s Oculus (2014) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Oculus

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Reviewer

Alexander S * 8.0

Dieser Review enthält SPOILER!

Spieglein, Spieglein, an der Wand ...

Das Böse lauert in Form eines Spiegels an der Wand. Hatten wir das nicht schon mal? Der Vergleich zu „Mirrors" (2008) und diesem anderen „Spiegelgrusler" (ich glaube es war „The Broken") drängt sich zunächst zwangsläufig auf. Die Geschichte von Oculus entwickelt sich in Form vieler Rückblenden, deren Frequenz sich im Verlauf der Handlung und mit anziehender Spannungsschraube kontinuierlich steigert. Durch die höchst clevere Konstruktion dieser Rückblenden und der Verwebung von Gegenwart und Vergangenheit gewinnt die eigentlich simple Grundstory zusätzlich an Qualität. Mit der Zeit steigern sich die Rückblenden zu immer häufigeren, schnelleren Schnitten in Form von Flashbacks der Protagonisten und überlappenden Szenen aus dem Jetzt und Damals. Oculus fängt zwar eher gemächlich und harmlos an, steigert sich dann aber stakkatoartig zu einem heftigen Schauerstück. Nicht ganz der erwartete Nägelbeisser, dafür war mir die erste Hälfte zu brav, dennoch beste Grusel-Unterhaltung. Hocherfreut war ich vor allem über das konsequente, düstere Ende des Films, das einem wahrlich die Gänsehaut auf den Leib schneidert.

Lovecraft * 6.5

You Named Your Dog "Dog"?

Elf Jahre Therapie für die Katz: Kaum wird Tim aus der psychiatrischen Anstalt entlassen, nötigt ihn seine ältere Schwester Kaylee auch schon zur Rückkehr ins frühere Elternhaus, Schauplatz eben desjenigen Blutbades, das Tim abrupt in die Gummizelle befördert hatte. Das nervlich reichlich angespannt wirkende Mädel will ein für alle Mal beweisen, daß der große Spiegel (mit Holzrahmen "from Bavaria") verflucht ist und auf die Gesundheit seiner Besitzer eher kontraproduktiv wirkt.

Neben der packenden Darbietung der Hauptdarstellerin Karen Gillan hat mich "Oculus", der auf einem früheren Kurzfilm von Regisseur Mike Flanagan basiert, anfangs vorrangig aus zwei Gründen sehr positiv überrascht: Da ist zum einen das erfrischend methodisch-planvolle Vorgehen der Protagonistin, für alle Eventualitäten scheint vorgesorgt zu sein. Und weiterhin läßt der Film den Zuschauer für längere Zeit recht geschickt im Ungewissen, ob tatsächlich hinter der glatten Spiegelfassade ein gar schröcklicher Dämon haust, oder nicht doch vielmehr das Schwesterlein Kandidatin für die nächstbeste Zwangsjacke ist. Gelungen auch das für Publikum und Charaktere verwirrende Spiel mit Realitäten und verschiedenen Zeitebenen. Irgendwann aber entscheidet sich Mr. Flanagan für eine bestimmte Marschrichtung, aus meiner Sicht genau die falsche, und spult anschließend nur noch routiniert das Restprogramm ab. Schade, hier wurde eindeutig Potential verschenkt.

Insgesamt ein solider Grusler mit etwas zu viel Mainstreameinschlag.

verweste im Cinemaxx, Berlin

Herr_Kees * 8.0

Nägelbeißer

Gruseliger, unheimlicher und unangenehmer Spiegelspuk, dessen Zeit- und Wahrnehmungsebenen sich immer stärker ineinander verschränken, bis sie im dritten Akt in reinem Terror eskalieren - dabei trifft klassischer Spukhaushorror à la SHINING auf Hightech-Geisterthrill im PARANORMAL ACTIVITY Stil (einzig die Makeup-Effekte sind etwas enttäuschend).

war im Metropol, Stuttgart

D.S. * 7.0

Smarter Spuk

Gerade erst hatte ich mich in meinem Review zu THE CANAL über die Gleichförmigkeit und den Innovationsmangel der meisten Geisterhausfilme hinsichtlich Erzählstruktur und Inszenierung beschwert, da kommt auch schon OCULUS um die Ecke und zeigt, wie man es besser macht. Dabei verwendet er grundsätzlich die gleichen Ingredienzen wie alle anderen – wenn man mal davon absieht, dass es in diesem Fall nicht das Haus selbst ist, von dem die Bedrohung für die Protagonisten ausgeht, sondern ein mysteriöser antiker Spiegel (der schon in verschiedensten Häusern für Unheil gesorgt hat).

