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Review The Voices

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Das Beste kommt zum Schluss
von ArthurA

Filme über Serienkiller gibt es wie Sand am Meer. Aber keiner davon ist wie dieser. Nach dem etwas enttäuschenden Film Huhn mit Pflaumen gelang der französischen Persepolis-Regisseurin Marjane Satrapi mit ihrem ersten englischsprachigen Werk ein schräger Trip in die lustige, traurige, düstere, bunte und vor allen Dingen vollkommen durchgeknallte Welt eines netten Kerls, der blöderweise an einer wahnhaften Schizophrenie leidet, die bereits seine Mutter in den Tod getrieben hat. Ryan Reynolds, der hier völlig neue und bislang ungekannte Facetten offenbart, spielt den liebenswürdigen, wenn auch seltsam verschrobenen Jerry, der in einer Fabrik arbeitet und dort für die hübsche, aber an ihm wenig interessierte Engländerin Fiona (Bond-Girl Gemma Arterton) schwärmt und gar nicht merkt, dass die schüchterne Lisa (Anna Kendrick) einen Narren an ihm gefressen hat. Zu Hause redet Jerry mit seinen zwei besten Freunden – dem Hund Bosco und der Katze Mr. Whiskers. Sie antworten ihm auch. Mr. Whiskers – mit einem überspitzten schottischen Akzent – ist dabei die dunkle Seite seiner Seele (natürlich muss eine Katze böse sein), die ihn immer zu manipulieren versucht. Boscos tiefe Stimme ist hingegen die Stimme der Vernunft und der Besonnenheit. Seiner fürsorglichen und verständnisvollen Therapeutin (Jacki Weaver) erzählt Jerry von den Stimmen nichts, gibt aber kleinlaut zu, seine Medikamente nicht zu nehmen. Doch je mehr die Stimmen Einfluss auf sein Leben nehmen, desto mehr gerät sein Leben aus den Fugen und Jerry entdeckt, dass er möglicherweise eine ganz dunkle Seite in sich trägt.

Humorvolle Filme über Serienkiller gab es natürlich bereits. Das beste Beispiel ist dabei natürlich American Psycho. Doch während American Psycho als eine Gesellschaftssatire funktionierte, ermöglicht The Voices einen tollen und überraschenderweise akkuraten Einblick in den Verstand eines zutiefst gestörten Individuums, dem seine Probleme gelegentlich bewusst werden, er aber von den Impulsen einfach überwältigt wird. Sicher, Jerrys Ausprägung der Wahnstörung ist ein extremes Beispiel, doch es ist nicht an den Haaren herbeigezogen, was ich in Filmen wirklich zu schätzen weiß. Marjane Satrapi inszeniert den Film mit einer unglaublichen Leichtigkeit und farbenfrohen Kulissen und Kostümen, da wir die Welt meistens durch Jerrys rosarote Brille sehen. Verlassen wir aber mal ausnahmsweise seinen Blick auf die Dinge, sieht es schon anders aus. Letztendlich steht und fällt The Voices aber mit Ryan Reynolds’ Performance und diese ist oscarrreif (ich hätte nie gedacht, dass ich das mal über ihn schreiben würde!). Am Anfang noch so liebenswert, dass es irgendwie unangenehm ist, blitzen sein innerer Konflikt und seine dunkle Seite im Verlauf des Films immer mehr auf. Genial ist auch seine Stimmarbeit, denn er lieh auch Bosco und Mr. Whiskers (coolste Filmkatze aller Zeiten!) seine Stimme sowie einigen anderen “Figurenâ€, die an dieser Stelle aber nicht verraten werden. Klar, das “Hund ist die gute Seite, Katze ist die böse Seiteâ€-Muster ist sehr simpel gestrickt hier und nicht alle Momente des schrägen schwarzen Humors funktionieren so gut, wie der Film es wahrscheinlich gerne hätte, doch alles in allem ist The Voices ein wunderbar skurriler Streifen, der trotz seiner lustigen Momente nie den traurigen Unterton der Geschichte vergisst. Einen wunderbaren Eindruck hinterlässt auch eine völlig durchgeknallte Abspannsequenz (nur 22 Jump Street hatte dieses Jahr einen noch besseren Abspann).

Erstveröffentlichung

war im Cinedom, Köln

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Voices
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 6.1/10 44
  • IMDb: 7.4/10
  • Rotten Tomatoes: 85%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 15:18

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