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Review Opera

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Sehen & Sterben lassen
von Leimbacher-Mario

Zu Dario Argento hatte ich immer ein zwiespältiges Verhältnis, manche Filme liebe ich & halte sie für Meisterwerke ("Suspiria", "Rosso"), andere kamen eher zäh & nur phasenweise empfehlenswert rüber. In meine Sammlung mussten aber beinahe ausnahmslos alle, da seine Giallos & auch er selbst als bedeutende Person des Italo-B-Kinos einfach zu wichtig sind. Bei "Opera", einem seiner letzten Filme, den ich bisher noch nicht kannte & in dessen Genuss ich dank der hervorragenden neuen, ungeschnittenen Mediabook-VÖ endlich kam, befinde ich mich irgendwo zwischen den Stühlen. Ein Teil von mir könnte auf die Knie fallen vor lauter Schönheit, Selbstreflexion & dichter Giallo-Atmosphäre, der Geschichte um eine junge Opernsängerin, die von einem eiskalten Killer bedrängt wird. Der kritischere, moderne Teil von mir kann der undurchsichtigen, sowohl schauspielerisch als auch regietechnisch (absichtlich?) holprig vorgetragenen großen Show nicht immer huldigen. Hier kulminiert Argento in einem glänzenden Höhepunkt, deutet gleichzeitig aber auch schon seine Talfahrt an. Verstörend. Man muss hingucken.

Klar hat der Film viele geniale Motive rund um Obsession & die Kunst liegt hier wahrlich im Auge des Betrachters, jedoch empfinde ich z.B. De Palmas ähnliche Hommagen an Hitchcock wesentlich gelungener & runder. "Opera" hat einen recht schweren Zugang, was ihm allgemein jedoch hoch & positiv angerechnet wird. Absichtlich voller scharfer Kanten. Die Story passt trotz einiger Wendungen auf eine Serviette & war schon damals sicher nicht mehr neu oder überraschend, sie steht aber auch kaum als Wichtigstes im Vordergrund. Aber sogar die Art, wie hier hier über das Sehen, Gesehenwerden & Beobachten filmisch philosophiert wird, kennt man (besser) aus "Peeping Tom". Dem prunkvollen Opernhaus, schwindelerregenden Kamerafahrten & ein paar ikonischen Szenen & Foltermethoden kann & will ich eine starke Magie & traumgleiche Stimmung samt Anziehungskraft gar nicht absprechen. Eine allgemein wirre Vorstellung & sprunghaft vorgetragene Idee kann man als bewusste Entscheidung deklarieren, kann man aber auch als nervtötend & zu viel gewollt abstempeln. Ich weiß nur, dass man hellwach & nicht müde sein sollte, um hier nicht wegzugleiten. Mehrfaches Sehen sehr nützlich. Und sicher der Giallo, den es sich am ehesten lohnt zu analysieren. Ähnlich einer Oper - oft altmodisch, schwer & nicht auf der technischen Höhe, jedoch noch lange im Kopf & beeindruckend groß.

Fazit: Argentos letzter guter Film? Teilweise ja, künstlerisch sehr schick & die Oper ist ein klasse Setting. Trotzdem ließ die traumgleiche Atmosphäre mich stark ermüden & die lächerlich schwachen Schauspieler erzürnen. Ein anstrengender Film, aber trotzdem ein besonderer Giallo-Meilenstein.

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Opera
  • f3a.net: 7.8/10 23
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 09:45

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