Reviewer
Astrogirl * 6.0
Bedtime 9:30pm
Zwei Kids besuchen die Großeltern, die sie noch nie gesehen haben. Mit dabei Kameras, die sich ständig im Aufnahmemodus befinden und einen "Blair Witch Project"-Charme versprühen. Dass M. Night Shyamalan bisher eher mystische Filme herausbrachte, merkt man "The Visit" an. Gänsehautfeeling stellte sich bei mir nicht wirklich ein und auch Schockmomente hielten sich in Grenzen. Nichtsdestotrotz wurde man dank zweier hervorragender Jungschauspieler, Olivia De Jonge und Ed Oxenbould, die gut zusammen interagierten, sehr gut unterhalten. Der Film enthält gruselige, mystische wie auch komische Elemente und befindet sich auf der Grenze zwischen Horror- und Mysteryfilm.
Für die, die schon immer mal einen Horrorfilm gucken wollten, aber sich nicht zu gucken wagten, ist der Film ein guter Einstieg ins Horror-Genre.
Für die, die schon immer mal einen Horrorfilm gucken wollten, aber sich nicht zu gucken wagten, ist der Film ein guter Einstieg ins Horror-Genre.
glotzte im Cinemaxx, München
BuzzG * 6.0
Halbvoll oder halbleer?
Auszug aus meiner Kritik:
"Analog zu der Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer sei, darf man sich nach der Sichtung von „The Visit“ fragen, ob das Werk nun halb gut oder halb schlecht ist. Als triumphales Comeback Shyamalans kann man die Arbeit ganz sicher nicht bezeichnen, dennoch fällt die Entscheidung für mich letztlich eher im positiven Sinne aus: Sieht man über den inzwischen arg nervigen Dokumentationscharakter mit Metaebene und zahllose, verbale Zitate hinweg, ist „The Visit“ ein Film, der sicher keine tiefen Spuren hinterlassen wird, aber auf seine extrem eigentümliche Weise Spaß macht. Shyamalan schlägt mehr als nur die Schock- oder Gruseltaste an und überzieht seinen Schrecken außerdem mit einer dicken Glasur galligen Humors. Vorbei ist die Zeit der langen, bedeutungsschwangeren Blicke und geflüsterten Worte, die bis „Das Mädchen aus dem Wasser“ (2006) ein Markenzeichen des Regisseurs gewesen sind. Hier kommt eine flotte und auf den ersten Blick konventionelle Genrenummer, die aber im Verlauf genüsslich aus der Bahn fliegt und manchem Zuschauer böse vor den Kopf stoßen könnte."
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"Analog zu der Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer sei, darf man sich nach der Sichtung von „The Visit“ fragen, ob das Werk nun halb gut oder halb schlecht ist. Als triumphales Comeback Shyamalans kann man die Arbeit ganz sicher nicht bezeichnen, dennoch fällt die Entscheidung für mich letztlich eher im positiven Sinne aus: Sieht man über den inzwischen arg nervigen Dokumentationscharakter mit Metaebene und zahllose, verbale Zitate hinweg, ist „The Visit“ ein Film, der sicher keine tiefen Spuren hinterlassen wird, aber auf seine extrem eigentümliche Weise Spaß macht. Shyamalan schlägt mehr als nur die Schock- oder Gruseltaste an und überzieht seinen Schrecken außerdem mit einer dicken Glasur galligen Humors. Vorbei ist die Zeit der langen, bedeutungsschwangeren Blicke und geflüsterten Worte, die bis „Das Mädchen aus dem Wasser“ (2006) ein Markenzeichen des Regisseurs gewesen sind. Hier kommt eine flotte und auf den ersten Blick konventionelle Genrenummer, die aber im Verlauf genüsslich aus der Bahn fliegt und manchem Zuschauer böse vor den Kopf stoßen könnte."