Zum einen aber setzt OCULUS immer noch einen drauf – in Sachen Tempo, in Sachen ultimativer Eskalation, in Sachen Bösartigkeit der Geister. Zum anderen bringt er ein erfrischend strategisches, wehrhaftes Verhalten der menschlichen Protagonisten ins Spiel: Nachdem Kaylie und Tim als Kinder erleben mussten, wie die Präsenz des Spiegels ihre Familie zerstörte, will sich Kaylie elf Jahre später nun an ihm rächen und seine finstere Seele für immer vernichten. Mit seinen wahrnehmungsverändernden Fähigkeiten inzwischen vertraut, von seinen Psychotricks bereits einmal überrumpelt worden, hat sie ihr Vorgehen sorgfältig geplant und umfangreiche, ausgefeilte Schutz- und Abwehrmaßnahmen erarbeitet. Wir müssen hier zur Abwechslung also mal keine ignoranten und/oder hilflosen Opferlämmer ertragen, die blindlings in ihr Verderben laufen, auch wenn Tim lange der Überzeugung ist, Kaylie lege sich die damaligen Vorkommnisse einfach nur so zurecht, wie sie in ihren Wahnglauben passen, während es in Wirklichkeit eine natürliche Erklärung für alles gäbe. Oder stimmt das am Ende sogar...?

Wie auch immer, die größte Stärke des Films und seine größte Andersartigkeit im Vergleich zu anderen Genrevertretern findet sich in seiner Erzählform, welche das Geschehen der Mordnacht vor elf Jahren bei fortlaufender Spielzeit immer enger mit dem der heutigen Nacht verschränkt. Eben noch sehen wir Tim als kleinen Jungen um eine Ecke gehen, da wird er innerhalb von Sekundenbruchteilen als Erwachsener mit dem konfrontiert, was sich hinter ihr verbirgt. Zu solchen Momenten kommt es zunehmend öfter und schneller, bis man schließlich als Zuschauer so wie die Protagonisten fast völlig den Überblick darüber verliert, was nun Vergangenheit und was Gegenwart, was Erinnerung, was Einbildung und was Realität ist. Grandios präzise geschnitten, mit irgendwann fast schon halluzinogenem Effekt.

Wenn OCULUS also auch im Wesentlichen nur ein weiterer Mainstream-Geisterhausfilm ist, fühlt er sich doch wesentlich lebendiger, moderner und intensiver an als ein Großteil seiner Kollegen – und ist wesentlich smarter erzählt. Hinzu kommt eine Konsequenz in der Storyentwicklung, die ich beeindruckend finde. Insgesamt macht das knappe 7 Punkte; jedem Freund fiesen Spuks empfohlen.

war im Cinestar, Frankfurt

Janina Himmen * 7.0

Kindheitstrauma

OCULUS ist ein vom Thema her ziemlich klassischer Horrorfilm, in dem es um ein offenbar verfluchtes Objekt geht. Und um Kinder, die ganz schön was durchgemacht haben, huiuiui.

Was mir gut gefallen hat war, dass er sich von der üblichen Erzählform solcher Filme löst. Sehr oft läuft es ja so ab: Familie stößt auf Geisterding, die Situation spitzt sich zu, bis am Ende alle tot oder die übernatürliche Gefahr gebannt ist. Bei OCULUS liegt diese Geschichte bereits viele Jahre zurück und wir bekommen sie nur in Rückblenden erzählt. Im Mittelpunkt steht, was aktuell passiert: Eine junge Frau will beweisen, dass ihre Eltern damals nicht durchgedreht sind, sondern dass ein harmlos aussehender Gegenstand für ihre traumatischen Kindheitserinnerungen verantwortlich ist. In einer starken Szene des Films zeigt sie begeistert ihrem nicht ganz von der Idee überzeugtem Bruder, wie sie sich auf das "Experiment" vorbereitet hat, mit dem sie heute Nacht endlich beweisen möchte, dass übersinnliche Dinge vor sich gehen.

