s Shadow (2018) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Shadow

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Reviewer

Herr_Kees * 6.0

Die Regenschirme von Pei

Schön anzuschauen ist er in jedem Fall, der neue Film von Zhang HERO Yimou: völlig farbentsättigte Bilder, in denen die Hauttöne der Protagonisten die einzigen Farbtupfer abgeben (im Verlauf des Filmes kommen noch reichlich Rottöne hinzu), herrlich schwarzweiß gemusterte Gewänder und eine ebenso reduzierte wie prachtvolle Ausstattung gibt es zu bestaunen.

Die Geschichte, die sich in diesem erlesenen Rahmen abspielt, passt auf einen Chinafächer, ist aber genretypisch mit einer ungeheuer komplizierten Backstory aufgeladen, für die nicht mal die Lesezeit auf den anfänglichen Schrifttafeln ausreicht. Letztlich geht es um drei Kriegsherren, die Ränke um die Herrschaft einer Stadt schmieden, wobei einer sich verletzungsbedingt eines Doppelgängers bedient, der nun pikanterweise mit seiner Gattin bei Hofe sitzt – eine echte Zitherpartie.

Die Machtspiele nehmen denn auch den größten Teil des Films ein. Schön choreographierte Kampfszenen gibt es – mit Ausnahme eines Trainingsballets – kaum, auch wenn in der zweiten Hälfte zumindest etwas Action und Schlammkabbelei ansteht, kombiniert mit höchst elaborierten Hightech-Waffen, die zwar ebenfalls schöne Schauwerte abgeben, in diesem Setting aber wie Fremdkörper wirken. Lieber hätte man hier echte Regenschirme und kunstvolle Martial Arts im Einsatz gesehen.

Alles in allem ein etwas überästhetisiertes Historiendrama, dessen Schauwerte zwar bewundernswert, aber nie begeisternd sind.

war im Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 7.0

Geschwätzige Grautöne

Ein neuer „Hero“ ist es nicht - um direkt mal die (durch viele Vorschusslorbeeren entstandene) Fallhöhe zu verringern. Doch auch wenn ich mir von Zhang Yimous „Shadow“ wesentlich mehr versprochen hatte, ist es kein schlechter Film. Optisch ein sprachlos machender Leckerbissen, in der Beziehung komplett genial und noch nie dagewesen. Zudem ein episch-emotionaler Score, top Darsteller und die schärfsten Regenschirme aller Zeiten. Nur wenn von 120 Minuten weit mehr als 80 % wie in einem schlechten (!) Stück Shakespeares getratscht und melodramatisch getan wird, dann stimmt die Balance irgendwie nicht ganz... Erzählt wird eine umständliche, verschwurbelte Geschichte über die Rückeroberung einer wichtigen Stadt im feudalen China, inklusive Intrigen am Hof, tödlichen Kampfduellen und vielen vielen Grautönen, Regentropfen, großen Gesten.

„Shadow“ ist schön anzusehen - das wäre die Untertreibung des Jahres. Das Ding sieht zum Teil derart fein und wunderhübsch aus, dass jeder Cineast zu sabbern beginnt. Diese gräuliche Optik, die prachtvolle Ausstattung, die Größe, der Atem, die Eigenständigkeit - all das hat schon enorm viel Anmutiges und Bewundernswertes. Wer das nicht schätzt, besitzt nicht nur keinen Sinn für Schönheit, sondern eher keine Augen. Doch das ist eben nicht alles. Mich hat die lahme Geschichte nur schwerlich bei Laune gehalten, keiner Figur konnte ich länger etwas abgewinnen und alles wirkt unterkühlt, unnötig kompliziert, theatralisch und träge. Ich habe nichts gegen ausgedehnte Dialoge - wenn sie denn witzig, clever und spannend sind, der Story zugutekommen und diese vorantreiben, Figuren zeichnen und ausmalen. Doch das hier wirkt auf mich leider arg aufgebläht, unkonzentriert und wie ein asiatischer Möchtegern-Shakespeare. Ich kam einfach nicht rein und Langeweile, Müdigkeit und Frust stiegen unnötig an. Das letzte Drittel kommt dann doch nochmal in die richtige Bahn und an den Actionszenen (wie der unfassbaren, unvergesslichen Schirm-Attacke) sieht man, dass es gegangen wäre. Was es fast noch frustrierender macht. Vielleicht fesselt das Ganze bei größerem historischem und kulturellem Hintergrundwissen mehr - doch für mich ist das eher ein edles Gemälde als ein involvierender Film. Etwas, dass ich mir zaghaft an die Wand hänge oder gar in den Safe sperre, jedoch niemals fühle, berühre, spüre. Alles bleibt fern und zu schön, um wahr zu sein.

Fazit: Audiovisuell eine Meisterleistung, an der man sich kaum satt sehen kann. Jedes Bild ein Kunstwerk. Plus die coolsten „Regenschirme“ seit langem, wahrscheinlich aller Zeiten. Aber ansonsten eine sehr zähe, anstrengende Angelegenheit. Da war mehr drin. Stirbt ein wenig in Schönheit. Außen Tophits, innen Abwrack.

saß im Residenz, Köln

landscape * 7.5

7 Tage Regen

Regentage sind grau, und sieben Tage Regen lassen den Fluss anschwellen, ***SPOILER***so dass die trojanische Arche in die unbesiegbare Stadt fahren kann. Im Showdown wird so ein Königreich geeint, das einem doch recht egal ist - zu wem soll man da auch halten? Es geht doch nur um eine fotogene Schlucht, in die ein Fluss eingezwängt ist - ich kann mich an keine einzige Pflanze erinnern. Wer will denn da leben?

In diesem kargen Setting, das fraglos ungeheuer schöne Bilder liefert, agieren ein viel zu kompromissbereiter König, ein frustrierter General, der vermeintliche Held... die Minister und die Frauen sollen einfach nur da sein und tun, was sie zu tun haben. Chao Deng ist in seiner Doppelrolle überzeugend, des Königs Schwester hat eine starke Nebenrolle, und "Madam" gefiel mir besonders in der martialen Zither-Szene. Die Waffen dagegen passen viel eher zu einem Ork-Epos à la Herr der Ringe, wie auch die Schlucht mehr Mordor als historisches China ist. Doch die Geschichte lahmt - nicht nur von der Geschwindigkeit her (der Fokus liegt halt auf schönen Einstellungen), sie ist auch nicht sonderlich glaubwürdig und kann nur als Gleichnis gelesen werden.

Leider habe ich die Eingangssequenz nicht behalten, denn die ist bestimmt nicht bedeutungslos...

guckte im Savoy, Hamburg

36 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Shadow
  • Score [BETA]: 78
  • f3a.net: 6.4/10 36
  • IMDb: 7.1/10
  • Rotten Tomatoes: 95%
  • Metacritic: 81/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 10:01

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