Reviewer
D.S. * 4.0
Shite Power
Bei jeder halbwegs professionellen Filmproduktion gibt es am Ende einer jeden Aufnahme einen Fusselcheck: Der Kameraassistent prüft, ob Objektiv und Bildfenster nicht durch Flusen verschmutzt waren. Falls doch, wird die Aufnahme wiederholt. Relativ früh in SUPREMACY kommt es zu einer Schuss-Gegenschuss-Sequenz, die uns einen Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren zeigt – dem nach 15 Jahren Haft frisch entlassenen und sich nach dem Mord an einem Polizisten schon wieder auf der Flucht befindlichen Neonazi Garrett Tully sowie dem alten und gebrechlichen Mr. Walker, dem Vater einer afroamerikanischen Familie, die Tully soeben als Geiseln genommen hat. Über die ganze Laufzeit dieser Sequenz flimmert bei jedem Schuss auf Tully am unteren Bildschirmrand unübersehbar ein dicker Fussel.
Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen: entweder, hier waren Amateure am Werk. Was ein Blick auf die Besetzungsliste, die unter anderem Danny Glover, Joe Anderson und Julie Benz umfasst, recht unwahrscheinlich macht. Oder, es hat einfach keinen der Verantwortlichen wirklich gekümmert, was bei diesem Filmprojekt am Ende rauskommt, wie es aussieht und wie es wirkt. Das klingt vielleicht hart, aber es gibt alleine schon auf technischer Seite eine Vielzahl weiterer Aspekte, die diese These stützen. Wer Lust oder angesichts des selten fesselnden Geschehens auf der Leinwand Langeweile hat, kann zum Beispiel auf Spielzeugfiguren in den Händen kleiner Jungs achten, die plötzlich auftauchen und dann wieder verschwinden; auf Türen, die normal geöffnet, auf der Tonspur aber aufgebrochen werden; oder auch darauf, was eigentlich mit den Führerscheinpapieren von Tullys Fahrerin Doreen passiert ist. Weitaus auffälliger noch sind aber die zahlreichen, urplötzlich eingesetzten, komplett unmotivierten Nahaufnahmen, Unschärfen im Bild und sonstige stilistische Spielereien, die weder zur Handlung noch zum Rhythmus des Films passen.
Das Wort â€Abschreibungsprojekt“ ist sicherlich zu extrem, aber richtig viel Mühe hat man sich hier offensichtlich nicht gegeben – auch und erst recht nicht beim Drehbuch, das auf dem wahren Fall von â€Aryan Brotherhood“-Führungsmitglied Robert Walter Scully beruht und die Vorfälle möglicherweise sehr realitätsgetreu abbildet, das sprunghafte Verhalten und die teilweise sehr seltsam wirkenden Entscheidungen sämtlicher beteiligten Figuren aber in keinem Moment wirklich nachvollziehbar macht. Bei den Dialogen, in denen die Protagonisten des Öfteren von einer Sekunde auf die andere komplett gegenteilige, widersprüchliche Dinge in stark unterschiedlicher emotionaler Färbung von sich geben. Bei der Figurenzeichnung, die – der geringen Action- und starken Dialoglastigkeit des Films zum Trotz – sehr oberflächlich verbleibt. Genau wie die Message des Films, die kaum über Plattitüden zum Thema â€Wir sind doch alle Menschen“ hinauskommt und alles entwickelt, nur keine Kraft.
Die im Mittelpunkt des Films stehende Bedrohungssituation sorgt zwar durchaus für ein gewisses Spannungspotential; die darstellerischen Leistungen sind sogar mehr als im Ordnung. Was SUPREMACY in meinem Buch gerade eben noch so zu 4 Punkten verhilft. Über allem liegt aber eine derartige Lieblosigkeit und dem Thema absolut nicht gerecht werdende Beliebigkeit, dass mehr definitiv nicht drin ist.
Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen: entweder, hier waren Amateure am Werk. Was ein Blick auf die Besetzungsliste, die unter anderem Danny Glover, Joe Anderson und Julie Benz umfasst, recht unwahrscheinlich macht. Oder, es hat einfach keinen der Verantwortlichen wirklich gekümmert, was bei diesem Filmprojekt am Ende rauskommt, wie es aussieht und wie es wirkt. Das klingt vielleicht hart, aber es gibt alleine schon auf technischer Seite eine Vielzahl weiterer Aspekte, die diese These stützen. Wer Lust oder angesichts des selten fesselnden Geschehens auf der Leinwand Langeweile hat, kann zum Beispiel auf Spielzeugfiguren in den Händen kleiner Jungs achten, die plötzlich auftauchen und dann wieder verschwinden; auf Türen, die normal geöffnet, auf der Tonspur aber aufgebrochen werden; oder auch darauf, was eigentlich mit den Führerscheinpapieren von Tullys Fahrerin Doreen passiert ist. Weitaus auffälliger noch sind aber die zahlreichen, urplötzlich eingesetzten, komplett unmotivierten Nahaufnahmen, Unschärfen im Bild und sonstige stilistische Spielereien, die weder zur Handlung noch zum Rhythmus des Films passen.