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D.S. * 4.5
Deutsch-Rap muss sterben, damit wir leben können
Es war einmal ein talentierter Nachwuchsregisseur namens M. Night Shyamalan. Der realisierte 1999 mit THE SIXTH SENSE einen Film, dessen Ende auf nahezu ungekannte Weise die gesamte vorherige Handlung auf den Kopf stellte – was ihm weltweite Aufmerksamkeit bescherte. Dadurch wurde der Regisseur zum Vorbild für viele andere, meist weniger talentierte Filmemacher, und auch für sich selbst: Ein maximal großer, unvorhersehbarer Twist im Finale wurde (zumindest vorübergehend) gewissermaßen zu seinem Trademark – was diesen dann natürlich nicht mehr ganz so unvorhersehbar wirken ließ.
Wie dem auch sei, Shyamalan feierte nach SIXTH SENSE noch einige größere Erfolge, in jüngeren Jahren erwiesen sich seine regelmäßig religiös verbrämten Drehbuch- und Regieprojekte jedoch immer öfter als künstlerische (DEVIL) und auch kommerzielle (AFTER EARTH) Flops.
2015 nun scheint seine Karriere in derart schweres Fahrwasser geraten zu sein, dass er sich für die Veröffentlichung seines neuesten Films mit einem ausgewiesenen Billigspezialisten zusammentun musste: Er ließ seinen bereits fertig gedrehten und geschnittenen THE VISIT im Nachgang von Jason Blum (PARANORMAL ACTIVITY usw.) „produzieren“, um so einen Vertriebsdeal mit Universal ergattern zu können. Da passt es natürlich ideal, dass es sich bei dem Streifen um eine Pseudo-Dokumentation handelt, um ein mit Handheld-Cameras aus der Subjektiven gefilmtes, auf einen Score verzichtendes, auf Authentizität getrimmtes Video-Tagebuch.
Man nennt das Genre auch „Found Footage“, und Blumhouse Productions hat es mit einer ganzen Reihe von Franchises zur Gelddruckmaschine perfektioniert – oder totgeritten, wie eine immer größere Zahl von Kritikern befindet. Ich persönlich hege ja grundsätzlich durchaus Sympathien für Filme dieser Machart, da sie den Zuschauer unvergleichlich nahe ans Geschehen heranführen und so für extreme Intensität sorgen können – während sie gleichzeitig unseren Blick auf die Handlungsrealität auf den des filmenden Protagonisten beschränken, damit also gewaltiges Potential für fundamentale Überraschungen haben. Shyamalan aber scheint diesen Filmstil für THE VISIT vor allem aus einem anderen, wesentlich profaneren Grund gewählt zu haben: Found-Footage-Streifen sind konkurrenzlos günstig zu produzieren.
Von einer Sequenz abgesehen nämlich, in der die Unmittelbarkeit der verwackelten Subjektiven tatsächlich adrenalinerhöhend genutzt wird, offenbaren weder Handlung noch Inszenierung auch nur den geringsten Grund für diese Erzählweise. Im Gegenteil, der Film quält sich sichtlich, um irgendwie mit einer – dann auch ungewöhnlich unglaubwürdig wirkenden – Begründung dafür aufwarten zu können: Eine der Hauptfiguren, die Teenagerin Becca (Olivia DeJonge), wird uns als Filmemacherin in spe vorgestellt, die den erstmaligen Besuch bei den Großeltern nutzen will, um ein Dokudrama über die Kindheit und Familiengeschichte ihrer Mutter zu drehen. Deshalb hat sie nicht nur zwei Kameras dabei (von denen sie eine bald an ihren Bruder abgibt, damit er für eine zusätzliche filmische Perspektive sorgen kann), sondern wirft auch in einem fort sensationell unpassend und anti-authentisch mit entsprechenden Buzzwords und Fachausdrücken um sich – und beweist auch ansonsten weder Sensibilität für ihre „Subjekte“ noch Verständnis für ihr Sujet. Das mag sich jetzt alles gar nicht mal so überaus unglaubwürdig anhören, aber glaubt mir: Beccas ständiges Alles-Filmen fühlt sich trotz ihres Backstory-Set-ups nicht einen Deut realistischer an das in anderen Found-Footage-Filmen. Die regelmäßigen Versuche von THE VISIT, es durch ihre Regie-Aspirationen zu begründen, heben die verkrampfte Bemühtheit dieser Begründung letztlich nur noch mal besonders hervor.
