Reviewer
meiklsan * 8.0
Die Flucht ins Internet
Bisher noch keine Reviews zu diesem Film?
Dann will ich mal die Review-Liste zu diesem Film entjungfern.
Hatte den Film eigentlich schon fast abgeschrieben, bin dann heute aber doch reingegangen, wollte ihn eigentlich nur kurz anschnuppern und mich dann frühzeitig nach Hause verzifteln.
Aber ich bin überraschenderweise die vollen 110 Min. geblieben, denn der Film hat mich allen Unkenrufen zum Trotz absolut gefesselt, emotionalisiert und für einen Fresh Blooder ziemlich beeindruckt.
Definitiv kein Vergleich zum schwachen Chat Room des letzten Jahres.
Wer auf dem FFF vergeblich nach dem ersten F für Fantasy sucht, hat hier endlich einen adäquaten Vertreter gefunden!
Wer zudem noch nach wunderschön animierte www.-Welten sucht, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben.
Wer ein Familien-Drama mit Herz, eine Psychologie-Studie mit Tiefgang und die Flucht eines Coming-Out-Teenagers ins Internet hautnah erleben mag, der ist im Suicide Room richtig aufgehoben.
In Kürze ein paar Details zur Handlung:
Junger schüchterner, intelligenter und gutaussehender Jüngling aus bestem Hause muss schmerzlich erleben, wie sein Outcoming via facebook in alle Welt transportiert wird, kommt damit nicht klar, findet dafür in seiner erfolgsorientierten Familie kein emotionales Ohr und flüchtet sich im Internet in den Suicide Room, wo er alsbald seine scheinbar wahre Liebe findet, die ihn benutzt, beinflusst und ihn immer tiefer in den Strudel der Suicidal Personalities zieht. Abgeschottet von der Außenwelt, durchlebt unser Protagonist eine Reise zwischen Realität und Fiktion. Das ganze steigert sich hin zur fast kompletten Selbstaufgabe und realen Vereinsamung. Die Eltern haben schon lange den physischen und psychischen Zugang zu ihrem Sohn verloren, der innerlich noch immer zwischen Leben und Tod kämpft.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn es gibt noch so viele Kleinigkeiten, die einfach live gesehen und gespürt werden müssen.
Am Sonntag in München um 13 Uhr ist er gegen The Walking Dead definitiv der bessere Einstieg in den Tag.
In Stuttgart dürfte er gegen die WH von Red State auch gute Chancen haben.
Daumen hoch für einen Fresh Blooder, der den Auslöser der Internet-Problematik erkennt, thematisiert und nebenbei eine aufkeimende Liebe in wundervoll animierten Bildern umsetzt.
Wenn Ihr bei Eurer nächsten Freundin Eindruck schinden wollt, dann schenkt Ihr doch auch mal einen so wunderschön flammenden Feuerbaum!
Dann will ich mal die Review-Liste zu diesem Film entjungfern.
Hatte den Film eigentlich schon fast abgeschrieben, bin dann heute aber doch reingegangen, wollte ihn eigentlich nur kurz anschnuppern und mich dann frühzeitig nach Hause verzifteln.
Aber ich bin überraschenderweise die vollen 110 Min. geblieben, denn der Film hat mich allen Unkenrufen zum Trotz absolut gefesselt, emotionalisiert und für einen Fresh Blooder ziemlich beeindruckt.
Definitiv kein Vergleich zum schwachen Chat Room des letzten Jahres.
Wer auf dem FFF vergeblich nach dem ersten F für Fantasy sucht, hat hier endlich einen adäquaten Vertreter gefunden!
Wer zudem noch nach wunderschön animierte www.-Welten sucht, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben.
Wer ein Familien-Drama mit Herz, eine Psychologie-Studie mit Tiefgang und die Flucht eines Coming-Out-Teenagers ins Internet hautnah erleben mag, der ist im Suicide Room richtig aufgehoben.
