s The Priests (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Priests

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Reviewer

Fex * 7.0

Der Exorzist auf koreanisch

Der Exorzist, nach 40 Jahren noch immer relativ unerreicht, mit vielen Ablegern, Nachahmern, Neuinterpretationen, die aber selten an die Intensität des Originals herankommen. Aus Korea hätte ich am wenigsten eine "Neufassung" erwartet, die aber bereits in den ersten Einstellungen seine Nähe zum Film von Friedkin zeigt und eine vergleichbare Atmosphäre aufbaut. Auch hier läßt man sich die nötige Zeit und im Zentrum steht der Priester mit seinem jungen Gehilfen und natürlich ein besessenes junges Mädchen.
Ähnlich schön und perfekt gefilmt mit zeitgemäßen FX, wird im Grunde die gleiche Geschichte nacherzählt. Insgesamt erstaunlich wirksam und durchaus eigenständig erzählt, entwickelt sich die Geschichte zum spannenden Finale, das natürlich heutzutage auch mehr Action als das Original bietet. Sehenswert und absolut unterhaltsam allemal, auch wenn er an den Klassiker natürlich nicht ganz herankommt.

war im Cinestar, Berlin

Dr_Schaedel * 8.5

Sursum Korea

Katholizismus und Fernost, eine Kombination, die man als Europäer so nicht unbedingt auf dem Schirm hat, und - inwieweit hier reale Verhältnisse widergespiegelt werden, vermag ich nicht zu beurteilen - tatsächlich wird die katholische Kirche hier als eine Art archaische Parallelgesellschaft in der hektischen Metropole Seoul dargestellt. Hier steht die Zeit still, glaubt man an uralte Dämonen, schreibt Tieren und Glockenklang magische Fähigkeiten zu.

Das ist alles durchaus reizvoll und macht THE PRIESTS trotz einiger sehr offensichtlicher Parallelen nicht zu einem reinen Abklatsch von William Friedkins EXORZIST, sondern zu einem zwar eher konventionellen, aber doch originellen Horrorfilm der alten Schule, ernst, aber nicht ganz frei von leisem Humor.

Fans der Asien-Sektion des FFF könnten dem Film vorwerfen, sich zu sehr an westlichen Vorbildern zu orientieren. Für mich, der ich mit Erzählweise und Humor des asiatischen Films oft wenig anfangen kann, war es eine schöne Form, einen Einblick in die koreanische Kultur zu bekommen, ohne überfordert zu werden. Die exzellent fotografierten Bilder des Films leisten hier einen wertvollen Beitrag. Auch ansonsten kann man dem Film wenig vorwerfen: Drehbuch, Schauspieler, Ton und Schnitt sind einwandfrei. Auch wartet der Film mit einem runden Ende auf, und Längen - nun ja, so ein Exorzismus ist nun mal nichts für Leute mit kurzem Geduldsfaden.

Noch etwas zur Botschaft?
Wie bereits eingangs erwähnt, wirkt die katholische Kirche hier sehr aus der Zeit gefallen: Verschlossene, desillusionierte, traumatisierte Männer, die außerhalb der Gesellschaft stehen, sich in Refugien zurückgezogen haben und mit denen auch die Staatsmacht wenig anzufangen weiß.
Da wirkt der junge, leicht schnöselige Diakon mit der Britpop-Frisur seinerseits wie ein Außenseiter***SPOILER***, aber auch er wird seine Lektionen in Demut lernen.

Über lange Strecken fragt man sich, ob es überhaupt etwas zu exorzieren gibt, oder ob das Phänomen nur in den Köpfen der Protagonisten besteht, bevor im letzten Drittel die Action- und Spannungsschraube tüchtig angezogen wird und auch das lang erwartete blutige Erbrochene von den Wänden läuft. Also, die Bibel hatte doch Recht und die Apokalypse wird kommen, soviel ist sicher.
So gesehen ein bisschen Werbung für die Kirche, aber es ist eben ein Film und der braucht seine Helden, auch wenn sie in der Soutane daherkommen.