Verglichen mit der zweiten Hauptfigur, dem jüngerem Bruder Tyler (Ed Oxenbould), wirkt Becca aber fast schon natürlich. Und vor allem sympathisch. Bei ihm handelt es sich nämlich um einen unerträglich anstrengenden Möchtegern-Rapper mit dem Alias „T-Diamond“, der bei jeder unpassenden Gelegenheit erst mal schlechtes Rhymes über Bitches und Hoes in die Luft haspelt. Okay, kleine Kinder SIND nervig, aber hier regiert eindeutig nur noch Fremdscham. Gegen Tyler ist Dennis (The Menace) ein echt netter Typ von nebenan, den man sich tatsächlich genau so in der echten Welt vorstellen könnte.
Aber, um fair zu bleiben: Ich habe THE VISIT nicht beim FFF gesehen, sondern bei einer Pressevorführung. In der deutschen Fassung. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich das Kinder-Gerappe im Original wesentlich weniger gezwungen, peinlich und hölzern anhört. In Deutsch jedoch hat es alleine bereits gereicht, um den Streifen fast komplett unerträglich zu machen. Sich dauernd gegen die Stirn schlagen müssen und Filmgenuss schließen sich nun mal ziemlich aus.
Derartige Peinlichkeiten sind jedoch nicht das einzige Problem von THE VISIT. Ein anderes ist das Pacing: Nach seinem betulichen Einstieg – bleibt der Film erst mal betulich. Nach einiger Zeit werden wir dann aus der Sicht der Kids zwar Zeuge, wie sich die Großeltern höchst merkwürdig verhalten. Allerdings sind und bleiben dies zunächst nur kurze Highlights. Die Merkwürdigkeiten werden von Becca und Tyler kaum weiter hinterfragt, die Handlung verfällt fast direkt wieder in ihren gemächlichen Trott. Und es dauert bis zum letzten Filmdrittel, bis sich an Tempo – und gefühlter Bedrohungssituation – endlich etwas ändert. Falls es das Ziel war, über sich steigernde Absonderlichkeiten langsam und nachhaltig eine sich ebenso steigernde Gruselatmosphäre zu erzeugen: das ist leider gescheitert. Nicht zuletzt dank des pseudo-realistischen Erzählstils, der uns bis zum Showdown immer wieder mit Nebensächlichkeiten wie Geschwister-Streitereien oder Skype-Chats mit der Mutter aus jeder potentiellen Anspannung herausreißt.
Was schade ist, denn die Storyidee als solche ist gar nicht mal so schlecht. Und wenn auch die Figurenzeichnung grundsätzlich etwas plump wirkt: Zumindest die relativ namhaften Darsteller der Großeltern (Deanna Dunagan, AUGUST: OSAGE COUNTY und Peter McRobbie, INHERENT VICE) machen einen wirklich guten Job und erwecken ihre Figuren zu einem mitunter durchaus verstörenden Leben. Einige ihrer Szenen sorgen für wohliges Schaudern, einige sind tatsächlich tiefgehend unangenehm. Im Finale verfügt THE VISIT dann glatt über einen Moment, der zu den ekligsten, beeindruckend fiesesten der jüngeren Filmgeschichte gehören dürfte – und das ganz ohne Gore und Gesplattere.
Ob man die Auflösung der Story dann als gelungen empfindet, ist sicherlich Geschmacks- und Erfahrungsfrage. Konsequenz und Überraschungspotential ist ihr aber nicht abzusprechen. Aufs Ganze gesehen ist THE VISIT deshalb auch sicher kein kompletter Reinfall. Er wirkt jedoch viel zu bemüht, ungelenk, über weite Strecken belanglos und – zumindest in der deutschen Fassung – schlicht peinlich, um positiv in Erinnerung zu bleiben. Da wäre definitiv mehr drin gewesen. Insbesondere mehr Atmosphäre. Bei mehr Gewicht auf der Story – statt auf verkrampften Erzählspielereien. Sowie schlechten Raps. So jedoch bleiben maximal 4,5 Punkte zu vermelden. Kein überzeugendes Comeback, Mr. Shyamalan.
