Reviewer
D.S. * 4.5
There will be Blood
Blutfontänen! Blutfontänen! Blutfontänen! Wer beim FFF tatsächlich nur auf solche aus sein sollte, dürfte mit dem neuesten Werk von Jennifer Reeder (KNIVES AND SKIN) seinen heiligen Gral gefunden haben, denn ja, hier spritzt und suppt es ordentlich … andauernd. Was PERPETRATOR allerdings noch lange nicht zu einem Splatterfilm macht. Eigentlich nicht mal zu dem, was man gemeinhin einen Genrefilm nennen würde – obwohl neben seinen Effekten auch seine Handlung grundsätzlich genau dem entspricht, was einen solchen ausmacht: Ein Psychopath geht um, hat mehrere hübsche Mädels einer High School entführt und womöglich getötet, unsere Protagonistin will ihn stellen, wird jedoch von übersinnlichen Phänomenen geplagt.
Was in den 80ern die Bauteile eines garantiert schön trashigen Teenie-Slashers gewesen wären, sind hier nur Versatzstücke einer Story, in der es eigentlich um etwas ganz anderes als brutale Morde, Suspense und Effektgewitter geht.
Die anfangs 17-jährige Hauptfigur Jonny (Kiah McKirnan, NIGHT SKY) ist bei ihrem alleinerziehenden Vater aufgewachsen, ist Kleinkriminelle, ist anders als Gleichaltrige. Nach einem nicht weiter erörterten Nervenzusammenbruch ihres Vaters zu einer Art „böser Stiefmutter“ (Alicia Silverstone) in einer anderen Stadt verfrachtet, muss sie dort neue Freundinnen finden – und fühlt sich alsbald genötigt, die heile Welt wieder herzustellen, die seit dem Verschwinden mehrerer Schulkameradinnen schwer ins Wanken geraten ist.
So weit, so gut, und tatsächlich kann PERPETRATOR mehrfach punkten – speziell auf der audiovisuellen Ebene, durch einige wirklich interessante Ideen, die zudem eindrucksvoll umgesetzt sind. Auch besticht er durch ein paar Szenen, die über eine intensive, bedrohliche Atmosphäre verfügen. Im krassen Gegensatz dazu aber wirken weitaus mehr Szenen wie direkt aus einem superbilligen Indie- oder gar Amateurfilm entnommen, insbesondere, was Kamera und Schauspiel betrifft. Zudem ist die Narration mitunter ziemlich holprig, der Zusammenhang zwischen manchen Szenen wird nicht klar, einige Elemente der Handlung werden endlos breitgetreten, andere (wichtige) wiederum kaum erläutert.
Am entscheidendsten ist aber, dass man in jedem Moment merkt, dass für Reeder die erzählte Geschichte eigentlich nicht im Vordergrund steht – sie ist vielmehr Vehikel, um eine Haltung zum Thema „Female Empowerment“ zu transportieren. Die ist zwar meiner Meinung nach wichtig und richtig, wirkt in diesem Film-Zusammenhang jedoch eher ungelenk, übertrieben laut dargeboten – und wird deshalb vermutlich sogar eher Reaktanz als nachhaltige Wirkung erzeugen.
Für sich allein als Film betrachtet hat PERPETRATOR zwar seine Stärken, spielt diese jedoch zu selten aus. So hätte ich zum Beispiel gern mehr über die Fähigkeiten erfahren, die Jonny besitzt, denn sie klingen grundsätzlich sehr interessant – werden hier aber eher „on the go“, oberflächlich thematisiert. Vor allem aber sind die Bösewichte und ihre Beweggründe viel zu plump in Szene gesetzt, es mangelt ihnen an glaubwürdigen Hintergründen, dem Geschehen als solchem an Tiefe und filmischer Kraft. Dabei demonstrieren einzelne Szenen ja durchaus, dass Reeder zu solcher grundsätzlich in der Lage ist. Wenn sie nur will. Knappe 4,5 Punkte, wobei viel mehr drin gewesen wäre. Alicia Silverstone kann allerdings mal wieder vollauf überzeugen.
Was in den 80ern die Bauteile eines garantiert schön trashigen Teenie-Slashers gewesen wären, sind hier nur Versatzstücke einer Story, in der es eigentlich um etwas ganz anderes als brutale Morde, Suspense und Effektgewitter geht.