Fazit: Beeindruckend gut gemachtes, hollywood-orientiertes Filmdebüt(!) und ein runder Genuss für Fans des klassischen Horrorfilms.

staunte im Cinemaxx, München

Michaela * 9.0

In nomine patri, e filii e spiritu sancti

Wer den Exorzisten kennt, wird bei The Priests wenig Neues finden, auch musikalisch sind Anklänge an "Tubular Bells" zu erkennen.

Allerdings ist die Umsetzung, wie bei einem koreanischen Film nicht anders zu erwarten, ziemlich stylish und professionell. Interessant auch, dass es zwar schon Katholizismus in Korea gibt, aber andere Denkweisen durchaus akzeptiert werden, so spricht der Priester Kim z. B. anerkennend über den Schamanen, der versucht, das Böse aus dem besessenen Mädchen zu vertreiben. Auch das Datum des Exorzismus wird anhand alter Überlieferungen festgemacht, was wenig mit dem Christentum zu tun hat. Interessant fand ich, neben den Exorzismusszenen, die nichts für Ungeduldige sind, da sie sich etwas ziehen, auch die Schamanenszenen. Korea scheint das Thema Religion zu entdecken, hier sei auch auf The Wailing verwiesen, in dem zwei Schamanen ihr Können zeigen.

Nach Sichtung dieses Films stellte sich mir die Frage: das soll ein Fresh Blood sein? Wirkte sehr professionell und perfekt in seiner Umsetzung und hatte auch hochkarätige Schauspieler wie Yun-Seok Kim aus The Chaser oder The Yellow Sea. Und der junge Priester, dargestellt von Dong-Won Kang (Kundo), sah auch ziemlich schnuckelig aus.

goutierte im Cinemaxx, München

Leimbacher-Mario * 7.5

Exorzistchen

Beim Exorzismus ist das ähnlich wie bei den Haifilmen: es gibt nur ein wirkliches Meisterwerk. Daran ändert auch der koreanische "The Priests" nichts, doch gerade seine asiatische Note ringt dem in letzter Zeit von Hollywood arg gebeutelten Subgenre doch einige neue Akzente & Varianten ab. East trifft West - ein klassisch westliches Horrorthema mal anders, asiatisch, atmosphärisch & sehr dramatisch interpretiert. Auf keinen Fall auf derselben Minimal-Stufe wie die etlichen Hollywood-Schnellschüsse zu diesem Thema der letzten Jahrzehnte. William Friedkin ist sicher stolz & mag ihn. Ich auch!

Es geht um einen jungen Priester, noch etwas grün hinter den Ohren, der in Seoul einem abgewrackten Kollegen bei einem Exorzismus an einem kleinen Mädchen helfen soll - und so viel sei verraten: seine anfänglichen Zweifel am Übernatürlichen werden schnell beseitigt. Die zwei Geistlichen sind klasse gezeichnet & ergänzen sich köstlich. Gerade in der ersten Hälfte nimmt sich der Film viel Zeit, die Charaktere einzuführen, zum Teil sogar mit gelungenem Humor. Etwas zu viel vielleicht, doch wenn es am Ende um die Wurst geht, zahlt sich jede Hintergrundinfo in Mitfiebern & Sympathie aus.

Erst nach fast einer Stunde kommt der Film zu seinem Höhepunkt & dreht mit dem Exorzismus richtig auf. Da hatte ich nicht selten Gänsehaut, Angst & Faszination zur gleichen Zeit. Ein Wahnsinns-Klangteppisch aus etlichen Sprachen. In der ersten Hälfte hätte ich mir etwas mehr Straffung & weniger Nebenschauplätze gewünscht - doch wir kennen ja die Asiaten. Die gruselige & gleichzeitig bemitleidenswerte Besessene & eine tiefe Verbundenheit zu den Protagonisten machen das später wieder wett. Der Showdown steht seinem großen Vorbild fast nicht nach, die Parallelen nimmt man an & die Variationen begrüßt man. Toll gemacht, Herr Debütregisseur! Wird sicher auf dem Fresh-Blood-Treppchen des Fantasy Filmfests 2016 landen - verdient hätten es unsere beiden nachvollziehbaren Helden/Geistlichen!

