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Review Supremacy

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Shite Power
von D.S.

Bei jeder halbwegs professionellen Filmproduktion gibt es am Ende einer jeden Aufnahme einen Fusselcheck: Der Kameraassistent prüft, ob Objektiv und Bildfenster nicht durch Flusen verschmutzt waren. Falls doch, wird die Aufnahme wiederholt. Relativ früh in SUPREMACY kommt es zu einer Schuss-Gegenschuss-Sequenz, die uns einen Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren zeigt – dem nach 15 Jahren Haft frisch entlassenen und sich nach dem Mord an einem Polizisten schon wieder auf der Flucht befindlichen Neonazi Garrett Tully sowie dem alten und gebrechlichen Mr. Walker, dem Vater einer afroamerikanischen Familie, die Tully soeben als Geiseln genommen hat. Über die ganze Laufzeit dieser Sequenz flimmert bei jedem Schuss auf Tully am unteren Bildschirmrand unübersehbar ein dicker Fussel.

Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen: entweder, hier waren Amateure am Werk. Was ein Blick auf die Besetzungsliste, die unter anderem Danny Glover, Joe Anderson und Julie Benz umfasst, recht unwahrscheinlich macht. Oder, es hat einfach keinen der Verantwortlichen wirklich gekümmert, was bei diesem Filmprojekt am Ende rauskommt, wie es aussieht und wie es wirkt. Das klingt vielleicht hart, aber es gibt alleine schon auf technischer Seite eine Vielzahl weiterer Aspekte, die diese These stützen. Wer Lust oder angesichts des selten fesselnden Geschehens auf der Leinwand Langeweile hat, kann zum Beispiel auf Spielzeugfiguren in den Händen kleiner Jungs achten, die plötzlich auftauchen und dann wieder verschwinden; auf Türen, die normal geöffnet, auf der Tonspur aber aufgebrochen werden; oder auch darauf, was eigentlich mit den Führerscheinpapieren von Tullys Fahrerin Doreen passiert ist. Weitaus auffälliger noch sind aber die zahlreichen, urplötzlich eingesetzten, komplett unmotivierten Nahaufnahmen, Unschärfen im Bild und sonstige stilistische Spielereien, die weder zur Handlung noch zum Rhythmus des Films passen.

Das Wort „Abschreibungsprojekt“ ist sicherlich zu extrem, aber richtig viel Mühe hat man sich hier offensichtlich nicht gegeben – auch und erst recht nicht beim Drehbuch, das auf dem wahren Fall von „Aryan Brotherhood“-Führungsmitglied Robert Walter Scully beruht und die Vorfälle möglicherweise sehr realitätsgetreu abbildet, das sprunghafte Verhalten und die teilweise sehr seltsam wirkenden Entscheidungen sämtlicher beteiligten Figuren aber in keinem Moment wirklich nachvollziehbar macht. Bei den Dialogen, in denen die Protagonisten des Öfteren von einer Sekunde auf die andere komplett gegenteilige, widersprüchliche Dinge in stark unterschiedlicher emotionaler Färbung von sich geben. Bei der Figurenzeichnung, die – der geringen Action- und starken Dialoglastigkeit des Films zum Trotz – sehr oberflächlich verbleibt. Genau wie die Message des Films, die kaum über Plattitüden zum Thema „Wir sind doch alle Menschen“ hinauskommt und alles entwickelt, nur keine Kraft.

Die im Mittelpunkt des Films stehende Bedrohungssituation sorgt zwar durchaus für ein gewisses Spannungspotential; die darstellerischen Leistungen sind sogar mehr als im Ordnung. Was SUPREMACY in meinem Buch gerade eben noch so zu 4 Punkten verhilft. Über allem liegt aber eine derartige Lieblosigkeit und dem Thema absolut nicht gerecht werdende Beliebigkeit, dass mehr definitiv nicht drin ist.

staunte im Cinestar, Frankfurt

27 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Supremacy
  • Score [BETA]: 63
  • f3a.net: 4.8/10 27
  • IMDb: 7.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 08:01

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