s We Are the Flesh (2016) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews We Are the Flesh

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Reviewer

Fex * 1.5

Pseudokunstblabla

Wie drehe ich in einem ranzigen Abbruchhaus möglichst billig einen Film? Man gaukelt eine Apokalypse vor, lässt ein paar Schauspieler ein paar schwachsinnige hochtrabende Dialoge vortragen und lässt, damit es auch theatermäßig kunstvoll inszeniert ist, einen Teil in einer Felsenpappkulisse spielen, baut, damit es künstlerisch wertvoll und provokant erscheint, ein paar uninspirierte Hardcore-Szenen ein, filmt teils mit einer Wärmebildkamera, um mehr Farbe zu bekommen, und fertig ist das Kunstobjekt Film.
Mangels Geschichte, Dramaturgie und Feingefühl einfach nur qequirlter, gequälter hohler Mist und leider schon der zweite Film dieses Jahr, den man nicht bis zum Ende durchhält.
Zeitverschwendung.

war im Cinestar, Berlin

Giallorossa * 1.0

Wo ist hier der Ausgang???

Der schlimmste Film, den ich je hier auf dem Festival sehen musste: kein Sinn, keine Handlung, Dreck, Schleim und durchgeknallte "Protagonisten", pseudophilosophisches Generve, Softporno, ***SPOILER***Nekrophilie und auch ansonsten alles, was ich nicht brauche. Ich war froh, als endlich der Abspann kam. Wer einen auch nur halbwegs konventionellen Film sucht, ist hier definitiv falsch.
Daher: Warnung! Am liebsten würde ich 0 Sterne geben, was leider nicht geht.

war im Cinecitta', Nürnberg

kao * 2.0

Arthouse-Porno

Wir sind alle einsam. Aber wer die Einsamkeit willig annimmt, verliert die Angst vor bösen Gedanken und jedem Tabu-Bruch. Diese Weisheit verkündet der wahnsinnige Einsiedler Mariano den beiden Teenagern Lucio und Fauna, die eines Tages in seiner zugemüllten Bruchbude auftauchen. Und gemäß des Titels "We Are the Flesh" ist das Mittel dazu jede Menge Sex, alle Spielarten, äußerst explizit in Szene gesetzt. Nebenbei werden noch ein paar andere große Themen allegorisch angeschnitten: Tod und Wiedergeburt, Metamorphose, Initiation, Opferung, Mutter-Kind-Beziehung, Soldatentum...

Der Film knüpft inhaltlich und stilistisch direkt an den Kunstfilm der 1970er an, und ist in dieser Hinsicht auch recht solide gemacht. Allerdings bietet er absolut nichts Neues. Regression als Gesellschaftskritik wurde z.B. in "Themroc" besser, tiefgründiger, und vor allem motivierter thematisiert. Wenn ein Filmemacher solche Themen nach über 40 Jahren aufgreift, könnte man schon irgendeine Form von Weiterentwicklung erwarten, oder zumindest ein paar neue Aspekte. Aber nichts dergleichen. Für Kenner ist "We are the Flesh" daher uninteressant bis ärgerlich, für alle anderen kaum mehr als ein unverständlicher Arthouse-Porno.

MrRossi * 1.0

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Da haben wir ihn, den Spalter des diesjährigen Festivals, denn entweder muss man We are the Flesh lieben oder hassen, hier ist kein Platz für Dazwischen. Dies scheint auch die Abstimmung in Nürnberg zu bestätigen, bei der nur Schulnoten der beiden Enden des Spektrums vergeben wurden. Ich habe noch nie eine 6 beim Fresh Blood Award vergeben, bei diesem Machwerk war es nun endlich soweit.

Ohne Handlung, mit scheinbar willkürlich zusammengestückelten Szenen und plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Protagonisten, versucht der Film, philosophische Fragen zu stellen und pseudointellektuelle Weisheiten zu verbreiten, wie z.B. dass man sich nur in der Einsamkeit seiner innersten, dunklen Gelüste bewusst wird, und diese doch gefälligst auch ausleben sollte. Und das tun die drei Hauptdarsteller dann auch explizit pornografisch und nicht zu knapp in diesem Streifen. Dazu bastelt man sich noch ein theaterbühnenartiges Setting aus Holzlatten, Paketband und Eierkartons für dieses Kammerspiel, taucht alles in buntes Licht - und fertig ist das gewollte Kunstwerk.

