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Review Thirst - Durst

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Dieser Review enthält SPOILER!

Muß ruhen
von Rohrkrepierer

Park Chan-Wook hat es geschafft. Er hat seine eigene Filmsprache gefunden. Dieser Mann muß nichts mehr beweisen, er hat in einem für Film und Kino sehr starken Land einen eigenen Pfad zu einem Weg ausgetreten, auf dem derzeit und vielleicht für alle Jahre nur er selbst die Richtung nicht verlieren kann. Ein Ziel auf diesem Weg? Gibt es wohl nicht, denn sein Weg führt nirgendwo hin, verharrt in reinsten Stilformen.

Mit seinem neuen Werk "Thirst" beweist er dieses erneut sehr beeindruckend. "Thirst" ist zerfahren in seiner Geschichte und auch ohne Kenntnis des zugrundeliegenden Buches Emile Zolas denke ich, daß der von Park Chan-Wook zusätzlich eingebrachte Vampirismus mächtig aufgesetzt und als störend für eine geradlinige Geschichte ist.

Kein klarer Rahmen ist zu erkennen, zu viele Handlungsebenen werden eröffnet und nicht befriedigend zu Ende gebracht. Der Spannungsaufbau scheint gelegentlich vorhanden, zerbricht dann aber wieder in tausend Einzelteile und Song Kang-Ho dient trotz wieder einmal brillantem Spiels nicht als Identifikationsfigur und kann den komplexen Verlauf nicht zusammenhalten.

Soll Park Chan-Wook versagt haben? Nein! Nicht im Geringsten. "Thirst" packt mich. Park Chan-Wook bringt mich ständig zum Grübeln, zum Weinen und Schlucken. In all seiner Konfusion sehe ich "Thirst" als Kunstwerk und als logische Folge eines "I’m a cyborg, but thats ok". Eine von der Welt enttäuschte und entrückte weibliche Figur erfährt Anerkennung, Unterstützung - doch entdeckt sie sich selbst neu dabei und nutzt ihre neuerlangte Macht um ihre über Jahre angestaute Frustration zu entladen und schlußendlich daran - anders als im Quasivorgänger - zu verzweifeln.

Eine weibliche Figur? Ja, denn für mich stellt Kim Ok-Vin als Tae-Joo die eigentliche Hauptfigur in "Thirst" dar. Um ihre zarte und gleichermaßen kraftvolle Präsenz herum entspinnt sich die Geschichte, ist ein klarerer Rahmen erkennbar. Ihr wundervolles, packendes Spiel, ihre von Beginn an vorgezeichnete Entwicklung, all das kommt perfekt auf den Punkt gespielt und rührt mich zu Herzen im selben Maße, wie es mich erschreckt und schockiert.

Vielleicht das schwächste Werk des Regisseurs bislang, vielleicht aber auch sein komplexestes das sich über Jahre entwickeln muß. Erst nach dieser Zeit wage ich "Thirst" wirklich beurteilen zu können. Bis dahin behalte ich seine Bilder, seine Stimmungsschwankungen und die unfassbar gute Musik in meinem Kopf und erlaube diesen jederzeit - wie all seinen Vorgängerwerken auch - den Weg in mein Herz zu begehen.

goutierte im Cinecitta' 3, Nürnberg

69 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Thirst - Durst
  • Score [BETA]: 78
  • f3a.net: 7.7/10 69
  • IMDb: 7.8/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 04:20

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