An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass OCULUS auf einem guten, gleichnamigen Kurzfilm basiert, der genau diese Szene zeigt. Und nachdem ich ihn gesehen hatte, konnte ich verstehen, warum mir OCULUS zu Beginn auffallend besser gefallen hat als in der zweiten Hälfte. Die Ideen, die direkt aus dem Kurzfilm übernommen wurden, wirken frisch und bauen eine bedrohliche Atmosphäre auf. Was danach kommt, wirkt im Vergleich dazu ein wenig wie unbeholfenes Füllmaterial. Es wird sich irgendwann zu sehr auf die Rückblenden konzentriert, obwohl der Film das in diesem Ausmaß gar nicht gebraucht hätte. Auf bestimmte Gefahren, die Anfangs noch wichtig zu sein schienen, wird hingegen kaum noch eingegangen.

Allerdings bietet OCULUS auch einige eigene Ideen, die mir gut gefallen haben. Zum Beispiel die Diskussion der beiden Geschwister, ob auf ihre Erinnerungen überhaupt Verlass ist. Aus diesem Element hätte man finde ich mehr machen können.

Insgesamt fängt OCULUS zwar vielversprechender an als er aufhört, aber zwischendurch gibt es trotzdem genügend gute Szenen, um einen bei der Stange zu halten. Außerdem legt er ein gutes Tempo vor. An IT FOLLOWS und THE BABADOOK reicht er für mich zwar was die Gruselatmosphäre angeht nicht ganz heran, aber ein ordentlicher Horrorfilm ist er trotzdem geworden.

Erstveröffentlichung

war im Cinestar, Frankfurt

MacGuffin * 7.5

Solider Grusel

Nicht erst seit Mirrors wissen wir, dass es Spiegel zuweilen in sich haben. In diesem Fall ist es ein antiker Spiegel, der elf Jahre zuvor Tims und Kaylees Eltern ausgelöscht und Tim als vermeintlichen Mörder in eine psychiatrische Anstalt gebracht hat. Nun taucht der Spiegel wieder auf und Kaylee setzt mit Hilfe Tims alles daran, die Macht des Spiegels zu brechen. Dabei wechselt der Film sehr geschickt zwischen den Zeitebenen, was vor allem schnitttechnisch gut zusammenpasst und dazu beiträgt, die Spannung konstant beizubehalten und zu steigern. Dies gelingt dem Film bis zum überzeugenden Ende. Insgesamt einer der erfreulicheren Filme des diesjährigen FFF.

guckte im Cinedom, Köln

ArthurA * 7.0

Böser Spiegel

Horrorspiegel gab es beim Fantasy Filmfest das letzte Mal mit Alexandra Ajas mäßigem Mirrors-Remake. Mike Flanagans Oculus ist zum Glück ein etwas besserer Beitrag, der durch eine sich langsam, aber kontinuierlich steigernde unheimliche Atmosphäre besticht. Oculus ist Grusel alter Schule, der mehr auf Vorahnungen, Atmosphäre und Unsicherheit darüber, ob das, was man sieht, real ist, setzt. Der Nebeneffekt ist aber auch, dass der Film zwar durchgehend spannend und unheimlich, aber nur selten gruselig ist. Viel mehr stellt man sich ständig die Frage, ob es tatsächlich einen Dämon im Spiegel gibt, oder ob es sich wirklich nur um eine in der Familie liegende psychische Störung handelt. In dieser Hinsicht gelingt es dem Film, dass man die Antwort auf die Frage nicht schnell herausfindet. Der Zuschauer steht hier schnell direkt neben den Protagonisten, die bald auch nicht mehr wissen, was real und was Einbildung ist. Spielt der Verstand ihnen Streiche oder der Spiegel. Tim und Kaylee wissen es nicht und wir auch nicht. Interessant ist auch die Darstellung der Ereignisse auf zwei Ebenen (“jetzige Zeit†und Tim und Kaylee als Kinder), die gegen Ende immer mehr konvergieren. Darstellerisch sind v. a. die in den Rückblenden von Rory Cochrane und “Battlestar Galacticaâ€-Star Katee Sackhoff gespielten Eltern zu erwähnen, die den Abstieg in den Wahnsinn beängstigend gut spielen.