In Kürze ein paar Details zur Handlung:
Junger schüchterner, intelligenter und gutaussehender Jüngling aus bestem Hause muss schmerzlich erleben, wie sein Outcoming via facebook in alle Welt transportiert wird, kommt damit nicht klar, findet dafür in seiner erfolgsorientierten Familie kein emotionales Ohr und flüchtet sich im Internet in den Suicide Room, wo er alsbald seine scheinbar wahre Liebe findet, die ihn benutzt, beinflusst und ihn immer tiefer in den Strudel der Suicidal Personalities zieht. Abgeschottet von der Außenwelt, durchlebt unser Protagonist eine Reise zwischen Realität und Fiktion. Das ganze steigert sich hin zur fast kompletten Selbstaufgabe und realen Vereinsamung. Die Eltern haben schon lange den physischen und psychischen Zugang zu ihrem Sohn verloren, der innerlich noch immer zwischen Leben und Tod kämpft.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn es gibt noch so viele Kleinigkeiten, die einfach live gesehen und gespürt werden müssen.
Am Sonntag in München um 13 Uhr ist er gegen The Walking Dead definitiv der bessere Einstieg in den Tag.
In Stuttgart dürfte er gegen die WH von Red State auch gute Chancen haben.
Daumen hoch für einen Fresh Blooder, der den Auslöser der Internet-Problematik erkennt, thematisiert und nebenbei eine aufkeimende Liebe in wundervoll animierten Bildern umsetzt.
Wenn Ihr bei Eurer nächsten Freundin Eindruck schinden wollt, dann schenkt Ihr doch auch mal einen so wunderschön flammenden Feuerbaum!
war im Metropolis 1, Frankfurt
D.S. * 3.5
Emokiddies’ feuchter Traum
Jaja, das böse böse Internet. Da gibt es schlimme Ritz- und sogar Selbstmord-Videos, da werden Kids gemobbt und können sich überhaupt nicht wehren, und dann landen sie auf geheimen Seiten, auf denen sie sich gegenseitig zum Freitod anstacheln - kann man das nicht einfach verbieten?
Brrr... SUICIDE ROOM tut so, als könnte er da draußen immer noch ein Publikum finden, für das soziale Netzwerke bzw. das Web als Ganzes ein absolutes Mysterium sind. Ein düsterer, unkontrollierbarer Abgrund, vor dem man die Menschen warnen muss. Aber das kann doch 2011 selbst in Polen nicht mehr der Fall sein?
Wobei, plumpe Botschaften sind ja auch sonst genau die Sache des Films. Eltern nämlich, bitte jetzt aufmerken: Es reicht nicht, euren Kindern materiellen Wohlstand zur Verfügung zu stellen! Ihr müsst sie auch lieben, euch Zeit für sie nehmen, euch um sie kümmern! Sonst schotten sie sich ab und ihr steht dumm da! Dann entschwinden sie nämlich in den hässlichen Bastard von Second Life, Warcraft und den Sims, dem Suicide Room, und meine Fresse, der ist wirklich hässlich - animiert. Leider hält sich der Film relativ oft in diesem Animationsabgrund auf, was ihn nicht leichter erträglich macht. Also kommt schon, Eltern, zieht den Stecker und spielt eine Runde Mau-Mau mit eurem Nachwuchs, dann kommt so was vielleicht in Zukunft nicht mehr auf die Leinwand... bitte bitte?
Ich frage mich ernsthaft, für wen dieser Film gemacht worden ist. Sozialarbeiter, wieder einmal? Oder doch ganz einfach nur für die in Polen ja vielleicht besonders zahlreichen Emo-Girls und Boys, die sich sofort unsterblich verlieben werden in unsere ach so sensiblen Hauptfigur mit den großen, traurigen, kajalumrandeten Augen und dem süßen schwarzen Vollpony? Blöderweise wird der von SUICIDE ROOM zunächst mal als echter Arsch gezeichnet: Ein beliebter, hübscher Junge aus sehr reichem Elternhaus, der nicht nur arrogant und versnobt daherkommt, sondern auch noch vollkommen verzogen ist und sich tatsächlich schreiend auf dem Boden rumwälzt, wenn er mal nicht seinen Willen bekommt. Und bei jeder Kleinigkeit tief verletzt wirkt. Ein verzogenes Rich-Kid-Weichei: Wow, den muss man einfach gern haben.