Das Wort â€Abschreibungsprojekt“ ist sicherlich zu extrem, aber richtig viel Mühe hat man sich hier offensichtlich nicht gegeben – auch und erst recht nicht beim Drehbuch, das auf dem wahren Fall von â€Aryan Brotherhood“-Führungsmitglied Robert Walter Scully beruht und die Vorfälle möglicherweise sehr realitätsgetreu abbildet, das sprunghafte Verhalten und die teilweise sehr seltsam wirkenden Entscheidungen sämtlicher beteiligten Figuren aber in keinem Moment wirklich nachvollziehbar macht. Bei den Dialogen, in denen die Protagonisten des Öfteren von einer Sekunde auf die andere komplett gegenteilige, widersprüchliche Dinge in stark unterschiedlicher emotionaler Färbung von sich geben. Bei der Figurenzeichnung, die – der geringen Action- und starken Dialoglastigkeit des Films zum Trotz – sehr oberflächlich verbleibt. Genau wie die Message des Films, die kaum über Plattitüden zum Thema â€Wir sind doch alle Menschen“ hinauskommt und alles entwickelt, nur keine Kraft.
Die im Mittelpunkt des Films stehende Bedrohungssituation sorgt zwar durchaus für ein gewisses Spannungspotential; die darstellerischen Leistungen sind sogar mehr als im Ordnung. Was SUPREMACY in meinem Buch gerade eben noch so zu 4 Punkten verhilft. Über allem liegt aber eine derartige Lieblosigkeit und dem Thema absolut nicht gerecht werdende Beliebigkeit, dass mehr definitiv nicht drin ist.
guckte im Cinestar, Frankfurt
ArthurA * 8.0
Danny Glover at his best
Supremacy ist kein Film, an den man sich aufgrund seiner wendungsreichen Geschichte erinnern wird. Die Ereignisse entsprechen dem etablierten Muster von ähnlichen Filmen. Seine Stärke zieht er vor allem aus den Performances seiner Darsteller. Joe Anderson ist als unberechenbarer Fanatiker sehr überzeugend, doch der wahre Star hier ist Danny Glover. So gut hat man ihn lange nicht gesehen, vielleicht gar noch nie. Zwar hat er in Lethal Weapon schon lange behauptet, er sei “zu alt für diesen Scheißâ€, doch in Supremacy spielt er wirklich alt. Alt, gebrechlich, schwerfällig – seine Figur Walter ist physisch in keiner guten Verfassung. Doch innerlich lodern in ihm ein Feuer und eine eiserne Entschlossenheit, seine Familie aus der Situation heil herauszubringen. In jeder Szene zwischen ihm und Anderson brodelt es gewaltig unter der Oberfläche und man hat das Gefühl, dass der Timer jederzeit auf Null springt und die Bombe explodiert. Dadurch verliert der Film trotz der vorhersehbaren Entwicklungen niemals an Spannung und Tempo und die Wortgefechte zwischen den Figuren sowie die emotionale Achterbahn, die der Zuschauer gemeinsam mit den Charakteren miterlebt, sind spannender als die meisten Horror- oder Actionfilme. Es ist zwar einerseits schade, dass der starke Fokus auf Glover und Anderson dafür sorgt, dass Darsteller wie Derek Luke (als Walters entfremdeter Sohn, der als Polizist nach dem Pärchen sucht) und Julie Benz als dessen Ehefrau völlig verschwendet sind, doch andererseits möchte man auch keine Szene von Glover missen.
war im Cinedom, Köln
Herr_Kees * 4.0
Schwarz-Weiß-Malerei
Der Film macht leider so gar nichts aus seinem potenziellen Zündstoff, beruhend auf wahren Begebenheiten – weder einen spannenden Thriller, noch ein packendes Psychodrama. Dazu ist das Drehbuch zu schwach, die Inszenierung zu beliebig und den Schauspielern fehlt es an Gewicht.
27 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Supremacy
- Score [BETA]: 63
- f3a.net: 4.8/10 27
- IMDb: 7.8/10