Dabei kann der Streifen sich noch nicht einmal entscheiden, was er uns mitteilen möchte, denn immer wieder wirft er spontan ein neues Thema in den Raum, wie zum Beispiel Wiedergeburt und Soldatentum. Und so verkommt der Film zu einem pornografisch unterfütterten, pseudointellektuellen, künstlerischen Brei, ganz ähnlich der Brotmaische, die unsere Hauptfigur am Anfang des Films destilliert.

Den einen Stern widme ich dem tollen Song im Abspann.

saß im Cinecitta', Nürnberg

Herr_Kees * 7.5

Adam und Eva im Pappmachéparadies

Maria und Lucifer bauen mit Gott eine Höhle aus den Trümmern der Welt. Maria will Gott ficken, doch Gott hat sich schon totgespritzt. Gott kommt zurück in die Welt. Penis. Vagina. Poesie. Urschreitherapie. Musik. Kannibalismus. Orgie. Aus. Raus.

Regisseur Emiliano Rocha Minter dankt im Abspann u. a. Andrzej Zulawski, Georges Bataille, Marquis de Sade, Antonin Artaud und Gaspar Noé. Wer mit deren Werken etwas anfangen kann, wird wahrscheinlich auch an WE ARE THE FLESH Gefallen finden. Denn dieses Werk ist vielmehr eine filmische Kunstperformance als ein experimentelles Horrordrama und entzieht sich von daher den klassischen Bewertungsmaßstäben. Wer für diese Art Art empfänglich ist, wird reich belohnt, wer nicht, wird reichlich leiden.

war im Metropol, Stuttgart

Janina Himmen * 1.5

Tja

Arthouse-Porn also. Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde, aber es lässt sich sehr leicht mit zwei Worten zusammenfassen.

Mich wundert nicht, dass die Schnittmenge von FFF-Zuschauern und solchen, die "We are the Flesh" gut finden, eher klein ausfällt. So kristallisiert sich dieser Film gerade als die große Gurke 2016 heraus. Verdient? Oder sind wir einfach nicht offen genug für Kunst?

Leicht zugänglich ist dieser Film jedenfalls nicht. Es gibt zwar eine Art durchgängige Handlung im Hintergrund, aber das meiste wirkt, als hätte der Regisseur einfach nur Szenen aneinandergereiht, die verschiedene Themenbereiche abdecken. Einige davon sind einfach nur Tabus, die gebrochen werden... Es geht um Religion... Dann kommt eine Geburtsszene... Die symbolische Bildsprache wirkte dabei ziemlich plakativ auf mich, und die Zusammenstellung der Themen leider viel zu beliebig. Das ist für mich wohl auch das Hauptproblem an dem Film: Er will so viel sagen und nichts davon konnte bei mir Interesse oder Emotionen wecken.

Kontrovers kann man das Gezeigte vielleicht finden, wenn man Geschlechtsteile in Großaufnahme kontrovers findet. Aber ansonsten... Da ich nicht den geringsten Bezug zu den Charakteren aufbauen konnte, haben mich sowohl Tabubrüche als auch Gewaltausbrüche völlig kalt gelassen. Ich habe dem ganzen zugesehen wie einem Marionettentheater, und diese Distanz hat der Film in keiner Sekunde geschafft zu durchbrechen.

Von daher würde ich ganz klar sagen: Ziel verfehlt. Wenn man einen Film zu 90% darauf aufbaut, kontroverse Handlungen aneinanderzureihen, sollte man zumindest dafür sorgen können, dass er beim Zuschauer Emotionen hervorruft.

Pluspunkte gibt es für das Ende und ein paar nett gefilmte Szenen, aber das war es leider schon von mir. Wie gesagt ließ mich das Gezeigte völlig kalt, und optisch sieht das Ganze die meiste Zeit aus, als wäre es mal eben schnell in einem leerstehenden Haus runtergedreht worden. Auf die Wärmebildkamera und das Gesinge möchte ich gar nicht erst näher eingehen. Dahinter steckt sicher eine Vision, aber es wirkte einfach nur albern...

Ich kann mir vorstellen, dass der Film wegen seines künstlerischen Ansatzes Fans finden wird, denn für jede Form von Kunst gilt: Irgendjemanden spricht genau das an. Aber ich habe selten etwas Nervtötenderes auf dem FFF erlebt.

