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Review Shadow: Dead Riot

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Vom Candyman zum Rastaman
von McHolsten

Aus leidlicher Erfahrung weiß ich, das die Kurzkritiken im Programmheft zum FFF gerne in überschwänglicher Art und Weise die Filme anpreisen, nicht jedoch immer den Nagel auf den Kopf treffen. Somit für Euch eine erste objektive Kritik zu diesem Film, die als Warnung oder gar als Tipp ausgelegt werden kann. Sagen wir es so: Inwieweit mögt ihr Genrevermischungen? Da ich persönlich diese lieber sehe als recycelte, besser gesagt verschandelte Neuverfilmungen altbekannter Klassiker, jedoch auch im Wissen war, dass solche Verquickungen in die Hose gehen können, ging ich sowohl mit Skepsis, als auch mit Neugier an diesen Frauenzuchthauszombiefilm heran. Aber wie man allein schon an meiner Note sehen kann wurde ich alles andere als enttäuscht! Ich muss aber eingestehen - sicherlich für manchen Leser nix neues - das ich schon ein Faible für verquaste Horrorfilme habe. Dem ein oder anderen dürfte daher dieser sich nicht selber ernst nehmende Genrebeitrag ZU abgefahren sein. Allein die Idee einen Frauenzuchthausfilm mit Motiven des Zombiefilms zu paaren schon eine wagemutige Idee. Da muss schon das Budget einigermaßen stimmen, die Machart so gediegen sein, dass auch bei leeren Bierkästen im Haus ein gewisser Spaßpegel konstant bleibt und der Name Tony Todd nicht nur als minutiöses Zugpferd herhält. Müsste, sollte, könnte.

Der Anfang ist jedenfalls schon einmal stimmig. In düsteren Bildern fährt die Kamera durch die verlassenen Flure eines maroden Knastes, Gefangene versuchen räkelnd Blicke zwischen ihren Zellenstäben heraus auf die Geschehnisse ein paar Zellen weiter zu erhaschen, in der der Gefangene "Shadow" (Tony Todd) auf seine Hinrichtung per Giftspritze wartet. Der psychopathische Serienmörder denkt jedoch nicht daran Trübsal blasend sein Leben Revue passieren zu lassen, sondern zelebriert ein letztes schwarzmagisches Ritual. So verwundert es einen kaum, dass die Hinrichtung per Giftspritze alles andere als glatt verläuft und das unvermeidliche passiert. Als "Shadow" mit einem Lauten Knall explodiert, werden auch ruckartig die Gefängniszellen seiner Mitgefangenen aufgesprengt, deren Massaker an den Wärtern jedoch in letzter Instanz blutig niedergeschlagen werden kann. Zusammen mit "Shadow" werden die erschossenen aufständischen Gefangenen im Erdreich des Gefängnisses verbuddelt. 20 Jahre später. Inzwischen ist es aus dem Männerknast eine Erziehungsanstalt für gewalttätige Mädchen geworden, was aber nichts am rudimentären System ändert. Gewalt herrscht vor, Blut fließt und gerade der Neuzugang - eine stille Einzelkämpferin - weiß nicht, was sie mit ihrer Präsenz unfreiwillig heraufbeschwört.

Freunde von Frauenzuchthausstreifen werden trotz markanter Elemente dieses Subgenres nicht viel Spaß mit diesem Film haben, dafür ist der Streifen zu überzeichnet und nicht wirklich anstößig genug. Jedoch gefällt einem diese erste Dreiviertelstunde geballte Frauenpower mit den obligatorischen Duschszenen, lesbischen Annäherungen und typischen Charakteren wie dem bösen Anstaltsarzt oder der herrischen Wärterin. Die atmosphärische Entwicklung ist nach dem düsteren Anfang aber eher konträr, die bunten Sets und farbenfrohen Kleider der Insassinnen deuten mehr auf eine schrille Hommage an bekannte Vorbilder hin, die klischeehaften Zeichnungen untermauern diesen Eindruck nur. Da kennt jemand seine Vorbilder, lässt eine Nummernrevue aufgezählter Merkmale parieren um nur eine halbe Stunde später den Fluss des Films völlig umzukrempeln.

Bis dato muss sich die Hauptfigur "Solitaire" (Carla Green) in der Hierarchie der Gefangenen behaupten, welche von einem wirklichen Mannsweib angeführt wird und ein Dutzend von Anhängerinnen um sich scharrt. Selbstverständlich gibt es auch in diesem Gefängnis das zarte Pflänzchen, das von dieser Gang terrorisiert wird und für sie kuscht. Was mich sehr gefreut hat ist, dass dieser Part von meiner Lieblingsdarstellerin Misty Mundae übernommen wurde, die auch hier wieder nicht nur mit ihren großen Augen kullert, sondern auch für Lesbenszenen herhalten muss. Im Gegensatz zu ihren früheren Werken und auch im Vergleich zu anderen Frauenzuchthausstreifen ist diese sexuelle Komponente aber eher zurückhaltend eingebaut wurden, auf den Akt hin drangsaliert wird niemand. Wenn auch der Name der blonden Wärterin, Elsa (= Ilsa) Thorne (Nachname der "echten" Ilsa Darstellerin), Erinnerungen an einen anderen Frauenschlag weckt. Dafür aber entschädigt dann doch manch wohlgeformte Brust der überwiegend attraktiven Darstellerinnen und somit kann eine gewisse ästhetische Darstellung gezwungener Liebe zumindest nicht ganz abgesprochen werden.

