Reviewer
Leimbacher-Mario * 5.5
Cronenzwerg
Braucht man Remakes? Und was macht eines zum würdigen, sinnvollen Update? Darauf gibt „Rabid“ von den Soska-Schwestern zu Beginn frech, meta und selbstbewusst gleich eine Quasi-Antwort - nur um seine eigenen Aussagen dann im weiteren Verlauf mit einem höchst mediokren und recht lahmen Film zu torpedieren... In dem vagen Remake von David Cronenbergs „Rabid“ sehen wir eine Modedesignerin auf ihrer Vespa verunglücken und mit einem zutiefst entstellten Gesicht im Krankenhaus aufwachen. Doch eine neue Methode der Verpflanzung künstlicher Haut gibt Hoffnung auf Normalität, Schönheit und gar Verbesserungen. Wären da nicht unangenehme Nebenwirkungen wie der Hunger auf Blut, mysteriöse Wahnvorstellungen, ekelige Auswüchse und die ansteckende, namensgebende und äußerst aggressive Super-Tollwut...
Cronenbergs „Rabid“ ist sicher nicht seine Sternstunde, aber ein verdammt gelungenes, richtungsweisendes Frühwerk. Dieser „Rabid“ will Verbeugung und Twist auf diesen rohen Geniestreich sein, cronenberg’sche Werkschau und massiver Fanservice obendrein - was ihm auch oft gelingt -, vergisst dabei jedoch, ein guter Film zu werden. Die Seitenhiebe auf die Modebranche und die allgemein sehr oberflächliche westliche Welt hat man schon oft (besser, bissiger) gesehen, selbst wenn der „Günther“ ein ziemlich unterhaltsamer Charakter mit deutschen Wurzeln und klare Anspielung auf King Karl ist. Dafür bekommt man eine sehr ansehnliche Leading Lady geboten, einige fein handgemachte Bodyhorror-Effekte und zumindest den Versuch, aus wenig Geld viel Style zu holen. Leider ist das Gesamtergebnis schneller vergessen als das Abendessen von vorgestern und wirkt nie wie ein packendes, kohärentes Ganzes. Eher wie ein fanmade Best-of. Etwas Carpenter und Lovecraft, etwas „Neon Demon“ und „Contagion“ noch mit rein in die Suppe - fertig ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Ohne Würze, ohne Seele. Zu wenig Highlights, zu wenig Ekel (!), zu wenig Sympathien. Für alle Beteiligten. Am Ende überwiegt Enttäuschung. Ganz ohne Schadenfreude.
Fazit: Satirisch, trashig, oberflächlich. Der neue „Rabid“ ist eher Hommage an das gesamte Bodyhorror-Subgenre als steifes Remake. Ein im besten Fall launiger B-Movie, im schwächsten Fall überflüssiger, überraschend höhepunktarmer und zäher Versuch, einem Meister Tribut zu zollen. Irgendetwas fehlt bei den Soska-Schwestern immer, hier sogar massiv viel, und mittlerweile traue ich ihnen leider nicht mehr den großen Wurf zu...
Cronenbergs „Rabid“ ist sicher nicht seine Sternstunde, aber ein verdammt gelungenes, richtungsweisendes Frühwerk. Dieser „Rabid“ will Verbeugung und Twist auf diesen rohen Geniestreich sein, cronenberg’sche Werkschau und massiver Fanservice obendrein - was ihm auch oft gelingt -, vergisst dabei jedoch, ein guter Film zu werden. Die Seitenhiebe auf die Modebranche und die allgemein sehr oberflächliche westliche Welt hat man schon oft (besser, bissiger) gesehen, selbst wenn der „Günther“ ein ziemlich unterhaltsamer Charakter mit deutschen Wurzeln und klare Anspielung auf King Karl ist. Dafür bekommt man eine sehr ansehnliche Leading Lady geboten, einige fein handgemachte Bodyhorror-Effekte und zumindest den Versuch, aus wenig Geld viel Style zu holen. Leider ist das Gesamtergebnis schneller vergessen als das Abendessen von vorgestern und wirkt nie wie ein packendes, kohärentes Ganzes. Eher wie ein fanmade Best-of. Etwas Carpenter und Lovecraft, etwas „Neon Demon“ und „Contagion“ noch mit rein in die Suppe - fertig ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Ohne Würze, ohne Seele. Zu wenig Highlights, zu wenig Ekel (!), zu wenig Sympathien. Für alle Beteiligten. Am Ende überwiegt Enttäuschung. Ganz ohne Schadenfreude.
Fazit: Satirisch, trashig, oberflächlich. Der neue „Rabid“ ist eher Hommage an das gesamte Bodyhorror-Subgenre als steifes Remake. Ein im besten Fall launiger B-Movie, im schwächsten Fall überflüssiger, überraschend höhepunktarmer und zäher Versuch, einem Meister Tribut zu zollen. Irgendetwas fehlt bei den Soska-Schwestern immer, hier sogar massiv viel, und mittlerweile traue ich ihnen leider nicht mehr den großen Wurf zu...
war im Residenz, Köln
Herr_Kees * 5.5
Welcome to the Haüs of Günter, Schnuckifutzes!
Mit AMERICAN MARY gelang den Soska Sisters genau die richtige Mischung aus fiesem (noch dazu realem) Bodyhorror und beißender Komik. In ihrer Neuinterpretation von Cronenbergs frühem Exploitationfilm bewegen sie sich leider sehr unentschlossen zwischen versuchter Satire, echtem Horror und reinstem Trash, letzteres womöglich auch dem offensichtlich geringen Budget geschuldet, aber nicht nur: Manche Szenen und Dialoge sind arg „soapy“ geraten, während das gesamte Modegedöns zur Albernheit tendiert – Mackenzie Gray gibt hier eine Lagerfeld-Imitation als Melange aus Brüno und Toni Erdmann.