Erstveröffentlichung

guckte im Cinestar, Frankfurt

Leimbacher-Mario * 4.0

Von Tuten & Blasen keine Ahnung

Ein mexikanischer Filmstudent mag Endzeit, Sicko-Porn & Paketklebeband - so kann man sich die Erschaffung dieses kleinen Skandalfilms erklären. Danke Fantasy Filmfest, dass du uns so einen Krampf, so einen Quatsch, so eine Kunst, so einen Ekel, so etwas Einzigartiges zeigst. Soll noch mal einer sagen, du traust dich nichts mehr...

In "We Are The Flesh" geht es um einen mit der Einsamkeit verlobten, sehr skurrilen & gruseligen Eremiten, der nach der Apokalypse Mexikos in seiner kargen Höhle Besuch ***SPOILER***von einem Geschwisterpaar kriegt - wonach es nicht lange dauert, bis eine postapokalyptische Familie des Wahnsinns entsteht, die jeglicher Vorstellungskraft trotzt & weit über Grenzen hinaus geht. Was für ein Machwerk - für die einen horizonterweiternde Kunst, für die meisten sinnloser Schund. Für mich eher Letzteres mit einem Hauch an interessanten Kuriositäten & einer kurzen Laufzeit, die ihn über absoluten Gurkenstatus hieven.

Ja, er ist prätentiös auf Schock aus. Ja, vieles ist unnötig, zu aussagelos & spannungsarm. Der Film verliert sich in seinem nackten Tanz um des Teufels Arsch. Doch trotzdem hatte er eine gewisse Faszination, einen unterbewussten, vielleicht sogar unfreiwillig komischen Kick & eine abstoßende Schönheit aus Farben, Formen, Körperflüssigkeiten. Wie wenn "Under The Skin" auf Hardcore-Porno & "Das große Fressen" trifft. Nicht schön, nicht einfach & nicht normal, sogar eher krank, grenzdebil & unbeschreiblich daneben - aber ohne Zweifel das Horrorgenre um eine mexikanische Pfefferschote & Kuriosität erweiternd.

Zudem gefiel mir neben der furiosen Kamera & der überraschenden finalen Auflösung vor allem eins so sehr, dass ich ihn einfach nicht verreißen kann: die Darsteller! Wie mutig, offen & verrückt kann man sein? Gruselig & einprägsam unmenschlich ist kein Wort für Noe Hernandez als esoterisch-kannibalischen Einsiedler. Mutig & selbstbewusst auch der Regisseur - so etwas muss man erst mal als Regiedebüt abliefern. In einem streng katholischen Mexiko! Wird sicher ein Kultfilm, dazu spaltet er schon jetzt hörbar die Massen. Sex in Wärmebildkamera, eine Wiedergeburt des Wahnsinns, primäre Geschlechtsmerkmale über die komplette Leinwand, ***SPOILER***Inzest, Eier, Haare & Irrsinn - muss man nicht mögen, sollte man aber 2016 gesehen haben. Allein schon um mitzureden.

Fazit: Eine Grenzerfahrung - 50% nervig, 30% WTF?! & 20% Wow. Trotzdem für mich eher ein sinnloses, unnötig provozierendes Experiment. Ist das Kunst oder kann das weg? Ist er zu stark, bist du zu schwach?

war im Residenz, Köln

D.S. * 7.5

Grenzüberschreitend

Das diesjährige Hassobjekt für einen Großteil des FFF-Publikums ist kein Film, der eine Story erzählen will. Es geht ihm stattdessen sehr offensichtlich um das Vermitteln ganz grundlegender Botschaften auf experimentell-künstlerische Weise. Ihn aufgrund seiner Handlung oder ihres Nicht-Vorhandenseins zu bewerten, ergibt deshalb keinen Sinn. Es wundert mich ein bisschen, dass so viele Leute genau das tun. Und sich über seine diesbezüglichen "Defizite" beschweren. Allzu oft kann ich mir derartige Produktionen auch nicht ansehen, aber muss denn jeder Festivalfilm konventionellen Formeln folgen? Gibt es das FFF denn nicht exakt dafür – über die Grenzen des Mainstreams hinauszuführen? WE ARE THE FLESH ist definitiv ein außergewöhnliches Erlebnis. Mutiges, intensives, unglaublich seltsames Kino. Und wenn nicht mal wir das zu würdigen wissen, wer soll die Welt denn dann vor FAST & THE FURIOUS 328 bewahren? ;)