Was genau das Hauptproblem des Films darstellt: Wie soll man Mitgefühl mit einem krankhaft narzisstischen Penner entwickeln, wie soll er einem leid tun, wie soll man es ertragen, dass er in jeder einzelnen Szene zu sehen ist - und sein kontinuierlich schlimmeres Unglücklichsein der eigentlich einzige Inhalt des Gezeigten ist? Und dann trägt der auch noch meinen Namen. Pfui. Fremdschämen!
Von den erwähnt furchtbaren Animationssequenzen abgesehen, ist SUICIDE ROOM zumindest optisch recht gelungen, der Soundtrack ist gut und die Darstellerleistungen sind sogar sehr gut. Auch, wenn ausnahmslos alle Figuren extrem klischeehaft angelegt sind: sie werden immerhin glaubwürdig zum Leben erweckt. Das macht den Film zumindest noch ansehbar. Aber die billige Moral des Ganzen, die platte Simplifizierung jugendlichen Erlebens, das Internetverständnis auf „Frau im Spiegel"-Niveau und die extrem unsympathische Hauptfigur sind nichts anderes als ärgerlich.
Ja, natürlich nehmen sich Jugendliche viele eigentlich unbedeutsame Sachen sehr zu Herzen, können in tiefen Depressionslöchern landen und sich in ihr Leid bis zum Geht-nicht-mehr hineinsteigern. Natürlich haben viele Eltern nicht den geringsten Draht zu ihrem Nachwuchs und versuchen ihre mangelnde Fürsorge durch materielle Zuwendungen auszugleichen. Natürlich landet man unter solchen Voraussetzungen, erst recht dank des Internets, leicht in falschen Kreisen und mag unter „Gleichgesinnten" schließlich sogar Selbstmord für eine valide oder sogar die einzige Alternative halten. Alles nicht falsch, alles nicht neu.
Aber ein Film sollte versuchen, solche Tatsachen zu abstrahieren oder auf ein entweder künstlerisch wertvolles oder zumindest inhaltlich „unterhaltsames" Level zu bringen. Oder aber eben wenigstens eine Hauptfigur zu entwickeln, für die man sich auch interessieren, mit der man mitleiden mag. Sonst verendet er nämlich als plumper Zeigefinger-Schwenker; als Propagandafilm für Erziehungsberechtigte. Jugendliche Zuschauer selbst wird er nicht erreichen - sollte er sich dafür überhaupt jemals interessiert haben.
Brrr... SUICIDE ROOM tut so, als könnte er da draußen immer noch ein Publikum finden, für das soziale Netzwerke bzw. das Web als Ganzes ein absolutes Mysterium sind. Ein düsterer, unkontrollierbarer Abgrund, vor dem man die Menschen warnen muss. Aber das kann doch 2011 selbst in Polen nicht mehr der Fall sein?
Wobei, plumpe Botschaften sind ja auch sonst genau die Sache des Films. Eltern nämlich, bitte jetzt aufmerken: Es reicht nicht, euren Kindern materiellen Wohlstand zur Verfügung zu stellen! Ihr müsst sie auch lieben, euch Zeit für sie nehmen, euch um sie kümmern! Sonst schotten sie sich ab und ihr steht dumm da! Dann entschwinden sie nämlich in den hässlichen Bastard von Second Life, Warcraft und den Sims, dem Suicide Room, und meine Fresse, der ist wirklich hässlich - animiert. Leider hält sich der Film relativ oft in diesem Animationsabgrund auf, was ihn nicht leichter erträglich macht. Also kommt schon, Eltern, zieht den Stecker und spielt eine Runde Mau-Mau mit eurem Nachwuchs, dann kommt so was vielleicht in Zukunft nicht mehr auf die Leinwand... bitte bitte?