Dass die Schwestern wohl glühende Cronenberg-Verehrerinnen sind, ist unübersehbar, fast geht die Huldigung schon zu weit, wenn unsere Protagonistin in die William-Burroughs-Klinik aufgenommen wird und die Ärzte ihre Operationen dort mit den roten Kitteln aus DEAD RINGERS zelebrieren. Das ist schon keine Hommage mehr, das ist Cosplay.
Zumindest die Horrorszenen sind ordentlich handgemacht (wenn auch nie erschreckend), gegen Ende wird man sogar noch an Brian Yuznas sehr körperlichen 80er-Jahre-Horror erinnert. Von daher: Für Hardcore-Fans genießbar, für alle anderen verzichtbar.
Dass die Schwestern wohl glühende Cronenberg-Verehrerinnen sind, ist unübersehbar, fast geht die Huldigung schon zu weit, wenn unsere Protagonistin in die William-Burroughs-Klinik aufgenommen wird und die Ärzte ihre Operationen dort mit den roten Kitteln aus DEAD RINGERS zelebrieren. Das ist schon keine Hommage mehr, das ist Cosplay.
Zumindest die Horrorszenen sind ordentlich handgemacht (wenn auch nie erschreckend), gegen Ende wird man sogar noch an Brian Yuznas sehr körperlichen 80er-Jahre-Horror erinnert. Von daher: Für Hardcore-Fans genießbar, für alle anderen verzichtbar.
guckte im Metropol, Stuttgart
Alexander * 7.0
The Häus of Günter
Kann man es den Soska Sisters verübeln, uns Cronenberg-Fans ein Remake seines nicht unbedingt besten Films „Rabid“ zuzumuten? Ich finde nein.
Die Regisseurinnen schaffen es natürlich nicht, das typische Cronenberg-Flair seiner 70er-Jahre-Produktion einzufangen, aber das war ja auch bestimmt nicht so gewollt und „Rabid“ sollte auch kein Shot-by-Shot-Remake sein, sondern der ziemlich bösen Geschichte vielleicht etwas neues Leben einhauchen. Ok, contradiction in terms, man verzeihe mir das kleine Wortspiel.
Wer auf blutigen „body horror“ steht, wird hier mit recht ekelhaften Szenen auf seine Kosten kommen, und auch das für Cronenberg so typische Appendix-Feature von sich im Schleim windenden Körper-Mutationen wird zitiert. What you see is what you get, weniger Anspruch, viel Horror und Blut, fiese Szenen, Spannung und brutaler Exzess.
Dabei versucht der Film auch etwas Kritik am Schönheitswahn unserer Zeiten zu üben, suhlt sich in den Befindlichkeiten zugekokster Models und haut mit „Günter“ eine überzeichnete und grotesk komische Figur des überdreht-oberflächlichen Mode-Designers raus, der rüberkommt wie ein aufgedunsener Lagerfeld mit Sprachfehler. Das ist stellenweise unpassend witzig, meistens aber so unterhaltsam, dass ich dem Film für sein comic relief, auf das ich in Horrorfilmen sonst eher verzichten kann, ausnahmsweise einmal nicht böse sein konnte.
Vorhersehbar natürlich, denn wer kennt nicht das Original, doch so unerträglich gemein und erfrischend unterhaltsam inszeniert, dass der Horrorfan nicht anders kann, als wenigstens 7 Punkte für einen richtig gemeinen Film zu vergeben. Und Laura Vandervoort ist schon eine kleine Augenweide.
Die Regisseurinnen schaffen es natürlich nicht, das typische Cronenberg-Flair seiner 70er-Jahre-Produktion einzufangen, aber das war ja auch bestimmt nicht so gewollt und „Rabid“ sollte auch kein Shot-by-Shot-Remake sein, sondern der ziemlich bösen Geschichte vielleicht etwas neues Leben einhauchen. Ok, contradiction in terms, man verzeihe mir das kleine Wortspiel.
Wer auf blutigen „body horror“ steht, wird hier mit recht ekelhaften Szenen auf seine Kosten kommen, und auch das für Cronenberg so typische Appendix-Feature von sich im Schleim windenden Körper-Mutationen wird zitiert. What you see is what you get, weniger Anspruch, viel Horror und Blut, fiese Szenen, Spannung und brutaler Exzess.
Dabei versucht der Film auch etwas Kritik am Schönheitswahn unserer Zeiten zu üben, suhlt sich in den Befindlichkeiten zugekokster Models und haut mit „Günter“ eine überzeichnete und grotesk komische Figur des überdreht-oberflächlichen Mode-Designers raus, der rüberkommt wie ein aufgedunsener Lagerfeld mit Sprachfehler. Das ist stellenweise unpassend witzig, meistens aber so unterhaltsam, dass ich dem Film für sein comic relief, auf das ich in Horrorfilmen sonst eher verzichten kann, ausnahmsweise einmal nicht böse sein konnte.
Vorhersehbar natürlich, denn wer kennt nicht das Original, doch so unerträglich gemein und erfrischend unterhaltsam inszeniert, dass der Horrorfan nicht anders kann, als wenigstens 7 Punkte für einen richtig gemeinen Film zu vergeben. Und Laura Vandervoort ist schon eine kleine Augenweide.
staunte im Harmonie, Frankfurt
35 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Rabid
- Score [BETA]: 57
- f3a.net: 5.5/10 35
- IMDb: 5.9/10