Leider ist - schnief - der Auftritt von Misty viel zu kurz, sprichwörtlich von Sekunde auf Sekunde ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Das sind die Momente im Film in denen man erinnert wird, sich immer noch in einem Horrorfilm zu befinden und in denen er auf bedrohliche Atmosphäre setzt. Die erste Stunde sind die Attribute Spannung und Atmosphäre jedoch Spaß und Fleischbeschau untergeordnet. Lediglich die eingestreuten Visionen von "Solitaire" sind düsterer Machart und dienen dazu etwas über die Hintergrundgeschichte des "Shadow" zu erzählen.

In diesen hat dann auch Tony Todd, der sich mit seiner charismatischen Darstellung als Candyman einen Namen gemacht hat, seine vereinzelten Auftritte. Der von ihm gespielte Charakter des "Shadowman" bleibt leider etwas blass, viel erfährt man nicht über ihn außer das er gerne mordet und satanische Rituale zelebriert. Das war es, viel Hintergrund hat sein alter Ego nicht. Auf Grund dieser "Lückenbüßerrolle" hat der Name Tony Todd mehr eine Zugpferdfunktion und wäre auch austauschbar gewesen. Es hätte sicherlich noch andere Darsteller von solcher Statur gegeben, vielleicht auch welche die nicht diese unnötigen Rastazöpfe gebraucht hätten. Vielleicht sollte es nur den "Voodoo" Charakter unterstreichen, sieht aber letztendlich doch etwas dämlich aus. Da hat Carla Green als resolute "Solitaire" doch mehr charakterliche Tiefe, wenn auch unnütz zu erwähnen ist, das es sich hier nicht um ein emotionales Stück Feminismusplädoyer handelt. Aber sie macht ihre Sache gut und das reicht.

Auch nicht so wirklich gelungen, aber immerhin noch recht ansehbar sind die zahlreichen Bluteffekte. Und da wird einem eine Menge geboten, wenn auch nur altbekanntes und dazu nur mäßig getrickst. Hälse werden aufgerissen, Herzen heraus gerissen, Gliedmaßen amputiert und ein wenig Gedärme gemampft. Hört sich "schlimmer" an als es ist, hier ist das fehlende Budget deutlich sichtbar, besonders die zahlreichen Kopfzerschießungen hinterlassen einen faden Beigeschmack. Da aber alles recht schnell geschnitten wurde und am Ende ein pures Schlachtfest stattfindet, ist dies ein verzeihbarer Makel. Da fallen und stoßen einem die Masken der Zombies schon eher auf; hier wäre es wirklich netter gewesen, hätte man sich etwas mehr Mühe mit ihnen gemacht. Trotzdem sind dank schicker Fotografie ihre Auftritte recht atmosphärisch, wenn auch nicht so intensiv wie in dem Ultrametzelfilm Dead Men Walking, der ja in ähnlicher Kulisse spielt. Mangels Budget sind die unnötigen CGI Spielereien, die sich aber Gott sei Dank in Grenzen halten, bis auf durch das Erdreich sickerndes Blut optisch einigermaßen gemacht. Wenn ich noch weiter meckern darf - was uns hier als Baby verkauft wird ist glatter Hohn und selbst ein vom Budget ähnlich gelagerter Sars Wars hatte bessere Embryonalszenen! So genug gemeckert, ein wenig Lob muss ich auch noch aussprechen:

Es gibt nämlich eine Menge klasse choreographierter Kampfszenen, vorwiegend Kung-Fu, die optisch ziemlich was hermachen und keinesfalls mit dem Kinderkarate bei Return of the Living Dead 4: Necropolis vergleichbar sind. Regisseur Derek Wan zeichnete sich nämlich als Cinematographer bei dem Jet Li Film Fist of Legend verantwortlich und lässt auch hier keine Gelegenheit aus, die erzürnte Protagonistin ihre Gegner, seien es andere Frauen oder gar Zombies, platt zu machen. Das die Kämpfe ziemlich "wild" und überzeichnet sind tut dem Vergnügen sie zu beobachten keinen Abbruch; ja sie passen sogar in ihrer Zeichnung sehr gut zum übrigen Geschehen, das - wie ich schon erwähnte - in seiner zweiten Hälfte ein wenig an Dead Men Walking erinnert, jedoch ohne dessen Intensität zu erreichen.

Wie man so lesen konnte gibt es eine Menge Licht- und Schattenseiten. Im Ganzen habe ich mich aber doch recht gut unterhalten gefühlt; ein Auge beim Budget zugedrückt, das andere bei Misty um so weiter aufgerissen! Meine anfänglichen Worte - ich habe ein Faible für solche Werke und mag "Billigproduktionen" - sollte sich ein jeder noch einmal durch den Kopf gehen lassen und für sich selber entscheiden ob ihm der Besuch des Films, bzw. der DVD Kauf Wert ist. Ob ich ihn mir im Kino ansehe fraglich, die DVD kommt alleine wegen Misty Mundae ins Regal - aber bitte darauf achten die ungeschnittene Fassung zu erwischen!

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Shadow: Dead Riot
  • f3a.net: 5.7/10 26
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 03:38

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