Wie dem auch sei, Shyamalan feierte nach SIXTH SENSE noch einige größere Erfolge, in jüngeren Jahren erwiesen sich seine regelmäßig religiös verbrämten Drehbuch- und Regieprojekte jedoch immer öfter als künstlerische (DEVIL) und auch kommerzielle (AFTER EARTH) Flops.
2015 nun scheint seine Karriere in derart schweres Fahrwasser geraten zu sein, dass er sich für die Veröffentlichung seines neuesten Films mit einem ausgewiesenen Billigspezialisten zusammentun musste: Er ließ seinen bereits fertig gedrehten und geschnittenen THE VISIT im Nachgang von Jason Blum (PARANORMAL ACTIVITY usw.) „produzieren“, um so einen Vertriebsdeal mit Universal ergattern zu können. Da passt es natürlich ideal, dass es sich bei dem Streifen um eine Pseudo-Dokumentation handelt, um ein mit Handheld-Cameras aus der Subjektiven gefilmtes, auf einen Score verzichtendes, auf Authentizität getrimmtes Video-Tagebuch.
Man nennt das Genre auch „Found Footage“, und Blumhouse Productions hat es mit einer ganzen Reihe von Franchises zur Gelddruckmaschine perfektioniert – oder totgeritten, wie eine immer größere Zahl von Kritikern befindet. Ich persönlich hege ja grundsätzlich durchaus Sympathien für Filme dieser Machart, da sie den Zuschauer unvergleichlich nahe ans Geschehen heranführen und so für extreme Intensität sorgen können – während sie gleichzeitig unseren Blick auf die Handlungsrealität auf den des filmenden Protagonisten beschränken, damit also gewaltiges Potential für fundamentale Überraschungen haben. Shyamalan aber scheint diesen Filmstil für THE VISIT vor allem aus einem anderen, wesentlich profaneren Grund gewählt zu haben: Found-Footage-Streifen sind konkurrenzlos günstig zu produzieren.
Von einer Sequenz abgesehen nämlich, in der die Unmittelbarkeit der verwackelten Subjektiven tatsächlich adrenalinerhöhend genutzt wird, offenbaren weder Handlung noch Inszenierung auch nur den geringsten Grund für diese Erzählweise. Im Gegenteil, der Film quält sich sichtlich, um irgendwie mit einer – dann auch ungewöhnlich unglaubwürdig wirkenden – Begründung dafür aufwarten zu können: Eine der Hauptfiguren, die Teenagerin Becca (Olivia DeJonge), wird uns als Filmemacherin in spe vorgestellt, die den erstmaligen Besuch bei den Großeltern nutzen will, um ein Dokudrama über die Kindheit und Familiengeschichte ihrer Mutter zu drehen. Deshalb hat sie nicht nur zwei Kameras dabei (von denen sie eine bald an ihren Bruder abgibt, damit er für eine zusätzliche filmische Perspektive sorgen kann), sondern wirft auch in einem fort sensationell unpassend und anti-authentisch mit entsprechenden Buzzwords und Fachausdrücken um sich – und beweist auch ansonsten weder Sensibilität für ihre „Subjekte“ noch Verständnis für ihr Sujet. Das mag sich jetzt alles gar nicht mal so überaus unglaubwürdig anhören, aber glaubt mir: Beccas ständiges Alles-Filmen fühlt sich trotz ihres Backstory-Set-ups nicht einen Deut realistischer an das in anderen Found-Footage-Filmen. Die regelmäßigen Versuche von THE VISIT, es durch ihre Regie-Aspirationen zu begründen, heben die verkrampfte Bemühtheit dieser Begründung letztlich nur noch mal besonders hervor.
Verglichen mit der zweiten Hauptfigur, dem jüngerem Bruder Tyler (Ed Oxenbould), wirkt Becca aber fast schon natürlich. Und vor allem sympathisch. Bei ihm handelt es sich nämlich um einen unerträglich anstrengenden Möchtegern-Rapper mit dem Alias „T-Diamond“, der bei jeder unpassenden Gelegenheit erst mal schlechtes Rhymes über Bitches und Hoes in die Luft haspelt. Okay, kleine Kinder SIND nervig, aber hier regiert eindeutig nur noch Fremdscham. Gegen Tyler ist Dennis (The Menace) ein echt netter Typ von nebenan, den man sich tatsächlich genau so in der echten Welt vorstellen könnte.