Wir sind das Fleisch. Wir sind das Blut. Aber was sind wir noch? Was macht den Mensch zum Menschen; was macht ihn zu dem, was er ist? Warum zwängen wir unseren Geist in Ängste, Regeln, Tabus und versagen uns so ein freies, ungebremstes Dasein? WE ARE THE FLESH ist eine wilde Hymne auf die Körperlichkeit, eine Feier des Lebens, ein zutiefst optimistisches, energiegeladenes Werk, das in verstörenden, brachialen, wollüstigen Bildern daherkommt. Der Geist ist nicht im Fleisch. Der Geist IST das Fleisch. Ein wütend pulsierender Angriff auf die Körperfeindlichkeit, die Tabuisierung der Lebendigkeit und ihres animalischen Kerns gerade in religiös geprägten Gesellschaften – kein Zufall, dass hier sowohl die mexikanische Nationalhymne als auch "Ave Maria" dargeboten werden. Ein Affront gegen das Verklemmte, das Biedere, das sich "normal" nennende Alltägliche unserer Zivilisation, das spätestens im Finale als das eigentlich Perverse, Kranke denunziert wird.

Lebendigkeit, ungezügelte Triebhaftigkeit, geistige Neugeburt in ein freies Erleben hinein – dass es bei solchen Themen zur vielfachen und offenherzigen Darstellung von Sex und Sexualorganen kommt, ist selbstverständlich. Dass das immer noch Menschen irritiert, weniger.

An der Oberfläche ist WE ARE THE FLESH sicher schwer nachvollziehbar und schwer verdaulich. „Tod und Wiedergeburt, Metamorphose, Initiation, Opferung, Mutter-Kind-Beziehung, Soldatentum“, wie es in einem anderen Review aufgezählt wird, sind hier aber eben nur die Oberfläche. Darunter steckt das Fleisch. Und das will gefeiert werden. Was der Film intensiv begeht – und auch, wer keine Lust auf Interpretationsarbeit hat oder die hier auf uns geworfenen Themen und Thesen persönlich weder für relevant noch interessant hält, sollte wenigstens daran Gefallen finden können. Denn auch und gerade auf audiovisueller Ebene wird hier über weite Strecken eine rauschhafte, halluzinatorische Erfahrung geboten, die im positivsten Sinne an Werke Gaspar Noés erinnert, sich aber auch überdeutlich vor Meilensteinen des mexikanischen Genre-Kinos wie ALUCARDA verneigt.

In jeder Hinsicht herausragend. Düster, anstrengend, eigenartig – und ganz sicher lange in Erinnerung bleibend. Für so was gehe ich aufs Festival. 7,5 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

Alexander * 6.5

Die Unratkübel der Metaphysik.

Man kann sich als Zuschauer natürlich von der vordergründigen (S)exploitation dieses seltsam anmutenden und irgendwo zwischen Arthouse und Kunstporno angesiedeltem Films blenden und vielleicht auch anwidern lassen.

Als von kommerzielleren Produktionen übersättigter und gelangweilter Filmfreund gehe ich aber gerade auch wegen solchen Werken auf das FFF, einfach um mal etwas ANDERES zu sehen. Und ANDERS ist „We Are The Flesh“ auf jeden Fall, und er ist auf jeden Fall Film fürs Hirn, denn es gibt unendlich viele Ansätze, wie man das Gesehene entschlüsseln, enträtseln, neu interpretieren oder sonstwie auf intellektueller Ebene verwursten könnte.

Deckenhohe Stapel von Eierkartons, selbstgebastelte Höhlen, die ausgeleuchtet sind als wären sie ein riesiger Mutterleib, Szenen einer Wiedergeburt, explizite Darstellungen von Penissen und der wohl längste Blowjob, den es je auf dem FFF zu sehen gab…

Durch immer neue Sequenzen mischt dieser vollkommen unvorhersehbare Film die Karten alle paar Minuten aufs Neue und schert sich dabei einen Dreck um filmische Konventionen. Ist alles nur eine Parabel auf den Wunsch, zurück in den Mutterleib kriechen zu wollen, um der brutalen Welt, der man seit seiner Geburt ausgesetzt ist, zu entkommen? Handelt es sich doch nur um nichts weiter als einen fiebrigen Drogentrip, ausgelöst durch in riesigen Kübeln selbst gebrannten Schnaps, von dem ich gerne auch etwas genascht hätte, um den Inhalten dieses verrückten Kunstfilms vielleicht näher zu kommen?
Immerhin handelt es sich hier um einen mexikanischen Film, und von reichlich Mezcal-Genuss ausgelöste Wahnvorstellungen kennen wir nicht erst seit "Unter dem Vulkan".

Soll man das alles so deuten ? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir einen Diskussions-Thread zu diesem Film eröffnen?