Die anfangs 17-jährige Hauptfigur Jonny (Kiah McKirnan, NIGHT SKY) ist bei ihrem alleinerziehenden Vater aufgewachsen, ist Kleinkriminelle, ist anders als Gleichaltrige. Nach einem nicht weiter erörterten Nervenzusammenbruch ihres Vaters zu einer Art „böser Stiefmutter“ (Alicia Silverstone) in einer anderen Stadt verfrachtet, muss sie dort neue Freundinnen finden – und fühlt sich alsbald genötigt, die heile Welt wieder herzustellen, die seit dem Verschwinden mehrerer Schulkameradinnen schwer ins Wanken geraten ist.
So weit, so gut, und tatsächlich kann PERPETRATOR mehrfach punkten – speziell auf der audiovisuellen Ebene, durch einige wirklich interessante Ideen, die zudem eindrucksvoll umgesetzt sind. Auch besticht er durch ein paar Szenen, die über eine intensive, bedrohliche Atmosphäre verfügen. Im krassen Gegensatz dazu aber wirken weitaus mehr Szenen wie direkt aus einem superbilligen Indie- oder gar Amateurfilm entnommen, insbesondere, was Kamera und Schauspiel betrifft. Zudem ist die Narration mitunter ziemlich holprig, der Zusammenhang zwischen manchen Szenen wird nicht klar, einige Elemente der Handlung werden endlos breitgetreten, andere (wichtige) wiederum kaum erläutert.
Am entscheidendsten ist aber, dass man in jedem Moment merkt, dass für Reeder die erzählte Geschichte eigentlich nicht im Vordergrund steht – sie ist vielmehr Vehikel, um eine Haltung zum Thema „Female Empowerment“ zu transportieren. Die ist zwar meiner Meinung nach wichtig und richtig, wirkt in diesem Film-Zusammenhang jedoch eher ungelenk, übertrieben laut dargeboten – und wird deshalb vermutlich sogar eher Reaktanz als nachhaltige Wirkung erzeugen.
Für sich allein als Film betrachtet hat PERPETRATOR zwar seine Stärken, spielt diese jedoch zu selten aus. So hätte ich zum Beispiel gern mehr über die Fähigkeiten erfahren, die Jonny besitzt, denn sie klingen grundsätzlich sehr interessant – werden hier aber eher „on the go“, oberflächlich thematisiert. Vor allem aber sind die Bösewichte und ihre Beweggründe viel zu plump in Szene gesetzt, es mangelt ihnen an glaubwürdigen Hintergründen, dem Geschehen als solchem an Tiefe und filmischer Kraft. Dabei demonstrieren einzelne Szenen ja durchaus, dass Reeder zu solcher grundsätzlich in der Lage ist. Wenn sie nur will. Knappe 4,5 Punkte, wobei viel mehr drin gewesen wäre. Alicia Silverstone kann allerdings mal wieder vollauf überzeugen.
war im Harmonie, Frankfurt
traab * 4.0
Code Massacre. Level Bloodbath.
"Perpetrator" aus dem Jahr 2023 ist ein Coming-of-Age-Horrorfilm, der auf eine Vielzahl von Symbolen und kryptischen Botschaften setzt.
"Jonny, eine rücksichtslose Teenagerin, wird zu ihrer entfremdeten Tante Hildie geschickt. An ihrem achtzehnten Geburtstag erfährt sie ***SPOILER***eine radikale Verwandlung durch eine Art Familienzauber. Als mehrere Mädchen an ihrer neuen Schule verschwinden, begibt sich die Jonny auf die Suche nach dem Täter."
Die Regisseurin Jennifer Reeder hat mit "Perpetrator" ein Werk geschaffen, das sich zunächst sperrig und langsam entwickelt und sein Potential nur nach und nach enthüllt. Die erste Hälfte des Films zieht sich und machte es mir nicht leicht, der Handlung zu folgen. Trotz interessanter Ideen und Ansätze wird nicht genug aus ihnen gemacht.
Während Reeder eine Geschichte über Identität, Zugehörigkeit und Selbstfindung erzählt, fällt vor allem die unverblümte Einbeziehung von Blut auf, die der Geschichte eine äußerst eigenartige und befremdliche Dimension verleiht und ein Sinnbild zur Entdeckung der Weiblichkeit zu sein scheint.
Mir war das aber am Ende zu rätselhaft, zu undurchsichtig und auch von der gesamten erzählerischen Umsetzung nicht passend genug um mich abzuholen. Stattdessen blieben deutlich zu viele unbeantwortete Fragen zurück.
Wenn der Film wenigstens überragende und stylishe Bilder gehabt hätte um mich damit zu fesseln, aber auch auf der optischen Ebene war es eher mau. Und das nicht vorhandene Schauspiel machte es auch nicht besser.