Aber, um fair zu bleiben: Ich habe THE VISIT nicht beim FFF gesehen, sondern bei einer Pressevorführung. In der deutschen Fassung. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich das Kinder-Gerappe im Original wesentlich weniger gezwungen, peinlich und hölzern anhört. In Deutsch jedoch hat es alleine bereits gereicht, um den Streifen fast komplett unerträglich zu machen. Sich dauernd gegen die Stirn schlagen müssen und Filmgenuss schließen sich nun mal ziemlich aus.
Derartige Peinlichkeiten sind jedoch nicht das einzige Problem von THE VISIT. Ein anderes ist das Pacing: Nach seinem betulichen Einstieg – bleibt der Film erst mal betulich. Nach einiger Zeit werden wir dann aus der Sicht der Kids zwar Zeuge, wie sich die Großeltern höchst merkwürdig verhalten. Allerdings sind und bleiben dies zunächst nur kurze Highlights. Die Merkwürdigkeiten werden von Becca und Tyler kaum weiter hinterfragt, die Handlung verfällt fast direkt wieder in ihren gemächlichen Trott. Und es dauert bis zum letzten Filmdrittel, bis sich an Tempo – und gefühlter Bedrohungssituation – endlich etwas ändert. Falls es das Ziel war, über sich steigernde Absonderlichkeiten langsam und nachhaltig eine sich ebenso steigernde Gruselatmosphäre zu erzeugen: das ist leider gescheitert. Nicht zuletzt dank des pseudo-realistischen Erzählstils, der uns bis zum Showdown immer wieder mit Nebensächlichkeiten wie Geschwister-Streitereien oder Skype-Chats mit der Mutter aus jeder potentiellen Anspannung herausreißt.
Was schade ist, denn die Storyidee als solche ist gar nicht mal so schlecht. Und wenn auch die Figurenzeichnung grundsätzlich etwas plump wirkt: Zumindest die relativ namhaften Darsteller der Großeltern (Deanna Dunagan, AUGUST: OSAGE COUNTY und Peter McRobbie, INHERENT VICE) machen einen wirklich guten Job und erwecken ihre Figuren zu einem mitunter durchaus verstörenden Leben. Einige ihrer Szenen sorgen für wohliges Schaudern, einige sind tatsächlich tiefgehend unangenehm. Im Finale verfügt THE VISIT dann glatt über einen Moment, der zu den ekligsten, beeindruckend fiesesten der jüngeren Filmgeschichte gehören dürfte – und das ganz ohne Gore und Gesplattere.
Ob man die Auflösung der Story dann als gelungen empfindet, ist sicherlich Geschmacks- und Erfahrungsfrage. Konsequenz und Überraschungspotential ist ihr aber nicht abzusprechen. Aufs Ganze gesehen ist THE VISIT deshalb auch sicher kein kompletter Reinfall. Er wirkt jedoch viel zu bemüht, ungelenk, über weite Strecken belanglos und – zumindest in der deutschen Fassung – schlicht peinlich, um positiv in Erinnerung zu bleiben. Da wäre definitiv mehr drin gewesen. Insbesondere mehr Atmosphäre. Bei mehr Gewicht auf der Story – statt auf verkrampften Erzählspielereien. Sowie schlechten Raps. So jedoch bleiben maximal 4,5 Punkte zu vermelden. Kein überzeugendes Comeback, Mr. Shyamalan.
BITESCREEN * 5.0
Kreischen statt Keksen
Ein Besuch bei den Großeltern ist für die meisten Kinder der blanke Horror – zumindest in der Filmwelt. Rebecca und Tyler hingegen glühen vor Vorfreude – schließlich sehen sie ihre zum ersten Mal. Und da M. Night Shyamalans Rückkehr zum Gruselgenre ein Found-Footage-Film ist, drehen sie gleich eine Dokumentation darüber. Die nimmt jedoch schnell finstere Formen an, als Oma und Opa nachts wie bekloppt durch die Wohnung krabbeln, die Schrotflinte zum Reinigen in den Mund stecken oder die Kleinen zum Putzen in den Backofen lotsen – und Altersdemenz ist hier wohl kaum das Problem. Stimmt: "The Visit" punktet mit ungewohnt schrägem Humor und gelegentlich fiesem Horror. Dafür kommt der Low-Budget-Thriller nur langsam in die Gänge, nervt mit zwei brabbelnden und manchmal gar rappenden Mini-Schauspielern, während Ex-Twist-Spezialist Shyamalan nur ein enttäuschendes Ende dranhängt.