Wie viele ähnliche Filme verliert Oculus aber gegen Ende seine Faszination, sobald dem Zuschauer sehr klar ist, woran er hier wirklich ist. Der finale Twist ist aber wiederum gelungen und das Ende hinterlässt beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck und lässt die Tür für etwaige Fortsetzungen offen.

Erstveröffentlichung

war im Cinedom, Köln

Leimbacher-Mario * 8.0

Spieglein, Spieglein, an der Wand, bist du der Böseste im ganzen Land?

Horrorfilme haben momentan vielleicht das größte Problem aller Genres (zusammen mit dem Actionfilm), was aber nicht nur an mut- & ideenlosen Machern liegt, sondern natürlich auch am abgestumpften, niveaulosen Publikum. Wirkliche tolle Horrorperlen (It Follows, Babadook) werden zum Teil (nicht nur im Netz) zerrissen von den "Ist ja gar nicht gruselig!"-Twitterern & wirklicher Horrormüll ala "Ouija" oder "Anabelle" spielen leider ein Vielfaches ihrer Kosten ein & haben finanziell Erfolg. Die breite Masse erkennt einen guten Horrorfilm leider gar nicht mehr. Ob das bei "Oculus" anders ist? Könnte gut möglich sein, sind seine Prämisse, Geschichte & Stimmung absolut altbekannt & sehr Mainstream, versteckt sich dahinter doch ein überdurchschnittlich guter Grusler. Ehrlich gesagt, ist das sogar noch untertrieben - die Geschichte um einen mysteriösen Spiegel, der (nicht nur) eine Familie per Wahnvorstellungen in den Abgrund stürzt, ist in jeder Beziehung sehenswert. Für Horrorfans ein Muss, mit dieser Aussage zögere ich keinen Moment!

Ein böser Spiegel, ein psychisch labiles Geschwisterpaar, Haunted House, Geister, Jump-Scares, technische Ausrüstung zum Festhalten des Paranormalen, Rückblicke - so gut wie nichts ist hier wirklich neu. Und trotzdem ist der Film brandheiß, variiert bekannte Muster, interpretiert & kombiniert sie neu. Spätestens nach 25 Minuten ist man richtig gefesselt, der Puls steigt von Minute zu Minute & man weiß: das hier ist kein Einheitsbrei! Die betroffene Familie ist glaubwürdig & trifft einen nah ans Herz, die Schauspieler von Jung bis Alt ebenso klasse. Der Soundtrack hält sich zurück, ist aber bei genauerer Betrachtung ebenfalls top & unterstützt eine teilweise extrem angespannte Atmosphäre.

Dazu kommen ein gutes Geisterdesign, variable Arten des Horrors (von Slow-Burn bis Ekel über Überraschung & wohldosierte Jump-Scares) & eine doppelte Spannung durch zwei verschachtelte Erzählebenen. Und dann habe ich den psychologischen Aspekt noch gar nicht genannt, der dem Ganzen auch noch die eine oder andere Interpretationsmöglichkeit entlockt. Kritik ist hier außer den bekannten Mustern unangebracht & "Oculus" ist einer der besten Horrorfilme der letzten 5 Jahre. Als Mischung aus Zimmer 1408 & The Conjuring würde ich ihn beschreiben & ungefähr auf diesem Niveau bleibt er auch. Als ich nach 70 Minuten auf die Uhr schaute & mir klar wurde, dass der noch 30 Minuten geht, lief mein Schweiß nicht langsamer & ich war positiv beunruhigt.

Fazit: die beste Stephen-King-Verfilmung, die gar keine ist. Spannend, emotional, ein rundes Paket & absoluter Hit für Horrorfans & die, die es werden wollen!

52 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Oculus
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 6.7/10 52
  • IMDb: 6.5/10
  • Rotten Tomatoes: 74%
  • Metacritic: 61/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-10-11 05:17

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