s Trauma (1993) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Trauma

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 6.5

Traumatische Aura Hollywoods

„Trauma“ war Dario Argentos erster echter, alleiniger Film in den Staaten. Zuvor hatte er sich zwar mit Romero schon „Two Evil Eyes“ brüderlich geteilt, doch nun waren alle Augen solo auf Argento gerichtet, nachdem er sich mit einer Reihe von Euro-Schockern und meisterhaften Giallos schon längst einen Platz im Olymp der „abseitigen“ Filmkunst geschaffen hatte. Wer möge es ihm (und in Wechselwirkung auch Hollywood) da verübeln, dass er auch mal auf die höheren Budgets und größeren Möglichkeiten und weitere Zielgruppe des Westens zugreifen wollte, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Und obwohl der Ruf von „Trauma“ alles andere als gut ist, die Legenden von extremen Anpassungsschwierigkeiten am Set erzählen, wo die amerikanischen Stars sich sogar lustig über den kauzigen und sehr eigenen Italiener gemacht haben sollen, ist das Endergebnis erstaunlich stringent, stark und „argento“. Erzählt wird von einem Mörder in einer recht grauen, undefinierbaren US-Vorstadtgegend, der seine Opfer unfassbar fies mit einer mechanischen Schlinge (!) einen Kopf kürzer macht. Da kommt die junge, psychisch labile Aura ins Spiel, die immer wieder aus der Anstalt und von ihrer seltsamen Familie flieht und sich dabei in einen jungen Mann verliebt, der eigentlich nur helfen und für sie da sein will. Dabei wird das ungewöhnliche Paar natürlich schnell in den Dunstkreis des perfiden Täters gezogen und muss um sein Leben ermitteln, bangen, kämpfen…

Kopf ab, Reputation da

„Trauma“ bleibt definitiv im Gedächtnis. Und mir zum Glück (anders als vielen Kritikern, gerade zu seinem Release damals) zum Glück positiv. Egal wie hölzern manch eine Inszenierung und manch ein Schnitt im Gegensatz zum „perfekten“, glatten Hollywood sein mag. Egal wie steif Asia Argento spielt. Egal wie viel besser man meint es von Argento 10-15 Jahre zuvor in Italien gesehen zu haben. Egal wie sehr sich US-Thriller-Atmosphäre und Giallogewohnheiten beißen könnten. Egal wie wenig Sinn manch ein Twist macht. Egal wie wenig Chemie zwischen dem hauptsächlichen Pärchen da zu sein scheint. Egal wie „lächerlich“ (oder beängstigend?) sprechende (!), abgetrennte Köpfe wirken können. Egal wie sehr mir Goblin und Konsortien fehlen. An „Trauma“ gefällt mir dennoch eine ebenso lange, wenn nicht sogar noch ausufernde, subjektivere Litanei. Asia ist heiß, obwohl man bei ihren immer etwas kindlichen Charme und seltsamen Vater-Tochter-Verhältnis bei solchen Aussagen immer etwas ins Stocken gerät. Der säuselnde Score hat seine ganz eigene Aura (haha!). Die Mordwaffe ist eine der fieseren und kreativeren in der gesamten Horrorhistorie. Brad Dourif für ein paar Minuten - sage ich nie nein zu. Die staubige, traumwandlerische Beleuchtung. Und eben diese ganz spezielle Fusion aus Not-so-Bella Italia und typischen US-Thrillern dieser Zeit (etwa „The Bone Collector“) - das geht für mich nie weg, das bleibt und hebt ihn über seine filmischen Zeitkollegen, egal ob aus Europa oder Italien. Wenn man mal solche Goldstandards wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“ ausklammert.

Fazit: Alles andere als Argentos Aussetzer! „Trauma“ ist ein American Giallo der brutaleren und alptraumhafteren Sorte, wie ihn fast nur Dario machen konnte. Schönes Teil, das mittlerweile deutlich rehabilitiert sein müsste. Selbst wenn Argentos allergrößten Glanztage ohne Frage vorbei waren, kann sich auch dieser Serienkillerchiller noch sehen lassen!

6 Bewertungen auf f3a.net

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Trauma
  • f3a.net: 6.6/10 6
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-10-12 01:30

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