Obwohl "Perpetrator" einige überzeugende Elemente aufweist, wie Alicia Silverstones fesselnde Darstellung der rätselhaften Tante Hildie und Reeders Erkundung der weiblichen Jugend, bleibt der Film hinter seinen Ambitionen zurück.
"Code Massacre. Level Bloodbath."
"Jonny, eine rücksichtslose Teenagerin, wird zu ihrer entfremdeten Tante Hildie geschickt. An ihrem achtzehnten Geburtstag erfährt sie ***SPOILER***eine radikale Verwandlung durch eine Art Familienzauber. Als mehrere Mädchen an ihrer neuen Schule verschwinden, begibt sich die Jonny auf die Suche nach dem Täter."
Die Regisseurin Jennifer Reeder hat mit "Perpetrator" ein Werk geschaffen, das sich zunächst sperrig und langsam entwickelt und sein Potential nur nach und nach enthüllt. Die erste Hälfte des Films zieht sich und machte es mir nicht leicht, der Handlung zu folgen. Trotz interessanter Ideen und Ansätze wird nicht genug aus ihnen gemacht.
Während Reeder eine Geschichte über Identität, Zugehörigkeit und Selbstfindung erzählt, fällt vor allem die unverblümte Einbeziehung von Blut auf, die der Geschichte eine äußerst eigenartige und befremdliche Dimension verleiht und ein Sinnbild zur Entdeckung der Weiblichkeit zu sein scheint.
Mir war das aber am Ende zu rätselhaft, zu undurchsichtig und auch von der gesamten erzählerischen Umsetzung nicht passend genug um mich abzuholen. Stattdessen blieben deutlich zu viele unbeantwortete Fragen zurück.
Wenn der Film wenigstens überragende und stylishe Bilder gehabt hätte um mich damit zu fesseln, aber auch auf der optischen Ebene war es eher mau. Und das nicht vorhandene Schauspiel machte es auch nicht besser.
Obwohl "Perpetrator" einige überzeugende Elemente aufweist, wie Alicia Silverstones fesselnde Darstellung der rätselhaften Tante Hildie und Reeders Erkundung der weiblichen Jugend, bleibt der Film hinter seinen Ambitionen zurück.
"Code Massacre. Level Bloodbath."
glotzte im Harmonie, Frankfurt
Herr_Kees * 7.0
I feel you
Die 17-jährige Jonny (stark: Kiah McKirnan) kommt in die Obhut ihrer Tante Hildie (überraschend charismatisch: Alicia Silverstone), die merkwürdige Erziehungsmethoden pflegt und gleichzeitig auf eine neue Schule, die merkwürdiges Personal beschäftigt. Zu ihrem 18. Geburtstag erwartet sie ein ganz besonderer Kuchen ihrer Tante und auf den Straßen wartet ein mysteriöser Entführer, der es auf junge Mädchen abgesehen hat.
Wie diese Erzählsprünge zusammengehören und vor allem, wie sie Regisseurin Jennifer Reeder zusammenführt, ist unbedingt sehenswert. Solange man keinen gewöhnlichen Slasher erwartet.
Denn PERPETRATOR sprengt sowohl inhaltlich als auch filmisch die Grenzen des Erwartbaren, vermischt Coming-of-Age mit Slasher, Body Horror, Female Empowerment und, ja, sogar ein wenig Superheldenfilm und ist dabei durchzogen von einem weirden, trockenen Humor, den man so beispielsweise von Richard Bates Jr. (EXCISION, TONE DEAF) oder dem Highschool-Klassiker HEATHERS kennt. Die Figuren sind dabei allesamt zumindest interessant, von den meist zwielichtigen Männern bis zu den coolen jungen Frauen.
Fazit: Endlich mal wieder etwas anderes im Genre als der übliche Einheitsbrei, visuell spannend, erzählerisch überraschend, auch wenn, bzw. gerade weil es nicht für alles eine Erklärung gibt und das Kopfkino auch nach dem Film noch weiterlaufen darf.
Wie diese Erzählsprünge zusammengehören und vor allem, wie sie Regisseurin Jennifer Reeder zusammenführt, ist unbedingt sehenswert. Solange man keinen gewöhnlichen Slasher erwartet.
Denn PERPETRATOR sprengt sowohl inhaltlich als auch filmisch die Grenzen des Erwartbaren, vermischt Coming-of-Age mit Slasher, Body Horror, Female Empowerment und, ja, sogar ein wenig Superheldenfilm und ist dabei durchzogen von einem weirden, trockenen Humor, den man so beispielsweise von Richard Bates Jr. (EXCISION, TONE DEAF) oder dem Highschool-Klassiker HEATHERS kennt. Die Figuren sind dabei allesamt zumindest interessant, von den meist zwielichtigen Männern bis zu den coolen jungen Frauen.