Fazit: richtig gelungener Exorzismus-Horror, vor allem das Thema mal aus asiatischer Sicht zu sehen hat Mehrwert. Wären in der ersten Hälfte mehr Highlights, hätten wir hier einen Meilenstein des Subgenres. Fast so etwas wie "Der Exorzist" Koreas!

war im Residenz, Köln

D.S. * 6.0

Schwanzloser Kastrat

Der allgemeine Fresh-Blood-Favorit THE PRIESTS lässt mich ziemlich gespalten zurück. Denn er macht einiges sehr richtig, hat atmosphärisch äußerst intensive Sequenzen, eine gelungene Bildsprache und ein paar beeindruckende Schauwerte zu bieten – gleichzeitig aber auch häufige narrative Ziellosigkeit, zahlreiche, zum guten Teil wohl unfreiwillige, Albernheiten sowie keinerlei inhaltliche Neuigkeiten. Dafür jedoch eine Handlung, welche das Selbstverständnis von Teilen der christlichen Kirche letztendlich niemals wirklich hinterfragt, im Gegenteil ihre Position kritiklos untermauert – das macht für mich zumindest erhebliche Punktabzüge unvermeidlich.

Dass Geschichten rund um das Thema Besessenheit und Exorzismus durchaus das Potential für Zwischentöne und kritische Gedanken zur organisierten Religiosität haben, bewiesen etwa DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE oder, weit weniger subtil und gelungen, in jüngerer Zeit THE VATICAN TAPES. THE PRIESTS dagegen taucht fast exklusiv ins erzkatholische Mystik-Narrativ ein: Es gibt das pure Böse, manchmal ergreift es in der Form eines von zwölf Dämonenwesen Besitz vom Körper eines Menschen, nur Glaubenskrieger der reinsten Sorte können es von dieser Welt vertreiben. Dass einer der vorgeblich reinsten, stärksten von ihnen, der von Kim Yun-seok (THE CHASER) gespielte „Vater Kim“, als gerne mal vulgärer, rauchender und saufender Rebell gezeichnet wird: geschenkt. Entscheidend ist hier sein niemals wankender christlicher Glaube, der bei ihm als Rosenkreuzer besonders kämpferisch ausgeprägt ist – und vom Film ohne mit der Wimper zu zucken abgefeiert wird.

Ja, sein Lehrling Choi (Kang Dong-won, DUELIST), der ihm von der Diözese eigentlich vorrangig auf den Leib gehetzt wurde, um seine Exorzistentätigkeit als Scharlatanerie zu entlarven, hat Zweifel. Aber obgleich seine Figur eigentlich die Hauptperson der Filmhandlung ist, werden diese Zweifel vom erzählten Geschehen wie nebenbei hinfort gewischt. Der "Ungläubige" wird quasi alternativlos zum Ultra-Gläubigen; die filmische Perspektive rückt sein Akzeptieren und Adaptieren der Positionen des wissenden Lehrmeisters und damit seine Konversion zur echten, ultraorthodoxen Religiosität konsequent in den Mittelpunkt des Dramas. Passend, dass der Jungspund in einer wirklich amüsanten (damit atmosphärisch allerdings natürlich absolut kontraproduktiven) Montage als Slacker eingeführt wird und seine Hintergrundgeschichte offenbart, dass ihn eigentlich nicht korrekt christliche Motive zur Priesterkarriere gedrängt haben.

Ob das alles bewusst so erzählt wird, sei dahingestellt. Aber, brrrrr: im Kern betreibt THE PRIESTS darüber ganz einfach Christen-Propaganda in Reinkultur. Je nach persönlicher Disposition kann man darüber allerdings natürlich auch hinwegsehen, und dann wird man Zeuge einer Exorzismus-Story der ganz klassischen Sorte, die im Score sogar das "Tubular Bells"-Motiv von DER EXORZIST zitiert. Die Sequenzen, die sich um die Austreibung eines besonders heimtückischen, bösartigen Dämons aus dem Körper eines jungen Mädchens drehen, sind dabei ausnehmend gelungen inszeniert: Geprägt von düsterer, ernsthaft bedrohlicher Atmosphäre und interessanter Motivik stellen sie uns einen übernatürlichen Menschenfeind vor, der über allerhand sinistre Fähigkeiten verfügt und mit dem definitiv nicht zu spaßen ist. Interessanterweise ist eine der vielen Zungen, mit denen der Dämon finster spricht, Deutsch. Und mit dieser denunziert er unter anderem Johann Sebastian Bach als "schwanzlosen Kastraten" – what the Fuck? :D