Wahrscheinlich holt sich Regisseur Emiliano Rocher-Minter aber gerade am anderen Ende der Welt einen darauf runter, dass wir uns hier die Köpfe zermartern, wie einzelne Szenen und Dialogzeilen zu interpretieren seien. Zum Film passen würde das.

staunte im Cinestar, Frankfurt

meiklsan * 6.0

WATF oder WTF?

First of all, genau diese Art filmischer Sonderlinge würde ich zu gerne öfter auf dem FFF entdecken. Hut ab, dass sich unser etabliertes FFF Team nicht zu schade war, sowas ungemütlich Ungewohntes endlich auch mal wieder ins Programm aufzunehmen. Kommt leider viel zu selten vor.
Deshalb 1 fetter Stern für Rosebud.
Ähnlich verwundert, angewidert, baff und ratlos, aber trotzdem irgendwie angefixt habe ich vor langer Zeit nur nach „Subconscious Cruelty“ den Kinosaal verlassen. Und nein, es waren keine Walk-outs, ich habe diese cineastischen Low Level Querschläger wirklich in voller Länge ertragen und auf gewisse Art und Weise auch genossen!? Auch wenn diese Indie B- oder C-Produktionen natürlich immer scharf an der Gurkenglas Kante kratzen, sind sie für mich dennoch ein willkommener Ausgleich zu den immer wiederkehrenden Hochglanz Dubletten aus Drama, Thriller, Action, Horror, Zombie, etc.

Doch jetzt hin zu den Abgründen von WATF.
Natürlich muss man solch einem schrägen Machwerk einfach eine gewisse Zeit geben, sich sacken zu lassen, selbst wenn es einem während des Festivals eigentlich ziemlich auf den Sack ging!
In meiner Nachbetrachtung habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass es aufgrund der unzähligen Interpretations-Möglichkeiten keinen Sinn macht, den Film tiefer und mannigfaltiger zu analysieren, denn meines Erachtens gibt es bis auf ein paar wenige rote Fäden (im wahrsten Sinne des Wortes), kaum die eine oder einzig richtige Erklärung und Auslegung für diesen Film. Viel mehr nehme ich an, dass unser mexikanischer Regie Debütant Emiliano, seinem Land und dem Rest der Welt einfach mal einen grinsenden Stinkefinger und wahrscheinlich sogar einen warnenden Zeigefinger präsentieren wollte!?
Diese „Finger“ verpackt er im Laufe des Films sogar sehr geschickt in notdürftig von Klebebändern zusammengebastelten und -gehaltenen Settings und explizit pornografischen Fetisch-Darstellungen der extremeren Art und erreicht damit plakativ natürlich auch die größtmögliche optische Aufmerksamkeit, aber auch Nachdenklichkeit und Fragwürdigkeit!

Schleim, Öl, Dreck, Sperma, Urin, Menstruation, Blut.
Selbstbefriedigung, Blowjob, Sex, Sex zu Dritt bis hin zur Orgie.
Selbst vor den gesellschaftlich verbotenen Sex Praktiken wird hier nicht halt gemacht!
Alles ist dabei, wird in unterschiedlich eingefärbten Bildern eindringlich zur Schau gestellt, mal mehr oder weniger schnell oder eklig inszeniert, aber die „Botschaft“ ist jederzeit im Fokus und entwickelt sich orgiastisch immer mehr einem fatalen Klimax entgegen.

Dieser Film ist ein einziger Aufschrei.

Unser Main Cast, Verführer, Prediger und „alter Mann“ wird zynisch, lustvoll und immer grinsend hervorragend von einem Noé Hernádez gespielt, der sich unser hübsches „Teeny Pärchen“ geschickt zu Nutzen macht und sie für seine Zwecke hervorragend einsetzt, manipuliert und missbraucht.

Auch wenn man als Zuschauer irgendwann das komische Gefühl hat, von dem Film sogar selbst benutzt zu werden, sollte man ihn sich trotzdem unbedingt anschauen.
Denn WATF ist eine wirklich außergewöhnlich einmalige Erfahrung, die man so schnell nicht wieder erleben wird oder will.
Für mich ist dieser sonderbare verquere Flick definitiv 6 Exoten Sterne wert.
Bitte mehr davon.

war im Cinestar, Frankfurt

39 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

We Are the Flesh
  • Score [BETA]: 56
  • f3a.net: 4.6/10 39
  • IMDb: 6.5/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 20:16

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