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Review The Philosophers

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Dieser Review enthält SPOILER!

von Janina Himmen
Ich mag Gedankenexperimente, und dieser Film hätte deshalb nicht einmal seine hübschen Landschaftsaufnahmen gebraucht, um mich zu fesseln. Aber fein, so bekommt man gleich noch etwas Urlaubsstimmung dazu.

Wir lauschen einer Philosophieklasse an ihrem letzten Schultag dabei, wie sie eine Lösung für ein ziemlich unangenehmes Problem zu finden versucht: Wie übersteht man die Apokalypse? Ihr Dozent stellt ihnen die Aufgabe, logisch zu ergründen, welche Hälfte von ihnen Platz in einem lebensrettenden Bunker finden soll, falls ein weltweiter Atomkrieg ausbrechen sollte. Darin müssten sie ein Jahr überleben, um danach die Zivilisation neu aufzubauen. Jeder zieht einen Zettel, auf dem seine Qualifikationen stehen. Wo soll man nun die Schwerpunkte setzen? Braucht man einen Arzt mehr als einen Elektriker? Sollte alles getan werden, um den Fortbestand der Menschheit durch Schwangerschaften zu sichern?

Es macht Spaß dabei zuzusehen, wie die Schüler versuchen, diese Aufgabe zu lösen. Sackgassen, die sich ergeben, werden versucht zu umgehen, und Entscheidungen, die anfangs glasklar wirkten, müssen hinterfragt werden. Allerdings sollte man keine großartigen Aha-Momente erwarten. In höhere philosophische Sphären dringt der Film nicht unbedingt vor.

Was ich misslungen fand, war das Ende.
Die gesamte Geschichte mit der Beziehung zwischen der 1+-Schülerin und dem Dozenten hätte es, finde ich, gar nicht gebraucht. Man hat es sich sowieso schon früh denken können, so dass es keine Überraschung mehr war. Der Abspann hätte kommen können, als die meisten Schüler den Saal verlassen haben, ohne dass etwas gefehlt hätte. So fühlen sich die Szenen, die danach kommen, ziemlich überflüssig an und bremsen den Film richtig aus.

Ein zweites (geringeres) Problem, das ich mit dem Film hatte, war die Aussage am Ende, die mir eine Spur ZU Heile-Welt-mäßig und unwissenschaftlich war. Dass jeder seinen Zweck erfüllt, und gerade Unterhaltung und Kunst in schweren Zeiten wichtig für uns sind - kein Ding. Aber der Rest war schon sehr dick aufgetragen. Wir beten und sprengen uns dann selber in die Luft... sind wir jetzt eine Sekte oder was? ;) Im Grunde haben sie verloren. "Das Herz siegt über den Verstand" als Botschaft hört man in so vielen Filmen, dass es mir als Auflösung ein bisschen zu simpel war.

Insgesamt war der Film erstaunlich zahm. Ich hätte erwartet, dass die Schüler sich an irgendeinem Punkt in die Haare kriegen. Was ich besonders merkwürdig fand: Es wird mehrmals betont, dass sie in dem Gedankenexperiment mit denselben Charaktereigenschaften ausgestattet sind wie in der Realität. Wieso sagt keiner von ihnen "XYZ sollte nicht mit in den Bunker, weil er so leicht reizbar / faul / anfällig für Erkältungen ist"? Und wenn sie tatsächlich alle Superkumpels sind, die sich nicht auf den Schlips treten wollen, dann vielleicht im positiven Sinne: "XYZ kann am besten argumentieren und ist sehr belesen, so einen klugen Kopf brauchen wir im Bunker". Nichts dergleichen. Wäre es nicht naheliegend gewesen, nicht bloß nach den begrenzt informativen Eigenschaften auf den Zetteln zu gehen?

Insgesamt war ich aber doch zufrieden mit dem Film, es sollte ruhig mehr von der Sorte geben.

Erstveröffentlichung

saß im Metropolis 8, Frankfurt

58 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Philosophers
  • Score [BETA]: 55
  • f3a.net: 5.5/10 58
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 11:00

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