Dumm nur, dass es locker 50 Minuten dauert, bis die Erzählung erstmals diesen Aspekt der Handlung erreicht. Alles davor wird leider auch nicht etwa dem Aufbau von Atmosphäre gewidmet: Viel zu lange, überflüssig kompliziert erzählt und inhaltlich großenteils überflüssig, stehen stattdessen die inneren Hierarchien und Mechanismen der katholischen Kirche Koreas im Vordergrund, die Auswahl des Exorzisten-Lehrlings, sein Kennenlernen Kims – und sein Gassigehen mit einem niedlichen Ferkel. I kid you not.

Um Atmosphäre und Grusel kümmert sich THE PRIESTS erst spät – dann aber immerhin sehr nachhaltig. Im Finale schließlich wird das Tempo erhöht, die Spannungsschraube stark angezogen, man verfolgt das Geschehen auf der Leinwand nun zweifellos gebannt. Leider jedoch wirkt das zentrale Element der Handlung hier genauso zweifellos hochgradig lächerlich – statt angsteinflößend. Ich jedenfalls stand mehrfach kurz vorm Prusten.

THE PRIESTS ist über weite Strecken tadellos inszeniert, gerade in der Darstellerführung für ein Debütwerk erstaunlich souverän und vergleichsweise teuer aussehend. Phasenweise gelingt ihm zudem der Aufbau beeindruckender Intensität. Er verfügt allerdings auch über eine gehörige Portion Kitsch, nicht nur solchen der christlichen Sorte, und vertändelt eine Menge Erzählzeit ohne nennenswerten Effekt für Story-Nebensächlichkeiten. Inhaltlich Neues zu bieten hat er nichts, sein Exoten-Status kann dabei nur bedingt über seine bedenkliche christliche Botschaft hinwegtäuschen. Insgesamt ein zwiespältiges Werk – der verdammt coolen, bösartigen Exorzismus-Sequenzen wegen dann aber doch 6 Punkte von mir.

war im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 5.5

Mit Schweinchen und Katzen gegen Dämonenfratzen

Der Exorzismusfilm ist leider eines der einfallsärmsten Subgenres im Horrorfach. Konnte THE EXORCIST in den 70ern noch mit Tabubrüchen schocken, so dreht man heutzutage meist schon selbst den Kopf, wenn sich mal wieder ein Priester an einem zuckenden Besessenen abmüht. Es ist eben doch fast immer dasselbe Muster.

Aber was könnte noch langweiliger sein als ein Exorzismusfilm? Ein Film, in dem hauptsächlich über den Exorzismus geredet wird!

Eine geschlagene Stunde dauert es, bis unser Priesterpaar (der Erfahrene und der Jungspund, der natürlich seine ganz eigenen Dämonen zur Austreibung mitbringt) endlich am Teufelsbettchen steht. Bis dahin passiert wenig, man erfährt allerdings, dass es bei diesem Exorzismus wohl nicht mit rechten Dingen zugehen soll. Ach was.

Wenigstens in seiner letzten Dreiviertelstunde gibt der Film dann etwas Gas, unter anderem mit einer intensiv aufspielenden Besessenen, leider aber auch mit armselig computeranimiertem Krabbelgetier und einem unnötigen, auf Teufel komm raus aufgebauschten Actionfinale. Da hilft auch der Exotenbonus nichts, mehr als gut gefilmtes Exorzistenmittelmaß gibt es hier nicht zu sehen.

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Priests
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.8/10 37
  • IMDb: 6.3/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-12-10 05:24

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