s Sputnik (2020) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Sputnik

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Reviewer

Alexander * 6.5

Unterkühlter Retro-Science Fiction

Das Beste an diesem SF-Horror ist noch seine bis in das letzte Detail stimmige, unterkühlte Ostblock-Atmosphäre. So und nicht anders haben wir uns zu Zeiten des „kalten Krieges“ doch Mütterchen Russland vorgestellt, oder? Schäbige Baracken, düstere, mit billigem Laminat ausgelegte Flure, verranztes Mobiliar und grimmig dreinblickende Offiziere in beigen Uniformen.

Auch das technische Set-Design brilliert mit einem rustikalen Charme, dass es eine Freude ist. Holzverkleidete Armaturen, Röhren, Knöpfe und Schalthebel, dick wie Eisenbahnschienen. Wunderbar! Man sollte auch besser Gefallen daran finden, denn sehr viel abwechslungsreicher gestalten sich die in Patina getränkten kühlen Szenen in „Sputnik“ nicht.

Die Geschichte ist zwar relativ simpel gestrickt, aber spannend umgesetzt und mit zahlreichen gefühlsbetonten Momenten der Protagonisten gewürzt. Dazu eine Hauptdarstellerin, die mir gut gefallen hat und deren Darstellung einer hochempathischen Psychologin überzeugen konnte. „Sputnik“ vermag außerdem noch mit einem recht ekligen Creature-Design zu punkten.

Leider geriet der Film aber auch reichlich redselig und dialoglastig. Dies trägt in der unsynchronisierten Originalfassung zwar ganz deutlich zur insgesamt stimmigen Atmosphäre bei, nimmt stellenweise aber auch etwas vom Tempo und der Spannung raus, und zieht den Film vielleicht etwas unnötig in die Länge.

Fazit: Für Freunde des „Alien“ Horrors eine nicht ganz uninteressante Spielart des Themas, doch bedarf es heutzutage wohl einfach mehr, um bei Fans des Genres noch Begeisterungsstürme auszulösen.

D.S. * 5.5

Helden und andere Monster

Kaum ein Film im diesjährigen FFF-Programm wurde in jüngster Zeit so sehr gehyped wie SPUTNIK. Und auch, wenn ich mich im Genre wirklich nicht auskenne: Russische Sci-Fi hat einen herausragenden Ruf. Deshalb war ich extrem gespannt auf das Langfilmdebüt von Egor Abramenko - und am Ende leider umso enttäuschter.

Dabei ist der Film alles andere als schlecht. Seinen Vorschusslorbeeren und seiner Vermarktung wird er aber meiner Meinung nach nicht gerecht. Was schon mal damit anfängt, dass er eigentlich mehr Creature Feature als klassische Sci-Fi ist. Sehr geschwätziges Creature Feature. Wir bekommen zu Beginn ca. 2 Minuten im Weltraum geboten, im Verlauf des Films dann gut 15-20 Minuten Monster-Action. Der Rest des Films ist aber fast ausschließlich Dialog.

Das muss ja nun per se nichts Negatives bedeuten, zumal in meinem Kopf „russische Sci-Fi“ fest mit „philosophische Tiefe“ verknüpft ist. Gilt hier aber leider nicht so ganz, denn es geht zwar ausufernd um existentielle Fragen menschlicher Moral und, erstaunlich Soviet-Ideologie-kritisch, um unterschiedliche Definitionen und Konsequenzen von „Heroismus“. Großartige Tiefe wird dabei aber eher selten erreicht, vielmehr fühlt sich das Dialogbuch meist genauso holzschnittartig an wie das Bild der UdSSR 1983, das hier gezeichnet wird. Na, aber immerhin gibt es dazu auch noch vordergründig unpolitisches Gut-und-Böse-Pathos; spannende Auseinandersetzungen der Sorte Macher gegen Sesselpupser und, ja, genau, Moral. Und mehr Moral.

Außerdem: ein Monster. Was an dessen Design nun besonders „spektakulär“ sein soll, erschließt sich mir nicht – es erinnerte mich an eine Kreuzung aus einem Gremlin, den STRANGER THINGS-Kreaturen und einer schleimigen Amphibie und zeigte sich nur in ein paar wenigen – allerdings gelungenen – Gore-Einlagen einigermaßen beeindruckend.