Herr_Kees * 7.0
Großmutter, warum hast Du so einen großen Keller?
M. Night Shyamalans Neustart im Found-Footage-Genre ist überraschenderweise sein bester – und unheimlichster – Film seit Jahren: glaubwürdig und erstaunlich "down to earth", sardonisch-komisch und fast über die gesamte Laufzeit unterschwellig bedrohlich und spannend.
Dabei ist zu verschmerzen, das die Kameras nicht immer logisch oder nachvollziehbar "echt" platziert sind und dass der Junge als Rapper nicht wirklich talentiert ist. Die Auflösung am Ende ist verblüffend einfach und konventionell, aber das macht nichts, da Shyamalan dieses Mal nicht den ganzen Film darauf hin inszeniert, sondern sich alles harmonisch zusammenfügt.
Wer allerdings diesen Film bei der FSK ab 12 freigegeben hat, der hat wohl wirklich etwas gegen Kinder.
Dabei ist zu verschmerzen, das die Kameras nicht immer logisch oder nachvollziehbar "echt" platziert sind und dass der Junge als Rapper nicht wirklich talentiert ist. Die Auflösung am Ende ist verblüffend einfach und konventionell, aber das macht nichts, da Shyamalan dieses Mal nicht den ganzen Film darauf hin inszeniert, sondern sich alles harmonisch zusammenfügt.
Wer allerdings diesen Film bei der FSK ab 12 freigegeben hat, der hat wohl wirklich etwas gegen Kinder.
Leimbacher-Mario * 7.5
Oma & Opa sind immer einen Besuch wert
Von 0 in den Hollywood-Olymp & zu Vergleichen mit Hitchcock - und wieder zurück auf den harten Boden der Tatsachen. All das hat der Twistmeister M. Night Shyamalan in den letzten 15 Jahren erlebt - von Meisterwerken, die zu meinen Lieblingen gehören, wie "The Sixth Sense", "Unbreakable" oder "Signs", bis hin zu Augenkrebs wie "Lady in The Water" oder "After Earth". Nun hieß es für ihn nicht nur, Fans & vielleicht sogar übereifrige Kritiker wieder einzufangen, sich selbst zu rehabilitieren & bei den Basics anzufangen, sondern ganz einfach/schwer: endlich wieder einen guten Film zu machen!
Was eignet sich dafür besser als eine kleine, feine Gruselstory, für nur ganz wenige $$$ gedreht, die gleichzeitig auch noch doppelbödige Kritikerabrechnung & simpler Neuanfang ist!? Denn genau das ist "The Visit" - um den Stein direkt vom Herzen zu haben: ich finde, ein guter, sehenswerter Film, gerade für Horrorfans. Trotz sonst oft nervigem Found-Footage-Style, trotz oft ebenso komplizierter Kinderschauspieler, trotz Blumhouse als Produzenten im Rücken - ich hatte überraschend viel Spaß beim Kinobesuch! Von Grusel über Ekel bis Witz war vieles dabei, genug Abwechslung auf dem Wochentrip zweier Kinder zu ihren mysteriösen Großeltern. Sogar die Shyamalan-typische, finale Wendung zog auch 15 Jahre nach "Ich sehe tote Menschen!" im Kino hörbar. Was aber wohl auch am geringeren Altersdurchschnitt (& IQ-Schnitt?) im Kino lag, von denen die meisten "Sixth Sense" leider wohl noch nicht mal gesehen haben...
