbefriedigend. Interessent fand ich ihn aber trotzdem. Wer miträtseln möchte, sollte ihn sich trotz der eher mauen Bewertungen nicht entgehen lassen. Den Wettbewerb gewinnen wird er aber schon alleine deshalb nicht, weil man ihn unmittelbar nach dem Abspann eigentlich noch nicht fair bewerten kann.

Erstveröffentlichung

staunte im Cinestar, Frankfurt

D.S. * 6.5

Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich liebe Kino, das den Zuschauer fordert. Das ihm nicht immer eine klare Antwort auf alle Fragen serviert, das ihn zu eigenständiger Interpretationsarbeit nötigt, das von ihm erwartet, mitzudenken, aufzupassen – und genau hinzusehen. Das macht OBSERVANCE in ultimativer Weise. Ein Film, bei dem es ja bereits im Titel um eben dieses genaue Hinsehen, um das Beobachten und Analysieren geht. Bei dem sich allerdings schnell herausstellt, dass das alleine nicht reicht. Da deutlich wird, dass das, was wir gemeinsam mit der Hauptfigur sehen, nicht unbedingt die gesamte (?) Wirklichkeit (??) ist. Da sich die Grenzen zwischen Sinneswahrnehmung und -täuschung, zwischen Realität und Halluzination unmerklich immer weiter verschieben.

In atmosphärischer Hinsicht ist OBSERVANCE dabei ein kleines Juwel. Das verfallene Loch von Abbruchwohnung, aus dem heraus Privatdetektiv Parker für einen mysteriösen Auftraggeber eine junge Frau im Apartment gegenüber observiert, verwandelt sich Schritt für Schritt in einen alptraumhaft lebendigen Organismus; die Kameraarbeit, das Spiel mit Licht und Schatten sowie insbesondere das expressive Sounddesign lassen den Wahn immer spürbarer werden, in dem Parker zu versinken droht, während um ihn herum die unerklärlichen Geschehnisse überhand nehmen.

Leider sind sie anscheinend wirklich unerklärlich, soll heißen: der Film gibt uns keinerlei verlässliche Mittel und Maßstäbe an die Hand, um das Geschehen auf der Leinwand zu dechiffrieren. Was hier tatsächlich passiert, warum und mit welchen Folgen – all das bleibt letztendlich vollkommen unserer eigenen Einschätzung überlassen. Und ich meine vollkommen. Ich alleine habe schon drei verschiedene Theorien über die Handlung entwickelt; über Parkers Auftraggeber, seine Beweggründe, Parkers tatsächliche Funktion... und es gibt valide Hinweise für die Richtigkeit von allen dreien, aber keine deckt sämtliche angedeuteten oder explizit formulierten Implikationen der verschiedenen Handlungselemente vollständig ab.

Darüber hinaus ist mir nicht klar, ob dieses Vorgehen von Joseph Sims-Dennett, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, bewusst so gewählt wurde. Ob er OBSERVANCE als surreales Kammerspiel in David-Lynch-Tradition angelegt hat, das einfach maximal verunsichern und verstören soll. Oder ob er schlichtweg irgendwann die Distanz zu seinem Projekt verloren hat und der Meinung war, er habe dem Publikum am Ende ausreichend eindeutige Hinweise zur Entschlüsselung des Gesehenen an die Hand gegeben.

Man muss demzufolge absolut gewillt sein, den Kinosaal mit großen Fragezeichen auf der Stirn zu verlassen, wenn man OBSERVANCE etwas abgewinnen möchte. Dann allerdings ist die Sichtung trotz allem durchaus zu empfehlen, da er – wie erwähnt – eine extrem faszinierende, halluzinative Atmosphäre entwickelt. Nicht unähnlich den frühen Storys von Paul Auster. Und damit auf jeden Fall ein Erlebnis, wie man es nicht an jeder Ecke findet. Für mich insgesamt aber doch eine Spur zu unbefriedigend – deshalb nur 6,5 Punkte.

guckte im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 4.0

Disturbance

OBSERVANCE beginnt vielversprechend mit einer interessanten Prämisse und einer Stimmung, die an Christopher Nolans FOLLOWING und Ben Weatleys KILL LIST erinnert. Nach einer Weile aber wird die Handlung dann deutlich zu kryptisch und das interessierte Miträtseln weicht einer genervten Egalhaltung, die vom WTF-Ende besiegelt wird – sollen sich Filmstudenten damit beschäftigen, mir ist meine Zeit dafür zu schade.

war im Metropol, Stuttgart

Astrogirl * 4.0

Verstörend

Ein Kammerspiel, leise, verstörend und konfuse, albtraumhafte Sequenzen, die sich so gar nicht zusammenfügen. Ich als David-Lynch-Fan hatte eine gewisse Erwartungshaltung an den Film, aber der Aha-Effekt, so wie bei den Lynch-Filmen, wollte sich trotz der vielen möglichen Interpretationsspielräume nicht einstellen. Bei einigen Elementen wurde ich auch an Sequenzen aus asiatischen Horrorfilmen, wie "Ring" oder "A Tale of Two Sisters", erinnert, die gut plaziert, jedoch nicht so intensiv waren. Insofern ist der Film für Fans des subtilen Horrors à la "Ring" oder "A Tale of Two Sisters" interessant.