Viel unmittelbare Spannung oder Tempo hat das Geschehen ansonsten leider nicht aufzuweisen. Hauptdarstellerin Oksana Akinshina (LILJA 4-EVER) macht ihre Sache zwar gut, der Rest des Casts bleibt aber eher blass. Kameraarbeit und Score sind solide. Und das beschreibt auch den Gesamteindruck ganz gut: Man kann sich SPUTNIK ohne Weiteres ansehen, langweilig wird er trotz der übertriebenen Laufzeit nur selten, den Puls erhöht er allerdings auch nicht merklich öfter. Leider nur 5,5 von 10 Punkten für mich.

war im Harmonie, Frankfurt

Herr_Kees * 6.5

Spucknit

Ein reinrassiger Science-Fiction-Film ist SPUTNIK nun wirklich nicht. Lediglich die ersten fünf Minuten spielen im Weltraum. Den Rest der Laufzeit verbringen wir in einem dieser für Low-Budget-Filme wie geschaffenen, kostengünstig herzurichtenden Lagerhallenkomplexe.

Hier entwickelt sich aus der leidlich bekannten Prämisse „Astro- bzw. Kosmonaut bringt Alien aus dem Weltraum mit“ eine Mischung aus (Pseudo-)Wissenschaftsdrama und Creature Feature, das dem Subgenre trotz maximal mittelgutem CGI noch ein paar interessante Aspekte hinzufügen kann. Streckenweise wähnt man sich tatsächlich eher in einem ARRIVAL- als in einem ALIEN-Ripoff und gegen Ende kommt sogar noch ein klassisches Werwolf-Motiv zum Tragen.

Sieht man also über die bescheidenen Produktionsmittel und die fehlenden Schauwerte hinweg, die hier auf der Tonspur ständig mit einem dröhnend hämmernden Soundtrack übertüncht werden sollen, und findet sich mit den grauen 80er-Jahre-Russland Klischees ab, kann man diesem Film durchaus etwas abgewinnen.

verweste im Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 7.5

UdEss-es-leer

Russland rollt in Sachen Science-Fiction – und selbst wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, ist „Sputnik“ von nun an wohl das rote Poster Child in Sachen internationaler Konkurrenzfähigkeit in dieser Kategorie. In bester „Quatermass Xperiment“-Manier kehrt hier ein Kosmonaut verstört, körperlich fitter denn je, allerdings scheinbar von einem Alienparasiten besetzt auf die Erde zurück – und eine Wissenschaftlerin wird in die geheime, abgelegene Einrichtung geschickt, um den unwissenden „menschlichen Raumanzug“ genauer medizinisch und psychologisch unter die Lupe zu nehmen...

„Sputnik“ mag man ganz schnell. Egal ob man Sci-Fi, Horror oder puren Creature Feature erwartet, egal ob man eher „Stalker“ oder „Alien“ zugetan ist. Das niedrige Budget stößt nie übel auf, ganz im Gegenteil, das Ding sieht meist verdammt klasse aus. Das kühle, ostblock-romantische Flair wirkt frisch. Der Score dröhnt, sich aber nie zu sehr in den Vordergrund. Alle Figuren machen Sinn, handeln sinnig und sind größtenteils keine Klischees, eher lobenswert sympathisch. Das Highlight ist der Armee-Captain - ein klasse, gestandener, sehr ausdrucksstarker Mann. Dazu kommt ein glitschiges Kreaturen Design wie das „Cloverfield“-Monster in klein, wobei man manchmal nicht mal sagen kann, ob das jetzt echt oder computergeneriert ist. Genau so muss das! Das Ende interessant, ein paar fiese Spitzen mittendrin, der russische Blickwinkel wirkt sehr angenehm und anders. Ihr merkt schon: „Sputnik“ hat es mir größtenteils sehr angetan! Um in der allerhöchsten Klasse mitzuspielen, dafür waren Prämisse und ab einem gewissen Punkt auch der Verlauf zu ausgetreten. Das Monster hätte von mir aus auch ruhig noch gehörig mehr Amok laufen dürfen. Das Ende wirkt etwas gehetzt und aufgesetzt, die Laufzeit minimal aufgeblasen. Aber insgesamt: vorbildlich, nice, wegweisend für sein Land und dessen internationale Reputation auf dem Gebiet.

Fazit: Hochwertiger, erfrischender Sowjet-Sci-Fi-Horror auf internationalem Topniveau. Eine feine Mischung aus „Life“, „Stranger Things“-Russki Edition und „Arrival“. Für Fans dieser Richtung ein Jahreshighlight und Heimkino(?)-Hoffnungsschimmer. Bitte mehr solcher dunkler Ostblock-Kracher!

goutierte im Residenz, Köln

32 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Sputnik
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 6.8/10 32
  • IMDb: 6/10
  • Rotten Tomatoes: 88%
  • Metacritic: 61/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 04:41

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