Trotzdem fand ich nicht nur den ***SPOILER***realistischen & dadurch umso effektiveren, nicht übernatürlichen Twist gelungen, auch einzelne Passagen machten mir mehr Spaß als erwartet. Von einfachen Jump-Scares bis zu einer bedrohlichen Stimmung & einem grandios-gruseligen alten Ehepaar spielt der Film abwechslungsreich auf der Horrortonleiter. Als positive Überraschung nahm ich den Witz & die Situationskomik im Film auf. Ich hoffe nur, die war auch gewollt, sonst sollte man M. Night echt keine Filme mehr machen lassen. Schaut euch den Film, wenn es geht, in der OV an, denn der kleine Junge rappt nicht gerade wenig, was auf Deutsch nahezu unerträglich wirkt - und das sagt ein Hip-Hop-Fan! Man spürt sowohl die entfernte Last von Shyamalans Schultern durch das Mini-Budget, die Leidenschaft für die gruselige Idee, einen der schönsten Orte für Kinder zum Alptraum werden zu lassen, als auch die Wut auf seine überharten Kritiker, die selbst doch noch nicht mal gute Filme (er-)kennen würden. Über mehrere Ebenen gibt es also genug zu entdecken. ***SPOILER***Nur die Aussage bzw. das Ende, dass Wut keine Lösung sei & man verzeihen soll, fand ich etwas unpassend & aufgesetzt!
Fazit: ein kleiner Schritt für die Horrorwelt, aber ein großer in die richtige Richtung für den gebeutelten Regisseur! Ein kurzweiliger Grusel mit viel mehr Lachern als erwartet!
Was eignet sich dafür besser als eine kleine, feine Gruselstory, für nur ganz wenige $$$ gedreht, die gleichzeitig auch noch doppelbödige Kritikerabrechnung & simpler Neuanfang ist!? Denn genau das ist "The Visit" - um den Stein direkt vom Herzen zu haben: ich finde, ein guter, sehenswerter Film, gerade für Horrorfans. Trotz sonst oft nervigem Found-Footage-Style, trotz oft ebenso komplizierter Kinderschauspieler, trotz Blumhouse als Produzenten im Rücken - ich hatte überraschend viel Spaß beim Kinobesuch! Von Grusel über Ekel bis Witz war vieles dabei, genug Abwechslung auf dem Wochentrip zweier Kinder zu ihren mysteriösen Großeltern. Sogar die Shyamalan-typische, finale Wendung zog auch 15 Jahre nach "Ich sehe tote Menschen!" im Kino hörbar. Was aber wohl auch am geringeren Altersdurchschnitt (& IQ-Schnitt?) im Kino lag, von denen die meisten "Sixth Sense" leider wohl noch nicht mal gesehen haben...
Trotzdem fand ich nicht nur den ***SPOILER***realistischen & dadurch umso effektiveren, nicht übernatürlichen Twist gelungen, auch einzelne Passagen machten mir mehr Spaß als erwartet. Von einfachen Jump-Scares bis zu einer bedrohlichen Stimmung & einem grandios-gruseligen alten Ehepaar spielt der Film abwechslungsreich auf der Horrortonleiter. Als positive Überraschung nahm ich den Witz & die Situationskomik im Film auf. Ich hoffe nur, die war auch gewollt, sonst sollte man M. Night echt keine Filme mehr machen lassen. Schaut euch den Film, wenn es geht, in der OV an, denn der kleine Junge rappt nicht gerade wenig, was auf Deutsch nahezu unerträglich wirkt - und das sagt ein Hip-Hop-Fan! Man spürt sowohl die entfernte Last von Shyamalans Schultern durch das Mini-Budget, die Leidenschaft für die gruselige Idee, einen der schönsten Orte für Kinder zum Alptraum werden zu lassen, als auch die Wut auf seine überharten Kritiker, die selbst doch noch nicht mal gute Filme (er-)kennen würden. Über mehrere Ebenen gibt es also genug zu entdecken. ***SPOILER***Nur die Aussage bzw. das Ende, dass Wut keine Lösung sei & man verzeihen soll, fand ich etwas unpassend & aufgesetzt!
Fazit: ein kleiner Schritt für die Horrorwelt, aber ein großer in die richtige Richtung für den gebeutelten Regisseur! Ein kurzweiliger Grusel mit viel mehr Lachern als erwartet!
war im Cinedom, Köln
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The Visit
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