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Review St. Agatha

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Nun of that
von D.S.

Nunsploitation ohne Sex und Satan? Ja, das geht, und zwar sogar hübsch schmutzig: ST. AGATHA ist nicht im Entferntesten ein Horrorfilm, sondern vielmehr eine Kreuzung aus Sekten-, Folter- und vor allem Women-in-Prison-Film, wobei das Gefängnis hier eben eine Art Kloster für „gefallene Frauen“ ist, ein Frauenhaus des Bösen, und die Wärterinnen die Pinguin-Uniform tragen. Wer Grusel oder polierten Thrill sucht, ist hier also fehl am Platz. Wer eine Schwäche für guten alten, schmierigen Exploitation-Schund aus den 70ern hat, wird sich hier schon eher zu Hause fühlen.

Das Setting passt, die Atmosphäre auch; die Figuren sind angemessen überzeichnet, die Schandtaten der bösen Nonnen gegen ihre bedauernswerten unschuldigen Schützlinge oft genug bemerkenswert hartherzig, niederträchtig und brutal – soweit stimmt im Rahmen des speziellen Filmgeschmacks also alles. Leider hat Herr Darren Lynn Bousman zusammen mit jedem Anspruch auf Respektabilität aber auch jedes Bemühen aufgegeben, eine halbwegs interessante, stringente Geschichte zu erzählen. Die überflüssigerweise per Weichzeichner-Rückblenden erzählten Hintergründe von Hauptfigur Mary addieren ihrer dargestellten Persönlichkeit nicht viel hinzu; in der filmischen Jetztzeit von 1957 wiederum ist ihr Entdecken der offensichtlichen bösen Geheimnisse hinter der Kloster-Fassade viel zu lang gestreckt, um den Zuschauer ausreichend bei der Stange zu halten.

Sämtliche Nebenfiguren neben Mary und der Mother Superior (Carolyn Hennesy!) sind letztendlich bloß Staffage, so wie auch ein guter Teil der Handlung wohl bloß das Ziel verfolgt, Minuten zu schinden. Richtig übel wird das Ganze dann im letzten Viertel des Films. Hier werden gleich mehrere Handlungsstränge angerissen, die weder Begründung noch Auflösung finden, und nach einem verhuschten Klimax hört der Film dann plötzlich auf – mitten in einer Szene. Man könnte glatt den Eindruck gewinnen, zum Zeitpunkt des Filmens war das Drehbuch einfach noch nicht fertig, aber das war den Verantwortlichen dann auch egal.

Schade schade, denn ST. AGATHA hat durchaus interessante Ansätze und vollauf befriedigende Aspekte zu bieten, wenn man denn mit der richtigen Erwartungshaltung an ihn herangeht bzw. die Sorte Film goutieren kann, der hier Reverenz erwiesen wird. So entlässt er einen jedoch eher mit dem Gefühl, Zeuge eines ziemlichen Schlamassels geworden zu sein. Gerade noch so 4,5 Punkte – lange her, dass Bousman einen guten Film gedreht hat. Viel schlechter als ABATTOIR, THE BARRENS oder auch 11-11-11 ist ST. AGATHA aber immerhin nicht.

war im Harmonie, Frankfurt

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

St. Agatha
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 4.7/10 28
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 19:03

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