Die Kameraführung selbst war gewöhnungsbedürftig, auch wenn sie wahrscheinlich als Mittel zur Authentizität gewählt wurde, um die Observierung und den Wahnsinn zu unterstreichen.

Alles in allem war es ein guter Versuch einen Film herauszubringen, dessen Plot nicht so leicht erklärbar ist und der typische etablierte Horrorelemente enthält.

war im Cinemaxx, München

ArthurA * 4.0

Was passiert und wen interessiert’s?

Ich habe durchaus meinen Spaß an Filmen, die man entweder auf metaphorischer oder auf handfester Ebene nachträglich entwirren kann oder über die man noch lange nachdenkt. Gerne dürfen diese Filme auch keine endgültige und genaue Auflösung haben. Enemy, Donnie Darko, Coherence und Under the Skin sind allesamt solche Filme, die sicherlich kein einfaches, aber ein umso befriedigenderes Sehvergnügen darstellen, weil sie entweder eine echte visuelle oder symbolische Wucht sind oder ihre Erzählweise so gestalten, dass es wirklich Spaß macht, aus dem Gesehenen einen Sinn zu machen. All das ist bei Observance nicht vorhanden. Der Film hat Atmosphäre, das will ich nicht leugnen, und die zunehmende Intensität der bedrohlichen Visionen der Hauptfigur hinterlässt durchaus eine Gänsehaut. Doch letztlich fühlen sich die surrealen Versatzstücke hier irgendwann beliebig an. Schwarze Galle hier, eine tote Ratte da, Visionen vom toten Kind, Wellen, die gegen eine felsige Küste krachen – vielleicht ist der Protagonist verrückt, vielleicht ist ein okkultes Ritual im Spiel, vielleicht ist es eine Zeitschleife. Mögliche Erklärungen gibt es viele, doch das Interesse, nach einer zu suchen, kann Observance beim besten Willen nicht erzeugen.

Erstveröffentlichung

glotzte im Residenz, Köln

Leimbacher-Mario S * 5.5

Dieser Review enthält SPOILER!

Ein Wahnsinns-Apartment

Als moderner, extrem stylischer Mix aus Polanskis "Ekel" & Hitchcocks "Rear Window" in meiner Phantasie, waren meine Erwartungen hoch. Diese wurden leider nur audiovisuell & in den raren Spannungsspitzen erfüllt. Der Rest ist teilweise alptraumhaft schön, aber nie auf längere Zeit spannend, fesselnd, unterhaltsam.

Kurz gesagt, geht es um einen Mann, der sich in ein Dreckloch von Apartment einmietet, um seinen Auftrag zu erfüllen: die Nachbarin von gegenüber zu observieren. Während die Tage & der Auftrag immer länger werden, scheint den jungen Mann irgendetwas verrückt zu machen, das Apartment wird von Stunde zu Stunde grausamer & seltsame Dinge gehen vor, erst recht in seinen Träumen. Und dann wäre da noch eine ekelhafte, schwarze Flüssigkeit, die mit dem Ganzen auch etwas zu tun haben könnte...

"Observance" ist stilistisch ein Genuss & stach auf dem ohnehin visuell ausgezeichnet besetzten Fantasy Filmfest 2015 nochmal heraus. Inhaltlich ist der Film eher ein deutungsschwerer Alptraum - und das in mehrfacher Hinsicht. In seinen schlimmsten Phasen unglaublich langweilig & sinnlos, in seinen besten Minuten gegen Ende & während der Traumsequenzen ein Pulstreiber voller dich verfolgender Bilder. Eine Frau ohne Gesicht, brachial laute Industrial-Geräusche, ausgebrochener Schleim oder ein Kind ohne Augen sind grausam & schockierend, in ihrer Ausführung aber meist sogar eher Jump-Scares mit Stil. Billige Schocks mit Stil. Schnell stellt man fest, dass ein Vergleich mit den ähnlichen Horrormeisterwerken mehr als hinkt.

Einen Zusammenhang oder Lösung des Ganzen muss man sich zusammenreimen, gibt es endgültig nicht. Von außerirdischer Flüssigkeit bis Blutvergiftung ist alles drin. Auch wenn das Ende endlich packend war, war ich froh, als die 90 Minuten vorbei waren. Eine Mischung aus Lynch & Fincher, sich in seinen Deutungsebenen aber eher verlaufend & sicher auch was überschätzend. Wenn ich aber überlege, wie hoch mein Puls ging während der letzten 10 Minuten & wieviel mit Erwartungsspannung gespielt wird, dann wäre einfach noch so viel mehr drin gewesen. Finale teilweise 1A, der Rest eher Setzen, 5. Mir ist bewusst, dass das Finale ohne den intensiven & langsamen Aufbau so nicht möglich wäre, aber ein großer Höhepunkt reicht einfach nicht, erst recht, wenn die meisten bis dahin schon längst das Interesse verloren haben!

Fazit: auch wenn die Atmosphäre zum Schneiden dicht wird, zieht der Film zu selten an & ist im Endeffekt verschnörkelt-langweiliger Arthouse-Horror, der ins Nichts führt

staunte im Residenz, Köln

46 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Observance
  • Score [BETA]: 60
  • f3a.net: 4.6/10 46
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 04:09

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