Ich frage mich ernsthaft, für wen dieser Film gemacht worden ist. Sozialarbeiter, wieder einmal? Oder doch ganz einfach nur für die in Polen ja vielleicht besonders zahlreichen Emo-Girls und Boys, die sich sofort unsterblich verlieben werden in unsere ach so sensiblen Hauptfigur mit den großen, traurigen, kajalumrandeten Augen und dem süßen schwarzen Vollpony? Blöderweise wird der von SUICIDE ROOM zunächst mal als echter Arsch gezeichnet: Ein beliebter, hübscher Junge aus sehr reichem Elternhaus, der nicht nur arrogant und versnobt daherkommt, sondern auch noch vollkommen verzogen ist und sich tatsächlich schreiend auf dem Boden rumwälzt, wenn er mal nicht seinen Willen bekommt. Und bei jeder Kleinigkeit tief verletzt wirkt. Ein verzogenes Rich-Kid-Weichei: Wow, den muss man einfach gern haben.
Was genau das Hauptproblem des Films darstellt: Wie soll man Mitgefühl mit einem krankhaft narzisstischen Penner entwickeln, wie soll er einem leid tun, wie soll man es ertragen, dass er in jeder einzelnen Szene zu sehen ist - und sein kontinuierlich schlimmeres Unglücklichsein der eigentlich einzige Inhalt des Gezeigten ist? Und dann trägt der auch noch meinen Namen. Pfui. Fremdschämen!
Von den erwähnt furchtbaren Animationssequenzen abgesehen, ist SUICIDE ROOM zumindest optisch recht gelungen, der Soundtrack ist gut und die Darstellerleistungen sind sogar sehr gut. Auch, wenn ausnahmslos alle Figuren extrem klischeehaft angelegt sind: sie werden immerhin glaubwürdig zum Leben erweckt. Das macht den Film zumindest noch ansehbar. Aber die billige Moral des Ganzen, die platte Simplifizierung jugendlichen Erlebens, das Internetverständnis auf „Frau im Spiegel"-Niveau und die extrem unsympathische Hauptfigur sind nichts anderes als ärgerlich.
Ja, natürlich nehmen sich Jugendliche viele eigentlich unbedeutsame Sachen sehr zu Herzen, können in tiefen Depressionslöchern landen und sich in ihr Leid bis zum Geht-nicht-mehr hineinsteigern. Natürlich haben viele Eltern nicht den geringsten Draht zu ihrem Nachwuchs und versuchen ihre mangelnde Fürsorge durch materielle Zuwendungen auszugleichen. Natürlich landet man unter solchen Voraussetzungen, erst recht dank des Internets, leicht in falschen Kreisen und mag unter „Gleichgesinnten" schließlich sogar Selbstmord für eine valide oder sogar die einzige Alternative halten. Alles nicht falsch, alles nicht neu.
Aber ein Film sollte versuchen, solche Tatsachen zu abstrahieren oder auf ein entweder künstlerisch wertvolles oder zumindest inhaltlich „unterhaltsames" Level zu bringen. Oder aber eben wenigstens eine Hauptfigur zu entwickeln, für die man sich auch interessieren, mit der man mitleiden mag. Sonst verendet er nämlich als plumper Zeigefinger-Schwenker; als Propagandafilm für Erziehungsberechtigte. Jugendliche Zuschauer selbst wird er nicht erreichen - sollte er sich dafür überhaupt jemals interessiert haben.
war im Metropolis 1, Frankfurt
28 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Suicide Room
- Score [BETA]: 60
- f3a.net: 5/10 28
- IMDb: 6.9/10