Fazit: Endlich mal wieder etwas anderes im Genre als der übliche Einheitsbrei, visuell spannend, erzählerisch überraschend, auch wenn, bzw. gerade weil es nicht für alles eine Erklärung gibt und das Kopfkino auch nach dem Film noch weiterlaufen darf.
war im EM, Stuttgart
Leimbacher-Mario * 3.5
Monstruationsblutungen
„Perpetrator“ erzählt von einer Schülerin, die um ihren 18. Geburtstag herum herausfindet, dass sie einer Spezies der Gestaltwandler angehört, deren Fähigkeiten sie auf die Spur von mysteriösen Mädchenvermisstenfällen an ihrer Schule führen…
Rote Spiegel der Gesellschaft
Meiner Meinung nach will „Perpetrator“ zu viel. Er springt von Shapeshifterabenteuer zu Bodyhorror, von Knidnappings zu Coming-of-Age, von Schulsatire zu Arthousehorror, von Overacting zu ernsthaft dramatischen Themen. Das könnte etwas von einem Kultfilm haben. Hat bei mir aber aus den meisten Winkeln gar nicht gezogen. Mich eher abgestoßen. Aus den komplett falschen Gründen. Alicia Silverstone ist eine auffällig schlechte Schauspielerin. Spätestens jetzt, nach diesen filmischen Monatsblutungen, sollte daran kein Zweifel mehr bestehen. Hinzu kommen grottige Gesichtsmorphingeffekte, eine wirre Themenvielfalt und Erzählweise, woran auch tolle „Suspiria“- und „Under the Skin“-Gedenkmomente wenig ändern können. Ebenso wenig der drastisch-starke Score, den ich viel lieber losgelöst von dem aufgesetzt wirkenden Schlamassel hören würde. Das ist nicht Cronenberg, nicht Argento, aber sicher auch keine ganz neue Spezies. Feministisch eventuell. Gut leider nicht. Spannend auch kaum. Und insgesamt mehr Show und Style als zu Ende gedachter Inhalt.
Fazit: Trotz ein paar feinen, stilistischen und soundtechnischen Momenten ist „Perpetrator“ ein brodelndes Fass voller Ansätze und Ideen, die einfach keinen stimmigen Blutbrei ergeben … eher anstrengend, oberflächlich, sprunghaft und wirr als wirklich rund. Nicht selten sogar richtig nervig.
Rote Spiegel der Gesellschaft
Meiner Meinung nach will „Perpetrator“ zu viel. Er springt von Shapeshifterabenteuer zu Bodyhorror, von Knidnappings zu Coming-of-Age, von Schulsatire zu Arthousehorror, von Overacting zu ernsthaft dramatischen Themen. Das könnte etwas von einem Kultfilm haben. Hat bei mir aber aus den meisten Winkeln gar nicht gezogen. Mich eher abgestoßen. Aus den komplett falschen Gründen. Alicia Silverstone ist eine auffällig schlechte Schauspielerin. Spätestens jetzt, nach diesen filmischen Monatsblutungen, sollte daran kein Zweifel mehr bestehen. Hinzu kommen grottige Gesichtsmorphingeffekte, eine wirre Themenvielfalt und Erzählweise, woran auch tolle „Suspiria“- und „Under the Skin“-Gedenkmomente wenig ändern können. Ebenso wenig der drastisch-starke Score, den ich viel lieber losgelöst von dem aufgesetzt wirkenden Schlamassel hören würde. Das ist nicht Cronenberg, nicht Argento, aber sicher auch keine ganz neue Spezies. Feministisch eventuell. Gut leider nicht. Spannend auch kaum. Und insgesamt mehr Show und Style als zu Ende gedachter Inhalt.
Fazit: Trotz ein paar feinen, stilistischen und soundtechnischen Momenten ist „Perpetrator“ ein brodelndes Fass voller Ansätze und Ideen, die einfach keinen stimmigen Blutbrei ergeben … eher anstrengend, oberflächlich, sprunghaft und wirr als wirklich rund. Nicht selten sogar richtig nervig.
war im Residenz, Köln
27 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Perpetrator
- Score [BETA]: 61
- f3a.net: 4.8/10 27
- IMDb: 4.7/10
- Rotten Tomatoes: 81%
- Metacritic: 66/100